Inflationäre Punktabzüge und andere Strafen
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Die ProA hat es doch mal in die Nachrichten großer überregionaler Nachrichtenportale geschafft, offenbar aber nicht in der Rubrik “Sport”, sondern eher in der Rubrik “Kurioses” oder “Vermischtes”:
@1786987:
"Die Welt " spart nicht mit Spot:
http://www.welt.de/sport/basketball/article138786615/Zweitligist-steigt-wegen-Windows-Zwangsupdate-ab.html?utm_medium=twitter&utm_source=twitterfeedIch will hier gar nicht über den (aktuellen) Fall Paderborn diskutieren, dafür gibt es einen eigenen Thread:
Skandal-Strafe gegen die Paderborn BasketsAn sich könnte man sich auch streiten, ob dieser Thread nunmehr in das Forum “SR und Regeln” gehört, aber genau da beginnt für mich das Problem, warum ich diesen Thread eröffne. Gibt es derlei Strafen, die nicht das Geschehen auf dem Feld und im Spiel betreffen, sondern Umstände am Rande, inzwischen zuviele oder besser nehmen sie mittlerweile zu viel Einfluss auf das Spiel selbst und deren Ergebnisse? (Meine Antwort lautet mittlerweile, wie bei so einer Threaderöffnung zu erwarten ist: Ja!)
=== Exkurs in der Geschichte ===
Eigentlich will ich erstmal auf das leidige Thema Lizenzen zurückkommen. Der professionelle Sport bedarf einer wirtschaftlichen Geschäftstätigkeit, welches durch einen Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit belegt und durch Lizenzen bestätigt werden soll. Bei Insolvenz und Nicht-(Mehr-)Teilnahme werden auch die anderen Vereine betroffen, wenn zumindest ein Heimspiel aus deren Kalkulation herausfällt. Bei Tabellenkorrekturen (siehe oben) werden sportliche Ergebnisse ad absurdum geführt.Bezogen auf den deutschen Basketball verfolgt uns das Thema mindestens seit Ende der 1980er. (Ich habe mal gelesen, der damalige USC Bayreuth ist 1983 oder so ein oder zwei Europapokalrunden zu weit gekommen und konnte die anfallenden Kosten für die Reisen nicht durch die laufenden Einnahmen decken und ist am Rande des Bankrotts nach Einsparungen zur folgenden Saison erst einmal wieder abgestiegen.) Der erste mir bekannte, die sportlichen Ergebnisse teilweise verfälschende Fall war der mehrmalige deutsche Meister der 1980er BSC Saturn Köln alias Galatasaray Köln. Der bisherige Sponsor fiel aus und man fiel auf Versprechungen herein, dass aus Istanbul Geld fließen würde. Die genauen Hintergründe kenne ich nicht; keinesfalls will ich hier nach über 25 Jahren üble Nachrede betreiben. Ich weiß auch nicht mehr, ob die Kölner damals die Saison überhaupt zu Ende spielen konnten. Alba Berlin feierte Ende letzten Jahres 25 Jahre Bestehen. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, am gleichen Ort spielte zuvor der DTV/DBV Charlottenburg, dem man sich entledigen musste, nachdem man alte Forderungen nicht mehr begleichen konnte (wollte). Anschließend gab es in den 1990er bis heute mindestens alle zwei Jahre eine (Fast-)Insolvenz. Ob Bamberg, Braunschweig, Trier, Gießen etc., nahezu alle “Urgesteine” der Liga waren mindestens einmal dabei. Das leidige Geld war auch in der Semi-professionalität ein bestimmendes Thema. Die in den 1980er und 1990er Jahren sportlich weit vorausgeeilten italienischen Klubs waren mindestens waren auch beim Thema Insolvenzen eher weit voraus. Gerade bei der zweiten italienischen Liga wusste man zu Saisonanfang nicht, wie viele Mannschaften nun tatsächlich mitspielten und insbesondere die Saison beendeten. Die leidige griechische Zahlungsmoral machte auch vor dem Basketball keinen Bogen.
Da wir zu Beginn bei den Paderborn Baskets waren, setzte ich jetzt mal 2008/09 wieder ein (Köln 99ers etc. können wir hier mal auslassen). Nach zwei Jahren Erstligazugehörigkeit im gesicherten Mittelfeld der Liga, etatmäßig aber zu den Schlusslichtern zählend und immer auf der Suche nach einem treuen Namenssponsor, erhielt man erneut eine Lizenz für einen Etat, der gegenüber der Vorsaison wohl moderat erhöht war. Mitte/Ende Dezember machte die Runde, dass die Etatansätze wohl eher auf keineswegs festen Zusagen von potenziellen Sponsoren beruht hatten, die sich jetzt nicht realisieren ließen (so die öffentliche Darstellung meiner Erinnerung nach). Der ehrenamtliche Präsident des Vereins, seines Zeichens Beigeordneter der Stadt, trat damit relativ schnell an die Öffentlichkeit. Es gab Hilfsaktionen (auch durch Fangruppen anderer Vereine!) und nachdem man sich mit Gläubigern auf neue Zahlungsziele geeinigt hatte, brauchte kein Insolvenzverfahren eröffnet werden. (Hinweis: Paderborn hatte bereits knapp zehn Jahre vorher als Zweitligist eine Insolvenz hingelegt, nachdem der Namenssponsor teamwork zuvor pleite gegangen war.) Sportlich kam nach schwachem Saisonstart und Nachverpflichtung von Chris Ensminger noch erstmals in die Play-offs. Anschließend musste der Etat für die folgende Saison angepasst werden, mehrere Spieler und Trainer verließen den Verein und die neue Mannschaft musste letzten Endes abgeschlagen absteigen. Also eher ein hinreichendes Kriterium dafür, dass ein aufgeblähter Etat auch sportliche Ergebnisse zeigt (zeigen kann) und Einfluss auf die sportliche Wertung nimmt.
Zwei Jahre später erwischte es den langjährigen Paderborner Ligakonkurrenten BG Göttingen, die nach einer ähnlichen Saison wie in Paderborn abgeschlagen abstiegen und dann gleich einmal eine Insolvenz hinlegten. Das fanden die Klubs der ProA aber nicht so dramatisch und gaben der neuen Göttinger Spielgesellschaft trotzdem eine neue Lizenz (war ja früher auch nicht anders gewesen, siehe teamwork Baskets Paderborn). Ob ein Zusammenhang mit der Causa Paderborn und/oder Göttingen bestand oder nicht, die Liga änderte die Kriterien dahingehend, dass unter dem Stichpunkt “Financial Fairplay” stärkere Strafen für unsolides Wirtschaften eingeführt wurden. Vier Jahre später ging dem GF der an sich schon seit längerem auf Kante genähten Gießener auch im Dezember/Januar der “Ar… auf Grundeis” und er beantragte tatsächlich ein Insolvenzverfahren (und brauchte offenbar nicht nochmal zwei Monate, um alles auf Heller und Pfennig durchzurechnen). Ich bin hier jetzt nicht mehr so ganz firm, ob die Gießener auch Hilfsgelder der Liga annahmen/annehmen mussten, jedenfalls konnte meines Wissens die Insolvenz erfolgreich beendet werden und die Gesellschaft bestand weiter. Die Regularien sahen aber hier jetzt einen Punktabzug von vier Punkten vor, was jetzt sportlich nicht viel änderte, da die Gießener kaum mehr Punkte hatten und auch im Saisonverlauf nicht mehr viel hinzukam, zumal die Spieler den insolventen Verein vor Ende der Wechselfrist rechtzeitig verlassen konnten. Gießen akzeptierte diesmal das (weitgehend) sportliche Ergebnis und hatte wohl auch kein Geld mehr für eine neuerliche Wildcard.
