Wie man einen Heimvorteil ungenutzt lässt...
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Ich war gestern zum ersten Mal bei Spielen der EM in Berlin. Man hatte ja schon am TV das Gefühl, dass es mit einem Heimvorteil auf den Rängen nicht weit her ist……das die Realität dann so bitter und traurig sein würde kam dann doch überraschend.
Von den drei Spielen gestern war die schlechteste Stimmung eindeutig beim deutschen Spiel (mit Ausnahme der türkischen Kuve).
Warum hat es sich in Deutschland so verfestigt, dass stumpfes Dauergetrommel auf 3 LKW-Ladungen dieser Musikinstrumente der Inbegriff von Support ist?
Die anderen Fangruppen haben, wenn überhaupt, eine Trommel für den Takt dabei und singen ansonsten ihre drei, vier Standardlieder, die dann auch jeder mitmacht und somit wird wirkliche Stimmung erzeugt und kein gleichbleibender Geräuschpegel, der NICHTS bringt.
Den Einsatz des DBB-Fanclubs in allen Ehren, aber das Ergebnis ist eifach furchtbar.Dies wird natürlich dadurch unterstützt, dass sobald das Spiel auch nur eine Millisekunde unterbrochen war, sofort die Musikanlage bis aufs Äußerste aufgedreht wurde…wie soll da auch nur irgendwas an Stimmung entstehen?
Ich möchte Basketball gucken und nicht das Gefühl haben, in einer Disko zu sein und stumpf dauerbeschallt zu werden.Die Isländer, Serben, Italiener und Türken (Spanier waren gestern nur sehr wenige da) machen es doch hautnah vor, wie es geht und wie man sein Team pushen kann.
Und ja, es wäre möglich, dass die ganze Halle einen Schlachtruf anstimmt…denn wir haben es gestern in unserem Block in den an drei Fingern abzuzählenden halbwegs stillen Momenten versucht…und um uns herum wurde begeistert mitgemacht…ehe die Boxxen wieder aufgedreht wurden oder das Getrommel einsetzte und alles in seinem Einheitsbrei erstickte.
Und das wunderliche daran…sobald die deutsche Mannschaft in der Verteidgung ist, entdecken die Zuschauer auf einmal ihr Sprachzentrum und brüllen Defense. Da machen auch fast alle mit…aber auch das hat mit Heimvorteil nichts zu tun. Wenn die Zuschauer in der gleichen Lautstärke gepfiffen hätten, wäre das Dach weggeflogen und den Türken wärem mit Sicherheit die Knie weich geworden. So haben sie das Defense Rufen wahrscheinlich nicht wahr genommen und einfach den nächsten Dreier versenkt.
Mir graut jetzt schon vor dem nächsten Event morgen gegen Spanien. Immerhin wird bei den anderen beiden Spielen der Basketball im Vordergrund stehen.
Nur meine Gedanken, die einfach mal raus mussten, weil es mich einfach enttäuscht hat gestern, wie dieser mögliche Heimvorteil vertan wird. Und da können die Jungs und Mädels an der Trommel vermutlich am wenigsten dazu…es wird ihnen halt so vorgelebt, dass das unfassbar geil sei…vom Marktschreier am Mikro, der lieber DJ hätte werden soll und wem noch alles…
Man muss schmunzeln bei dem Gedanken, dass auch nur irgendein internationaler Gast dieser EM-Vorrunde in Berlin zu Hause von der Stimmung der deutschen Fans schwärmen wird…
Sportlich bleibt uns einfach nur, auf ein Wunder zu hoffen.
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Naja, wenn das Spiel so dermaßen beschissen läuft wie gestern, geht auch nicht das komplette Publikum mit. Ist halt so.
Ich war gegen Serbien live dabei und muss ganz ehrlich sein: So eine Atmosphäre habe ich noch nie erlebt. Wir hatten uns vor dem Spiel ein wenig gesorgt, dass die Serben uns übertönen könnten - nix da. Die Halle war von Anfang bis Ende voll da und krass laut. Das war ein Heimvorteil. Als Heiko den Dreier zum Ausgleich getroffen hat, waren wir kurz davor, die Bude einzureißen.
