BBL Serienvorschau: Halbfinale Telekom Baskets Bonn - MHP Riesen Ludwigsburg
Telekom Baskets Bonn (1.) (35-2)
Heim-Bilanz: 19-0
Auswärts-Bilanz: 16-2
Form: SSSSS
MHP Riesen Ludwigsburg (5.) (22-15)
Heim-Bilanz: 15-3
Auswärts-Bilanz: 7-12
Form: SNSSS
Direkte Duelle:
26.11.2022
MHP Riesen Ludwigsburg - Telekom Baskets Bonn 84:80
29.03.2023
Telekom Baskets Bonn - MHP Riesen Ludwigsburg 91:75
Serieninfo:
Die Serie wird im 2-2-1 Format gespielt, beginnend in Bonn aufgrund der besseren Platzierung für die Telekom Baskets Bonn.
Spiel 1: Montag, 29. Mai, 19 Uhr Uhr im Telekom Dome (Bonn)
Spiel 2: Mittwoch, 3. Mai, 20:30 Uhr im Telekom Dome (Bonn)
Spiel 3: Samstag, 03. Juni, 20:30 Uhr in der MHP-Arena (Ludwigsburg)
Spiel 4: Montag, 05. Juni, 20:30 Uhr in der MHP-Arena (Ludwigsburg) falls notwendig
Spiel 5: Mittwoch, 07. Juni, 20:30 Uhr im im Telekom Dome (Bonn) falls notwendig
Vorschau:
Die Besen sind wieder weggestellt worden in Bonn und Ludwigsburg. Sowohl Chemnitz als auch Oldenburg wurden von den beiden Mannschaften ziemlich souverän in drei Spielen im Viertelfinale aus dem Weg geräumt. Auch wenn 3:0 in beiden Fällen klarer erscheint als es eigentlich war, sowohl die Baskets als auch die Riesen waren in beiden Serien die klar bessere Mannschaft. So ging es für beide Mannschaften mit viel Pause ins Halbfinale. Die Riesen sind dabei eines von zwei BBL-Teams, die die Baskets in dieser Saison bisher überhaupt schlagen konnten.
Mit etwas Verspätung startete der Hauptrundenerste in die Playoffs. Die Telekom Baskets Bonn schrieben am ersten regulären Playoff-Wochenende in Malaga Vereinsgeschichte und holten sich gegen Hapoel Jerusalem den Champions League Titel. Von Müdigkeit war aber nur wenig zu sehen, mit 31(!) Punkten schickte man die Chemnitz Niners im ersten Spiel zurück ins Hotel, überrollte das Team von Rodrigo Pastore komplett. Danach fanden der Argentinier zwar Anpassungen, doch auch Spiel 2 war mit +17 eine am Ende doch einseitige Angelegenheit. Erst in Spiel 3 in Chemnitz war das Spiel bis in die Schlussphase noch eng, doch wie in der kompletten Serie zuvor hatte Tuomas Iisalo immer eine Idee für die Veränderungen von Pastore. Einziger Wermutstropfen für die Baskets, Karsten Tadda kämpft seit dem Final Four mit Rückenproblemen und auch Jeremy Morgan scheint nach seinem Comeback gegen Ulm im letzten Hauptrundenspiel noch kein großer Faktor für die Rotation zu sein.
Von Zero to Hero, Josh King hatte einen ereignisreichen Mai hinter sich. Wurde Anfang Mai noch intensiv über seine Zukunft in der Barockstadt diskutiert, gab es zum Playoff-Start erst die, zu dem Zeitpunkt überraschende, Vertragsverlängerung und am 21. Mai zogen die MHP Riesen Ludwigsburg souverän vor heimischer Kulisse mit dem dritten Sieg im dritten Spiel ins Halbfinale ein. Das Duell Vierter gegen Fünfter, was vor der Serie von vielen als die engste eingeschätzt wurde, war am Ende eine ziemlich einseitige. Oldenburgs Pedro Calles fand keine Lösungen gegen den Ludwigsburger Hoch-Energie-Basketball und so drückten die Riesen der Serie ihren Stempel auf. Beide Teams hatten in der Hauptrunde noch in fast allen Kategorien sehr, sehr ähnliche Werte, doch King gelang es eine Rotation zu finden in der alle Spieler ihre Leistung aufs Parkett brauchten, auch diejenigen, die zuvor noch eher schwankende Leistungen zeigten: Waardenburg, Cherry, Hubb.