Gleich zu Beginn der folgenden Saison erwischte es die Würzburger. Keine Ahnung, ob jetzt auch die Nachweispflichten strenger waren als fünf Jahre zuvor in Paderborn, aber es gab jetzt mittlerweile auch Punktabzüge für falsche oder fehlende Mitteilungen über falsche Etatansätze. Da man in kein Insolvenzverfahren musste, blieb es bei diesen beiden Punkten Abzug. Letztendlich fehlten die aber zum sportlichen Klassenerhalt. Ein Jahr später waren die Trierer bereits zum Jahresende praktisch insolvent; das machte ihnen zunächst aber nichts, da man erstmal genau nachrechnen wollte. Als man sich dann sicher war und die Saison schon fast zu Ende, kam im Ergebnis zum gleichen wie (zunächst) in Gießen: Insolvenzverfahren. Dazu schlug die Liga nochmal Abzüge drauf wegen der falschen Darstellungen während der Saison, so dass insgesamt acht Punkte abgezogen wurden.
=== Exkurs Ende ===Ich habe diesen langen Exkurs angeführt, um zu zeigen, dass die Sachverhalte, die Grundlage für die Punktabzüge sind, seit Jahr(zehnt)en auftreten und im Grunde auch durch die verhängten Strafen nicht verschwunden sind. Am Beispiel Paderborn versuchte ich zu verdeutlichen, dass die mittlerweile gängige Auffassung vorherrscht, dass falsches Wirtschaften / überzogene Etatansätze sportliche Ergebnisse zeigen (können), die damit auch negativen Einfluss auf die Ergebnisse und die zukünftigen Chancen der Konkurrenz nehmen, und damit sofort ein Ausgleich geschaffen werden muss. Am Ende war alles Bemühen für die betroffenen Vereine bis auf wenige Ausnahmen umsonst. Die eingehandelten wirtschaftlichen Probleme durch die übertriebenen Etatansätze kamen meist in kurzer Zeit wie ein Bumerang wieder zurück und die Vereine wurden durch ihr unsolides Wirtschaften sportlich selbst bestraft. Es hat sich aber wegen der beschriebenen Auffassung durchgesetzt, dass man dies sehr unmittelbar durch Punktabzüge bei Einleitung eines Insolvenzverfahren direkt bestrafen will. Ich habe das zunächst eher begrüßt und bin derzeit auch eher nicht dafür, das wieder abzuschaffen. Diese Punktabzüge sollen so einen sportlichen Ausgleich schaffen für die Vorteile, die sich die Klubs kurzfristig “verschafft” haben. Gut so, akzeptiere ich. Es gibt Beispiele, wie von mir aufgeführt, an denen man eine solche Sichtweise nachvollziehen könnte.
Nun fängt man an, für weitere Sachverhalte sportliche Punktabzüge zu verhängen. Bei Trier dachte ich zunächst, das passt von der Verhältnismäßigkeit in Relation zu Gießen oder Würzburg. Ich kann das Strafmaß nachvollziehen. Jetzt kommen die Punktabzüge in der ProA für Paderborn (zuvor gab es in der ProB für Herten wegen Zuspätkommen in Stahnsdorf nicht nur ein verlorenes Spiel, sondern auch einen zusätzlichen Punktabzug). Jetzt begann ich nochmal das Grübeln. Für alles und jedes Punktabzüge? Zählen denn die sportlichen Ergebnisse gar nicht mehr? Nach Aussagen mancher hier sollen jetzt die “Negativpunkte”(, die es international gar nicht gibt,) mit in die Wertung einfließen, d.h. Würzburg würde diese Saison nicht mehr absteigen, weil man letzte Saison weniger Spiele verloren hatte als Tübingen. Ja, schön. Trotzdem meine ich, die sportliche Wertung ist das eine und die wirtschaftliche und organisatorische Bewertung das andere.
Mir wird hier inzwischen in Deutschland zuviel Einfluss am grünen Tisch genommen auf die sportlichen Ergebnisse. Sind das hier ABM für Technokraten und Juristen? Paderborn wird wohl Protest einlegen, daher wird man Wochenende wohl nicht wissen, wer der zweite Absteiger ist. Das wird dann wohl am grünen Tisch entschieden. Um es jetzt mal ganz frank und frei zu sagen: Was soll der Scheiß? Macht doch gleich diese ganzen Schiedsgerichtsverfahren öffentlich mit Vorladungen und nehmt dafür Eintritt. Stephan Baeck wiederholt bei jeder sich bietenden Gelegenheit: “Im Basketball gibt es kein Unentschieden. Am Ende des Abends gibt es immer einen Sieger und Verlierer.” Nix da, das wird noch nicht an diesem Abend entschieden, das wird erst im Schiedsgerichtsverfahren entschieden. Ich will (meinen) Sport wieder zurück!! Gebt ihn wieder her, ihr Technokraten, den ihr zu übernehmen versucht.
Regeln sind notwendig nicht nur in Bezug auf das Spiel selbst, sondern auch auf das wirtschaftliche Gebaren. An sich hat das Spiel selbst aber genug Regeln, deren Auslegung komplex genug ist und einem Nicht-Eingeweihten nur langsam beizubringen ist. War das ein Offense-Foul, mittlerweile kommt noch dazu, stand er schon im Halbkreis etc.? Jetzt noch diese spitzfindigen Regelauslegungen abseits des Spielfeldes. Da braucht man sich nicht wundern, wenn man im Kuriositätenkabinett der Nachrichtenportale landet statt im Sportteil. Früher bekämpfte man sich auf dem Spielfeld, nach Abpfiff war aber Schluss damit und trank noch einen zusammen. Dieses zunehmende Hauen und Stechen abseits des Spielfeldes ist doch nicht mit anzusehen. Natürlich hatte Chemnitz das Recht, wenn nicht sogar als wirtschaftlich tätige Gesellschaft mit Verantwortung für seine Angestellten, die bezahlt werden wollen, die Pflicht, Protest einzulegen. Aber man erinnere sich an den kategorischen Imperativ oder seine volkstümliche Übersetzung: “Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.” Sollte Chemnitz mal wegen einer regeltechnischen Spitzfindigkeit die Klasse nicht halten, dann würde Immanuel Kant sagen: Ihr müsst für die Gleichbehandlung jetzt Danke sagen und nicht um Mitleid betteln.
