„Weiter nicht auf Rosen gebettet -- Manager Jonathan Kollmar beantwortet Fragen der 46ers-Fans
6.6.2023 um 20:37 von
Author: deissler
Anonym: Was passiert, wenn JobStairs nicht verlängert? Gibt es Alternativen für das Namensrecht?
Jonathan Kollmar: Wir sind aktuell in Gesprächen. Wenn wir keine Lösung finden mit JobStairs, dann machen wir wieder weiter als „Gießen 46ers. Bei so großen Partnerschaften ist klar, dass man immer nach links und rechts schaut. Aber JobStairs ist für uns natürlich trotzdem erster Gesprächspartner und wir würden die letzten vier Jahre gerne fortführen.
Anonym: Wie lange ist Profibasketball ohne Sanierung der Osthalle noch möglich?
Kollmar: Ganz offen und ehrlich, das ist eine Herausforderung. Wir sind dieses Jahr durch Deutschland gereist in der ProA und haben gesehen, dass andere Standorte noch professioneller aufgestellt sind. Das heißt nicht, dass es nicht mehr ausreicht. Aber das andere weiter sind, haben Gespräche mit allen Verantwortlichen gezeigt. Alle erhöhen ihre Standards. Ziel ist es, einen direkten Anschluss der ProA an die BBL zu schaffen. Andere erweitern etwa ihr Trainingsgelände und so weiter. Auch dafür führen wir Gespräche mit der Stadt und hoffen dieses Jahr auf eine Entscheidung.
Anonym: Wer verantwortet die Spielersuche und die Verhandlungen mit den Agenten für die kommende Saison?
Kollmar: Das ist in der Hand des Coaches beziehungsweise des Coaching-Duos. Geht es in den Bereich des Wirtschaftlichen, also zu den Verträgen, setzen wir uns gemeinsam hin oder ich handle die Verträge aus.
Anonym: Wie wichtig waren die vier Playoff-Spiele für die Vereinskasse? Steht das Geld in der kommenden Saison zur Verfügung oder wurden damit Löcher gestopft?
Kollmar: Die vier Spiele waren schon sehr gut und über dem, was wir geplant oder erhofft hatten. Es war nah am Maximum, das wir haben konnten. Das brachte zusätzliche Einnahmen. Schaut man in Richtung der Zahlen, sind wir aber weiter nicht auf Rosen gebettet. Es tat gut, aber wir haben dadurch jetzt keinen riesigen Sprung nach vorne gemacht. All das zeigt aber auch, was sportlicher Erfolg auch finanziell ausmacht. Seit Januar sind wir in den Planungen für das Budget der neuen Saison. Hier verfolgen wir einen konservativeren Ansatz als in den Vorjahren.
Anonym: Wie werden die 46ers attraktiv für neue Großsponsoren?
Kollmar: Wir müssen uns ehrlich und transparent so geben, wie wir sind. Wir sind nicht der modernste Club, aber wir haben Tradition und geile Fans. Einen großen Teil machen dabei die Fans aus, die mit ihrer Stimmung dazu beigetragen haben, uns attraktiver zu machen. Spiele wie gegen Vechta zeigen wir Sponsoren gerne vor, um ihnen zu zeigen, was in Gießen möglich ist. Gründe für Sponsoring sind verschieden, da geht es um Brandbuilding oder darum, die Wahrnehmung als Arbeitgebermarke zu steigern. Je mehr Siege man einfährt, desto attraktiver ist man. Das ist eine Art Kreislauf. Sponsoren wollen keine halbleeren Hallen sehen, weshalb die Dauerkartenverkäufe hier auch eine Rolle spielen. All diese Punkte helfen uns ungemein.
Anonym: Welche Unterstützung gibt es durch die Gesellschafter?
Kollmar: Wir erfahren eine große Unterstützung durch die Gesellschafter, die ähnlich wie Fans und Sponsoren nach dem Abstieg durch ein kleines Tal gegangen sind. Durch die Stimmung in der Halle haben wir jetzt gezeigt: Wir wollen den Club weiter nach vorne bringen. Ohne sie, die mit viel Herzblut und finanziellem Engagement dabei sind, würde es diesen Club nicht mehr geben.
Lutz Bergmann: Was wird uns nächste Saison für ein Kader erwarten? Ein ähnlicher Aufbau wie dieses Jahr? Wird versucht, mit Führungsspielern zu verlängern, wenn möglich?
