Das Phänomen Nachverpflichtungen in der BBL.
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Das Phänomen Nachverpflichtungen in der BBL.
Das Phänomen Nachverpflichtungen in der BBL.
Kaderveränderungen sind in der BBL an der Tagesordnung. Sei es, weil ein Spieler verletzt länger ausfällt, die Erwartungen nicht erfüllt oder anders geartete Veränderungsbedarfe entstehen. Nachverpflichtete Spieler haben teils einen enormen Impact auf das sportliche Geschehen. Ratiopharm Ulm hat letzte Saison den Turnaround zur letztendlichen Meisterschaft durch zwei Nachverpflichtungen (Brandon Paul und Bruno Caboclo) eingeleitet. Manchmal verpuffen sie aber auch. Frankfurt hat letztes Jahr gleich 4 mal nachverpflichtet (Lewis, Washington, Cooke, Theodore) und den Abstieg nicht vermeiden können. Das Bauchgefühl, mit dem ich in die Recherche gegangen bin war, dass die Zahl der Nachverpflichtungen in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist, ohne dass ich so recht erkennen konnte, warum eigentlich. Ich habe mich daraufhin in die BBL Historie gestürzt, versucht dieses Gefühl zu konkretisieren und die Hintergründe für diesen gefühlten Trend herauszufinden. Das war dann in der Umsetzung überraschend mühselig, sodass ich zum jetzigen Zeitpunkt eher ein Zwischenfazit, als eine umfassende Analyse daraus ableiten kann.
Beginnen wir mit einigen grundsätzlichen Überlegungen. Alle BBL Teams haben in der Offseason einen Plan, mit dem sie die Kaderzusammenstellung verfolgen. Es gibt ein mehr oder weniger knappes Budget, es gibt eine Ziel-Zahl an Spielern, aufgeteilt auf verschiedene Fähigkeitsprofile, es gibt eine Spielidee und vielfältige Randbedingungen, wie eine Deutschenquote, Spieler die noch Vertrag haben, Spieler die Identifikationsfiguren sind, Verletzungshistorien etc… In diesem komplexen Puzzlespiel muss jeder Verein im Rahmen seiner Möglichkeiten Risiken eingehen. Es gibt Spieler mit Potential, von denen man nicht sicher sein kann, wie gut sie in der BBL funktionieren, Spieler, die aus einer Verletzung zurückkommen, Spieler, die risikobehaftete Persönlichkeitsstrukturen mitbringen etc. Bin ich als Team zu vorsichtig, verschenke ich vielleicht ein paar Prozent an Potential, bin ich zu risikobereit, gefährde ich vielleicht den Standort.Um diese inhärenten Risiken der Kaderplanung beherrschen zu können, haben sich über die Zeit verschiedene Herangehensweisen herausgebildet, oft geprägt von Persönlichkeiten (Trainer, Sportdirektor), die in der Verantwortung stehen:
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Es gab die Methode John Patrick, bei der vor der Saison viel mit Tryouts gearbeitet wurde und insbesondere im Herbst immer noch sehr viel Bewegung im Kader war.
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Der Ulmer Ansatz, der eine Ausbalancierung von sehr jungen, sehr vielversprechenden Talenten, mit einem einkalkulierten hohen Risiko und hochwertigen und erfahrenen Profis vornimmt.
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Das Alba-Modell mit einer Kombination aus langfristiger Bindung von Leistungsträgern, der Integration des eigenen Nachwuchs und der Entwicklung von jungen wie älteren entwicklungsfähigen Spielern.
In den letzten Jahren ist als weiterer Aspekt hinzugekommen, dass es auch externe, professionelle Anbieter gibt, die bei der Kaderplanung unterstützen und mit denen Vereine und/oder Coaches bevorzugt zusammenarbeiten. Ganz offensichtlich ist die Aussage, dass die Saison im Sommer gemacht wird, nicht von der Hand zu weisen, insofern fließt mehr und mehr Aufwand in diese Phase. Trotzdem wird der Markt zunehmend das ganze Jahr lang beobachtet. Immer wieder hört man von Coaches und Sportmanagern, dass man Spieler X schon seit längerem beobachte, oder schon letztes Jahr haben wollte. Wenn sich dann in der Saison ein Problem ergibt, hilft dieser durchgehende Kontakt schnell zu agieren. Die Zeit, wo Coaches zur Summer League fliegen, und von da ein- zwei Spieler mitbringen scheint jedenfalls vorbei zu sein. Trotzdem reisst der Kontakt mit Agenten nach der Sommerpause natürlich nicht ab.