Fehler wie von Herten und Paderborn sollte in erster Linie wirtschaftlich bestraft werden, so dass die Vereine für ihre Versäumnisse Entschädigungen zu zahlen haben. Aber sportliche Ergebnisse wertlos machen? Ich hatte bis vor kurzem gedacht, der Sport steht im Mittelpunkt. Diese Inflation an Punktabzügen und sonstigen Sperren (siehe Obradovic und Renfroe) lässt mich mittlerweile daran zweifeln. Daher sollte bei Fehlverhalten die sportliche Wertung nicht mehr als nötig beeinflusst werden. Fehler, die das Wirtschaften betreffen, sollten bei der Lizenzierung bestraft werden. Verhängt von mir aus drakonische Strafen und Auflagen, aber lasst verdammt nochmal die Spielwertung davon frei. Ich hoffe, die Vereinsverantwortlichen kommen langsam mal zur Besinnung und räumen die Spielordnungen auf, um sie weitgehend von Punktabzügen zu befreien. Von mir aus lasst die vier Punkte Abzug für Insolvenzantrag, ansonsten schreien wir in einem Jahr wieder, das so etwas direkt bestraft gehört. Ansonsten bestrafen sich Fehler im Wirtschaften irgendwann von selbst und wenn man mit einem Lizenzentzug nachhelfen will, macht das, wenn ihr das für richtig haltet. Diese zugenommene Verquickung mit der sportlichen Wertung macht aber so keine Freude mehr. Ich könnte jetzt noch etwas zu den Sperren von Obradovic und Renfroe schreiben, aber das reicht für heute erstmal.
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Ich gebe Dir recht, dass Dein Eintrag etwas lang war
Nichtsdestotrotz stimme ich Dir zu. Eine “saftige” Geldstrafe haben die Paderborner laut Aussage ihres Geschäftsführers erwartet und diese haben sie auch verdient. Ein Punktabzug wegen 15 Minuten technischer Probleme scheint mir aber jegliche Grenze zu überschreiten - insbesondere auch im Verhältnis zu anderen Strafen.
Als Fans hatten wir uns alle auf das Endspiel am Samstag gefreut, das nach einer langen Saison auf Augenhöhe entschieden hätte, wer absteigt. Die Konstellation war an Dramatik kaum zu überbieten. Die Liga hat dies jetzt zerstört und leider am grünen Tisch entschieden, obwohl die Situation uneindeutig war. Es kam aus neutraler Zuschauersicht keineswegs so über, als ob auf Seiten der Schiris ein Problem bestand. Sie waren offensichtlich einverstanden damit, auf das Update zu warten. Ein Punktabzug erscheint mir daher unverhältnismäßig hart.
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Schöner Exkurs zur finanziellen Historie des BB in Deutschland.
Die schillernden Köln 99ers aka Rhein Energie/Rhein Energy/Rhine Energy/Köln/Cologne/Neunundneunziger/Ninetyniners) mit ihrem monetären Expressionstanz werden mir aber deutlich zu lieblos abgearbeitetInfo-Post zu Gi:
Punktabzug: 6 (4+2). GF wusste aber nicht, dass Punkte abgezogen werden für so was, sonst wäre er ggf nicht zum AG gegangen
Inso-Antragstellung: 21.12.2012 (letzter Hinrundenspieltag)
WC wurde vor der Saison gekauft (Vorsaison wenig Geld, Abstieg, WC Kauf, noch weniger Geld, duh)
Gi hat keine Gelder aus ieinem Fond der Liga bekommen (auch nicht angefragt). Auch nicht von der Stadt Gießen.
Lücke ca. 360k €
Gi meldete kürzlich Abtrag aller AltschuldenCrailsheim fehlt mir noch in der Liste mit dem Schneegate. Ich weiss immer noch nicht wozu sie 50k zahlen mussten bzw. warum so etwas in den Ligaregeln steht. Welche Kosten entstanden Hagen, die ihnen nicht ohnehin entstanden wären? Wobei ich ausdrücklich darauf hinweise, dass mein Unverständnis gänzlich unabhängig von den handelnden Akteuren ist.
WCs zu verkaufen an Clubs die ohnehin klam sind und im Grunde deswegen abgestiegen sind, ist auch so eine Perversion, die man hier anschneiden könnte (Gi, Düsseldorf, Magdeburg). Sogar ligaübergreifend.
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Crailsheim fehlt mir noch in der Liste mit dem Schneegate. Ich weiss immer noch nicht wozu sie 50k zahlen mussten bzw. warum so etwas in den Ligaregeln steht. Welche Kosten entstanden Hagen, die ihnen nicht ohnehin entstanden wären?
Als Zuschauer habe ich ggf. einen Anspruch auf Rückzahlung des Eintrittspreises, wenn das Spiel nicht durchgeführt werden kann. Diese Kosten entstehen Hagen natürlich nicht, wenn das Spiel durchgeführt wird. Zudem gibt es aller Voraussicht nach aufgrund der geringeren Verweildauer der Zuschauer in der Halle entgangene Einnahmen aus Getränkeverkauf etc., die normalerweise entstandene Kosten (teilweise) decken.
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@Henk: Um deinen Post mal auf die Frage zusammenzufassen: Nehmen Entscheidungen abseits vom Sport zuviel Einfluß auf die sportliche Leistung?
Meine Antwort: Ja, der Einfluß ist da, aber ob der zuviel oder genau richtig ist, kann ich nicht beurteilen.
Die Regeln und der Strafkatalog mit Punktabzügen wurde geschaffen, damit sich die Mannschaften in einem fairen sportlichen Wettbewerb treffen und keine unfairen Vorteile “erschummelt” werden können. Das Prinzip schützt den Sport also.
Was mMn durchaus diskussionswürdig ist, ist die Höhe der Strafen und was strafwürdig ist.
Im Fall Paderborn finde ich es unangemessen, wegen einer halbstündigen Verspätung die sportliche Leistung beider Mannschaften zu ignorieren. -
Toller Beitrag, danke auch für die Ausführlichkeit. Paderborn ist der Hammer, Schneegate ist auch der Hammer, und ich bin mir sicher, dass zumindest die BBL hier ihre Ligastatuten mittelfristig ändern wird. Hagen hat zumindest die AGBs geändert und zahlt zukünftig keine Eintrittsgelder mehr zurück. Wenn ich mir überlege, für welchen Scheiss man alles Strafen zahlen muss … gut, cih kann nur für Crailsheim sprechen … aber man hat den Eindruck, die (TK / BBL) warten nur darauf, den Rotstift zu zücken und wieder ein paar Euro zu verlangen. Dann aber gehen Vereine wie TBB Trier pleite, obwohl schon vor der Saison die Problematik bekannt war und man “den Verein eng begleiten will”. Wie eng sieht man ja … hochprofessionell. Das alles trägt nicht dazu bei, das Image von BB in Deutschland aufzupolieren…leider.
