Commission on College Basketball- Die Zukunft der Grassroot-Ebene in den USA
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Das Thema generell intrigiert mich seit ewigen Zeiten und die Veränderungen, die in den nächsten Jahren eintreten werden sind gigantisch und influencen den Basketball weltweit. Wo fängt man, vielleicht mit Sonny Vaccarro, dem ABCD-Camp Anfang der 80er, Nike und dann Michael. Sehr zu empfehlen “Sole Man” von ESPN 30 for 30 http://www.espn.com/30for30/film?page=soleman und das Buch von 2000 “Sole Influence” von Wetzel/Yaeger zum Verständnis der Geschichte.
Basierend auf einer absoluten Dezentralisierung des Basketballs auf High School Ebene einerseits und dem Appetit von Sportartikelherstellern, millionenschweren College-Unterstützern und Sportagenten schuf Vaccarro das “AAU System”, das viele Menschen steinreich machte, aber grundlegend korrupt ist. Bei aller berechtigter Kritik an den negativen Seiten dieses Systems hat es sich aber in allen Jahren seiner Evolution teilweise zum Guten verändert. Die primäre Qualität des amerikanischen Basketballs liegt heutzutage an der unglaublichen Anzahl, dem athletischen Talent der Kinder und Jugendlichen, die in den USA dieses Spiel spielen, aber eben auch an den Möglichkeiten der frühesten Selektion und der Konzentration dieses Talents im Wettbewerb, verbunden mit dem besten Coaching, hin bis zu Individualcoaches im letzten Winkel des tiefen Südens oder Alaskas. Achtjährige reisen durch das ganze Land und spielen auf Turnieren, man kann lange darüber diskutieren, ob das wirklich sinnvoll ist, jedoch wird so kein Talent jemals allein durch seine physische Überlegenheit/Akzeleration dominieren können. Bin ich unter 10-jährigen überlegen, spiele ich mit den 12-jährigen. In einem System in dem besagte “Investoren” Millionen und Millionen liegen lassen, kommt es selbstverständlich zu Verwerfungen. Aber auch die Vorzüge der Marktwirtschaft, Organisationsmuster seriöser Wettbewerber entwickeln sich. Die Ligen die Nike, Adidas, Under Armour an mehreren Wochenenden im Frühling und Frühsommer aufgezogen haben, haben aktuell eine Qualität und Wettkampfniveau erreicht, dass die internationalen Meisterschaften nicht im Ansatz erreichen können. Das Abschlußturnier der EYBL von Nike, das Peach Jam, Anfang Juli war so gut, dass z.B. die Nationalmannschaften bei der U18 EM, sich schwer getan hätten, überhaupt ein Spiel dort zu gewinnen. Petrusev, der sicherlich beste Spieler des Europameisters Serbien, hat die letzten 2 Jahre in diesem System verbracht, und war in seiner AAU Mannschaft ein Ergänzugsspieler, sicherlich kein dominanter. Bei der U17 WM in Argentinien waren auch Dritter und Vierter Puerto Rico und Canada Nutznießer, da alle ihre Spieler aus diesem System kommen. Ende Juli veranstalten dann alle Sportartikelhersteller z.B. ihre Mega-Turniere in Las Vegas, wenn 5 Tage von 8 bis 24 Uhr dann weit mehr als 1000 Mannschaften in hunderten von Hallen als bildhaftes Beispiel für Wahnsinn und Qualität. Die Colleges bekommen junge Talente, die mehr Coaching, die mehr Wettkampf und soziale Kompetenzen beigebracht bekommen haben als die vorherigen Generationen. AAU Basketball, dieses verwilderte Stiefkind ist eines der absoluten Fundamente des amerikanischen Basketballs. Aktuell ist in Scouting Kreisen ein ganz interessantes Thema, dass derzeit wahrscheinlich keine andere Competition so zielnahe Prognosen zuläßt wie die NIKE EYBL, weder euroleague, nationale Ligen, internationale Meisterschaften der Senioren und vor allem nicht irgendwelche Veranstaltungen für Junioren international sind so übertragbar wie Zahlen von der EYBL auf die NBA. Als Beispiel ist Mitchell Robinson zu nennen, der bei EYBL PER von weit über 30 abliefert, dazu als 2,12 Mann eine eine +10 cm Spannbreite hat und athletisch irgendwo zu den 3-5 % athletischsten NBA Spielern überhaupt gehört. Du kannst ein solches Talent nicht aus der Lotterie fallen lassen, ob er 1 Jahr zu Hause rumgesessen hat oder nicht. Denn er hat produziert, zwar gegen Gleichaltrige bloß, aber gegen Gleichaltrige die ein solches athletisches und spieltechnisches Niveau haben, dass eben auch in der el nicht simuliert werden kann. In der el spielen z.B. keine Flügel die zwischen 1,95 und 205 groß sind, eine Spannweite von +10 cm aufweisen, durchschnittliche NBA Athletik aufweisen, den Ball führen können, werfen können und verteidigen können. Diese Spieler spielen nicht in Europa, deswegen auch die Skepsis zu Doncic.
