Kann Basketball an Fußballstandorten überleben?
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Im Saisonthread der Schalke Basketballer kam die These auf, dass an Fußballstandorten andere Sportarten nicht überleben können:
https://www.schoenen-dunk.de/forum_t126270_Schalke-04-Basketball_4.htm#2358491Hintergrund ist der Rückzug der finanziellen Unterstützung durch den Hauptverein, weswegen die Schalke Basketballer keine ProA-Lizenz beantragen. Da das Thema ja an sich sehr interessant ist, sich aber von Schalke wegbewegt, hier ein allgemeiner Thread zum Thema.
@2358554:Natürlich hat ein Fußball-Erstligist in der gleichen Stadt große Ausirkungen auf andere Sportarten.
In Leverkusen wurden die Millionen-Zahlungen zu BBL-Zeiten zugunsten des Fußballs gestrichen: Folge: Damaliger Absturz in die Regionalliga. In einer Millionen-Stadt wie Köln gab es für die RheinStars keinen Platz neben dem FC und den Kölner Haien - ein Armutszeugnis. In Hamburg musste der HSV Handball Insolvenz anmelden und sich in die 3. Liga zurückziehen, die Freezers gibt es sogar gar nicht mehr. Und das sind alles nur Beispiele, die mir spontan einfallen.
Ich verstehe die Beispiele nicht ganz.
Leverkusen: der Hauptsponsor stellt sein Engagement ein und man hat keinen Plan B. Wo ist der Faktor Fußball? Wurde die Million €, die Bayer gespart hat, in den Fußball gesteckt?
Köln: das hat doch auch nichts mit Fußball zu tun. Wenn es keine geeignete Halle gibt, gibt es sie nicht. Muss eine Stadt einspringen und eine Halle mit sehr spezifischer Größe bauen? Ich weiß nicht. Und die Kölner Haie sind ja durchaus neben den FUßballern etabliert.
Hamburg: was hat die Insolvenz eines Handballvereins mit Fußballern zu tun, insbesondere, wenn jetzt ein Hamburger Basketballverein in der BBL spielt?
Oder jetzt Schalke: anscheinend hat man es nie geschafft, genug Sponsoren zu aquirieren um nicht defizitär zua rbeiten. Vielleicht hätte man lieber in der ProB bleiben sollen, weiter in Gelsenkirchen spielen und langsam etwas aufbauen (oder eine Identität aufbauen als Ausbildungsverein oder was auch immer). Ich kann nicht in den Kopf der Schalker Macher schauen, kann also nicht sagen, was man sich vom Aufstieg erhofft hat.Durch den Fußball werden Randsportarten eben an jenen Rand gedrückt. Eine homogene Sportlandschaft in Deutschland? Fehlanzeige!
Drehen wir es mal um: In der BBL spielen Teams aus Bamberg, Oldenburg, Bonn, Vechta, Ulm, Göttingen, Gießen, Bayreuth, Würzburg und Ludwigsburg, wo es weit und breit keinen höherklassigen Fußball-Club oder andere Konkurrenz-Sportart gibt. Deshalb geht die Kohle in den Basketball.
“Weit und breit” ist Definitionssache.
Bamberg: Nürnberg (60 km)
Bonn: Köln (30 km)
Gießen: Frankfurt (70 km)
Oldenburg & Vechta: Bremen (50 km)
Ulm: Augsburg (90 km)
Würzburg: Haben einen Drittligisten, Zuschauerschnitt 5.000
Ludwigsburg: Stuttgart (15 km)
Da sist alles weniger als eine Stunde Autofahrt, also schon noch Umfeld im weitesten Sinne. Ein Sponsor könnte doch viel eher im Effzeh investieren als in Bonn - nur ist ein Investment in Höhe von 100.000 € bei einem Basketballverein deutlich mehr wert als bei einem Fußballclub.Nichts davon überzeugt mich. Die meisten Basketballstandorte scheitern, weil man zu schnell zu viel will, über den Verhältnissen lebt und irgendwann insolvent geht. Das hat doch erst einmal nichts mit Fußball zu tun. Natürlich ist das Fehlen eines hochklassigen Fußballvereins begünstigend für andere Sportarten, weil man in der Lokalpresse deutlich mehr Berichterstattung erhält. Aber selbst dasuch nur unter Vorbehalt; wenn man nicht über den lokalen Fußballverein berichten kann, dann eben über die Dortmunder und Münchener Fußballer, das geht immer. Und sobald ein Fußballverein Regionalliga spielt, ist das im Lokalsport eh meist Seite 1.