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Die Punktabzüge sind schon meißt gerechtfertigt und auch für mich als Fan nachvollziehbar. Ich denke auch das wir Würzburger den abzug letztes jahr, so schmerzlich er am ende war(nur zur ergänzung, es gab damals ein strafrahmen von glaub 2-4punkten und geldstrafe. Würzburg bekam den minimalen punktabzug und ne relativ hohe geldsrafe gemäß dem strafrahmen), verdient hatten. Die 8 Punkte für Trier finde ich schon arg krass, aber so kommt das halt wenn sich mehrere strafen zusammen setzen. Ich weiß aber auch jetzt nicht welchen handlungsspielraum die liga in dem fall hatte.
Den Punktabzug für Paderborn finde ich unverständlich. Wenn man sagt gut, der gegner wurde benachteiligt und man wertet das spiel mit niederlage PD + evtl. geldstrafe weil die anlage wiederholt nicht ging…Wäre das in meinen augen wirklich genug gewesen, wobei fraglich bleibt ob man das überhaupt bestrafen muss.
=> in der BBL finde ich jetzt nich das punkteabzüge inflationäre züge annehmen, die Manschaften sollten endlich anfangen vernüftig zu rechnen. Fer fall in der ProA ist mir unverständlich, hier sollte man im Sommer dringent die Regeln überdenken.
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Der Punktabzug ergibt sich aus der Spielordnung, da gibt es leider keinen Handlungsspielraum, wenn der Spielleiter auf Spielverlust entscheidet.
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Das alles trägt nicht dazu bei, das Image von BB in Deutschland aufzupolieren…leider.
Passiert selbst in der 2. Fußball-Bundesliga, siehe Aalen, auch da wird nicht korrekt gewirtschaftet, also kein BB spezifisches Problem.Und im Basketball sind halt (meistens) keine finanzkräftigen Sponsoren im Hintergrund…
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Passiert selbst in der 2. Fußball-Bundesliga, siehe Aalen, auch da wird nicht korrekt gewirtschaftet, also kein BB spezifisches Problem.Und im Basketball sind halt (meistens) keine finanzkräftigen Sponsoren im Hintergrund…
Ja, wobei bei Aalen lediglich das negative Eigenkapital den Abzug auslöst, da geht es nicht um böse Überraschungen und falsche Angaben, sondern schlicht um Maßnahmen im Rahmen des Financial Fair Play.
Man muss aber zugunsten des Basketballs sagen, dass die Fußballer ab der zweiten Liga massiv Fernsehgelder bekommen, die erleichtern das Leben deutlich. In der dritten Liga des DFB sieht das ungefähr so aus wie in der Beko BBL, auch von den Umsätzen her.
Die Punktabzüge wegen Insolvenz dürften die Fans auch verstehen, da sehe ich kein Problem. Schwierig wird es, wenn wegen Pillepalle Meisterschaften und Abstiege von Funktionären am grünen Tische entschieden werden, dann wenden sich die Leute vom Sport ab. Schwierig wird es auch, wenn die Regeln und Vorgaben immer weiter verkompliziert werde, sodass einerseits die Wahrscheinlichkeit von Entscheidungen am grünen Tisch wächst, andererseits aber den Vereinen die finanziellen Mittel fehlen, um entsprechende Vorgaben sauber erfüllen zu können.
Dann wächst die Willkür und macht den Sport kaputt.
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Auch die Zeit spart nicht mit Häme und Spott. http://www.zeit.de/sport/2015-03/basketball-paderborn-windows-update-abstieg
Seidel erklärt, dass bei defekten Korbanlagen wesentlich mehr Zeit zur Reparatur besteht und zieht damit einen vielleicht unverhältnismäßigen Vergleich, den die ZON-Redaktion jedoch beinahe satirisch mit “Aha.” und Apple-Frötzeleien abtut.Quervergleiche zum Fußball sind deswegen nicht besonders zulässig, weil Basketball - vor allem die zweite Liga - eher als Kuriosum betrachtet wird und dementsprechend sein Fett weg kriegt. Persönliche Erfahrungsberichte sind in solchen Diskussionsforen nur selten hilfreich, belegen aber die gesellschaftliche Rezeption. Wenn ich Kollegen mitteile, dass ich am Wochenende “zum Basketball in der zweiten Liga nach xyz” fahre, ernte ich - 175cm, 76kg, athletisch wie Spongebob Schwammkopf - regelmäßig die Antwort: “Spielst du da mit? Cool!”
Es ist deswegen umso bitterer und aus Fremdperspektive fern jeden Augenmaßes, wenn derlei Entscheidungen gefällt werden, wie jetzt in Paderborn. Zugegeben: Handlungsspielraum lässt die Spielordnung wirklich nicht und gepaart mit der Entstehungsgeschichte des Windows Updates, einem Problem also, das jeder kennt, ist eine Prise Humor völlig verständlich.
Meiner subjektiven Meinung nach pochen die beiden zweiten Ligen auf hohe Professionalisierung und entsprechend logistische und finanzielle Strukturen, dabei vergessend, dass viele Spiele von weniger Zuschauern frequentiert werden als Fußballpartien der Bezirksliga. Da entsteht ganz automatisch ein Gefälle zwischen Anspruch und Realität, das in regelmäßigen Abständen - auch in der BBL - zu solchen Lachnummern führt. Ein Zurück gibt es in diesem Sinne nicht. Auch die Fans der ProB freuen sich über regelmäßige Vor- und Nachberichterstattung, Streams und social-networking. Wenn dann allerdings ein Filmore Beck aufgrund unlauterer Satzungsordnungen plötzlich nur wenige Monate statt mehrere Jahre gesperrt wird, obwohl der gesunde Menschenverstand dagegen rebelliert, wird spätestens deutlich, worin die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit im Extremfall mündet. Der Fisch stinkt vom Kopf.
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Ein Vergleich mit dem Fußball in dem Punkt des Spielbetriebs (nicht was LIzenzierung betrifft)verbietet sich meiner Meinung nach schon alleine deswegen, weil es den Part Kampfgericht dort nicht gibt. Alleine schon deswegen hat der Fußball nicht das Problem, dass der Heimverein zum einen Leute abstellen muss, die etwas Regelkenntnis haben und auch eine nicht funktionierende Anzeigentafel/Ausrüstung wird nie ein Grund sein, dass ein Spiel nicht beginnen kann. Allenfalls Flutlicht, Linien und kaputte Tore können Spielabbrüche verursachen.
