Ein paar sehr subjektive Anmerkungen zu den Ausgangsfragen.
@Jalapeno:
hat der Basketball vielleicht ein generelles Problem mit seinen Regeln bzw. deren Auslegung bzw. deren Rezeption durch die Fans?
Ich denke nicht, dass es ein generelles Problem des Basketballs ist. Vielmehr ist - wie auch von einigen Vorpostern ausgeführt - die Bereitschaft (zumindest im Internet) gesunken, eine abweichende Meinung zu akzeptieren. Da kommt es auch gar nicht darauf an, wie gut die abweichende Meinung begründet ist. Sie muss falsch sein, weil sie meiner Meinung nicht entspricht. Diskussion zwecklos.
Das stellt nach meiner ganz persönlichen Meinung den Hauptgrund für die ständigen Diskussionen dar.
@Jalapeno:
Sind die Regeln zu kompliziert?
Jein. Zunächst braucht es die Bereitschaft eines Fans, sich mit den Regeln auseinanderzusetzen. Sollte ein Fan den Anspruch haben, dass die Regeln quasi selbsterklärend sein müssen, ist das nach meinem Empfinden ein zu hoher Anspruch, der von einer gewissen Bequemlichkeit getragen ist. Nach Auseinandersetzung mit den Regeln bleibt jedenfalls für mich nur noch eine recht kleine Menge an Regeln übrig, die ich für wirklich kompliziert halte.
Das wäre bei mir hauptsächlich die Schrittfehlerregelung. Ich komme aus dem Handball, wo das recht einfach ist. Dort zähle ich Kontakte. Im Basketball ist das schon in der Theorie komplizierter, in der Praxis das auch noch in Realgeschwindigkeit zu erkennen, noch mal ein Stück herausfordernder.
Daneben noch die Vorteil-/Nachteil-Regel, aber die hat ohnehin das Problem, dass kein Zuschauer weiß, ob der Schiedsrichter etwas nicht gepfiffen hat, weil er blind ist oder weil er die Vorteil-/Nachteil-Regel angewendet hat :-).
@Jalapeno:
Sind Schiedsrichter zu theoretisch?
Nein, sie sind einfach zu schlecht - jedenfalls nach Meinung vieler Fans :-).
Spaß beiseite: Was heißt zu theoretisch? Entweder eine Regel lässt dem Schiedsrichter Ermessensspielraum oder nicht. Wenn kein Ermessensspielraum besteht, gibt es kein “zu theoretisch”. Dann ist entsprechend der Regel zu entscheiden (zu Vorteil-/Nachteil-Regel habe ich oben schon geschrieben). Wenn ein Ermessensspielraum da ist, dann können die Schiedsrichter gerne “praxisnah” entscheiden. Da habe ich bislang eher nicht die großen Defizite festgestellt.
@Jalapeno:
Gibt es diese Diskrepanz auch in anderen Sportarten so extrem, wie sie in meinen Augen beim Basketball ist?
Oh ja, definitiv. Nur ein paar Beispiele, die mir ohne nachzudenken einfallen:
Fußball, dieses Wochenende, Bremen - HSV. Der Vorstandsvorsitzende des HSV konnte sich richtig schön über das entscheidende Tor echauffieren und den Schiedsrichtern Praxisferne vorwerfen.
Handball, EM 2018, Slowenien - Deutschland. Deutschland bekommt in letzter Sekunde einen 7m zugesprochen, der extrem kontrovers diskutiert wurde und sogar zu einem Protest der Slowenen geführt hat.
Die Liste ließe sich endlos verlängern. Das ist also kein exklusives Basketball-Phänomen.