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Dem Fanclub Deutsche Nationalmannschaft kann man wirklich noch den geringsten Vorwurf machen. Die organisieren wenigstens irgendwas, es stünde ja allen anderen Fangruppen Deutschlands frei, selbst etwas auf die Beine zu stellen.
Neben den affigen Discosoundbeschallungen bei jedem ruhenden Ball ist die eigentliche Ursache beim Beißreflex gegen den großen Bruder König Fußball zu finden. Nachdem sich die Strukturen im deutschen Profibasketball in den letzten 10 bis 15 Jahren professionalisiert haben, fand bei den Fans im Schatten des übermächtigen schwarz-runden Leders irgendeine Art von Abgrenzungsprozess statt. “Wir sind zwar weniger als die Proleten beim Fußball, aber besser/fairer/sportlicher!” Das zieht sich durch jede Fangesangsdiskussion wie ein roter Faden und wurde auch hier von HH-Towers abermals befeuert. Egal wie man dazu steht, Fakt ist, dass es eine solche Dichotomie in den meisten anderen basketballaffinen Ländern nicht gibt. Auch in Spanien, der Türkei, Griechenland ist Fußball beliebter. Die Fankulturen ähneln sich jedoch.
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Ich schließe mich dem Threadersteller an. Das stumpfe Dauertrommeln ist nicht schön. Generell wünsche ich mir beim Basketball in Deutschland etwas mehr “Fußball-Stimmung” in Form von Gesängen bzw. vergleichbare gesanglastige Stimmung wie in den südeuropäischen Ländern.
2-3 Trommeln als Taktgeber und dahinter eine lautstarke Fangruppe, die gemeinsam eben 3-4 Standardtexte anstimmen können. Das wäre für die EM in Berlin aus unserer Sicht am besten gewesen. Und wenn es nur ein Wechselgesang mit der Gegentribüne ist wo nur ein langezogenes “Deeeeeutschland” gerufen wird. Also ich habe am TV nicht einen einzigen Deutschland-Gesang wahrgenommen, zuindest fällt mir keiner spontan ein.
Stattdessen reihen sich geschätzte 20 Dauertrommlern in Reihe 1 aneinander. Das ist nicht böse gemeint ggü. dem Fanclub, der schwießtreibende Arbeit leistet, aber eben nicht optimal für die Stimmung.
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da schließe ich mich an - gegen Serbien war es grandios!!! war da, war ein irres Spiel…beim dem Verlauf gegen die Türken war einfach nichts zu machen!!!
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Ich habe da einen anderen Eindruck!
Das einzige Spiel, bei dem ich die Gästefans mehr gehört habe, war Island. Gegen Serbien war die serbischen Fans kaum existent, die Stimmung der deutschen Anhänger überragend!
Gegen die Türken hätte ich von türkischer Seite auch viel mehr erwartet. Dass die deutschen Anhänger da nicht so laut sind, wenn es -20 steht, das ist klar, aber trotz des Spielstandes hatte ich das Gefühl, die Lautstärke käme weiterhin eher von den deutschen Fans.Auch bzgl. der Trommelei bin ich anderer Ansicht. Ich finde, wenn man auf dem Feld als Spieler steht, dann hört es sich schon verdammt laut an, wenn in zig Trommeln geschlagen wird. Ob das nun innbrünstige Fangesänge und lautes Trommeln ist, das ist als Spieler eher nebensächlich. Da sehen das wohl einige eher aus fankultureller Sicht, dass der Gesang vllt. etwas kreativer ist. Einzig das Auspfeifen der gegnerischen Spieler kann zusätzlich motivieren, aber eben nicht nur das Heimteam, sondern auch den Gegner.
Mein Fazit: Man kann sich bzgl. der deutschen Nationalmannschaft viele Gedanken machen bei dieser EM, aber über die Stimmung finde ich nicht. Die ist gut.
Um trotzdem mal anders auf den Threadtitel zu reagieren, würde mir folgendes einfallen:
Wie man einen Heimvorteil ungenutzt lässt, zeigt man, in dem man bei dieser EM als Heimteam die Möglichkeit hat, sich einen Gegner zu wünschen, sich anstelle der Niederlanden, oder eines anderen schwachen Teams, aber die Türkei wünscht. Das ist der einzige Punkt, der aus meiner Sicht als Heimteam bei dieser EM fatal ist. -
vielleicht noch ein Hinweis - die Serben waren gegen Spanien so unfassbar laut - das war überragend…. Ich war daher mehr als überrascht, dass wir die Serben auf den Rängen so dominiert haben…
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Finde die Italiener stimmungsmäßig übrigens ziemlich überzeugend. Die Türken eher nicht. Keine Ahnung, was mit denen los ist. Da hätte ich mehr erwartet.