Dadurch, dass die Verantwortung auf dem Schiedsrichter liegt, der von einem anderen Verein kommt, der auch bestimmt, ob der Platz bespielbar ist, kann ein Heimverein nur wenig Einfluss ausüben, das eigene Heimspiel zu manipulieren.Da ist dann schon eher ein Blick zum Handball passender und auch dort gibt es hin und wieder Probleme mit dem Kampfgericht. Aber dort ist es auch ist es nicht so sensibel, da Schiris zB selbst die Zeit mitstoppen und Dinge wie gelbe Karten und Zeitstrafen selbst notieren. Folglich hat eine Schlamperei am Tisch wenig Folgen.
Tja, und beim Basketball ist die Dokumentation am Tisch nunmal sehr wichtig, da der Schiedsrichter schlicht auch keine Möglichkeit hat, alles mitzudokumentieren. Dafür ist das Spiel zu schnell. Die Folge ist, dass Probleme am Kampfericht mehr Auswirkungen auf das Spiel haben und Vergehen härter bestraft werden. Für mich ist das daher ganz logisch, dass grundsätzlich es hier eben Strafen, wie Spielverlust geben kann, wenn man auch sicheriich über die genauen Konsequenzen (ab wieiel Minuten Verzögerung zB) streiten kann.
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Es ist doch auch einfach der Wunsch nach Professionalität und dem Verfolgen dieses Wunsches oder? Am Beispiel Paderborn ist der Grund unprofessionelle Vorbereitung, im Falle Trier unprofessionelles Arbeiten in der Geschäftsstelle (bitte verzieht mal diese Oberflächlichkeiten) und das ist in Profi-Ligen nicht erwünscht. Das ist nur durch Grenzen zu erreichen (wie gesetzte Zeitspannen) und wenn die Überschritten werden, werden die Sanktionen fällig. Was wäre der nächste Schritt, wenn hier nicht draufgeprügelt wird? Nach 20 Minuten keine Bälle in der Halle? Der eine Korb ist nach 25 Minuten nicht auf korrekter Höhe? Ich würde als Liga mir auch keinen Ausnahmefall schaffen, auf den sich jeder danach berufen könnte. Der Ball ist auch entweder im Korb - oder nicht. Das gilt halt auch für alle Fristen.
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Es ist doch auch einfach der Wunsch nach Professionalität und dem Verfolgen dieses Wunsches oder?
Das eine ist der Wunsch, den haben wir alle.
Das andere ist die Realität, dass, wie hier schon geschrieben, ein Bezirksliga Fußballspiel oft mehr Zuschauer hat als ein Spiel der ach so professionellen Pro A. Und für “professionell” braucht es eine geeignete finanzielle Basis und die hat es da mangels Werbewirkung - Stichwort TKP - bei weitem nicht überall in der Liga.Ein Grund dürfte auch in der schlechte Vermarktung der Liga durch die Verbände bestehen, siehe Fernsehen oder wenigstens Live Streams, siehe Youtube.
Siehe aber auch, um in diesem Forum On Topic zu bleiben:- Ständige Regeländerungen, die kein Außenstehender mehr nachvollziehen kann, die alles nur komplizierter machen und unnötig wie ein Kropf sind.
- Vorgaben in den Ordnungen, die zu für Fans nicht nachvollziehbaren Entscheidungen am grünen Tisch führen. Solche (Spiel-) Ordnungen mit irrealistischen Zeitvorgaben sind schlicht unprofessionell!
Die Professionalität bekommt man nicht, indem man sie fordert, sondern nur, indem man sie vorlebt.
Ceterum Censeo: Ich bin für eine wesentliche Regeländerung: Keine neue Regel im Basketball darf komplizierter sein als die komplizierteste Regel im Fußball, nämlich die Abseitsregel …
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Fussball mit Basketball zu Vergleichen um die fehlende Professionalität zu beweisen? Klar, super Idee!
Bzgl. deiner Regelvorschläge: Wer beurteilt denn, was kompliziert ist? Du? Der Durchschnitts-RTL-Zuschauer? Deine Aussage ist an Pauschalitäten nicht mehr zu überbieten - Äpfel mit Birnen verglichen und Gemecker ohne konstruktiven Gegenvorschlag. Hilfreich! -
@RealBBFan: so wirklich inhaltsreich und hilfreich war DEIN Post aber auch nicht.
zum Thema: ja, ich denke auch, das es um Proffessionalisierung geht. Aber es ist nur Sport, das ist erstens nicht lebensentscheidend und zweitens wird Basketball von Menschen getragen. Menschen machen eben mal Fehler. Die Regeln sollten eine gewisse Toleranz aufweisen.
Aber noch ein Aspekt vom Paderborner Verspätungsspiel: Die Liga wurde erst dadurch gezwungen einzuschreiten, weil sich der Gegner über die Verzögerung beschwert hatte. Ohne den Protest wäre gar nix passiert.
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zum Thema: ja, ich denke auch, das es um Proffessionalisierung geht. Aber es ist nur Sport, das ist erstens nicht lebensentscheidend und zweitens wird Basketball von Menschen getragen. Menschen machen eben mal Fehler. Die Regeln sollten eine gewisse Toleranz aufweisen.
Gesetze und Regeln müssen realistisch umsetzbar sein, sonst resultiert beliebige Willkür.
Im Falle einer Störung ist die Vorgabe “Behebung in 15 Minuten” einfach bei den ganzen Forderungen an die Technik nicht realistisch, zumal, wenn den Vereinen für redundante Systeme die finanzielle Basis fehlt, und die Strafe im Fall Paderborn drakonisch ist. Es resultiert völlige sportliche Willkür. Das sportliche Ergebnis wird am grünen Tisch mal eben umgedreht. Hinzu kommt die sehr fragwürdige Rolle der SR im diskutierten Fall.
So etwas stößt zu Recht Menschen ab und schadet dem Sport.
Deshalb gehört die Regel geändert.In der realen Gesetzgebung gibt es für derlei Gesetzesschrott das Bundesverfassungsgericht, dort finden schlecht gemachte (z.B. zu unbestimmte) Gesetze meist ihr schnelles Ende.
Das Problem ist, dass eine derartige Instanz im Sport fehlt, was dann zu solchen Fehlentwicklungen führt. Es kann aber sein, dass sich dahingehend etwas ändert, den Sportgerichten droht gerade eben wegen z.B. reiner Besetzung durch die Verbände (fehlende Gewaltenteilung) die “Konkurrenz” durch ordentliche Gerichte. Siehe der Fall Pechstein, da geht dann plötzlich nichts mehr mit “ist halt so”.
Das Problem aus solchem Murks ist nur: Angenommen, ein ordentliches Gericht wird zuständig und erklärt die Wertung für nichtig: Wie bringt man das dann sportlich kurze zwei Jahre danach wieder in Ordnung ?