Für mich fehlt der Beweis, dass Basketball (oder andere Sportarten) an Fußballstandorten nicht überleben können.
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Für mich fehlt der Beweis, dass Basketball (oder andere Sportarten) an Fußballstandorten nicht überleben können.
Nochmal, dann schau dir noch einmal die BBL-Clubs an. Ich beziehe mich allein auf die Städte, das Umland ist erstmal zweitrangig. Von den 18 aktuellen BBL-Vereinen haben nur vier (!) Städte einen Fußball-Erst- oder Zweitligisten (München, Berlin, FFM, Hamburg). Allein das ist Beweis genug.
Ein Top-Team einer Randsportart und Fußball in einer Stadt funktioniert nur in den seltesten Fällen (zumeist in einer Großstadt), weil es ein Kampf um Zuschauer und Sponsoren ist, den man als Randsportart nicht gewinnen kann, siehe RheinStars Köln, HSV Handball, Hamburg Freezers. Im Fall von Leverkusen wurden die Sponsorengelder für die Basketballer stark gekürzt und explizit für die Förderung der Fußballer eingesetzt, weil es sich laut Bayer AG beim BB nicht mehr gelohnt hat. Gleiches galt übrigens für die Leverkusener Handball-, Volleyball- und Leichtathletik-Abteilungen. Basketball-Städte sind zumeist auf der Fußballkarte nicht vertreten, weil sie zumeist kleiner sind und nur es nur ein Top-Team - in dem Fall Basketball - innerhalb der Stadt geben kann. Das ist ihr Glück.
Der Fußball macht es verdammt vielen Teams von Randsportarten schwer und schluckt dabei viele Ressourcen in den verschiedenen Städten. Wer das nicht sieht, dann weiß ich auch nicht mehr.
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Das Umland ist natürlich wichtig. Fußball hat, was das Sponsoring angeht, eine viel größere (und ind er Bundesliga internationale) Projektionsfläche.
Das Hauptproblem ist doch, dass Rheinland und Ruhrgebiet Fußballhauptgebiet ist, und andere Sportarten dort kaum Fuß fassen. Liegt das jetzt aber am Fußball oder an maroden Kommunen? Wie gesagt, ein Fußballstadion hat fast jede größere Stadt eh rumstehen, aber der Neubau einer Halle für 1500 oder sogar 3000 Zuschauer wird sich meist nicht lohnen. Vor allem nicht im Ruhrgebiet, wo die nächste Stadt eh schon eine Messehalle hat. Kurioserweise gibt es aber auf recht engem Raum 4 DEL-Vereine
In anderen Gebieten scheint mir das Problem nicht so groß zu sein. Süddeutschland kann sich den Basketball oft leisten. Selbst Ostdeutschland hat beides oft vereint: Erfurt (hier sind die (Fußballer aber auch pleite gegangen, aber selbst ind er Regionalliga noch weit über 3.000 Zuschauer), Jena, Chemnitz (hier sogar noch ein Damenteam), Dresden, Rostock. Alles Städte mit Fußball Zweit-bis Drittligisten (und viel Historie!) und Basketballern über der ProB.
Norddeutschland hat dann wiederum weniger Fußballvereine, dafür aber viel Handball und Basketball.
Mir geht es nur darum, nicht Korrelation und Kausalität zu verwechseln. Im Ruhrgebiet gibt es wenig Basketballvereine, aber nicht wegen des Fußballs, denke ich. Auch wenn damals Bayer Leverkusens Basketballer in die Regio mussten haben sie es innerhalb von 10 Jahren wieder in die ProA geschafft (bzw. zwischenzeitlich ja schonmal). Es liegt also denke ich a) an gutem bzw. schlechtem Management der BB-Vereine und b) an den Standorten, die sich den Fußball leisten können, weil er eh da ist, aber den Bau einer modernen Halle nicht finanzieren könnten, wodurch jede AMbition eines BB- oder HB-Vereins im Keim erstickt ist.