Wenn dann die Saison losgeht und ein paar Spiele gespielt sind, beginnt die Welt der Nachverpflichtungen. Diese unterliegen grundsätzlich anderen Rahmenbedingungen als die Kaderplanung im Sommer:
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Im Gegensatz zum Sommer besteht nun viel mehr Klarheit bei den Verantwortlichen, was jeder einzelne Spieler im Kader zu leisten in der Lage ist und an welchen Stellen dies von der ursprünglichen Vorstellung abweicht.
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Es gibt bereits eine existierende Struktur und Hierarchie, ein nachverpflichteter Spieler muss in diese Situation passen, eine komplette Neuausrichtung im kompletten Kader, wie zu Beginn einer Saison, findet nicht mehr statt.
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Der Markt ist ein anderer: Spieler, die mitten in der Saison auf dem Markt sind oder kommen, sind dies aus bestimmten Gründen. Das können Gründe sein, die nichts über den Spieler aussagen (wenn beispielsweise wegen eines Krieges der Ligabetrieb eingestellt wird und Spieler arbeitslos werden), es kann aber auch sein, dass der Spieler im Sommer seine Karten überreizt hat oder seinen Wert überschätzt hat, der Spieler aus einer Verletzung zurückkommt, oder dass er aus anderen Gründen den Verein, bei dem er zuletzt war, innerhalb der Saison verlassen hat.
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Einen Nachverpflichtungsmarkt für deutsche Spieler gibt es nicht. Es gibt immer noch so wenige auf dem Markt, dass diese vor der Saison fast alle weg sind.
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Je nach Grund für die Marktverfügbarkeit des Spielers, kann dieser ein außerordentlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis haben, Spieler, die sich verzockt haben, sind unter Umständen froh, wenn sie noch irgendwo unterkommen, Spieler die gegangen sind oder gehen mussten, wollen das angestrebte Gehalt wenigstens in Teilen noch erreichen.
Trotz aller dieser Vorteile ist festzuhalten, dass die Auswahl an Spielern kleiner ist und dass Spieler, die zuletzt restlos überzeugt haben, nur sehr selten zu haben sind.
Nach meiner ersten naiven Erwartung sollten alle diese Randbedingungen eigentlich dafür sorgen, dass Nachverpflichtungen nur dann getätigt werden, wenn diese absolut notwendig sind, ein Team in akuter Notlage ist, wie die Verletzung eines Leistungsträgers oder in Abstiegsgefahr oder wenn überraschend ein echter Kracher verfügbar wird. Schaut man sich aber die Zahl der nachverpflichteten Spieler in der BBL in den letzten Jahren an, stellt man fest, dass es da noch andere Wirkmechanismen geben muss:
Saison
Anzahl Nachverpflichtungen
17/18
16
18/19
14
19/20
47
20/21
52
21/22
47
22/23
50
Als Nachverpflichtung habe ich alle Spieler gezählt, die erst zum Kader kamen, nachdem die ersten drei Saisonspiele gespielt waren, und die mindestens 5 Spiele gemacht haben. Da es keine offiziellen Statistiken oder Listen gibt, sind diese Zahlen manuell recherchiert worden, was ein durchaus großer Zeitaufwand war. Es ist also davon auszugehen, dass es da Fehlzählungen gibt, die sich mehr oder weniger statistisch über die Zahlen verteilen. Nagelt mich bitte nicht auf die exakten Zahlen fest, aber in der Größenordnung +/- 2 wird das stimmen.
