World Cup 1. Spieltag: Deutschland vs. Japan (25.08.2023 14:10 Uhr MESZ)
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In einer Gruppe mit Australien, Finnland und Japan trifft unsere Mannschaft zum Start der Weltmeisterschaft am Freitag auf den potentiell schwächsten Gegner der Gruppe E: Japan. Für den asiatischen Teilnehmer ist es der bisher sechste Auftritt bei einer WM, wobei das beste Resultat bereits knapp 56 Jahre zurück liegt und auch „nur“ Platz 11. bedeutete.
Power Rankings
Wie schätzt die Allgemeinheit die Chancen der Japaner ein? Die „Power Rankings“ erfreuen sich ansteigender Beliebtheit – gerade auch bei den Kritikern dieser. Japan wurde hier konsequent „spät“ genannt und nach der Absage von Hachimura hat sich auch nochmals einiges bewegt. Zudem gilt es zu berücksichtigen, dass einige Webseiten, die FIBA als Beispiel, ihre Power Rankings sukzessiv aktualisieren, während andere noch auf dem Stand von vor ein paar Wochen sind.
FIBA: Rang 22
Basketnews: Rang 24
Fadeawayworld: Rang 22
Flashscore: Rang 19Vorbereitungsspiele
22.07.2023 Japan 69:76 Südkorea
23.07.2023 Japan 85:80 Südkorea
02.08.2023 Japan 79:72 Neuseeland
04.08.2023 Japan 75:94 Neuseeland
15.08.2023 Japan 75:65 Angola (Watanabe Verletzung)
17.08.2023 Japan 70:88 Frankreich (44 Dreier, 26 „andere“)
19.08.2023 Japan 68:103 Slowenien (ohne Watanabe)Players to watch
Nach dem Rückzug von Rui Hachimura (Los Angeles Lakers) fällt einem natürlich direkt ein Name auf: Yuta Watanabe (Phoenix Suns). Watanabe war in der letzten Saison lange Zeit einer der effektivsten Werfer jenseits der Dreierlinie und schloss die Saison am Ende mit einer Quote von 44% ab (2.3 Versuche pro Spiel). Gerade auf FIBA-Ebene ist Watanabe ein (High IQ) „two-way-player“, welcher für einen SF durchaus etwas „rim protection“ liefert und gut in den Passwegen antizipiert. Yuta läuft dabei immer auf 110% und kann damit (s)ein Team führen. Konträr zu seiner bisherigen Rolle auf Ebene der NBA wird er noch mehr in die Rolle eines Führungsspielers “wachsen” müssen. Watanabe verletzter sich leider im Vorbereitungsspiel gegen Angola am Knöchel und konnte daher nicht gegen Frankreich und Slowenien dabei sein - das Eröffnungsspiel gegen Deutschland ist aber nicht “in Gefahr”.
Yudai Baba ist ein 1,96m großer Shooting Guard der Texas Legends (NBA G-League), welcher auch immer mal wieder (eher weniger) kurz vor NBA-Verträgen (Dallas Mavericks) stand bzw. diese nicht garantiert waren und dann gekündigt wurden. In den letzten Jahren war er daher sowohl für Melbourne United, als auch für die Legends aktiv. Baba lieferte in der Saison 22/23 für die Legends durchschnittlich 12.3 PPG, 4.8 RPG und 2.1 APG – bei 51.4% aus dem Feld und 40.3% von der Dreierlinie (bei 3.3 Versuchen pro Spiel). Baba ist eher der Typ Scorer, der es allerdings immer wieder schwer hat an die Linie zu kommen und direkt in Korbnähe effektiv zu punkten.
Ebenfalls ein Shooting Guard ist Keisei Tominaga (22 Jahre alt, 1,88m) , welcher gerade in den Spielen ohne Watanabe überzeugen konnte und nicht umsonst als „Japanese Steph Curry“ bezeichnet wird. Tominaga war zuletzt für die Nebraska Cornhuskers (NCAA Div. 1, Big Ten) aktiv. In seiner „Junior Season“ kam er auf 13.1 PPG und war gerade in den letzten Monaten der Saison (ab 01.02.2023 bis Saisonende) mit 20.3 Punkten im Schnitt herausragend. Tominaga warf seinen Hut vorab in den diesjährigen Draft, zog ihn jedoch mangels Interesse wieder zurück und wird nun in Nebraska seine Senior Season spielen. Tominaga ist vermutlich, neben Watanabe, DER Spieler, der in einem Spiel „heiß laufen“ und einen Unterschied machen kann.