Die Personalsituation:
Bei den Telekom Baskets Bonn ist Karsten Tadda mit Rückenproblemen fraglich, die Riesen müssen auf Jeff Roberson verzichten. Dazu spielte Justin Johnson im Viertelfinale keine Sekunde und fehlte im Kader, ob es eine Verletzung oder er sich mit King überworfen hat, ist nicht bekannt.
Die Key-Player:
TJ Shorts, kommt aus einer, gerade für ihn, harten Serie gegen Chemnitz. Die Niners versuchten es sehr physisch gegen den MVP, hatten damit aber nur wenig Erfolg. Der kleine Aufbauspieler lenkte weiter wie gewohnt die Bonner Offensive, ohne groß an Effektivität einzubüßen. Die Riesen werden es ähnlich versuchen, was die Angelegenheit zwar noch anstrengender, aber vermutlich weniger schmerzhaft werden lässt als die vorherige. Statistisch schwächer war dafür die Serie für Leon Kratzer, der Center punktete nur halb so viel wie in der Hauptrunde, reboundete weniger und trotzdem war sein Impact kaum geringer. Er kann und muss sich gegen die Ludwigsburger steigern, denn das Rebounding wird wichtig sein in der Serie und an so einem Big muss man in der Zone auch erstmal vorbeikommen, egal ob beim Korbleger oder beim Rebound. Der zweitbeste Scorer der Bonner in den Playoffs ist nicht etwa Tyson Ward oder Javontae Hawkins, nein, es ist Sebastian Herrera. Über 14 Punkte legte der Guard im Schnitt auf, war insbesondere von draußen eine absolute Waffe und mit 10 getroffenen Dreiern der zweitbeste Werfer in der Viertelfinalserie gewesen. Der Guard ist inzwischen als Back-Up und an der Seite von Shorts unverzichtbar für die Bonner geworden.
Die Fragezeichen vor der ersten Postseason als Profi waren groß bei Prentiss Hubb, doch der Guard zeigte wieder ein A-Game. Die Effizienz ging leicht nach oben und dazu gelang es ihm wieder besser das Spiel seiner Mannschaft zu lenken. Gegen die starken Bonner Guard-Verteidiger wird sich zeigen, wie gefestigt er inzwischen ist und wie viel er aus der Saison gelernt hat, insbesondere in Hinsicht auf seine Wurfauswahl. Top-Scorer war Hubb damit aber nicht, das war der alles überragende Yorman Polas Bartolo. 15 Punkte legte der Deutsch-Kubaner auf und überzeugte mit einem überraschend reifen All-Around-Spiel. Verlegene, leichte Korbleger, Turnover durch Unkonzentriertheiten und Kopf-durch-die-Wand-Aktionen sieht man so gut wie kaum noch, in dem jungen Ludwigsburger-Team geht der Forward mit gutem Beispiel voran. Vielleicht auch dank der zwei Jahre mit der BBL-Legende Darden? War das seine Breakout-Saison bzw. Serie? Von John Patrick letzte Saison noch oft degradiert, blüht Jonathan Bähre unter Josh King auf. Anfangs noch mit Problemen hat sich der Forward in seinem zweiten Profi-Jahr Stück für Stück in die Mannschaft gekämpft mit der vorläufigen Krönung in der Viertelfinalserie. Seine Punkteausbeute hat sich verdoppelt und die Effizienz ist auch nach oben gegangen. Unvergesslich auch sein Dreier im Sitzen in Spiel 3.