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Wie man einen Heimvorteil ungenutzt lässt, zeigt man, in dem man bei dieser EM als Heimteam die Möglichkeit hat, sich einen Gegner zu wünschen, sich anstelle der Niederlanden, oder eines anderen schwachen Teams, aber die Türkei wünscht.
Konnte man sich als EM-Heimteam ernsthaft einen Gegner wünschen?
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Wie man einen Heimvorteil ungenutzt lässt, zeigt man, in dem man bei dieser EM als Heimteam die Möglichkeit hat, sich einen Gegner zu wünschen, sich anstelle der Niederlanden, oder eines anderen schwachen Teams, aber die Türkei wünscht. Das ist der einzige Punkt, der aus meiner Sicht als Heimteam bei dieser EM fatal ist.
Es ist ja immer uncool, nachher zu sagen, dass man es vorher geahnt hat. In dem Fall habe ich es aber vorher geahnt…da hat der DBB wieder eher auf die Brieftasche geschaut, weil die Türkei natürlich garantiert, dass die Halle bei allen Spielen (durch die Kopplung aller nichtdeutschen Spiele) auverkauft ist. Sportlichen Erfolg hätten eher Holland oder Estland garantiert…
Wirklich dämlich.
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Finde die Italiener stimmungsmäßig übrigens ziemlich überzeugend. Die Türken eher nicht. Keine Ahnung, was mit denen los ist. Da hätte ich mehr erwartet.
Vielleicht liegts daran das sich nicht gerne Fenerbahce und Gala Fans zusammen in den Block stellen
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Wie man einen Heimvorteil ungenutzt lässt, zeigt man, in dem man bei dieser EM als Heimteam die Möglichkeit hat, sich einen Gegner zu wünschen, sich anstelle der Niederlanden, oder eines anderen schwachen Teams, aber die Türkei wünscht.
Konnte man sich als EM-Heimteam ernsthaft einen Gegner wünschen?K
Kurze Antwort: Ja.
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Konnte man sich als EM-Heimteam ernsthaft einen Gegner wünschen?K
Kurze Antwort: Ja.
Dann war die Türkei ein volles Eigentor Unforced Error
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Konnte man sich als EM-Heimteam ernsthaft einen Gegner wünschen?K
Kurze Antwort: Ja.
Dann war die Türkei ein volles Eigentor Unforced Error
zumal man zB mit polen sicher auch einige zuschauer nach berlin gelockt hätte und diese als gegner vermutlich machbarer gewesen wären (wobei auch die türken gestern allemal machbar waren).
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Jaja, wieviel Spieler erzählen nicht zu Hause “Alter was HAM die krass getrommelt!!!”…
Nun, es waren ja nicht nur Trommeln. Zumindest gegen Serbien war es sehr laut. Aber schön, dass du als Spieler andere Erfahrungen gemacht hast und uns verrätst, was du Zuhause (nicht) erzählst.
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…vermutlich: “Die haben da so ein tolles Lied gesungen. Ich bin erstmal eine Minute auf dem Feld stehen geblieben, damit ich den Text auch verstehen konnte …und der hat mich danach richtig motiviert”
Es gibt halt auch noch was zwischen Liedern mit hochanspruchsvollen Texten und nichtssagenden Trommelrythmen, die dann sogar noch von den gegenerischen Fans für Ihre Rufe verwendet werden…
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Die Selbstinszenierung fängt bei Fans Respect Fans an und mündet im Fanclub Nationalmannschaft. Ich weiß noch, wie wir Denis Schröder im letzten BBL-Spiel von ihm gegen uns so dermaßen niedergesungen haben, dass der Kerl mehr Turnover als Punkte aufm Scouting-Bogen stehen hatte.
