@xtf:
@Dio-II:
Ich finde es auch schade, daß so wenig deutsche Repräsentanten persönlich die Zeit nehmen, an so einem Turnier teilzunehmen. Ich würde allerdings auch nicht ausschliessen, daß zumindest die grösseren Vereine Leute vor Ort haben, die das Turnier für diese Vereine mit-beobachten. Wer da genau wie in welchen Netzwerken involviert ist, kann niemand wirklich überblicken. Zumindest hoffe ich, daß deutsche Spitzenvereine so ein Turnier wenigstens indirekt verfolgen und finde das auch nicht völlig unrealistisch.
Ehrlich gesagt, das glaube ich nicht. Ich wüsste nicht wer dort in irgendeiner Weise mit ALBA oder Brose (um nur die zu nennen) in Verbindung wäre, ausser natürlich via Agenten. Wenn dem nicht der Fall ist, lasse ich mich gerne eines besseren belehren. Aber welche Verbindungen denkst du, dass es dort eventuell geben könnte?
Alba betont ja gern, daß sie über ein großes Netzwerk verfügen, brose vermutlich auch. Von daher könnte ich mir vorstellen, daß zumindest jemand vor Ort gewesen sein könnte, der denen berichtet. Abgesehen davon hielte ich es auch für besser, wenn so ein Turnier von den dt. Top-Vereinen (nicht nur Alba und brose) etwas höher aufgehängt würde. Letztlich war ich nicht dort und kann nur vermuten, du warst vor Ort und wenn du meinst, da wäre niemand gewesen, der Verbindungen zu deutschen Vereinen hat, glaube ich dir das natürlich. Wenn ich aktiv im Nachwuchsbereich tätig wäre, mich sowieso auch noch für europäischen Spitzenbasketball (Top4) interessiere (Welcher dt. Trainer sollte das nicht?), wäre dieses Wochenende ein Pflichttermin, selbst wenn mich mein “Arbeitgeber” nicht direkt dort hinschicken würde.
Nicht besonders nützlich finde ich für deutsche Vereine so ein Turnier vom scouting-Gesichtspunkt im engeren Sinne. Dafür gibt es ein paar Gründe. Wer auf diesem level spielt, ist längst durchgescoutet, da käme man viel zu spät. Da ist für die deutschen Vereine überhaupt nichts mehr zu holen. Zudem hat die deutsche BBL in Bezug auf Nachwuchs nicht den besten Ruf, sprich erscheint für ausländische Top-Talente nicht besonder attraktiv. Das fängt schon beim standing von Nachwuchsspielern (egal welcher Nationalität) innerhalb der BBL an, gegenüber z.B. Spanien gibt es da himmelweite Unterschiede, und hört bei der physischen Spielweise, die technisch versierten Nachwuchsspielern nicht entgegenkommt, noch nicht auf.
Da bin ich nicht einverstanden. Was hindert einen deutschen Verein daran, einen 92er Jugendspieler aus Kroatien zu verpflichten, ihn noch ein Jahr mir seiner NBBL Mannschaft mitspielen zu lassen, danach noch ein Jahr mit seiner ProA/ProB Mannschaft und dann einen exzellenten Rotationsspieler zu haben für die BBL Mannschaft. Man weiss was man bekommt und man muss sich nicht auf die College Lotterie verlassen. Dass diese Spieler längst “durchgescoutet” sind, kann ich auch so nicht zustimmen. Wer soll diese Spieler den alle durchgescoutet haben? Agenten kennen meist nur ihre eigenen Spieler, die Teams haben oft nichtmal ein Spiel ihres Gegners auf Video vorher gesehen, geschweige denn ein detailliertes Scouting, die allerwenigsten Teams haben ProfiScouts die Europa durchkämmen und listenweise Scoutingreports zu jungen Spielern anfertigen. Das Beispiel des Dänen bei Split zeigt, dass es immer wieder Spieler gibt die “keiner kennt”. Wieso spielt der bei Split und nicht bei ALBA oder Bonn?
Das die BBL in Sachen Nachwuchs nicht den besten Ruf hat, ist klar. Aber des ist ja im Moment dabei sich zu verbessern. Aber sich immer nur darauf zu berufen, um nichts zu verbessern, hilft auch nicht weiter.