Auffällig ist der extreme Unterschied zwischen den Saisons 17/18, 18/19 und den Saisons danach. Ich habe stichprobenartig weiter zurück geschaut, wo sich die These bestätigt, dass es vor den Corona Saisons 19/20 und 20/21 signifikant weniger Nachverpflichtungen gab als danach. Das gilt sowohl für die absoluten Zahlen, als auch für die Verteilung auf die Gesamte Liga. Während 17/18 und 18/19 rund die Hälfte aller Teams überhaupt nicht nachverpflichtet hat und der überwiegende Teil der Nachverpflichtungen auf Teams im Abstiegskampf entfiel, gab es in den letzten zwei Saisons praktisch kein Team mehr, dass nicht im Laufe der Saison tätig wurde. Natürlich muss die Saison 19/20 gesondert betrachtet werden, denn die Saison wurde bekanntermaßen wegen der Covid-Pandemie abgebrochen und mit dem Final-Turnier in München beendet, wo viele Teams gezwungen waren, ihre Kader neu aufzufüllen. Der gewaltige Anstieg der Zahlen von 2019 zu 2021 ist allerdings nicht wegzudiskutieren. Auch in der aktuellen Saison gibt es schon viel Bewegung in den Kadern, sodass zu erwarten ist, dass auch 23/24 auf ähnlichem Niveau landen wird wie die Vorjahre.
Warum, nach allem was wir bisher wissen, ist das so?
Ich kann dazu bisher nur einzelne Hypothesen aufstellen:
Hypothese 1: Es gibt mehr Verletzungen, durch die hohe Belastung der Spieler in den internationalen Wettbewerben:
Wenn das so wäre, dann müsste man diesen Effekt ganz gut sehen können, indem man sozusagen auf der einen Achse die Anzahl der Spiele die ein Team gemacht hat aufträgt und auf der anderen Achse die Anzahl der nachverpflichteten Spieler. Nun ist es allerdings so, dass die Teams ja vor der Saison wissen, ob sie viele Spiele haben werden oder nicht, und ihre Kader entsprechend breit aufstellen. So haben z.B. die Berliner letzte Saison keine einzige Nachverpflichtung getätigt (trotz Euroleague) und die Münchner, die gleich viele Spiele hatten, haben gleich drei Mal auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Ganz so einfach ist die Betrachtung also nicht.
Auch andere Teams,die viele Spiele hatten, haben sehr unterschiedlich oft nachverpflichtet: Bonn (BCL incl. Final Four) hat einmal nachverpflichtet, Lubu (ebenfalls BCL) vier Mal, Ulm (Eurocup) zwei Mal etc… Aber auch Bayreuth, Heidelberg, der MBC und Braunschweig haben mehrfach nachgelegt. Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich in der Saison davor.
Hypothese 2: Damit Teams mit kleinerem Budget in der BBL mithalten können, müssen sie höhere Risiken eingehen.
Dieser Punkt ist durchaus ernst zu nehmen: Es gibt dafür zwei wesentliche Treiber: Zum einen ist die Deutschenquote bei kleinem Budget eine komplexe Herausforderung. Teams mit kleinem Budget haben Schwierigkeiten, drei bis vier BBL-taugliche deutsche Spieler zusammen zu bekommen. Gelingt es ihnen und sie haben auf den deutschen Positionen ordentliche Qualität, frisst dies einen großen Teil des Budgets auf. Haben sie auf den deutschen Positionen wenig Qualität, erhöht das den Druck auf die Imports massiv. Gleichzeitig ist die BBL so physisch und die Qualität inzwischen so hoch, dass man in jedem Fall eine Neuner- oder Zehner-Rotation braucht, um über die Länge der Saison mithalten zu können.