Genauso wenig verstehe ich die Defense-Rufe. Meine Mannschaft braucht keine Unterstützung in der Verteidigung. Die tun da ja ihr bestes, niemand will einen Korb fangen. Aber die gegnerische Mannschaft niederpfeiffen: Das wirkt.
So eine Kinoatmosshphäre kann ich nur betrunken ertragen. Prost!
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Stimmung und Nationalmannschaften ist u.U. ein Problem der Mentalität gepaart mit Faktoren Historie, (Sozialer-) Schicht, Regionalität und evtl. verfügbarem Lied-Gut. Das ist eine Wissenschaft für sich. Beim Fussball hat man mit der Kampagne “Du bist Deutschland” zur WM im eigenen Lande einiges erreicht. Da steckte aber auch ein riesiges Budget dahinter. Aber selbst das schwächt ab oder ist von geographischen Faktoren abhängig, wenn es nicht ständig befeuert wird. Fangut/-kultur ist wie ein Produkt in der freien Marktwirtschaft. Es muss durch Werbung/Aktionen ständig am Leben gehalten werden. Der Basketball-Fan in Deutschland war früher wie folgt zu umschreiben: gebildet, kritisch, unauffällig. Ganz schwer daraus eine Fankultur wie beim Fussball zu entwickeln, welche in Arenen lautstark Fan-Gesänge anstimmt und sich praktisch selbst feiert. Dennoch hat sich etwas getan, und es muss einfach nur stetig weiterentwickelt werden.
Selbst hier stossen Fan und aktive Basketballer aufeinander. Nicht selten bügeln da Welten aufeinander und es kommt zu verbalen Entgleisungen und Meinungsverschiedenheiten. Akzeptanz und Respekt fällt dabei einigen schwer. Da wird mal eben eine Initiative FRF von einigen gedisst (sagt man das so ???), obwohl es einfach nur eine Gruppe ist, welche den Sport Basketball mag, aber nur anders denkt. Anders denken soll erlaubt sein! Respekt, Spass und Support - drei Wörter, welche für Ressourcen des Sports stehen.
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Ich muss dem Threadersteller uneingeschränkt recht geben. Diese Getrommel ist unerträglich und ein Grund für mich, den Ton auszuschalten.
Es war ja nicht nur gegen die Türkei so. Ich war in Wetzlar dabei. Keine Gegenwehr, aber BummBumm von den Trommeln und aus den Boxen. Da konnte keine Stimmung aufkommen.
Mehr noch. Wenn andere mal etwas angestimmt haben, wurde noch lauter getrommelt. Man kann ja auch keinen anderen support zulassen oder unterstützen… dann wäre man ja nicht mehr im Mittelpunkt.Verärgerte Grüße aus BHV
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Ich habe bis jetzt auch fast alle Spiele gesehen (Vorbereitung und Turnier) und kenne auch einige vom Fan-Club persönlich. Ich finde es wird sehr viel geleistet und es ist klar, dass man nicht so einen klasse Stimmung wie in Bamberg, Ludwigsburg oder Frankfurt hinbekommt. Ich glaube, da ist die Anlage in Berlin auch nicht wirklich drauf ausgelegt bzw. da muss man auch die höhen und tiefen noch richtig abmischen.
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Ich bin immer wieder verwundert, dass man nicht 2 Trommeln pro Person in den Block stellt. Die meisten von denen dürften doch fähig sein, mit 2 Händen auch 2 Trommeln zu bedienen. Macht bei gleichem Personalaufwand (Die Karten gibts ja kostenlos für die Fans) noch VIEL mehr Trommeln. :–-)
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Neben den affigen Discosoundbeschallungen bei jedem ruhenden Ball ist die eigentliche Ursache beim Beißreflex gegen den großen Bruder König Fußball zu finden.
Das mit der Discosoundbeschallung gibt es auch in so mancher (oder sogar vielen?) BBL-Halle, da hab ich das auch nie so recht verstanden (gutes Stichwort…). In einer vernünftigten Lautstärke mal mit dem Sitzbachbarn reden ist quasi unmöglich; ist das den Verantwortlichen egal oder denken die, dass sowieso während des Spiels niemand sich unterhalten sollte abgesehen davon, dass “natürliche” Stimmung (sofern natürlich vorhanden) erfolgreich durch sowas sofort getötet wird.