Beim Skandalfußballspiel HSV-Paderborn mit nachgewiesener Schiri-Bestechung (also Verantwortung beim Verband) stand z.B. “nur” sportrechtlich die Rückabwicklung des gesamten DFB Pokals im Raum. Der DFB hat damals auf Knien den HSV darum gebeten, das juristisch nicht fortzuführen und hat unkonventionell als Schadenersatz einen hohen sechsstelligen Betrag locker gemacht und einmal die Nationalmannschaft antreten lassen.
Das Problem bei diesen ganze Entscheidungen ist, dass das Menschen betroffen sind, die u.U. sehr viel Liebe in den Sport stecken. Wenn dann die Entscheidungen oder Regeln Murks sind, ist das nicht unbedingt mit Geld wieder gutzumachen (daher damals die Natio). Da muss man ggf. rechtzeitig schnell und flexibel reagieren (im vorliegenden Fall könnte man z.B. nach erkanntem Regelmurks die Liga aufstocken).
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… Es resultiert völlige sportliche Willkür. Das sportliche Ergebnis wird am grünen Tisch mal eben umgedreht. …
So etwas stößt zu Recht Menschen ab und schadet dem Sport.
Deshalb gehört die Regel geändert.…
Das ist die Quintessenz aus meinem Ausgangspost.
Teil 2 meiner zugegebenermaßen recht ausführlichen “Philippika”:
Die Regeln sollten geändert werden, so dass die sportliche Wertung getrennt wird von Fehlern bei den sicherlich notwendigen Rahmenbedingungen, die in einem professionellen Sport gewisse Standards nicht unterschreiten sollten, schon allein weil im Extremfall Insolvenz die Grundlagen anderer Vereine bedrohen.
Daher bin ich ja nicht gegen Strafen für Fehlverhalten abseits des Geschehens auf dem Spielfeld, sondern nur dafür dass diese im Normalfall die sportliche Wertung nicht berühren. Auch wenn das jetzt polemisch klingt, es kann doch nicht sein, dass gegelte Juristen in Köln (ausgerechnet) per juristischer Spitzfindigkeiten und B-Note über die sportliche Wertung entscheiden. Das wird mir mittlerweile vieles viel zu hochgehängt. Das ist mir schon aufgefallen, als Pommer dieses lächerliche Schreiben als PM öffentlich gemacht hat, als der Paderborner NBBL-Trainer Gacaev nach seiner zweiten Einladung zum NBBL-All-Star-Game statt dessen aus “Liebe zum Sport” an dem Wochenende seine Regionalligamannschaft betreut hat, bei denen er als Trainer in der Pflicht stand. Da kann Pommer von mir aus intern einen Riesen-Aufstand machen, aber das auch noch öffentlich zu machen, zeigt mir eher, welch Geistes Kind dieser Mann ist. Ich gelte bei meinen Kollegen eher als pedantisch, aber trotzdem bin ich bei aller Liebe zu Regeln und Standards eher der Meinung, dass Juristen insbesondere bei wirtschaftlich tätigen und in der Öffentlichkeit stehenden Organisationen besser keine eigentliche Führungsposition innehaben sollten, ansonsten wird es manchmal etwas “strange”. Sie sind wichtig, um nicht zu sagen sehr wichtig, aber besser maximal als Stellvertreter.
Zu möglichen Strafen wegen Versagens abseits von Punktabzügen:
Im Bankwesen erteilt das Bundesaufsichtsamt nicht nur Banklizenzen für das Kreditinstitut, sondern überwacht auch, ob die Geschäftsleiter eine fachliche Eignung besitzen. Und das ist kein Formalparagraph; ich kenne Fälle, wo eine in Not geratene kleine Volksbank auch deswegen quasi zwangsfusionieren musste, da das Amt die fachliche Eignung den Leitern entzogen hat und auch keine Aussicht bestand, neue Leute (wegen der Notlage) zu finden. Bei einer kleineren Sparkasse wurde jemandem der Aufstieg in den Vorstand verwehrt, weil das Amt die fachliche Eignung des Kandidaten nicht anerkennen wollte.Sofern das juristisch möglich ist, warum macht die BBL das nicht auch bei ihren Mitgliedsorganisationen? Warum wird bei Versagen der Geschäftsleitung die Mannschaft (und die Fans) bestraft? Neben der eigentlichen Lizenz könnte man doch bei groben Verstößen (falsche Mitteilungen etc.) einfach den Geschäftsleitern die Eignung absprechen, so dass der Klub neue bestimmen muss. Das ist jetzt schon ein grober Eingriff, da der Klub diese Person ja im Zweifel nicht auf einer anderen Position weiterbeschäftigen kann, aber reicht das nicht normalerweise erstmal aus, bevor man das ganze auf das sportliche durch Punktabzüge ausdehnt? Eine solche Regelung müsste man juristisch wasserdicht machen und die Ersterteilung einer fachlichen Eignung als Geschäftsleiter einer BBL-Spielbetriebsgesellschaft sollte auf Basis von Mindestkriterien eher formellen Charakter haben, bevor hier der Nase nach entschieden wird.
Im übrigen halte ich Geldstrafen durchaus für geeignet (und in jedem Fall besser als Punktabzüge). Der Verein bzw. die Spielbetriebsgesellschaft kann dann finanziell bewerten, ob der Klageweg sinnvoll ist oder bestenfalls ein Nullsummenspiel wird. Bei Punktabzügen, insbesondere wenn jetzt als Musterbeispiel Paderborn gesehen wird, ist die Spielbetriebsgesellschaft doch bei drohendem Abstieg quasi gezwungen, den Klageweg einzureichen, wenn die Existenz damit auf dem Spiel steht, genauso wie Chemnitz aus dem gleichen Weg praktisch verpflichtet ist, alles aus dem Regelwerk herauszuholen, was die Chancen auf die Fortexistenz der Spielbetriebsgesellschaft erhöht.
Der leidtragende ist in diesem Fall der Sport. Heute abend wird noch kein sportlicher Absteiger in der ProA feststehen, obwohl alle Spiele (der Hauptrunde) dann bereits gespielt sein werden. Es sind noch juristische Verfahren offen. Bei Geld- und anderen organisatorischen Strafen oder Auflagen wäre dies nicht der Fall. Da kann dann geklagt werden oder auch nicht, aber die sportliche Wertung wäre davon zunächst einmal unberührt(, bis zum Zeitpunkt der Lizenzerteilung für die kommende Saison).