Für Teams mit mittlerem oder kleinem Budget bedeutet das in den beiden Szenarien:
Gute Deutsche -> wenig Geld für die Imports-> größere Risiken: Spieler ohne Europa-Erfahrung, aus kleineren Ligen, mit Verletzungshistorie, mit herausforderndem Charakter etc…
Schlechte Deutsche -> hoher Druck auf die Imports -> Extreme Risiken wenn sich einer verletzt -> Abhängigkeit von einigen wenigen Spielern, die auf jeden Fall funktionieren müssen.Der insgesamte Anstieg des Niveaus in der BBL, kombiniert mit den Nebenwirkungen der Deutschenquote erzeugt so einen großen Handlungsdruck, sobald es Probleme bei den Imports gibt, denn einen Nachverpflichtungsmarkt für Deutsche gibt es nicht. Das erklärt einiges, aber nicht den sprunghaften Anstieg, denn diese Prozesse entwickeln sich ja stetig weiter.
Hypothese 3: Veränderungen außerhalb der BBL verursachen den rasanten Anstieg.
Hier liegt m.E. der sogenannte Hase im Pfeffer. Ich habe bei Hypothese 2 beschrieben, warum der Druck auf das Funktionieren der Import Spieler in den letzten Jahren so groß geworden ist (Verbesserung der Liga + Nebenwirkung der Deutschenquote). Gleichzeitig haben sich externe Veränderungen ergeben, die den Spielermarkt substantiell verändert haben. Zum einen natürlich die Veränderung der Gehälter in der G-League und die Two-Way Contracts. Die Hauptquelle für BBL-Imports bleiben mit großem Vorsprung die USA. Dort hat sich zur Saison 18/19 die finanzielle Attraktivität der G-League massiv gesteigert. Mit einem Minimalgehalt von heute rund 40.000$, Krankenversicherung und dem Bereitstellen von Wohnraum wird natürlich niemand reich, aber es ist eine signifikante Steigerung zu den Anfängen der G-League, und für einen Rookie, der in der BBL in vielen Fällen nicht mehr verdienen wird (oft auch eher weniger), ist die Attraktivität von Overseas damit deutlich gesunken. Damit gehen viele gute College Spieler, die nicht gedraftet wurden und keine so großen Talente darstellen, dass sie direkt in die europäischen Top-Ligen wechseln, für den Markt verloren.
Dazu kommt, dass junge fringe NBA Spieler nun auf sogenannten Two-Way Contracts sitzen, wo sie gut verdienen und sehr nahe an der NBA sind. Der Anreiz für diese Spieler nach Europa zu gehen wird dadurch massiv kleiner, und die Konkurrenz um gute Amerikaner in Europa wird verschärft.
Gleichzeitig wird Asien ein immer attraktiverer Markt für gute Spieler. Insbesondere Japan hat finanzstarke Vereine, wo selbst in der zweiten Liga so gut verdient wird, dass sehr solide Spieler (Jack Cooley, Scot Etherton, Aaron White etc.) dort ihre Brötchen verdienen.
Das Ergebnis dieser Entwicklungen ist, dass die amerikanischen Imports gerade im Niedrigpreissegment nicht die Qualität haben, die sie noch vor drei oder vier Jahren hatten und/oder, dass sie mit höheren Risiken kommen und das bei gleichzeitig steigendem Niveau der Liga. Daraus Resultiert dann, dass es häufiger vorkommt, dass ein Spieler nicht wie gewünscht funktioniert, was dann oft in Nachverpflichtungen endetAber auch im Overseas Basketball haben sich Veränderungen ergeben, die sich auf den Spielermarkt, und damit mittelbar auf das Thema Nachverpflichtungen auswirken: Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat eine Welle von Spielern in den Markt gespült, die zuvor in der Russischen oder der Ukrainischen Liga aktiv waren. So waren innerhalb des Wechselfensters auf einmal gute Spieler zu Discount-Preisen zu haben, was dem einen oder anderen Verein die Möglichkeit eröffnete aktiv zu werden. Ähnlich war es dieses Jahr mit der Israelischen Liga, einer Liga, in der traditionell viele Spieler spielen, die auch für die BBL interessant sind. Dementsprechend wirken die veränderten Modi in den internationalen Wettbewerben (viele garantierte Spiele durch Gruppenphasen) der Bewegung auf dem Spielermarkt entgegen. Die früher in einigen Ligen gängige Praxis, Spieler nach dem Ausscheiden aus dem internationalen Wettbewerb abzugeben, ist dadurch etwas gedämpft.