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Neben den affigen Discosoundbeschallungen bei jedem ruhenden Ball ist die eigentliche Ursache beim Beißreflex gegen den großen Bruder König Fußball zu finden.
Das mit der Discosoundbeschallung gibt es auch in so mancher (oder sogar vielen?) BBL-Halle, da hab ich das auch nie so recht verstanden (gutes Stichwort…). In einer vernünftigten Lautstärke mal mit dem Sitzbachbarn reden ist quasi unmöglich; ist das den Verantwortlichen egal oder denken die, dass sowieso während des Spiels niemand sich unterhalten sollte abgesehen davon, dass “natürliche” Stimmung (sofern natürlich vorhanden) erfolgreich durch sowas sofort getötet wird.
Wir haben gleich zu Beginn der ProA-Zeit vor zwei Jahren einen Verzicht darauf in der Osthalle durchsetzen können. So gab es nur in den Auszeiten und in den Viertelpausen Musik (plus Fabius), wobei schon wenige Handzeichen mit dem DJ genügten, falls mal ein Fanlied unsererseits eingestreut werden wollte. Paradiesisch! Doch schon im ersten und bislang einzigen Testspiel war sie wieder da: die tinnitusfördernde Dauerbeschallung. Vielleicht hat die BBL einen Gemeinvertrag mit einem Hörgerätehersteller (heißen die nicht “Kind” wie “Kind im Ohr”?) und schreibt den Vereinen in die Statuten, wann und wie laut die Musik gespielt werden muss.
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Ein paar Gedanken zu dem Thema möchte ich noch loswerden, auch wenn Schmock im Eingangspost schon vieles dargestellt hat, das ich genau so unterschreiben würde.
Ich war fünf Tage in der Halle, habe von 15 Spielen 12 gesehen. Insgesamt war das eine großartige Sache mit tollem Basketball und viel mehr Fans, als ich erwartet hätte, v.a. von Island und Italien. Wenn ich da an fast leere Hallen bei vergangenen Europameisterschaften zurückdenke, gibt es am Zuschauerzuspruch nicht viel zu bemängeln.
Dennoch drei Kritikpunkte am Ausrichter, sprich dem DBB:
1.) Die Türkei als Vorrundengegner auszusuchen, um die Halle zu füllen, war ein Schuss in den Ofen. Es waren selbst gegen Deutschland kaum mehr als zweitausend Türken in der Halle, bei anderen Spielen ein paar Hundert. Die Karten wären ohne weiteres auch so weggegangen. “Hinterher ist man immer schlauer” hör ich es schon rufen. Aber ehrlich gesagt trifft das Menschen, die ein bisschen in der Fankultur-Materie sind, nicht völlig unvorbereitet. Ich habe schon vor dem Turnier prognostiziert, dass es die Serben sein würden, die in Heerscharen ihre Mannschaft unterstützen und für gute Zuschauerzahlen sorgen würden. Nichts anderes ist eingetreten. Hätte man sich Polen als Vorrundengegner ausgesucht, wäre man in jedem Fall Italien aus dem Weg gegangen (gleicher Lostopf), hätte mindestens so viele polnische wie türkische Fans in der Halle gehabt und stünde jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit im Achtelfinale.
2.) Die Zusammenarbeit mit den Fanclubs im Vorfeld bestand darin, sich von möglichst jedem Fanclub mind. einen Trommlerin per Freikarten einzuladen. Das Ergebnis waren über 30 Trommeln am Eröffnungswochenende und ca. 15 bei den restlichen Spielen. Auch wenn das einige Leute sicher nicht hören möchten, aber es war der völlige Stimmungskiller! Ich hatte bei den fünf Spielen jeweils unterschiedliche Plätze in Ober- und Unterrang auf der anderen Hallenseite als dem Fanblock. Egal wo ich saß oder stand, immer waren um mich herum genügend Leute, die gerne und laut anfeuerten, deren Potential aber überhaupt nicht genutzt wurde. Das ständige “Defense” - Getrommel war viel zu ermüdend und viel zu schnell. Bei Ballbesitz wurden meistens irgendwelche einschläfernden Trommelrythmen statt kräftige Schlachtrufe angestimmt. Bezeichnend eine Szene beim Spiel gegen Italien: Kaum ist der Fanblock mal für ein paar Sekunden ruhig, fangen in der ganzen Halle Menschen an, zu singen. Deutsche Fans wohlgemerkt! In der Endphase des Spanien-Spiels entwickelte sich Stimmung, wie sie viel öfter hätte sein können. Pfeiffkonzert bei gegnerischem Ballbesitz und Schlachtrufe bei eigenem Angriff. Quasi überall in Europa läuft das aus gutem Grund genau so.