Was passiert jetzt, wenn Chemnitz verliert und die Entscheidung auf Aberkennung der Punkte von Paderborn wird in der Berufung kassiert. Chemnitz muss fast klagen, auch wenn ordentliche Gerichte (bei Strafe?) an sich verboten sind. Umgekehrt hat Chemnitz angeblich wegen des laufenden Verfahrens noch die Möglichkeit, um des lieben Friedens Willen bei einem Heimsieg den ursprünglichen Protest zurückzuziehen. Bei einem Paderborner Sieg werden sich die Cuxis bei einer Protestrücknahme “bedanken” und ihrerseits alle juristischen Möglichkeiten ausloten. Dies alles droht und folgt direkt aus den derzeit bestehenden Regelungen mit ihren Punktabzügen. Die sportliche und wirtschaftliche Situation der Konkurrenten wird durch die Urteile dieser Verfahren viel unmittelbarer getroffen als durch die zugrundeliegenden, mit den Strafen bewerteten Tatbeständen. Ich bin kein Jurist, deshalb entschuldigt bitte meine möglicherweise begrifflich unpräzise Ausdrucksweise. Das Urteil stellt keinen “Rechtsfrieden” her, sondern es stellt genau diesen in Frage. Und das ist (sollte) im Grunde das schlechteste sein, was man mit einem Urteil erreichen kann. Basis dafür sind diese Regelungen mit den Punktabzügen. Hier wird schon vorgeschlagen, wegen der sich in die Länge ziehenden Auseinandersetzungen einfach einen weiteren Startplatz für die kommende Saison einzurichten und auf den zweiten Absteiger zu verzichten.
In der ProB steht in einem anders gelagerten Fall ein Lizenzentzug der Magdeburger im Raum. Diese haben mit Fristverlängerungen das Verfahren bis über das Ende der Hauptrunde hinaus mitverzögert. Vor der Saison wurde die Teilnehmerzahl gerade wegen Magdeburg, die sportlich nie den Aufstieg geschafft hatten, erhöht, so dass es bereits nach der Hauptrunde einen Absteiger geben musste. In einem sportlich sehr engen Teilnehmerfeld waren das die BSW Sixers pikanterweise aus dem gleichen Bundesland. Falls die Lizenz für diese Saison den Magdeburgern entzogen wird, dann wurde den BSW Sixers die Chance auf den sportlichen Klassenerhalt in der Relegationsrunde genommen. Eine Aufstockung der ProB auch für die kommende Saison ist fast schon absehbar. Die Fälle häufen sich meines Erachtens und sie werden durch die Regelungen mit den Punktabzügen zusätzlich angeheizt. Das kann doch nicht im Interesse des Sports sein.
Was sollen diese “erzieherischen pseudo-pädagogischen Strafen” auf Basis von Sachverhalten, die primär keinen Konkurrenten benachteiligen? Ja, die jeweilige Ligaleitung muss ihre Autorität wahren und über die Beachtung der Standards und der wirtschaftlichen Grundlagen wachen, aber warum soll das über Punktabzüge geschehen? Dies geht doch im aktuellen Beispielfall nach hinten los und ist auch bei Trier im Zweifel übertrieben, da diese “Konkursverlangsamung” sowieso die Existenz der TBB AG in Frage stellt und aus meiner Sicht eine Lizenzerteilung für jedwede Klasse zweifelhaft ist. Einzelne Ausnahmen bei Insolvenzantrag etc. habe ich im Ausgangspost beschrieben, da hier eine Benachteiligung der Konkurrenz angenommen wird.
Diese ganze erzieherische Geisteshaltung wird auch durch die Sperren für Obradovic und Renfroe deutlich. Auch hier soll sich Pommer maßgeblich eingesetzt haben, statt Zurückhaltung zu üben. Also die “Bad Boys” aus Detroit waren ein Marketing-Verkaufsschlager der NBA Ende der 1980er nach dem Duell Magic vs. Bird bzw. Lakers vs. Celtics. Zugegebenermaßen sind die Pistons eher durch Unsportlichkeiten gegenüber der Konkurrenz und nicht untereinander aufgefallen. Die Begründung, dem Ansehen der BBL wurde durch diese Auseinandersetzung in einer Auszeit geschadet würde ich eher als zweifelhaft bewerten. Manche meinten “Geist des Sports” wurde verletzt, mir scheint eher, eine sehr kompetetive und emotionale Sichtweise der beiden Kontrahenten hat zu diesem Vorfall geführt. Auch hier wäre, bei einem vernünftigen Regelwerk, aus meiner Sicht - zumindest bei einem ersten Vorfall der Beklagten - eine Geldstrafe völlig ausreichend gewesen. Natürlich wären die Sperren erst recht bei einer Unsportlichkeit gegenüber der Konkurrenz ausgesprochen worden, aber das haben sich die beiden wohlwissend nicht erlaubt. Schon allein deshalb wäre es geboten gewesen, hier eine Unterscheidung zu treffen.
Stattdessen musste der pädagogische Anspruch aufrechterhalten werden. Durch die Verletzungen von McLean und Hammonds aus dem Ludwigsburg-Spiel war Alba sowieso schon geschwächt. Hätte Radosevic seine Grippe früher bekommen oder hätte bei ihm der Rücken wieder gezwickt, hätte es im nächsten Spiel zu einem “Grand ohne vieren” bzw. zu einem Spiel von Alba im wesentlichen ohne Starting Five geführt. Das ist, wenn man mal von den Sperren absieht, das normale Risiko. Trotzdem greift dies auch in den Wettbewerb ein, denn wie der Zufall des Terminplans will, hätte Alba in diesem Spiel - wie ursprünglich vorgesehen - gegen Bamberg, was wohl direkten Einfluss auf die Play-off-Plätze und die Anzahl der Heimspiele sowie die finanziellen Einnahmen genommen hätte, oder gegen einen Abstiegskandidaten spielen können, dessen sportliche Chancen wohl erheblich gestiegen wären im Unterschied zu ihren Konkurrenten, die eine solche Terminplangelegenheit nicht hatten. Das ist wohlgemerkt das normale Risiko. Aber ist das wirklich im Sinne des Sports, solche Auswirkungen wegen einer Schubserei unter Personen des gleichen Vereins auszulösen. Ist das nicht viel mehr Wichtigtuerei einer Ligaleitung, die sich das Regelwerk zunutze macht, um in den sportlichen Wettbewerb einzugreifen?
Die vermeintlich regulatorischen Maßnahmen, die im Regelwerk geschaffen wurden, um Fehlverhalten von einzelnen zu bestrafen, hat eben indirekt Auswirkungen auf die Möglichkeiten der Konkurrenz. Der “Schmetterlingseffekt” spielt aber, wenn man von den Punktabzügen bei Insolvenzantrag absieht, bei den Juristen in der Ligaleitung offenbar nur eine untergeordnete Rolle, da neben dem Sport die Erhaltung von Standards bei den organisatorischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen offenbar zu einem Selbstzweck erhoben wurde. Ich spreche mich klar und deutlich dafür aus, dass das Regelwerk hier beschnitten werden muss, damit der Sport nicht hinter den Regeln zur Erhaltung der Rahmenbedingen zurücktreten muss.
