… zu einer ganz besonderen Endspielserie. Denn schon jetzt ist sicher, dass wir einen erstmaligen Deutschen Meister erleben werden. Die Telekom Baskets Bonn stehen nach 1997, 1999, 2001, 2008 und 2009 zum sechsten Mal, ratiopharm ulm nach 1998, 2012 und 2016 zum vierten Mal in den Finals -- doch bislang zogen beide Clubs immer den Kürzeren. In 56 Jahren Ligageschichte gab es lediglich drei Finalserien mit zwei Teams, die noch nie Meister waren: 2009 zwischen Oldenburg und Bonn, 2004 zwischen Frankfurt und Bamberg, und 1997 zwischen Berlin und Bonn.
Die besondere BrisanzSind diese Voraussetzungen nicht schon brisant genug, können die Telekom Baskets Bonn noch mehr Geschichte schreiben: Das typische Double aus Meisterschaft und Pokal wurde in der Ligahistorie schon häufiger gewonnen (Übersicht). Allerdings hat es bislang noch kein deutscher Club geschafft, das Double aus der nationalen Meisterschaft und einem internationalen Titel zu erringen. Bonn könnte nach dem Titel in der Champions League Mitte Mai in dieser Saison also für ein Novum sorgen.
Außerdem: Die Bonner Siegesserie im Ligabetrieb steht nach den Sweeps gegen München und Chemnitz bei 25 Erfolgen, und deshalb lohnt es sich immer noch, den Konjunktiv zu bemühen: Denn wenn auch im Finale der Besen rausgeholt werden würde, ständen 28 Siege in Serie zu Buche -- und das wäre dann die längste Saisonsiegesserie der Ligageschichte und zwar noch vor den 27 Siegen in Folge, die in der Saison 2016/17 dem Finalgegner Ulm gelangen.
Wie die Chancen dafür stehen? Nun ja, 1986 wurden erstmals Playoffs mit drei Runden gespielt, und sechs Teams schafften es seitdem mit drei Sweeps zum Titel: München 2019 / Bamberg 2016 / Berlin 2002 / Berlin 1998 (4-0 im VF, 3-0, 3-0) / Leverkusen 1994 (2-0 im VF, 3-0, 3-0) / Leverkusen 1992 (2-0 im VF, 3-0, 3-0).
Details gibt es in Kürze hier im Vorbericht, weitere Themen und Artikel zu den Finals demnächst hier auf der News-Seite der easyCredit BBL.
Mit Bonns TJ Shorts und Ulms Yago dos Santos, die beide 1,75 Meter messen, treffen die kleinsten Spieler der Liga aufeinander -- welche aber beide groß aufspielen: Beide Point Guards sind in den Playoffs Topscorer ihres Teams und hinter Oldenburgs DeWayne Russell (23,7 PPG) die besten Scorer der diesjährigen Postseason, Shorts kommt aktuell auf 18,0 Zähler pro Partie, dos Santos hat sich von 14,4 Punkten in der Hauptrunde auf 17,0 Zähler gesteigert. Doch wie oft werden sich beide Spielmacher überhaupt gegenseitig verteidigen? Denn Cross-Match-Ups verfolgen uns schon die gesamten Playoffs. So machte Ulms Karim Jallow den Münchener Einsern vor allem im letzten Spiel die Hölle heiß -- bei den Bonnern war bisher Tyson Ward der Mann für diese Spezialaufgaben. Der US-Amerikaner könnte sich mit dos Santos rumschlagen und hat sicher bemerkt, dass der Brasilianer im Halbfinale gegen den Druck von Isaac Bonga seine Probleme hatte. Im letzten Hauptrundenspiel beider Teams -- das die Bonner dank TJ Shorts’ starker Crunchtime mit 85:83 für sich entschieden -- verteidigte in der Schlussphase Brandon Paul den Liga-MVP.
Der Ulmer Flügelspieler stieß erst im Lauf der Saison zu seinem Team - genauso wie Javontae Hawkins bei Bonn (der allerdings als Rückkehrer), und sie sind bei ihren Teams die Männer für besondere Würfe. Hawkins ist neben Shorts der Bonner Akteur, der sich am besten aus dem Dribbling seinen eigenen Abschluss kreieren kann, Paul hat 65 NBA-Spiele für die San Antonio Spurs in der Vita und gerade erst im dritten Halbfinale den Bayern demonstriert, dass er ein Mann für große Würfe ist -- hier in der Top Ten zu bewundern auf dem zweiten Platz.