Kollmar: Grundsätzlich sind das Bereiche, wo ich den Trainer nach vorne schieben möchte. Wir würden aber gerne mit den Jungs, die sich bewiesen haben, reden und schauen, ob es weitergeht. Man muss aber auch ehrlich sein: Alle Jungs haben dazu beigetragen, dass wir so erfolgreich waren. Daher sind sie auch auf dem Radar von größeren Vereinen. Da ist es klar, dass sich die Jungs umschauen und gucken, wie es mit ihrer persönlichen Karriere weitergeht. Aber wir haben natürlich die Motivation, das Gros des Teams zusammenzuhalten. Mit den vier Spielern, die bleiben, haben wir ja schone einen soliden Grundstock. [Luis Figge, Luca Kahl, Kevin Strangmeyer, Roland Nyama]
Frank Nikolaus Steindl: Lieber Jonathan, wie stellst du dir in der neuen Saison eine Zusammenarbeit mit den Fangruppen vor, wenn es um mehr organisierte Auswärtsfahrten geht? Hier sind viel Potential und Interesse bei den 46ers-Fans vorhanden. Die Bereitschaft ist oft größer als wenn man die Fahrten privat organisieren muss. Zu Hause kann jeder, auswärts ist geiler.
Kollmar: Super Frage, diese Punkte haben wir schon beim Fangespräch im Februar aufgenommen. Wir werden demnächst von Gesellschafterseite eine Person als Bindeglied zwischen Fans und Club vorstellen, der sich dazu bereiterklärt hat, diese Funktion zu erfüllen. Für uns als Geschäftsstelle ist die Organisation von Fanfahrten zu zeitaufwändig. Aber die Person aus dem Gesellschafterkreis, die auch als Sprachrohr fungieren soll, wenn es mal nicht so läuft, wird uns da unterstützen. Unser Interesse daran ist generell sehr groß. So bringt man die Fans als Familie oder Community zusammen.
Fritz Royal: Ist es möglich, das Bistro unter dem F-Block wieder zu betreiben? In der Vergangenheit war es insbesondere während der Halbzeitpause gut frequentiert.
Kollmar: Die Beliebtheit des Bistros wurde mir von vielen Seiten bestätigt. Zuletzt brauchten wir das Bistro als Stauraum für die Cases der LED-Banden, da wir dafür keinen Platz mehr hatten. Aber wir überlegen, welche Investitionskosten es hier gibt, welche Sicherheitsregulierungen zu beachten sind und so weiter. Da hängt weit mehr dran als nur die Wiedereröffnung. Es muss zum Beispiel auch ins Sicherheitskonzept passen. Wir sind letztlich nur Mieter der Halle und müssen auch hier eine gemeinsame Lösung mit der Stadt finden.
Fritz Royal: In welchem Zustand sind die Rivers (Trainingshalle) und wie sind dort die Trainingsbedingungen?
Kollmar: Da ist nicht alles „Top of the top. Aber mit den Worten von Coach Frenki (Ignjatovic): Wir sind froh, eine Halle zu haben, wo wir überhaupt zweimal am Tag trainieren können. Natürlich können wir uns hier nach oben entwickeln. Es gibt viel Optimierungsbedarf. So müssen die Spieler selbst die mobilen Standkörbe reinfahren, weil die Deckenkorbanlagen defekt sind. Aber auch hier sind wir im Austausch und letztlich nur Mieter, die nicht sagen können: Das und das muss passieren. Wir sind der Stadt dankbar, wenn sie diese Umsetzungen hinbekommt.
Felix Ullmann: Wie sehr ist es möglich, Spieler vorab zu scouten? Oder läuft alles über Beraterangebote und ein paar Videozusammenschnitte?
Kollmar: Das Coaching-Team schaut sich Videos an und hat natürlich auch Kontakt zu Beratern, zu denen man Vertrauen aufgebaut hat. Ist es einmal gut gelaufen, vertraut man einem Berater danach eher mehr. Hervorzuheben sind hier die guten Kontakte von Frenki ergänzt um die von Nikola Stanic. Diese beiden scouten seit Wochen und wir haben unser vollstes Vertrauen, dass wir so eine erfolgshungrige Mannschaft auch in der kommenden Saison in der Sporthalle Gießen-Ost sehen werden.