Das ist kein persönlicher Vorwurf an die Jungs und Mädels im Fanblock, sondern an DBB, der sich genau diese Art der “Stimmung” offenbar gewünscht hat. Und es spricht daraus meine persönliche Ernüchterung, dass in Basketballdeutschland Stimmung mit Trommeln gleichgesetzt wird. Das ernüchtert mich zwar nicht erst seit gestern, aber seit fünfzehn Jahren immer wieder aufs neue. In dieser Logik glaubt man natürlich, mit 30 Trommeln alle Voraussetzungen für überragende Athmosphäre geschaffen zu haben. Vielmehr hätte man sich überlegen sollen, wie man möglichst viele organisierte Fans dazu bringt, nach Berlin zu kommen und unmittelbar zusammen irgendwo zu stehen. Ich schreibe das nicht alles, weil ich purer Stimmungsfetischist bin, der sich nicht für Basketball interessiert (wie gesagt, 12 Spiele an 5 tagen…), sondern weil ich schlicht und ergreifend davon überzeugt bin, dass wir mit einer lauteren, einschüchternderen Halle eine Runde weitergekommen wären.
Über den DJ möchte ich keine Worte verlieren, denn ich hätte nur unfreundliche. Er macht das seit zwanzig Jahren in Bonn. Leider nicht nur seit, sondern auch genau wie vor 20 Jahren. Das wird sich nicht mehr ändern, damit bin ich durch.3.) Die Europameisterschaft war über die o2 World in Berlin quasi nicht sichtbar. Ballineurope spiegelt in diesem Beitrag meine Eindrücke absolut wieder. Nirgendwo in der Stadt jenseits der Warschauer Straße war auch nur irgendetwas davon wahrzunehmen, dass gerade in Berlin ein riesiges Basketballspektakel läuft. Sicher, der Vorverkauf lief gut, da musste nicht noch jede Menge Geld in aufwendige Werbung gesteckt werden. Der Basketballbegeisterung hätte es allerdings gut getan, die Sichtbarkeit der Veranstaltung zu erhöhen. In Riga geht das auch: Da hängen laut Aussagen von Anwesenden überall in der Stadt Flaggen und Plakate. Warum keine Fanzone auf dem Alex? Wo war der überdimensionale Basketball vorm Brandenburger Tor? Da wäre leider einiges mehr möglich gewesen. Mit Sicherheit hätte man ohne weiteres noch genügend Touris animieren können, für einen Abend in die Halle zu kommen.
Soviel erstmal zu dem Thema. Nochmal: Die letzten Tage waren eine tolle Zeit. Dennoch bleibt das Gefühl, es wäre nicht nur ein sportlich, sondern auch drumherum einiges mehr möglich gewesen, um Basketball mindestens in Berlin, aber auch darüber hinaus einen kleinen Schub zu geben. Vielleicht reichten die Ressourcen beim DBB nicht, vielleicht war das eine Jahr Organisationszeit zu knapp. Wie dem auch sei, sollte irgendwann eines fernen Tages noch einmal ein großes internationales Turnier in Deutschland stattfinden (die Bewerbung für die WM 2023 ist ja hoffentlich noch aktuell), sollte man diese EM als Steinbruch nutzen, es besser zu machen.
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Zu (1): Völlig richtig. 2008 war ich bei meinem ersten Nationalspiel. Vorbereitung Deutschland - China (es kann auch 2007 oder 2009 gewesen sein, steinigt mich nicht.) Jedenfalls war auch da die Halle in Mannheim proppevoll. Wer die Türkei in der Angst gewählt hat, man würde wie weiland 1993 vor ein paar hundert traurigen Randsportartenfans spielen, hat den Schuss echt nicht gehört.