Das Problem, warum der 92er Kroate oder der junge Däne nicht in der BBL oder NBBL spielen (was ich mir wirklich wünschen würde), liegt an mehreren Punkten. Mal von der anderen Seite betrachtet: Warum sollte der Kroate oder Däne das unbedingt wollen? Wenn er wirklich talentiert ist, findet er in Europa bessere Programme. Zudem bringen deutsche Manager (Harmsen ist da die Ausnahme) eben oft nicht genug Mut für eine solche Verpflichtung auf. Die scheuen eben das Risiko, daß sich so ein Projekt mal als Rohrkrepierer erweist. Ich sehe das finanzielle Risiko jetzt nicht als riesig an, die BBL-Vereine scheinen für so etwas aber überhaupt gar kein Budget zu haben. Wer gibt denn schon groß Geld für einen Nicht-Profi (NBBL) aus? Doch niemand, schon gar nicht für einen ausländischen Nachwuchsspieler. Offenbar wird jeder Cent in den kurzfristigen Erfolg investiert. Jeder “Macher” wird Saison für Saison für den Erfolg der letzten 9 Monate bewertet, nicht für den Erfolg eines mittelfristigen Projekts. In anderen Worten: Meisterschaft, Playoffs, Nichtabstieg sind die Kennziffern, nicht, X Nationalspieler in Y Jahren zu entwickeln. Eine Binsenweisheit: Der Lottery-Ami ist vom Preis-Leistungsverhältnis oft einfach besser als der über 4 Jahre entwickelte europäische Nachwuchsspieler. Und er bringt sofort seine Leistung, mehr oder weniger. Grundsätzlich habe ich gar nichts gegen Amis, Nachwuchsspieler ist Nachwuchsspieler, das Problem ist nur, daß die wirklich talentierten Amis sehr, sehr selten in der BBL landen (Bobby Brown eine der wenigen Ausnahmen). Das ist natürlich nicht toll, aber nun mal Realität. Der schwerwiegendste Punkt ist jedoch, daß deutsche Vereine nicht vorrangig (deutsche) Nachwuchsspieler entwickeln sondern Spielern mit einem deutschen Pass Arbeit geben sollen. Nachwuchsförderung wird dabei als Nebenprodukt erhofft. Ich halte vom sehr ineffizienten Gießkannenprinzip “Deutschen-Quote” eh sehr wenig, da es eben nicht zielgerichtet wirkt. Ich denke nicht, daß ich besonders destruktiv bin. Ich erkenne durchaus den Willen, etwas zu verbessern, den Weg halte ich bloß nicht für besonders erfolgversprechend.
@Dio-II:
Der besch…n Quote sei dank müssen deutsche Clubs vorrangig / ausschließlich (?) deutsche Nachwuchsspieler verpflichten. Die spielen aber nicht beim NIJT. Auch ein Grund, gegen diese Quote zu sein. Ich bin absolut für Nachwuchsförderung unabhängig von der Herkunft, ich bin gegen Nationalitäten-Förderung, die sich ausschließlich nach dem Pass eines Spielers richtet und somit (leichte Überspitzung) einem Florian Hartenstein aufgrund seiner Nationalität einen zu gut bezahlten Vertrag verschafft, der in keinster Weise seinem Leistungsvermögen entspricht (F. Hartenstein dabei nur ein willkürliches Beispiel).
INSEP scheint ein wirkliches Erfolgskonzept zu sein. Da könnten DBB und BBL mal ein paar Gedanken drauf verschwenden, ob das nicht wenigstens in Teilen nachgeahmt werden kann. Es wäre nicht verwerflich, etwas aufzugreifen, was sich in der Praxis als erfolgreich erwiesen hat.
INSEP ist in Frankreich teilweise auch sehr umstritten da man den Vereinen die besten “Spieler” klaut. Wenn man die aktuelle deutsche U18 Nationalmannschaft schaut und sich dort die 8 besten Spieler rausnimmt, dann wäre man bei den jeweiligen Vereinen auch nicht so glücklich da jeder doch immer nur an seinen eigenen Verein denkt (siehe auch das Interview von Bauermann heute auf der NBBL Webseite).
Die Erfolge des INSEP hielten sich die letzten Jahre auch eher in Grenzen und man sieht immer wieder wie die allerbesten Talente bewusst dem INSEP fernbleiben oder nur sehr kurz dort spielen (Batum, Fournier,…). Die INSEP Mannschaft spielt übrigens in der 3ten französichen Liga und kann dort nicht absteigen. Man verliert dort in der Regel ungefähr 7/8 aller Spiele. Daher wird dem INSEP oft bescheinigt Spieler mit Loser-Mentalität zu schaffen.
Dinge, die dem Einzelnen etwas zugunsten des Gemeinwohls “wegnehmen” werden nie auf ungeteilte Freude und Zustimmung stossen. Sich trotz der vielen unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten sich auf so einen relativ hohen gemeinsamen Nenner zu einigen ist mE aller Ehren wert. In Deutschland halte ich ein Gemeinschaftsprojekt auf diesem Niveau (noch) nicht für möglich. Natürlich ist auch bei INSEP nicht alles positiv, einige Punkte könnte man kontovers diskutieren. Die Mehrzahl der Spiele zu verlieren sehe ich jedoch nicht als großes Problem. Wenn es eine Sache gibt, womit überdurchschnittlich talentierte 17jährige, 18jährige kein Problem haben, dann ist es fehlendes Selbstbewusstsein. Die zu “erden”, denen regelmäßig zu zeigen, daß sie vielleicht relativ gesehen (auf ihren Jahrgang bezogen) ziemlich gut sind, absolut betrachtet aber noch sehr viel vor sich haben, kann nicht schaden. Daß sie nicht absteigen können, d.h. der Wettbewerb ausgeschaltet wird, finde ich dagegen nicht so positiv.