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Hintergrund ist der Rückzug der finanziellen Unterstützung durch den Hauptverein, weswegen die Schalke Basketballer keine ProA-Lizenz beantragen.
Im speziellen Falle von Schalke kommt vielleicht noch der Umzug hinzu. Das funktioniert in den seltensten Fällen. Hätte man eine halbwegs volle 3000er Halle neben dem Fussballstadion gehabt, sähen die Dinge vielleicht etwas anders aus.
@Hexenkessel:Ein Top-Team einer Randsportart und Fußball in einer Stadt funktioniert nur in den seltesten Fällen (zumeist in einer Großstadt), weil es ein Kampf um Zuschauer und Sponsoren ist, den man als Randsportart nicht gewinnen kann, siehe RheinStars Köln, HSV Handball, Hamburg Freezers.(…) Basketball-Städte sind zumeist auf der Fußballkarte nicht vertreten, weil sie zumeist kleiner sind und nur es nur ein Top-Team - in dem Fall Basketball innerhalb der Stadt geben kann. (…)
Der Fußball macht es verdammt vielen Teams von Randsportarten schwer und schluckt dabei viele Ressourcen in den verschiedenen Städten. Wer das nicht sieht, dann weiß ich auch nicht mehr.
Meine Rede (schon vor 15 Jahren).
Dass man sportlich die Nummer Eins in einer Stadt ist (also in der höchsten Liga mitspielt), ist in meinen Augen ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Nicht zwingend, aber eine gute Voraussetzung, sich etablieren zu können.
Ich sehe da auch Korrelationen:
Der VfB Oldenburg (Fussball) ist 1997 aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Der OTB 2000 in die BBL aufgestiegen.Der SSV Ulm (Basketball) wurde 1998 Vizemeister in der BBL. Die Fussballer marschierten durch Aufstiege 1998 und 1999 in die 1. Bundesliga durch, während die Basketballer gleichzeitig in die zweite Liga und dann (insolvenzbeingt) Regionalliga durchgereicht wurden.
Eintracht Braunschweig marschiert 2010-2013 von der dritten in die 1. Bundesliga durch. Nachdem man zuvor mehrere Jahre Playoff-Teilnehmer war, fallen die Basketball ab 2012 in die Abstiegszone zurück. Der Haupt- und Namenssponsor New Yorker beendet das Engagement 2014 - bleibt aber Namenssponsor bei den New Yorker Lions, die seit das dominierende American-Football-Team in Deutschland sind (86:4 Bilanz in den Ligaspielen, Meister in 5 der 7 Saisons). Die BBL-Teilnahme des Braunschweiger Basketballer steht 2016 finanziell auf der Kippe.
Der Hamburger SV (Fussball) ist seit 2014 stark abstiegsbedroht und steigt 2018 in die zweite Liga ab. Die Hamburg Towers erhalten 2014 als Retortenteam eine Pro-A-Lizenz und steigen 2019 in die BBL auf.
Der Rostocker Profibasketball hat sich erst nach dem Abstieg der Hansa aus der Bundesliga etabliert.
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Ja, er kann natürlich immer überleben. Es gibt keine Bedingung, kein Naturgesetz, dass Basketball an Fussballstandorten nicht funktioniert.
Die Beispiele aus Hamburg oder Köln sind nicht deswegen gescheitert, weil dort der Fussball übermächtig erscheint, sondern er ist dort aus konkreten Ursachen gescheitert.
In Köln gibt es nicht nur den Fußball als Konkurrenz sondern auch die Ewigen Kölner Haie. Das Projekt der RheinStars Köln, war das Hobby eines Einzelgönners, der irgendwann das Interesse verlor oder das nötige Geld oder die notwendige Geduld nicht mehr mitbrachte.
Man könnte sonst auch überlegen, warum die Quakenbrücker die BBL verließen. Das war derselbe Grund, die Gelder des einzigen Grossgeldgebers konnten nicht ersetzt werden, Konkurrenz aus dem Fussball gab es nicht.Dass die sehr erfolgreichen Freezers in HH aufgaben, lag allein in der Geschäftsentscheidung des amerikanischen Besitzers.
Der HSV Hamburg ist nach Ausstieg des Gönners ebenso über die Wupper gegangen, vor und nach ihm gab es keinen, der daran Interesse hatte, obwohl der Handball selbst in unteren Ligen Zuschauer zieht.