Was heisst das jetzt, und wie geht es weiter?
Ich glaube, aus den oben beschriebenen Gründen, dass die hohe Anzahl an Nachverpflichtungen erstmal erhalten bleiben wird. Die Marktsituation außerhalb der BBL ist, wie sie ist, die Anzahl der BBL-tauglichen deutschen Spieler steigt, aber nicht dramatisch schnell, so dass sich die Treiber des Effektes absehbar nicht verändern. Das ist einerseits spannend, denn die Veränderung bringt auch immer ein Element der Neugierde und Abwechslung in die Liga, andererseits hat das unter Umständen eben auch etwas latent Wettbewerbsverzerrendes.
Teams, die finanziell besser ausgestattet sind, können im Laufe der Saison ihren ohnehin schon existierenden Kadervorteil noch ausbauen.Wenn ich persönlich gefragt wäre, fände ich daher ein kürzeres Fenster für Nachverpflichtungen (Bis Weihnachten) und eine reduzierte Anzahl an Nachverpflichtungsmöglichkeiten (max. 2 mit Sondergenehmigungen bei Verletzungen, die bis zum Saisonende gehen) besser, es würde die Chancen für kleinere Teams durch gute Planung besser abzuschneiden als ihr Kontostand hergibt erhöhen.
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@LoewenFan Der Beitrag ist von @Loosignho
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Danke an @Loosignho für den sehr interessanten Blogbeitrag!
Ich persönlich gehe allerdings bei dem Wunsch nach einem kürzeren Nachverpflichtungs-Fenster nicht mit und finde die Regeln, so wie sie sind, gut. Allein schon Sonderregeln bei Verletzungen zu schaffen und ernsthaft zu kontrollieren hielte ich für zu kompliziert.
Und warum soll die ganze Arbeit vor der Saison gemacht werden und danach keine Änderung mehr möglich sein? Nachverpflichtungen machen es doch auch wieder irgendwie interessant und spannend. Auch die Vereine mit kleinerem Budget habe die Möglichkeit zu entscheiden, ob sie Geld für eine Nachverpflichtung zur Saisonmitte zurückhalten oder nochmal auf die Sponsoren zugehen, wenn es wirklich erforderlich ist. Das Argument, dass weniger Nachverpflichtungsmöglichkeiten den kleineren Teams helfen würden, würde ich auch insgesamt in Zweifel ziehen. Dazu könnte man ja mal schauen, wer wie viel nachverpflichtet - und ich behaupte mal im Abstiegskampf tun das auch die kleineren erheblich. Siehe aktuell Heidelberg und Crailsheim. Aber auch Tübingen, Göttingen und der MBC haben bereits nachgelegt - alles etatmäßig eher kleine Teams. -
Faire Punkte. Ich bin was das angeht vielleicht eher ein Sportromantiker, und möchte sehen wie es Coaches schaffen ein Team über die Saison zu entwickeln. Die Option Cabocolo und Paul letzte Saison zu verpflichten hat Ulm die Meisterschaft verschafft, in einer Saison in der sie fast die PO Teilnahme verpasst haben. Das greift schon nochmal massiv in den Wettbewerb ein. Ich sehe die Argumentation im Absteigskampf, aber wenn du mal schaust wer da kämpft, wie die finanziellen Mitte sind und was für Spieler da geholt werden (müssen), dass ist ja auch nicht so mega erfolgreich. Ich finde das verstärkt die Kluft zwischen den finanzschwachen und finanzstarken Teams nochmal deutlich
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Ulm hat letzte Saison gut gearbeitet - auch und gerade bei den Nachverpflichtungen. Dafür sind sie aus meiner Sicht zu Recht belohnt worden bzw. haben sich selbst belohnt.