X-Faktoren:
Der Inbegriff eines X-Faktors. Jeremy Morgan verpasste die halbe BBL-Saison verletzungsbedingt, bevor er am letzten Spieltag der Hauptrunde sein Comeback feierte. In den Playoffs stand der Flügelspieler noch nicht im Kader, gegen die eher klein spielenden Ludwigsburger könnte Morgan aufgrund seines Ballhandlings und seiner 3&D Qualitäten den Vorzug gegenüber Williams und Malcolm bekommen.
Einer der Gewinner der Viertelfinalserie ist Sam Waardenburg. Bedingt durch das Fehlen von Justin John rückte der nachverpflichtete Big Man in die Rotation und hatte einen guten Impact auf das Ludwigsburger Spiel, gerade in Spiel 2. Mit seinem Wurf und der Länge kann der Neuseeländer nicht nur seinem Landsmann Delany, sondern vor allem auch Kratzer vor Probleme stellen.
Die Key-Faktoren:
Possession-Game: Entscheidender Faktor in der Oldenburg-Serie war die deutliche Mehrzahl an Würfen für die Riesen. Die Bonner attackieren aber auch gerne das offensive Brett und sind dazu ein sehr gutes Defensiv-Rebounding-Team. Die Riesen brauchen (viel) mehr Würfe gegen die gut funktionierende Bonner Mannschaft.
Center-Duell: Leon Kratzer ist einer der Gewinner der Saison und maßgeblich für den Erfolg der Baskets mitverantwortlich. Seine Screens, sein Rebounding und Zonenpräsenz sind nicht zu ersetzen. Miller agierte schon in der Viertelfinal-Serie mehr und mehr am Perimeter, Wardenburg hat die Länge und die Range, beide können Kratzer dauerhaft aus der Zone locken.
Guard-Defense: Ohne Tadda haben die Bonner nur zwei Guards, Ludwigsburg spielt gerne mit dreien gleichzeitig. Da sich Polas Bartolo um Shorts defensiv kümmern dürfte, wird es auf die Defensive der Guards gehen die breite Bonner Forward-Riege ankommen in den Mismatch-Situationen zu bestehen.
matchups2watch:
TJ Shorts gegen Yorman Polas Bartolo: Mit 37 spielt Polas Bartolo die beste Saison seiner Karriere, offensiv blüht er im System von Josh King komplett auf. Gegen TJ Shorts und die Telekom Baskets Bonn ist seine defensive Stärke, die ihn dreimal zum besten Verteidiger der BBL werden ließ, aber noch stärker gefragt. Kann der Forward mit seiner Physis so limitieren, dass die Riesen eine Chance auf den Sieg haben?
Leon Kratzer gegen Shonn Miller: Phasenweise wirkte Miller in der Oldenburg-Serie wie ein vierter oder fünfter Guard, bewegte sich überall auf dem Feld und warf auch vermehrt von draußen. Das ist jetzt nicht gerade das Spiel von Leon Kratzer, der anfangs damit seine Probleme haben dürfte. Dafür kann der große, deutsche Center am Ludwigsburger Korb wüten und einiges an Schaden verursachen mit seiner Länge und Physis. Gerät Kratzer in Foulprobleme oder ist zu langsam defensiv wird Iisalo Anpassungen vornehmen müssen.
Finn Delany gegen Sam Waardenburg: Die klare Alternative zu Kratzer wäre natürlich Michael Kessens, vielleicht entscheidet sich Iisalo aber auch für Small-Ball. Dann könnte es noch mehr das Duell der beiden Neuseeländer geben, die sonst eher auf der Vier zu verorten sind, aber ähnliche Spielertypen sind und so ein spannendes Match-Up ergeben. Delany der deutlich beweglichere Spieler, Waardenburg der längere mit Vorteilen am Korb.
Die Statistiken folgen sobald die (angenehme) grafische Darstellung es zu lässt.