Basketball ist überall von den Möglichkeiten des örtlichen Gönners abhängig. Die Konkurrenz zum Fussball ist da nicht so wichtig.
Eine mittelgrosse Stadt hat aber von sich aus meist nur das Personal eine einzige Sportart respektabel mit Erfolg zu führen. Und selbst das gelingt nicht immer, Saarbrücken, RWE, Offenbach oder der Waldhof sind da Beispiele.
Findet man jedoch jemanden, der sich statt für den Fußball für eine Randsportart interessiert - und zwar auf Dauer- dann wird man den Basketball lange erfolgreich führen können.
Schalkes Basketball ist nicht am eigenen Mißerfolg gescheitert, sondern an der immer noch bestehenden Konstruktion als eV. In Anbetracht des kriselnden Fußballs hat man sich als tragender Gesamtverein auf die Schließung des Basketballs geeinigt. Der fand ja auch nicht in Gelsenkirchen mehr statt. Zudem endet dort der Fussball ja nicht stets an der jeweiligen Stadtgrenze.
Die Gummersbacher haben ja auch viele Jahre die Westfalenhalle oder die Kölnarena füllen können.Für den Erfolg des Basketballs ist es notwendig breit vernetzt zu sein, damit man Geldsorgen immer austarieren kann. Ist man zu eng an eine Person, an einen Geldgeber gebunden, dann ist der Erfolg nie stetig. Weder gegen noch mit dem Fussball.
In Berlin, einer weiß Gott nicht reichen Stadt, gibt es zahllose Erstligisten in allen wesentlichen Sportarten. Trotzdem hat jeder seine Nische, seine Gönner gefunden. Das ist prinzipiell überall möglich.
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Eine mittelgrosse Stadt hat aber von sich aus meist nur das Personal eine einzige Sportart respektabel mit Erfolg zu führen. Und selbst das gelingt nicht immer, Saarbrücken, RWE, Offenbach oder der Waldhof sind da Beispiele.
[…]
In Berlin, einer weiß Gott nicht reichen Stadt, gibt es zahllose Erstligisten in allen wesentlichen Sportarten. Trotzdem hat jeder seine Nische, seine Gönner gefunden. Das ist prinzipiell überall möglich.Nicht unbedingt. Berlins Einwohnerreichtum bietet gute Vorrausetzungen für gefüllte Hallen und Interessenvielfalt, was in kleineren Städten nicht so leicht ist, weshalb der Fussball dort auch eine größere Konkurenz ist.
Du hast u. a. mit Waldhof ein Beispiel gebracht für die Schwierigkeit an mittelgroßen Standorten ausreichend kompetente Leute für die Infrastruktur zu finden. Hopp hätte ihnen die gegeben, wie man nicht nur an Hoffenheim sieht sondern auch an dem was sein Junior mit den Löwen und den Adlern aufgebaut hat; auch am Entstehen der neuen Halle für die Academics hatte er entscheidenden Anteil. Seh das mit den Sportmäzenen eigentlich nicht so negativ wie du. Was wär der US-Hallensport ohne sie?
Der Niedergang von Waldhof im Fussball war übrigens auch ein Grund, neben dem Hopp-Engagement (das nicht nur finanzieller Natur war und ist) ohne die der große sportliche Erfolg kaum möglich gewesen wär, daß der Hallensport in der Rhein-Neckar-Region so populär ist. -
Ich sehe da auch Korrelationen:
Der VfB Oldenburg (Fussball) ist 1997 aus der 2. Bundesliga abgestiegen. Der OTB 2000 in die BBL aufgestiegen.Der SSV Ulm (Basketball) wurde 1998 Vizemeister in der BBL. Die Fussballer marschierten durch Aufstiege 1998 und 1999 in die 1. Bundesliga durch, während die Basketballer gleichzeitig in die zweite Liga und dann (insolvenzbeingt) Regionalliga durchgereicht wurden.
Eintracht Braunschweig marschiert 2010-2013 von der dritten in die 1. Bundesliga durch. Nachdem man zuvor mehrere Jahre Playoff-Teilnehmer war, fallen die Basketball ab 2012 in die Abstiegszone zurück. Der Haupt- und Namenssponsor New Yorker beendet das Engagement 2014 - bleibt aber Namenssponsor bei den New Yorker Lions, die seit das dominierende American-Football-Team in Deutschland sind (86:4 Bilanz in den Ligaspielen, Meister in 5 der 7 Saisons). Die BBL-Teilnahme des Braunschweiger Basketballer steht 2016 finanziell auf der Kippe.
