Nettes Spielchen, dass ab der letzten Auszeit der Bayern in Halbzeit 1 erstaunlich entspannt wurde.
ALBA hat keineswegs so super gespielt, wie Pesic das in der PK glauben machen will. Vielmehr hatte man gehörige Probleme im Abschluss aus der Nah- und Mitteldistanz. Da das ja ALBAs bevorzugte Distanzen sind, war da eine Trefferquote von etwas über 40% schon problematisch. Die aggressiven Bemühungen um den Offensivrebound haben das teilweise ausgeglichen, oftmals fiel aber auch der zweite und dritte Versuch direkt am Brett dann irgendwie doch nicht. Das war schon zum Haareraufen. Dazu kam, dass, wenn immer es in der Offensive stockte, man auch defensiv einsteckte. Die Bayern hatten in meinen Augen eine hervorragende Transition aus dem Defensivrebound oder teilweise auch aus schnellem Einwurf heraus. Da laufen alle Spieler ihre Bahnen, kreuzen, und spielen wunderbar zusammen. ALBA kam da gar nicht recht zum Verteidigen, so dass eine stockende Offense oftmals auch leichte Punkte für die Bayern bedeuteten. Von den 28 Punkten der Bayern waren nach meiner Zählung 8 aus der Transition heraus.
Das offenbart aber auch die Schwäche der Bayern. So schön das Zusammenspiel aus der Transition ist, so miserabel ist es im Setplay. Rice ist mit seinen Dreiern saugefährlich, lässt das aber auch seine einzige wirkliche Gefahr sein. Selten sah man funktionierende Systeme, die Stärken von einzelnen Spielern zur Geltung brachten. So ziemlich jeder nimmt sich seinen Wurf, wenn er meint, er bräuchte jetzt einen. Dazu kam, dass Troutman sich früh zwei Fouls abholte. Sein Ersatz “Jagla ist ne Wurst”. Seine Punkte machte er weitestgehend als der Drops gelutscht war. Weder offensiv noch defensiv konnte er mich überzeugen. Offensiv lebt er eigentlich nur vom Dreier, dem ihm ALBA erst im letzten Viertel wirklich gab. Defensiv versuchte er wie eigentlich alle Bayernspieler, die Zone dicht zu machen. Das forcierte viele schwere Würfe und die erwähnten Probleme ALBAs am Brett. Sobald sich aber ALBAs Guards auf die Situation eingestellt hatten sowie Yassin erfolgreich in die Mitteldistanz auswich, war das aber auch immer wieder ohne Erfolg für die Bayern. Auch Roberts und Homan konnten mich im Setplay nicht überzeugen. Bei Roberts ist meine Lieblingsszene, wie er gegen den kleineren Morley aufpostet, und erwartet, dass er ihn gen Halbkreis bugsiert, Morley aber knallhart bleibt, wo er ist, und Roberts überrascht aus unerwarteter Position abschließen muss. Leider ging der Offensivrebound dann an die Bayern. Ähnliches kann man eigentlich über alle Offensivkräfte der Bayern schreiben. Im Setplay wurde da keiner dauerhaft so richtig in Szene gesetzt. Defensiv konnte man den agilen Idbihi nie so richtig matchen. Wenn Miralles dann aber an Jagla durch Schnelligkeit vorbeikommt, läuft irgendwas falsch.
Hamann hatte mit dem Fakt zu kämpfen, dass ALBAs Guards konsequent unter dem Block durchgingen, was er auch durch einen erfolglosen “Ich drück Dir jetzt nen Dreier rein”-Versuch nicht unterbinden konnte. Sein Zug zum Korb blieb bis in die zweite Halbzeit eher wirkungslos. In seiner Hochphase in Halbzeit 2 glänzte er mit erfolgreichen weiten Mitteldistanzwürfen. Dazu spielte er eine sehr agressive, aber wenig erfolgbringende Presse gegen ALBAs Aufbau. ALBAs Presse hingegen zeigte mal Wirkung, auch weil sie schön variiert wurde (inklusive Centereinsatz). Wurde mit “Und für ALBA warst Du viel zu schlecht” verabschiedet.
Halperin kann drei Sachen hervorragend: 1. Ständig irgendwo zupfen, zerren, reinfassen, ohne ein Foul zu bekommen. 2. Unglaublich überrascht und gesprächig sein, wenn er ein Foul bekommt. 3. Hinterherrennen. Ist der Mann fit? Also kann der einfach nicht mehr, oder ist er einfach nur nicht auf dem Level, auf dem er sein könnte und müsste?
Benzing fiel auch erst so recht auf, als die Messe gelesen war. Davor unintegrierter Mitläufer.
Insgesamt habe ich mich in Halbzeit 1 viel geärgert. Ich hatte das Gefühl, dass man längst weg sein müsste und dass sich das vielleicht noch rächt. Insbesondere, weil Bayern halt immer zu einfachen Punkten kam, wenn es bei ALBA nicht lief und es lief öfter mal nicht. Dann nahm Pesic die zweite Auszeit, und @Halligalli meinte, dass man nun, wo Pesic nicht mehr reagieren kann, wegziehen müsste. Und so kam es dann auch. Pesics Auszeit brachte nahezu nichts, stattdessen zog ALBA konsequent davon. Auch, weil man Vertrauen in den Dreier fand, den Bayern offenbar bereit war, abzugeben. Wood hat ja beispielsweise viele genommen, hatte aber durchaus noch mehr offene Gelegenheiten.
Im Trainerduell hat Obradovic das Geschehen diktiert, was ich interessant fand. Schickte er Miralles auf Feld, wechselte Pesic sofort Homan ein. Das Spiel mit Idbihi und Miralles konnte Pesic nicht wirklich matchen. @Halligalli meinte zu mir, Bayern macht genau das, was ALBA will. Hätte man vorher auch nicht unbedingt gedacht.
Zur Stimmung: Nachdem ich am Donnerstag in Reihe 2 saß und mittelmäßig schockiert war, wie wenig da von vorne noch ankam und dass kein Megaphon eingesetzt wurde, war das doch am Sonntag richtig schön. Viel gesungen, viele inspiriert, mitzumachen, schön drauf geachtet, die Halle in den entscheidenden Momenten mitzunehmen. Fehlte am Ende eigentlich nur ein Uffta. Andererseits, kann man das auch nicht gegen jedes Mittelklasseteam bringen. Aber gegen die Mannschaft aus dem Wald könnte das ja mal erwogen werden.