Schlussabschnitt entscheidet intensive Partie
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Schlussabschnitt entscheidet intensive Partie
In einem bis zur letzten Sekunde hartumkämpften Krimi unterliegt ratiopharm ulm auswärts gegen den direkten Tabellennachbarn RASTA Vechta mit 86:81. Foto: Christian Becker
Keymoments: Auch im Rückspiel ist der letzte Dreipunktewurf spielentscheidend
Mit etwas weniger als zwei Minuten auf der Uhr übernahm Vechta nach längerer Zeit mit einem 9:0 Lauf die Führung. 40 Sekunden noch zu gehen und die Hausherren haben die Chance, bei eigenem Ballbesitz für die Vorentscheidung zu sorgen. Die Ulmer verteidigten diese Sequenz herausragend, erzwangen einen schwierigen Wurf, welchen L.J. Figueroa blockte. Der anschließende Fastbreak führte an der Linie zu einem Punkt, im Gegenzug sah man sich allerdings wieder einem drei Punkterückstand gegenüber. Mit dem voraussichtlich letzten Ballbesitz ergab sich die Möglichkeit auf den Ausgleich, wie bereits in der ersten Begegnung hängt das Spielende von einem Dreier ab -- nur diesmal hoffte man auf Ulmer Seite, jedoch vergeblich.
Keyplayer: Geschlossene Mannschaftsleistung wird am Ende nicht belohnt
Beinahe gelang den Ulmern über die gesamte Spieldauer eine hochkonzentrierte Leistung: In der Offensive lief der Ball weitestgehend hervorragend, häufig wurde der besser positionierte Mitspieler in Szene gesetzt -- 18 Assists sprechen dafür. Tommy Klepeisz ging voran und bewies Führungsqualitäten, besonders in der ersten Hälfte (zum Schluss: 11 Pkt., 6 Rebounds und 5 Assists): Der Kapitän erledigte die kleinen, aber notwendigen Dinge, hatte jedoch bei der Chance zum Ausgleich nicht das nötige Wurfglück auf seiner Seite. Aber das gesamte Team legte eine hohe Energie an den Tag, nahm den intensiven Kampf ab der ersten Sekunde an. Vor allem am offensiven Brett wusste man zu überzeugen, starke 20 Offensivrebounds waren das Resultat. Trevion Williams unterstrich seine MVP-Form, markierte erneut ein Double-Double (16 Punkte und 14 Rebounds). Neben dem Center kam auch Figueroa auf 16 Punkte, bewies aus dem Dreierbereich ein heißes Händchen (3er 4/8).
Spielverlauf
Wie im Vorfeld thematisiert, agierten beide Teams mit hohem Tempo in der Offensive. Dabei erwischten die Ulmer einen heißen Start von außen, verwandelten von dort die ersten drei Würfe allesamt. Die Hausherren hielten dagegen vor allem in Person von Topscorer Tommy Kuhse, der ebenfalls zwei Dreier hintereinander traf -- das alles nach vier Minuten wohlbemerkt. Wenige Augenblicke später zeigte der MVP-Kandidat auf Ulmer Seite Trevion Williams all seine Klasse, setzte sich im Low-Post gegen seinen Gegenspieler durch und schloss autoritär per Dunk ab. Auch in den restlichen Minuten des Auftaktviertels blieb keine Zeit zum Durchschnaufen oder für verfrühte Analysen - es war das erwartbar muntere Spiel. So ließ der offene Schlagabtausch keinen erheblichen Lauf eines Teams zu. Die Uuulmer dominierten in der Anfangsphase am offensiven Brett, sammelten nach zehn gespielten Minuten bereits acht Offensivrebounds, verpassten es meist jedoch die daraus resultierenden zweiten Chancen in Punkte umzuwandeln. Trotz einer starken Dreierquote von 57,1%, suchte das Team von Trainer Anton Gavel in Folge vermehrt den Abschluss . Wie darauf beschworen, sorgte Robin Christen von jenseits der Dreipunktelinie für eine zwischenzeitliche Führung (7:0 Lauf). Der Begriff zwischenzeitlich passte optimal, denn der Spielverlauf war weiterhin ein ständiges Hin und Her. Dementsprechend wechselte die Führung in dieser Phase das ein oder Mal die Seiten. Kurz vor Ende einer ereignisreichen erste Hälfte stellte Figueroa mit einem tiefen Dreier auf eine fünf Punkte Halbzeitführung.
Auch nach der Pause drückten beide Mannschaften weiter kräftig auf das Gaspedal, leisteten sich wenige Ballverluste. Dementsprechend führte jeder Ballbesitz zu ordentlichen Abschlüssen. Die Ulmer legten in Sachen Griffigkeit einen Gang zu, verteidigten in der Phase konsequent und erhöhten mit einem weiteren Dreier von Robin Christen (Team: 3er 10/15 -- 66,7% ) erstmalig auf einen zehn Punkte Vorsprung. Aber auch der andere Stretch-Big in Ulmer Reihen Philipp Herkenhoff brachte bei seiner Rückkehr nach Vechta ein weiches Handgelenk mit, erzielte nach Zuspiel von Spielmacher Juan Núñez seine Zähler sieben, acht und neun. Mit einem viertelübergreifend 8:0 Lauf kämpfte sich der Gastgeber bis auf zwei Punkte ran. Die Ulmer bewahrten dennoch die Ruhe und hatten mit einem eigenen 8.0 Run die passende Antwort parat. Damit schien der Auswärtssieg in greifbarer Nähe, der Aufsteiger bewies jedoch wieder mal Comeback-Qualitäten und glich wenige Minuten vor Ende aus. In der entscheidenden Phase verlor das Team den offensiven Rhythmus, die spielerische Leichtigkeit aus den vorherigen Viertel ging abhanden. Demnach konnte der komplette Wechsel des Momentums nicht verhindert werden.
Orange Mixed-Zone
Head Coach Anton Gavel: „Glückwunsch an Vechta für den Sieg. Ich denke, im letzten Viertel haben wir den defensiven Zugriff verloren und haben zu viele Eins-gegen-Eins Duelle zugelassen, die wir nicht stoppen konnten. Auch offensiv haben wir nicht mehr das umgesetzt, was davor gut geklappt hatte und wollten es zu häufig per Einzelaktion lösen. Am Ende sind wir dann zu schnell in Panik geraten, ließen zweimal die Chance auf den Ausgleich liegen. Wenn man bis zum dritten Viertel das Spiel kontrolliert, dann sollte es auch gewonnen werden. Wir haben in der bisherigen Saison zu viele Partien nach Führung abgegeben, das müssen wir in den kommenden Wochen abstellen.