Josh Hawkinson (PF, 2.08m) wurde in Seattle geboren, lebt jedoch seit dem Ende seiner College Karriere (Washington State) in Japan und lief in den letzten Jahren für Toyotsu und die Shinshu Brave Warriors auf. Hawkinson war nach einem Trainerwechsel am College ab seiner Sophomore-Season der Urtyp „Double-double“ und lieferte konstant über drei Jahre 15/10 bei soliden Quoten, wobei er in seinen letzten zwei Jahren sogar gut den Dreier traf (39% und 40%) – jedoch bei einem geringen Volumen (1.3 Versuche, 2.2 Versuche). Hawkinson ist ein ahtletischer Arbeiter, der allerdings für die Nationalmannschaft auch in die Rolle des Ballverteilers im High- und Low- Post immer besser hinein findet. Für Shinshu lieferte Josh in der letzten Saison 18.2 PPG, 9.3 RPG und 2.8 APG – den Dreier traf er allerdings nur mit 33%.
Der wieselflinke Yuki Kawamura ist mit seinen knapp 1,72m einer der dominanten Aufbauspieler in Japan. Für Yokohama kam er zuletzt auf durchschnittlich 19.5 PPG und 8.4 APG – bei 42% aus dem Feld und 34% Dreierquote. Kawamura steigert sich von Jahr für Jahr und wäre sicherlich ein interessantes „Prospect“ für die NCAA gewesen – wäre da die nicht mangelnde Körperlänge.
Der Trainer der japanischen Mannschaft ist Tom Hovasse (Tom Horvath) - dieser führte die Damenmannschaft der Japaner bei den letzten olympischen Spielen zu einer starken Silbermedaille und übernahm dann wenig später die Herrenmannschaft. Japan spielt unter seiner Regie unkonventionell und stark in Richtung “live by the three, die by the three”. Im Spiel gegen Frankreich nahmen die Japaner 44 (!) Dreier, jedoch nur 26 Würfe innerhalb der Dreierlinie.
Wie werden die Japaner spielen?
In den letzten Vorbereitungsspielen (ohne Watanabe) starteten die Japaner mit:
PG Kawamura
SG Tominaga
SF Baba
PF Yoshii
C HawkinsonWatanabe wird im Spiel gegen Deutschland (vermutlich für Yoshii) in die erste Fünf rücken. Konträr zum Front-Court unserer Mannschaft (Wagner, Voigtmann, Theis) wird es den Japanern deutlich an Länge fehlen, was im Umkehrschluss allerdings auch einen potentiellen Geschwindigkeitsvorteil bedeutet. Japan wird den “Dreier” suchen und nehmen. Deutschland muss hierbei die Bretter kontrollieren, harte close-outs laufen und möglichst wenig doppeln/ defensiv kollabieren. Japan fühlt sich selten wohl in der Penetration bzw. generell einen Close-out offensiv zu attackieren und am Korb zu finishen. Japan ist der “Underdog” und ist qualitativ in dieser Rolle auch nicht “tief” - innerhalb der Rotation kommt tendenziell weniger Qualität auf das Parkett und die zweite Reihe der Deutschen muss hierbei Vorteile haben.
Ich freue mich auf jeden Beitrag zum kommenden Spiel. Was ich aber nicht sehen will: Randthemen wie die “Causa Schröder/ Kleber”, der “Nationalstolz von Isaiah” oder sonstwas. Wir haben eine tolle Mannschaft und sollten das Wesentliche diskutieren: den Sport.
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Vielen Dank für die ausführliche Einstimmung auf das Spiel! Ich gehe davon aus, dass Watanabe dabei sein wird.
Normalerweise trotzdem ein Auftaktspiel, was Deutschland gewinnen sollte, wenn wir eine normale Leistung abrufen können. Aber man weiß ja nie, die ersten Spiele eines großen Turniers sind ja manchmal komisch und für das Team mental herausfordernd. Dazu der Gastgeberbonus…
Ich tippe auf ein enges und zähes Spiel, was wir hoffentlich gewinnen! -
Hier ist sie!
