Auffällige Scoring-Explosion in der BBL in dieser Saison 2023/24 - woran liegt es?
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Ich finde keine Liga-Durchschnittswerte pro Saison, aber auf dieser Seite kann man sich die Punkte pro einzelnem Team in den jeweiligen Saisons angucken:
https://www.easycredit-bbl.de/statistiken/teams
Ich hab mir mal die letzten Jahre angeguckt und geguckt, wie viele Teams auf einen Schnitt von über 90 PPG und wie viele auf über 85 PPG kommen.
Über 90 Punkte:
2013/14: 0
14/15: 0
15/16: 0
16/17: 0
17/18: 0
18/19: 3
19/20: 2
20/21: 1
21/22: 0
22/23: 0
23/24: 6Über 85 Punkte:
13/14: 1
14/15: 1
15/16: 1
16/17: 1
17/18: 5
18/19: 10
19/20: 8
20/21: 8
21/22: 4
22/23: 8
23/24: 14Zwei Auffälligkeiten hier:
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ab 2017 gab es innerhalb von 1-2 Jahren plötzlich einen enormen Schub beim Scoring in der BBL. Weiß jemand die Gründe? In der NBA zB wurde 2018 eingeführt, dass die Shotclock nach Offensiv-Rebound auf 14 statt 24 Sekunden zurückgestellt wird.
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diese Saison geht das Scoring plötzlich in einem neuen Schub wieder durch die Decke. Es gab also circa 2017 einen extremen Schub, danach haben sich von 2018-2023 die Zahlen auf diesem neuen, hohen Niveau eingependelt. Und seit 2023/24 gibt es jetzt plötzlich einen neuen extremen Schub beim Scoring - 6 Teams scoren aktuell 90+ pro Spiel, 14 Teams scoren 85+ pro Spiel - das ist beides deutlich mehr als je zuvor in der Liga-Geschichte, und viel mehr als letztes Jahr bzw als in den letzten paar Jahren.
Woran liegt das? Der Talentpool und das Skillset wird ja diese Saison nicht plötzlich extrem angestiegen sein im Vergleich zur letzten Saison und den Jahren davor. Gab es irgendwelche Regeländerung dieses Jahr oder sonstwas, was diese Scoring-Explosion 2023/24 erklären würde?
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Ein Punkt, der mit in die Entwicklung reinspielt (sicher nicht der einzige), ist die Anzahl an BBL-Mannschaften, die international spielen, und die gestiegene Anzahl an international absolvierten Begegnungen (u.a. durch Einführung Fiba CL + Einführung Round-Robin-Format in der EL). Dadurch bleibt weniger Zeit zur Vorbereitung auf den nächsten BBL-Gegner, was wiederum vielfach in schlechterer Defense und ergo mehr erzielten Punkten resultiert.
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Pace. Wegfallende Post-Ups. Small-Ball. Kulturveränderungen.
2017 kam Aito in die BBL und hat mit dem schnellen Spiel begeistert, 2018 kamen Calles und Iisalo in die Liga und haben mit ihren Spielsystemen neue Impulse gesetzt, wodurch die Liga deutlich heliozentrischer wurde und man mehr Dreier genommen hat.
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@Junes sagte in Auffällige Scoring-Explosion in der BBL in dieser Saison 2023/24 - woran liegt es?:
Pace. Wegfallende Post-Ups. Small-Ball. Kulturveränderungen
Genau das wollte ich auch schreiben. Wenn nur ein Team eine höhere Pacs geht, fällt das nicht so sehr auf. Wenn es gleich mehrere sind schon mehr:
- Aíto
- Freyer
- Iisalo
- Moors
Kulturwandel auch in LuBu.
Weit weniger Defense first coaches und gleichzeitig weniger darauf bedacht, vor allem die Zeit zu managen. -
@Junes sagte in Auffällige Scoring-Explosion in der BBL in dieser Saison 2023/24 - woran liegt es?:
Pace. Wegfallende Post-Ups. Small-Ball. Kulturveränderungen.