Der Hamburger SV (Fussball) ist seit 2014 stark abstiegsbedroht und steigt 2018 in die zweite Liga ab. Die Hamburg Towers erhalten 2014 als Retortenteam eine Pro-A-Lizenz und steigen 2019 in die BBL auf.
Der Rostocker Profibasketball hat sich erst nach dem Abstieg der Hansa aus der Bundesliga etabliert.
Dass es Korrelationen gibt, will ich gar nicht abstreiten, aber ich denke, dass das an vielen Standorten eher Zufall ist als ABhängigkeit. In Ulm sind ja z. B. beide Vereine pleite gegangen, am Ende hat sich der BB aber als Standort etabliert. Weil man mit dem gleichen Etat, den ein Fußball-Drittligist braucht, auch BBL spielen kann?
schnorri spricht etwas an, was man durchaus generalisieren kann: die meisten Städte oder sogar Regionen können sich nur einen großen Fußballverein leisten. Ausnahmen sind die Millionenstädte München (FCB & 1860), Berlin (Hertha & Union) und Hamburg (HSV & St Pauli). In Köln ist Fortuna ja z.B. mittlerweile recht bedeutungslos, obwohl man jahr(zehnt)elang die klare Nr. 2 der Stadt war. Im Ruhrgebiet hat jede Stadt einen Verein, der oben spielt - das wars (Ausnahme war vllt. noch Bochum mit Wattenscheid, die jetzt jedoch auch passé sind).
Würde jetzt der 1. FC Gelsenkirchen sportlich durchstarten, würde die Stadt ihnen sicher kein Stadion bauen, damit sie 2. Liga spielen können. Und genau so geht es quasi auch den Basketballern: Wenn in der Stadt keine Infrastruktur für höheren Spielbetrieb ist, wird die nicht so einfahc gebaut. Es bräuchte immer externe Geldgeber. Im Basketball sind es meistens Namenssponsoren oder Kommunen, die einspringen. Der FCBB ist sicher die Ausnahme und auch da gehen die Meinungen, inwieweit der Hauptverein da bezuschusst hat, sicher auseinander (aber allein der Markenwert hat den BB sicher befeuert ab einem bestimmten Punkt).
Würden einige Geldgeber wegbrechen, würden sicher einige BBL-Standorte einfach wegfallen. Egal ob Fußballkonkurrenz vor Ort oder nicht.
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Kann Basketball an Fußballstandorten überleben?
Bevor man sich darüber Gedanken macht, sollte man zwei grundlegende Fragen klären.
1. Welche BBL-Clubs haben denn eine nachhaltige, gesunde Grundstruktur?
Überlegt mal: Welche Vereine (über)leben ohne Eigner, Mäzen oder Privatpersonen, die über Budgets von Sponsoren entscheiden, bei denen ihre Zuwendungen rein aus wirtschaftlichen und nicht persönlichen Kriterien erfolgen? Um langfristig zu Überleben, muss man Sponsoren einen entsprechenden Gegenwert (Bekanntheit, Image, Steigerung des Abverkaufs etc.) für ihre Zuwendungen anbieten. Sonst hängt man nur am Tropf, wird temporär künstlich am Leben gehalten.
**2. Was heißt “überleben”? Ab welchem finanziellen und sportlichen Niveau “lebt” Basketball?**Schalke zieht zurück. Wird deswegen die gesamte Abteilung geschlossen? Bayern hat vor dem Go von Hoeness bereits 2 Liga gespielt. Damals bestand die Mannschaft fast nur aus Eigengewächsen. Und man hätte in München noch zwei 2-Liga-Teams aus eigenem Nachwuchs stellen können. In der Region hat Basketball “geblüht” - ganz ohne Geld. Nach Corona werden viele künstliche Vereins-Modelle ihr Ende erklären oder deutlich abrüsten, die Club-Landschaft neu sortiert. (Über-)leben wird neu definiert.
Zurück zur Ausgangsfrage: Basketball an Fußballstandorten.