Bei den Kleinen ist es aber auch nicht anders. Braunschweig als bestimmt nicht finanzstarkes Team hat letzte Saison 3x nachverpflichtet (Sleva, Myles und Cole) und damit den Klassenerhalt geschafft, weil das 3 Volltreffer waren. Ob die Nachverpflichtungen also erfolgreich sind, hängt wieder an gutem Scouting und gutem Netzwerk und nicht nur am Geld. So viel anders als vor der Saison ist es in der Hinsicht aus meiner Sicht nicht. Es gibt Treffer und es gibt Fehlschüsse. Für diese Saison kann man es noch nicht komplett beurteilen, aber Göttingen, die die Sponsoren anbetteln mussten für die Nachverpflichtung, (als nur ein Beispiel) scheint einen guten Fang gemacht zu haben.
Für mich gehört zu einer Entwicklung einer Mannschaft innerhalb einer Saison auch, fehlende oder nicht passende Puzzlestücke zu identifizieren und durch besser passende optimal zu ergänzen oder zu ersetzen. Ich verstehe aber auch Deine “sportromantische” Sicht.
Richtig finde ich in jedem Fall, dass man nicht nur für die PlayOffs oder die letzten 2 Spiele nachverpflichten kann. -
Was in der Diskussion hier ein bisschen verloren geht, da sie sich nur auf “Nachverpflichtungen Gut oder Schlecht” fokussiert ist die Frage ob ich mit meinen Hypothesen, warum das so dramatisch angestiegen ist, halbwegs richtig liege. Da würde mich interessieren wie Ihr das so seht
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Keine leichte Frage…ich für meinen Teil kann das nur aus Sicht von Ludwigsburg sagen. Natürlich hat John Patrick früher oft durchgefegt, meist aber kurz vor Saisonstart oder im November/Dezember, ab und an verletzungsbedingt auch mal später…schaut man aber, wen er da zu Teil verpflichtet hat (Trice, Cotton+Kerron Johnson zweimal, DJ Kennedy, Jon Brockman, Coby Karl, Radebaugh, Justin Simon um nur einige zu nennen, dass waren Spieler die ausreichten, um das Team alleine auf ein anderes Level zu bringen.
Mittlerweile ist aber das Scouting entweder nicht mehr soooo gut oder die Connections über die JP verfügte hat z.B. Josh King noch nicht…denn der schöpfte das Wechselkontingent letzte Saison komplett aus, wurde aber weder mit Kuhse, noch Waardenburg glücklich, lediglich Cherry und Miller konnten die Erwartungen einigermaßen erfüllen.
Da aber auch in anderen Ligen der Bedarf steigt, bzw. die Akteure eben" passen" müssen scheint es leichter, für Spieler die entweder doch nicht sooo gut oder coachable sind wie versprochen Abnehmer zu finden so dass man Sie von der Payroll bekommt und nachbesetzen kann.
Die Spieler die stur sind und dann Ihren Vertrag eher auf der Tribüne aussitzen als anderswo zu spielen sind wohl selten geworden, was ja durchaus gut ist. Ansonsten würde kaum ein Club 4-mal nachverpflichten wenn er dann 10 Ausländer bezahlen müsste.
Vom Grundsatz her finde ich den Gedanken den John Patrick hatte schon richtig:
Man hat ein bestimmtes Konzept das unverrückbar ist und auf dass sich die Spieler einlassen müssen…diese werden rekrutiert, man spricht mit Ihnen und erklärt das System und Ihre eigene Rolle darin und checkt, ob dies akzeptiert wird. Wenn ja und der Spieler ist bereits in Europa bekannt und man kennt ihn, dann kann man den Vertrag machen, ist er unbekannt oder Rookie ist es eben erstma ein Tryoutvertrag.
Auf diese Weise sollte es bei guten Scouting eigentlich machbar sein (Verletzungen ausgenommen) mit maximal 1-2 Wechseln durchzukommen, manchmal gibt es Heimweh, familiäre Probleme, ab und an überschätzt sich auch ein Spieler über seine Fähigkeiten oder seine Bereitschaft sich einzuordnen, aber wer viermal in einer Saison wechseln muss, weil es nicht passt(also ohne Verletzung) hat seinen Job vor der Saison nicht gut genug gemacht
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@Loosignho zum einen wurde die Wechselfrist vor einigen Jahren verlängert um eine optionale Nachverpflichtung im März, falls man bis dahin noch nicht das Kontingent ausgeschöpft hatte. Ich weiß aber nicht genau, wann das war. Zudem meine ich, dass das Kontingent damals auch um einen Spieler erhöht wurde.