2017 kam Aito in die BBL und hat mit dem schnellen Spiel begeistert, 2018 kamen Calles und Iisalo in die Liga und haben mit ihren Spielsystemen neue Impulse gesetzt, wodurch die Liga deutlich heliozentrischer wurde und man mehr Dreier genommen hat.
Was bedeutet “heliozentrisch” im Basketballzusammenhang?
Ich denke auch, das die Hauptursache im höheren Tempo und dem verstärkten Fokus auf 3er liegt.
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Spiel ist auf einen Spieler fokussiert, der die Offensive orchestriert und für sich und den Rest des Teams kreiert. Meist auch einhergehend mit athletischen Rim-Runnern, die nur rebounden und Blöcke stellen sollen.
Bspw. PJC in Bonn, Homesley/Hollatz in Hamburg, Bell-Haynes&Shorts in Crailsheim, Russell in Oldenburg…
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@Junes sagte in Auffällige Scoring-Explosion in der BBL in dieser Saison 2023/24 - woran liegt es?:
Spiel ist auf einen Spieler fokussiert, der die Offensive orchestriert und für sich und den Rest des Teams kreiert. Meist auch einhergehend mit athletischen Rim-Runnern, die nur rebounden und Blöcke stellen sollen.
Bspw. PJC in Bonn, Homesley/Hollatz in Hamburg, Bell-Haynes&Shorts in Crailsheim, Russell in Oldenburg…Einerseits bin ich bei dir, weil dieser Spielstil schon eine relativ deutliche Änderung gegenüber früher ist. Andererseits macht diese Philosophie die Offensive eines Teams auch anfälliger weil abhängig von einem Spieler.
Insofern trägt diese Spielphilosophie nur deswegen zu steigender Offensive bei weil in den letzten Jahren auch die passenden, überragenden Spieler dafür vorhanden waren.Als Beispiele aus der Vergangenheit, bei denen auch schon einzelne Spieler der Ausgangspunkt jeder Offensive waren: Günther in Ulm, Jared Jordan. Aber diese Spieler waren nicht gleichzeitig auch Topscorer. Das ist ne relativ neue Entwicklung.
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Der Trend zu höherem, vor allem effizienterem Scoring, ist ja nicht nur in Deutschland, sondern eigentlich fast überall zu beobachten. Ein, wenn nicht sogar DER, Grund ist die Veränderung der Wurfauswahl und die damit einhergehende Veränderung des Spacings. Dazu gibt es eine ganze Reihe an Veröffentlichungen (https://fivethirtyeight.com/features/how-mapping-shots-in-the-nba-changed-it-forever/
Stark vereinfacht gesagt gab es da einen kaskadierenden Effekt: Die Konzentration auf “Dreier und Layups” als bevorzugte Wurfvarianten, hat dazu geführt dass sich das Spacing in der offensive massiv verbessert hat, was wiederum dafür sorgt, dass es einfacher ist zu Layups und halbwegs freien Dreiern zu kommen.
Diese Veränderung hat ein bisschen Zeit gebraucht um sich durchzusetzten, da es sowohl kulturelle Wiederstände (insbes. bei Coaches) dagegen gab, als auch einen mangel an Spielern die in der Lage waren sich auf die neue Spielweise einzustellen (Das dauert dann eben eine Generation Spieler, ergo ~5 bis 10 Jahre).
Wenn man das konsequent durchzieht dann spielt man bevorzugt High P&R mit einem sehr schnellen Guard (der muss nicht werfen können aber Penetrate&Kick perfektionieren - Siehe die MVP’s der letzten Jahre) und guten Stretch Bigs. Klassisches Post-Up Spiel findet nicht mehr statt.
Diese “reine Lehre” ist inzwischen schon wieder weiterentwickelt worden, denn das Spacing einer “Dreier und Laup Offensive” eröffnet , wenn es gut gemacht ist, auch Pull-Up Zweier mit hoher Quote (Siehe Shorts, oder aber die Würzburger Guard Offensive der letzten Saison)
Diese Saison setzten fast alle Teams auf eine Variante dieses Grundkonzeptes. Kleine schnelle Guards, viel High P&R, viele Stretch Bigs.
Die BBL ist da schlicht im Internationalen trend