Welche Standorte “leben” auf höchsten europäischen Niveau?
In der EL spielen mit München, Athen, Madrid, Barcelona, Moskau, Istanbul, Valencia, Mailand, St. Petersburg und Berlin 13 der 18 Teams aus primären Fußballstandorten. Bleiben Tel Aviv, Villeurbanne, Belgrad, Vitoria und Kaunas die ich zunächst mit Basketball verbinde. Die Tendenz ist klar: Basketball hat in Metropolen gute Chancen, in denen man genügend Reichweite erzielen kann. Dort sind traditionell auch Fußball-Clubs.
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Nur dass niemand bei den Namen Roter Stern Belgrad, ZSKA Moskau, FC Barcelona, Bayern München, Fenerbahce Istanbul, Olympiakos Piräus, Panathinaikos Athen, Real Madrid oder Zenit St. Petersburg auch nur ansatzweise auf die Idee käme, dass man von Basketball spricht. Selbst bei Spielen von Schalke tauchen auswärts Fans auf, die mit der Sportart Basketball nichts am Hut haben. Insofern ziehen die großen Fussballvereine unabhängig von den Sponsoren schon viele Fans.
Ich kann mich im übrigen noch an den Aufstieg der Bayern 2004 in die 2. Liga Süd erinnern durch einen Sieg bei der 2. Mannschaft von Jena, die jetzt traditionell eine überschaubare Menge an Zuschauer hatte. Eine Herde betrunkener Bayern-Fans auf Vereinskosten im Bus angereist, die nachmittags - neben diversen verfassungswidrigen Parolen - die ganze Zeit wehemend Stürmerfoul forderten. Danach holten die Bayern gleich vier zentrale deutsche Spieler der 1. Mannschaft von Jena (Probst, Losch, Gutt und Stephan), stiegen aber wieder ab.
Irgendwann später gab es dann noch eine andere Münchner Mannschaft in der 2. Liga, die in einer Halle spielte, wo die Spieler Freiwürfe mit Absicht hart gegen das Brett warfen, weil der Ball wie ein Stein vom Brett herunterfiel. Ich weiß gar nicht mehr, wie der Verein hieß? Aber ich schweife ab… -
München Basket fka Telemotive München fka KICKZ München.
In der angesprochenen Halle in der Dachauer Straße hat der USC München übrigens Anfang der 70er Jahre Bundesliga gespielt vor bis zu 1.000 Zuschauern.
Als die Ausnahmegenehmigung der ProB 2008 nicht mehr verlängert wurde (und da ging es nicht um die Bretter) musste man ins Niemandsland der Zentralen Hochschulsportanlage ausweichen. Ohne jegliches Flair oder Heimvorteil. Und im Vorjahr noch im letzten Spiel zu Hause an den Kirchheim Knights gescheitert und nicht in die ProA aufgestiegen, stieg man im Folgejahr in der anderen Halle aus der ProB ab. Aber auch schon wieder über 10 Jahre her. -
Natürlich kann er das. Braunschweig beherbergt 3 Absolute Traditionsstandorte im Profisport. Eintracht Braunschweig hat selbst in Liga 3 einen Zuschauer Schniitt von 18.000. Deutlich mehr als jeder BBL Standort. Die Löwen spielen 30 Jahre am Stück BBL und erst im letzten Jahr Play offs vor 6000 Zuschauern. Die Lions haben ebenfalls einen Zuschauerschnitt auf BBL Niveau im Football.
Natürlich ist es so, dass die BBL, abgesehen von den Metropolen und Braunschweig eher in Sport armen Städten zu Hause ist. Dort ist es dann einfach, zur Nummer 1 zu werden, weil nichts anderes da ist und es hipp ist, zum Basketball zu gehen.