Zum anderen kann ich Deine Erhebung nicht nachvollziehen, daher kann ich auch wenig dazu sagen, ob die Zahlen vor 2020 so stimmen. Die BBL rechnet bspw. schon mal offenbar anders als Du für letzte Saison, wobei die Zahl 44 auf Stefan Kochs Blog nicht auftaucht.
Die Vereine haben sich die Regeln selbst gegeben. IMHO sollten eigentlich drei Nachverpflichtungen reichen. Wer jedoch vor Jahreswechsel verletzungsbedingt dreimal nachverpflichtet hat, könnte dann auf eine weitere Verletzung nicht mehr reagieren. Ich finde die Regelung daher so in Ordnung. Die Ulmer haben letzte Saison vier Tage nach Neujahr am 5. Januar Bruno Caboclo nachverpflichtet, die Bonner Ende Februar kurz vor Ende der ersten Wechselfrist Javontae Hawkins ein weiteres Mal nachverpflichtet, nachdem er die Saison zuvor bereits Mitte Dezember zurückgekehrt war. Ich weiß nicht, was Dich für Weihnachten als Termin motiviert, aber zu diesem Zeitpunkt ist noch nicht mal die Hinrunde beendet.
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@Loosignho sagte in Das Phänomen Nachverpflichtungen in der BBL.:
Was in der Diskussion hier ein bisschen verloren geht, da sie sich nur auf “Nachverpflichtungen Gut oder Schlecht” fokussiert ist die Frage ob ich mit meinen Hypothesen, warum das so dramatisch angestiegen ist, halbwegs richtig liege. Da würde mich interessieren wie Ihr das so seht
Das ist eine schwere Frage. Die Hypothesen finde ich auf jeden Fall interessant. Ob sie wirklich den markanten Anstig erklären können, bin ich mir nicht sicher - wenn überhaupt nur zu einem Teil meine ich. Ist wirklich das Niveau der ausländischen Spots (und damit letztendlich der Liga insgesamt) im unteren Tabellenbereich gesunken? Gefühlt irgendwie nicht.
Was ich mir gut vorstellen kann, ist der Effekt, dass die Sondersituationen Ukraine und Israel zu einem kurzfristig attraktiven Angebot geführt haben, und somit nachverpflichtet wurde, wo man ansonsten vielleicht davon Abstand genommen hätte.Bei den Abstiegskandidaten spielt vielleicht auch eine Rolle, wie sich die Kosten eines Abstiegs (z.B. Preis einer Wildcard / Schwierigkeit schnell wieder aufzusteigen bei sich stetig verbesserndem Leistungsniveau in der ProA) entwickelt haben und dass man da vielleicht eher bereit ist, aufs Ganze zu gehen, um einen Abstieg um jeden Preis zu vermeiden. Also wird mehr nachverpflichtet, im verzweifelten Versuch nicht abzusteigen. Und verpflichtet ein bedrohter Verein gut nach, kommen die anderen umso mehr in Zugzwang nachzuziehen, so dass sich das “aufschaukelt”.
Interessant fände ich (sicherlich nur grob möglich), ob es bestimmte Tabellenregionen gibt, wo mehr oder weniger nachverpflichtet wird. Und ob die gravierenden Veränderungen in der Anzahl der Nachverpflichtungen besonders bestimmte Tabellenregionen betreffen.
Aus der Wikipedia:
Zusätzlich muss eine Mannschaft eine Gebühr von 700.000 Euro an die Liga zahlen, wenn eine Wildcard an diesen Bewerber vergeben wird. Bis einschließlich der Saison 2018/2019 war die Gebühr noch 250.000 Eur, seit der Saison 2012/2013 betrug die Gebühr 150.000 Euro.
Dieser Preissprung einer Wildcard (von 250.000€ auf 700.000€) korreliert (vielleicht zufällig) ganz gut mit Deinem beobachteten Sprung der Nachverpflichtungen.