Die meiner Meinung nach schönste Zeit des Jahres, nämlich ein Internationales Turnier. Es ist die Zeit, in der alle Fans aus Deutschland zusammen ein Team supporten, egal ob Berlin oder München Fan, egal ob Ulm oder Bonn, egal ob Euroleague oder Regionalliga. Bei diesen Turnier halten alle zusammen!Zum Spiel gegen Japan: Das ist ein must win für die Deutschen. Besonders weil halt Rui Hachimura ausfällt. Wenn unsere Mannschaft auch nur halb so stark auftritt wie in der Vorbereitung mach ich mir da keine Sorgen, und freue mich auf ein faires Basketball mit hoffentlich besserem Ausgang für uns.
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Starker Eingangspost! Kleine Korrektur: „noch“ ist Slowenien nicht in unserer Gruppe sondern Finnland.
Zum Spiel: ich denke auch wir sollten die Japaner relativ locker schlagen, WENN wir direkt wach sind und konzentriert ins Spiel gehen. Die Japaner können scheinbar heiß laufen. Teams die viele Dreier werfen können in einem Spiel immer gefährlich sein. Trotzdem sehe ich sie halt absolut nicht in der Lage uns zu verteidigen. Ich rechne daher damit, dass wir die 100 voll machen -
Auf Fiba.com gibt es ein aktualisiertes Power-Ranking - Japan ist leicht gefallen auf Rang 26. Hervorgehoben werden bei der Mannschaft wiederum die Fähigkeiten von Tominaga als Scorer neben Watanabe. Die deutsche Mannschaft konnte sich mit ihrem Auftritt gegen die USA stark verbessern:
- USA
2. Deutschland +3 - Frankreich -1
- Spanien +2
- Kanada +2
- Australien -3
- Italien +1
- Slowenien -4
- Serbien
- Dominikanische Republik
- USA
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@styLesdavis fantastische Aufarbeitung - vielen Dank! Hat meine Vorfreude nochmal gesteigert die Analyse. Für meinen Teil glaube ich, dass Japan kein größeres Problem sein sollte. Viel mehr sehe ich ein Risiko in dem berechtigten Hype um die Qualität des Teams. Platz 2 in den power Rankings mag gerechtfertigt sein, ich hätte zu einer Underdog-Rolle ohne entsprechenden Erwartungsdruck aber auch leben können.
Seis drum - ich freu mich wie Bolle und tippe mal auf ein 86:73 mit einem sehr starken Franz Wagner.
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Endlich geht es los !!!
Ich denke Japan muss man schlagen, aber man sollte das ganze auch nicht zu hoch hängen.
Die Aussagen von Jagla gegen USA waren für mich sehr besorgniseregend.
“Alles andere als eine Medallie wäre für mich eine Enttäuschung” - das sehe ich anders.Meine Hoffnung ist es natürlich, aber auch trotz des Power Rankings backe ich lieber erstmal kleinere Brötchen.
Theis mit Foulproblemen und schon könnte das Ding kippen, weil wir keinen anderen Elite Verteidiger auf groß dabei haben.Nichts desto trotz - morgen MUSS ein Sieg her mMn sogar ein deutlicher.
Ich hab Bock & tippe auf einen klaren 103 - 71 Sieg :-F
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@medipassion9
Jagla meinte von der Gesamtheit der Situation her, dass keine Medaille für ihn eine Enttäuschung wäre.D.h. im Kontext des deutschen Kaders und derer anderer Nationen ist D klarer Medaillenanwärter.
Dass man dann ein do or die Spiel in den Ko-Runden verlieren kann und `rausfliegt, muss man einkalkulieren.
Dann wäre man eventuell über ein verlorenes Spiel gegen einen (über)mächtigen Gegner nur begrenzt enttäuscht.
Und trotzdem darf man dann über das Abschneiden insgesamt enttäuscht sein, weil sich mehr erhofft wurde.Ich sehe das ganz genau so.
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Schön zu sehen, dass die Natio inzwischen unumstritten eine repektable Mannschaft sind. Finde man muss auch die mediale Berichterstattung hervorheben, die maßgeblich besser geworden ist und die Identifikation mit den Jungs nochmal deutlich leichter macht. Grad die Doku, von der die zweite Folge jetzt rauskam lässt sich super anschauen.