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Es wird vermutlich keine Antwort geben, die sich pauschal auf jeden Standort übertragen lässt. Vom Bauchgefühl glaube ich, dass es Basketball-Vereine in Städten mit Profi-Fussball schwerer haben öffentlich gehört zu werden. Sowohl politisch als auch bei Sponsoren. In der wichtigen medialen Wahrnehmung spielen beispielsweise in Karlsruhe (immerhin die zweitgrößte Stadt in BW) die Basketballer nur eine untergeordnete Rolle. Hier konkurriert man auf der letzten Sport-Seite der Tages- und Wochenzeitugen mit dem Torfestival der Kreisliga A, dessen Toppeltorschütze samt Trikot- Brustwerbung groß und farbig ilustriert wird. Wohingegen für den Zweitligisten KSC die Titelseite vorbehalten ist. Selbst der nicht Fussball Interessierte nimmt via Titelseite oder Trikot tragen der Fans in der Öffentlichkeit oder sogar im Urlaub wahr, dass der Verein existiert und wer dessen Großsponsoren sind. Auch beim Thema Infrastruktur erkenne ich mehr politischen Willen beim Fussball (Stadionvorfinanzierung) als beim Basketball.
Meiner Meinung nach kann der Weg nur der sein Synergieeffekte zu schaffen und Werbekooperationen mit den etablierten Vereinen einzugehen. Stadionwerbung beim Fussball, Aktionen in der Fussball-freien Zeit, Ermäßigung, wer eine Eintrittskarte des jeweils anderen vorlegt etc. Bisher habe ich nur Gutes von Übersiedlern gehört, die sich “Mal ein Basketball anschauen wollten” und hängen blieben.
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Basketball ist überall von den Möglichkeiten des örtlichen Gönners abhängig. Die Konkurrenz zum Fussball ist da nicht so wichtig.
Ich glaube, das grade die Abhängigkeit von einer Haupt-Geldquelle bewirkt, das an vielen Standorten Fußball alles andere in den Amateur-Bereich verdrängt.
Es gibt halt meistens nur einen ausreichend finanzstarken Mäzen, um einem Verein den nötigen Schub zu geben, Profi-Strukturen aufzubauen und das Niveau auf Erst- oder Zweitliga-Niveau zu steigern. Wenn sich diese eine Geldquelle für Fußball entscheidet (Was in Deutschland zu wahrscheinlich 80% passiert), dann sind für die anderen Sportarten keine Mittel mehr da.Wenn ein Team auf Profi-Niveau etabliert ist, also die entsprechende Strukturen und Bekanntheit hat, dann ändert sich das etwas, weil dann normalerweise die Abhängigkeit von einer Einzelperson geringer wird. Dann findet die Entscheidung der Geldgeber in welchen Sport sie über Sponsoring Geld stecken, eher wegen wirtschaftlichen Zahlen als aufgrund persönlicher Vorlieben statt. Der professionelle Investor schaut, wo er am meisten Image-Wirkung, also hautpsächlich Verbreitung, für sein Investment bekommt. Und da hat Fußball in Deutschland mit den Zuschauerzahlen in den Stadien und die TV-Vermarktung einen gigantischen Vorsprung.
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Naja, sowohl Quakenbrück als auch Köln sind am Verlust des langjährigen Gönners gescheitert, da war es dann nichts mit der Etablierung am heimischen Markt, egal, ob eher dörflichen/ kleinstädtisch, oder Metropole.
Selbst in ehemals Freakcity haben sich ja jeweils die Gönner jeweils unter Schmerzen abgewechselt. Ohne Brose Stoschek geht Bamberg vielleicht nicht mehr unter, aber die mögliche Finanzierungsmöglichkeiten wären wesentlich kleiner.
Das gilt ja auch für Alba. Das ganz grosse Geld wird infolge Corona bei Alba gerade nicht übrig sein. Ich setze allerdings darauf, dass EL und EC jeweils mit denselben Teams wie in dieser Saison starten wird, sofern die Teams noch existieren. Sportlich wäre Alba als vierter ja sonst in keinem ECA-Wettbewerb qualifiziert.
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mal nebenbei bemerkt.
ein standort wie bayreuth schimpft sich seit jeher “sportstadt”. warum?
in den 80er-jahren hattest du hier
-bundesligabasketball
-zweitligafußball
-erstligaeishockey
-erstligatischtennis
und dazu noch paar tenniscracks (flo mayer, philipp petzschner)
kanu
ringen
handball.
inzwischen ist es nicht mehr so ausgeprägt.
dennoch hast du immer noch erstligabasketball, zweitligaeishockey, ambitionierte regionalligafußballer, ambitionierte handballer (bayernliga) und dazu einige randsportarten, die ebenfalls nicht ganz unerfolgreich dastehen.
in einer 75000-einwohnerstadt. es ist zwar schwierig für alle: aber machbar.