Auf dem Flügel begegnen sich Edelschützen mit deutschem Pass: Die Combo-Guards Sebastian Herrera (von 38,6 3P% in der Hauptrunde auf 40,0 3P% in den Playoffs gesteigert) und Thomas Klepeisz (38,9 3P% in der Serie gegen München) spielen für die österreichische bzw. chilenische Nationalmannschaft, haben aber beide einen deutschen Pass und besondere Treffsicherheit aus der Distanz. Derweil interpretieren Bonns Leon Kratzer (2,11 Meter und 110 Kilo) und Ulms Bruno Caboclo (2,06, 99) die Center-Position durchaus unterschiedlich, sie sind aber beide zentrale Säulen ihres Teams.
Die TrainerUlms Headcoach Anton Gavel war als Spieler ein Titelhamster (5x Meister, 4x Pokalsieger), hat seine Profikarriere 2018 mit einem Double aus Pokal und Meisterschaft beendet und könnte seine Trainerkarriere nun mit einer weiteren Meisterschaft einläuten. Wobei Gavel kein Rookie-Coach ist, hat er in den drei Jahren zuvor doch die Ulmer ProB- und NBBL-Teams trainiert.
Gehen wir die Seitenlinie entlang, hat sich Tuomas Iisalo längst einen Namen gemacht: Der Finne ist in unserer Liga zweimal zum Trainer des Jahres gekürt worden und bekam diese Auszeichnung in dieser Saison auch in der Champions League. Das war in seinem ersten Jahr in der deutschen Beletage nicht unbedingt zu erwarten: Im März 2016 holten die HAKRO Merlins Crailsheim Iisalo nach Deutschland, doch die letzten zehn Saisonspiele gingen allesamt verloren, und Iisalo konnte die Merlins nicht vor dem Abstieg bewahren. Danach aber ging es für Iisalo nur noch bergauf …
Alte BekannteUlms Headcoach Anton Gavel hat mit Bonns Kapitän Karsten Tadda eine gemeinsame Vergangenheit: In Bamberg gewannen sie zusammen vier Meistertitel (2010, 2011, 2012, 2013) und holten drei Pokalsiege (2010, 2011, 2012). Allerdings ist der 34-jährige Tadda (581 BBL-Spiele) nach seiner Rücken-OP raus für die Finals, und damit müssen die Telekom Baskets auf den erfahrensten Liga-Veteran verzichten, der in beiden Kadern zu finden ist.
Papa Chris Ensminger (Nachwuchskoordinator in Ulm, früher in Bonn aktiv) und Sohn Zach Ensminger (dritter Aufbau in Bonn, 2017--2020 in Ulm ausgebildet) stehen beim jeweils anderen Klub unter Vertrag. Und Bonns Michael Kessens und Ulms Robin Christen sowie Philipp Herkenhoff spielten von 2018 bis 2020 gemeinsam in Vechta.
Der Finals-Spielplan1. Spiel: Freitag, 9.6., 20:30 Uhr in Bonn
2. Spiel: Sonntag, 11.6., 18:00 Uhr in Bonn
3. Spiel: Mittwoch, 14.6., 20:30 Uhr in Ulm
4. Spiel: Freitag, 16.6., 20:30 Uhr in Ulm*
5. Spiel: Sonntag, 18.6., 15:00 Uhr in Bonn*
*falls notwendig
Playoff-ÜbersichtPlayoff-Viertelfinale Telekom Baskets Bonn vs. NINERS Chemnitz 3 : 0 EWE Baskets Oldenburg vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 0 : 3 ALBA BERLIN vs. ratiopharm ulm 1 : 3 FC Bayern München vs. BG Göttingen 3 : 0 Playoff-Halbfinale Telekom Baskets Bonn vs. MHP RIESEN Ludwigsburg 3 : 0 FC Bayern München vs. ratiopharm ulm 0 : 3 Playoff-Finale Telekom Baskets Bonn vs. ratiopharm ulm 0 : 0 Zum Playoffbaum und Spielplan Impressum:
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