Bedauerlicherweise werden seit Jahrzehnten Stereotypen weitergereicht, die an der Realität vorbeiführen. So galt AAU als Niedergang des Basketballs, alle möglichen Mißstände wurden hier verankert gesehen. So wiederholt auch Kobe die letzten Jahre wie sehr AAU dem Spiel und den Kids schadet. Nach allen Informationen war Kobe vielleicht vor etwa 20 Jahren zuletzt vor Ort, so dass er von etwas spricht, von dem er keinen Einblick mehr hat.So ähnlich geht es auch mit der Commission on Basketball unter Leitung der ehemaligen Außenministerin Condi Rice, die letzten Herbst unter Druck der FBI Ermittlungen im College Basketball gegründet wurde und vor 2 Monaten ihre Ergebnisse an die Öffentlichkeit trug. Die bekannte Problematik eines korrupten Sportentertainments, bei dem die Akteure für Stipendien spielen, aber Colleges, Administratoren und Coaches Milliarden verdienen, wurde praktisch nur tangiert. Die Illusion, dass der Amateurismus der Studenten die Grundlage bleiben muss und deswegen ein riesiger Kontrollapparat installiert wurde, aber dass ansonsten jeder der irgend einen Bezug zum Spieler hat, sei es Verwandter, Coach, Kumpel oder Straßengauner einen Hunderttausend Job bekommen kann, wenn er dieses Talent bindet. Nein, diese Kommmission mit bekannten Namen wie Grant Hill und David Robinson, hat einen der lächerlichsten, beschämendsten und inhaltsleersten Job überhaupt gemacht. Total am Thema vorbei.
Das Fazit war jedoch AAU ist an allem schuld und One-and-Done ist eine Frevelei. Darauf basierend wurden Vorgaben gesetzt, die nicht umsetzbar sind, vor allem weil die Shareholder wie die Sportartikelfirmen oder auch die NBA nicht involviert waren. Der Kampf gegen AAU mündete darin, dass man die wenigen Zeitspannen, in denen die Coaches live die Spieler beobachten können, auf neue Camps legt, die von den Colleges organisiert werden sollen. Im Juli wenn die Hochzeit des AAU Basketballs ist. Konkret, an einem Wochenende 3 regionale Camps mit jeweils 700 Kids, von denen insgesamt 700 Kids für ein Abschlusscamp selektioniert werden. Diese Pläne wurden parallel zum Peach Jam veröffentlicht, dass qualitativ so gut war nie noch nie und damit neben der Qualität auch dem Scouting der College Coaches half. Die Commission berief sich zwar auf die College Coaches, von denen aber niemand für eine solche Strategie verantwortlich sein wollte. Coach K machte eindrücklich darauf aufmerksam, welche Perle der Sommerbasketball ist und dass darauf nicht zu verzichten ist. Derzeit weiß niemand, wie mögliche Kompromisse dann aussehen werden und wie es in diesem Wirrwarr wirklich weitergehen wird. Zumindestens haben sich NBA und Gewerkschaft eingebracht, dass es jetzt fest 6 Termine geben wird, bei denen die besten 80 High School Spieler aus allen Klassen zusammengezogen werden, die dann auch medizinisch und sozial gefördert werden sollen. Schon jetzt waren die Anfang Oktober stattfindenden Junior National Camps die interessantesten Camps schlechthin, die vor allem die Freshmen und Sophomores heraushoben, jetzt aber neben der Sichtung für die U16 2019 mit um die 50 Talenten, noch einmal 40 Kids aus den Jahrgängen 2019 und 2020 dazukommen. Diese zusätzliche Intervention der NBA sehr früh kann nur gut werden, aber es bestätigt nur das Unvermeidliche, dass die One-and-Done Regel wegfällt, 2021 oder 2022. Als Folge dessen, und das zeugt nur von der Inkompetenz der Unipräsidenten, wird das goldene Kalb CBB irgendwann nicht mehr zu melken sein. Anders als bis zu 2005 wird der Exodus der Talente ein Strom sein, 40 der Top 50 Talente werden die Colleges umschiffen, dazu weitere 30, die eben nicht den Weg in die Liga oder auch über die G-League schaffen, die möglicherweise in Europa andocken können. Wer glaubt, das Interesse der Fans nur über die Zuwendung hin zu einem College schaffen zu können ohne wirkliche höherklassige Qualität wird sich wundern, wie viele Möglichkeiten des Entertainments die Jetztzeit bietet.Zusammengefasst ist sicher, dass die spaßige und bunte Collegewelt verschwindet aus unserer Perspektive. Sicher ist auch, dass die elitären Talente schon mit 14, 15 Jahren in die NBA Welt einbezogen, integriert und gefördert werden. Unsicher bleibt, wie der Basketball auf Grassrootsebene von April bis August jedes Jahr drüben ausschaut.
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Buhuhu die armen Kinder, die jetzt nicht mehr schon mit 10 oder 12 Teil eines durchkommerzialisierten Systems werden können.
Falls die Ironie nicht erkannt wurde: Ich habe zu wenig Ahnung von diesem Thema, um dazu wirklich was sinnvolles zu sagen. Aber ich halte die aktuellen Entwicklungen nicht für so entscheidend, das sie die Basis des US-amerikanischen Basketballs wirklich beeinträchtigen würden. Die Kids (bzw. ihre Eltern und Trainer) werden Wege finden, um zu spielen zu können und die Talentscouts werden Wege finden, wie sie die besten davon auswählen.