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zum Thema: ja, ich denke auch, das es um Proffessionalisierung geht. Aber es ist nur Sport, das ist erstens nicht lebensentscheidend und zweitens wird Basketball von Menschen getragen. Menschen machen eben mal Fehler. Die Regeln sollten eine gewisse Toleranz aufweisen.
Gesetze und Regeln müssen realistisch umsetzbar sein, sonst resultiert beliebige Willkür.
Im Falle einer Störung ist die Vorgabe “Behebung in 15 Minuten” einfach bei den ganzen Forderungen an die Technik nicht realistisch, zumal, wenn den Vereinen für redundante Systeme die finanzielle Basis fehlt, und die Strafe im Fall Paderborn drakonisch ist. Es resultiert völlige sportliche Willkür. Das sportliche Ergebnis wird am grünen Tisch mal eben umgedreht. Hinzu kommt die sehr fragwürdige Rolle der SR im diskutierten Fall.
Fehlendes Geld für Redundanz? Sorry in dem Fall ist das doch albern. a) Ein Ersatzlaptop kostet weniger als Spieler Nr. 11 der Rotation im Monat. b) Vorher besser mit dem Ding umgegangen und nichts wäre passiert. Ich kann dem Ruf nach lockereren Regeln hier in einer Profi-Liga nichts abgewinnen.
(Btw: Würde diese Diskussion hier auch geführt werden, wenn das im Spiel Hamburg-Essen passiert wäre? Vermutlich nicht, da wäre es eine Randnotiz geblieben und jeder hätte gelacht. Nur weil es auf einmal um was geht, sind die Regeln zu hart.) -
Fehlendes Geld für Redundanz? Sorry in dem Fall ist das doch albern. a) Ein Ersatzlaptop kostet weniger als Spieler Nr. 11 der Rotation im Monat.
Dann geht das nächste Mal halt die große Anzeigetafel kaputt oder die Korbanlage fällt runter. Muss auch alles doppelt sein, weil man weiß ja nie. Auch Peanuts ?
Und die Feuerwehr rast dann mit Blaulicht ran und hebt die Ersatztafel an die Wand, oder ? Geht doch locker in 15 Minuten … -
Wie lange braucht man um 1 oder sogar 2 Körbe auszutauschen?
Passiert ja gelegentlich.
Ist bei uns auch schon beim Warmmachen durch den Gegner passiert.
Bei einem existentiell wichtigen Auswärts-Spiel hole ich mir dann demnächst lieber zwei T als persönliche Bestrafung ab und gewinne dann dafür die Punkte sicher am grünem Tisch?
Das ist dann sicher “clever” weil ich ja nur die Regeln
für mich arbeiten lasse? -
Bei einem existentiell wichtigen Auswärts-Spiel hole ich mir dann demnächst lieber zwei T als persönliche Bestrafung ab und gewinne dann dafür die Punkte sicher am grünem Tisch? Das ist dann sicher “clever” weil ich ja nur die Regeln für mich arbeiten lasse?
und welche Regel soll da genau für Dich arbeiten?
§37 SO sagt:
“Auf Antrag eines Spielpartners bei der Spielleitung ist gegen eine Mannschaft auf Spielverlust zu entscheiden, wenn diese eine Verzögerung des Spielbeginns von mehr als 15 Minuten verursacht und dies zu vertreten hat.”
Da steht nicht, dass die Heimmannschaft verantwortlich wäre…
Oder ist mir der Ironie-Modus entgangen? Dann vergiss die Anmerkung. -
Warum sucht eigentlich im Fall Paderborn jeder den/die Schuldigen bei Spielleitung und Schiedrichter?
Die Spielordnung ist doch relativ eindeutig.
Hat jemand etwas zu verschulden und ein anderer legt deswegen Protest ein, gibt’s eine Strafe.
Ganz einfach.Die Frage ist doch eher, ob der Gegner nicht der Schuldige ist? Warum legt er Protest ein?
Ich finde, dass hier richtig gehandelt wird.
Und zum Beispiel Trier:
Ein Lizenzausschuss kann die vorgelegten Daten nur soweit prüfen, wie sie ihm vorgelegt werden.
Ich würde mich als Verein dagegen verwehren, dass ein Lizenzausschuss meine Sponsoren anruft und deren -schriftliche- Sponsoringzusagen noch einmal hinterfragt. Was macht denn das für ein Bild.
Genauso würde ich mich dagegen verwehren als Lizenzausschuss bei allen (!!) Vereinen genau dies zu tun. Denn dies würde ja auch bedeuten, dass ich als Liga grundsätzlich meinen Vereinen misstraue.Natürlich gibt es schwarze Schafe, die diese Situation ausnutzen und dort Phantasiezahlen abgeben. Aber wer ist denn jetzt nun wirklich schuld an der Misere? Doch nicht die Liga.
Sondern der, der a) nicht wirtschaften kann, b) lügt (!!!) und c) vielleicht schon zu Beginn der Saison hätte sagen sollen “Das klappt nicht.”So hat die Liga einen Imageschaden. Spieler bekommen kein Geld. Fans sind entäuscht. Und weitere Angestellte des Vereins gucken in die Röhre.
Und im schlimmsten Fall hat das auch noch eine strafrechtliche Konsequenz für die, die gelogen/verschleppt haben.
Nur Verlier in dem ganzen Spiel. -
Ist doch schön, dass jeder hier in aller Ausführlichkeit seinen Kummer kund tun kann. Ich würde aber allen Beteiligten einfach empfehlen, rechtzeitig anzureisen, niemanden zu hauen, solide zu wirtschaften, dabei niemanden zu täuschen und Elektronik nicht hinterm LKW zu kaufen. Eigentlich Banalitäten, oder?
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Ich würde aber allen Beteiligten einfach empfehlen, rechtzeitig anzureisen, niemanden zu hauen, solide zu wirtschaften, dabei niemanden zu täuschen und Elektronik nicht hinterm LKW zu kaufen. Eigentlich Banalitäten, oder?
Wenn es denn immer so einfach wäre… Grade das “niemanden Hauen” fällt mir oft schwer…
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Dit is Berlin.
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Ist doch schön, dass jeder hier in aller Ausführlichkeit seinen Kummer kund tun kann. Ich würde aber allen Beteiligten einfach empfehlen, rechtzeitig anzureisen, niemanden zu hauen, solide zu wirtschaften, dabei niemanden zu täuschen und Elektronik nicht hinterm LKW zu kaufen. Eigentlich Banalitäten, oder?
Großartig.
Ich habe Tränen in den Augen vor Lachen.Wusste gar nicht, dass Bonner so einen trockenen Humor haben.
Alle “Highlights” der Saison in einem Satz: Schneegate, Beck, Trier, Magdeburg, Paderborn.
Sehr gelungen!