Zu (2), insbesondere den Buh-Rufen gegen Spanien: Richtig! Es braucht bei vielen Hallensportfans scheinbar einiger Schiri"fehlentscheidungen", um in Wallung zu geraten. Dann ist aber Potential vom Feinsten da. Leider - und das meine ich jetzt absolut als Vorwurf - werden Pfiffe und Pfui-Gesänge gerade von der breiten frf-affifen Fanclub-Front als unsportlich klassifiziert, weshalb dort (synchron zum Vorgehen in Bamberg, München,…) stumpf weiter der “Defense!”-Takt getrommelt wurde. Klang zumindest vorm Fernseher so. Wenigstens da und außerhalb der Heimhalle sollte man das akzeptieren können.
Und danke für die Info, dass es sich um den Bonner Hallensprecher handelt. Ich war schon xmal in Bonn bei Auswärtsspielen. Ist mir so noch nie aufgefallen… außer an jenem Faschingssonntagspiel vor sechs oder sieben Jahren gruselschaudergänsehautekel.
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Und danke für die Info, dass es sich um den Bonner Hallensprecher handelt. Ich war schon xmal in Bonn bei Auswärtsspielen. Ist mir so noch nie aufgefallen… außer an jenem Faschingssonntagspiel vor sechs oder sieben Jahren gruselschaudergänsehautekel.
Ich sprach vom DJ! Darauf bezog sich meine Kritik!
Als Hallensprecher haben sich meiner Beobachtung nach drei bis vier Personen, darunter Albas Tom Böttcher und Bonns Frank Piontek, abgeweschselt. Zumindest die letzten beiden Deutschland-Spiele hat Piontek gesprochen und meines Erachtens nach auch sehr gut. In der Nowitzki-Abschiedsszene hätte er sich vllt zurückhalten können, da gebe ich Dir recht. Ansonsten halte ich ihn ganz ohne Vereinsbrille für den besten Basketballhallensprecher hierzulande, da er eben nicht versucht, künstlich das Publikum zu animieren, sondern bloß das spricht, was notwendig ist.
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Und danke für die Info, dass es sich um den Bonner Hallensprecher handelt. Ich war schon xmal in Bonn bei Auswärtsspielen. Ist mir so noch nie aufgefallen… außer an jenem Faschingssonntagspiel vor sechs oder sieben Jahren gruselschaudergänsehautekel.
Ich sprach vom DJ! Darauf bezog sich meine Kritik!
Als Hallensprecher haben sich meiner Beobachtung nach drei bis vier Personen, darunter Albas Tom Böttcher und Bonns Frank Piontek, abgeweschselt. Zumindest die letzten beiden Deutschland-Spiele hat Piontek gesprochen und meines Erachtens nach auch sehr gut. In der Nowitzki-Abschiedsszene hätte er sich vllt zurückhalten können, da gebe ich Dir recht. Ansonsten halte ich ihn ganz ohne Vereinsbrille für den besten Basketballhallensprecher hierzulande, da er eben nicht versucht, künstlich das Publikum zu animieren, sondern bloß das spricht, was notwendig ist.
Mein Fehler, danke! Für mich sind die Wörter Hallensprecher und DJ mittlerweile synonym.^^
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Wie man einen Heimvorteil ungenutzt lässt, zeigt man, in dem man bei dieser EM als Heimteam die Möglichkeit hat, sich einen Gegner zu wünschen, sich anstelle der Niederlanden, oder eines anderen schwachen Teams, aber die Türkei wünscht. Das ist der einzige Punkt, der aus meiner Sicht als Heimteam bei dieser EM fatal ist.
Es ist ja immer uncool, nachher zu sagen, dass man es vorher geahnt hat. In dem Fall habe ich es aber vorher geahnt…da hat der DBB wieder eher auf die Brieftasche geschaut, weil die Türkei natürlich garantiert, dass die Halle bei allen Spielen (durch die Kopplung aller nichtdeutschen Spiele) auverkauft ist. Sportlichen Erfolg hätten eher Holland oder Estland garantiert…
Wirklich dämlich.
Das mit der Brieftasche unterschreibe ich, ist aber wie in der Politik.
Da wurde nur auf kurzfristige Einnahmen geschaut anstatt auf den langfristigen positiven Effekt, den z.B. ein Erreichen des Viertelfinales gebracht hätte.