Zalgiris Kaunas in der Euroleague 2019/2020
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Liebe Community,
gibt es hier noch weitere Fans bzw. Sympathisanten von Zalgiris, die an einem Austausch über das Abschneiden des Klubs in der neuen Euroleague-Saison sind?
Ich verfolge Zalgiris seit zwei Spielzeiten intensiver und finde den Klub auch aufgrund der besonderen Bedeutung, die er für Litauen als Basketballnation hat, sehr interessant und spannend. Zudem waren die letzten beiden Saisons, insbesondere natürlich die Spielzeit 17/18, für Zalgiris sehr erfolgreich und es wurde teilweise recht attraktiver Basketball gespielt. Zwei Besuche in der Zalgirio-Arena in Kaunas (zuletzt letzte Woche zum Auftakt gegen Baskonia) haben mich dann weiter begeistert und ich freue mich schon darauf, Zalgiris auch in dieser Saison aus der Ferne zu begleiten.
Diese Saison könnte für Zalgiris allerdings deutlich schwieriger werden als die vergangenen. Das hat sich meines Erachtens bereits im ersten - sehr schwachen - Spiel gezeigt bzw. angedeutet.
Zalgiris hat im Sommer nach den Abgängen von White, Davies und Thompson bzw. dem Karriereende von Kavaliauskas nahezu den gesamten Frontcourt austauschen müssen; geblieben sind nur Jankunas und Birutis, die indes eher geringe Rollen spielen werden. Mit Landale, Hayes und Leday ist man in dieser Saison wohl variabler aufgestellt; gerade White war meines Erachtens am Ende seiner Entwicklung angekommen, hier habe ich Verbesserungspotential gesehen. Ob die Spieler im neuen Frontcourt aber den Abgang von Brandon Davies kompensieren können, erscheint fraglich, gerade vor dem Hintergrund des ersten Spiels, in dem gerade Nigel Hayes äußerst unglücklich agiert hat.Auch im Backcourt gehören Westerman und Wolters nicht mehr zum Kader, ausgetauscht wurden so beide Pointguards. Bei Westerman hatte ich das Gefühl, dass er mit Jasikevicius nicht so richtig konnte; Wolters hat nach sehr starke Saisonbeginn nach einer Verletzung eine deutlich geringere Rolle gespielt. Jetzt hat man mit Lekavicius, Perez und Walkup drei Spieler für die Eins, ohne dass eine definitive Hierarchie hier erkennbar wäre.
Für Zalgiris dürfte es darauf ankommen, ob der neue Frontcourt einigermaßen funktioniert und ob verschiedene Spieler in ihrem zweiten Jahr (Walkup, Grigonis) den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gehen können.
Schon letztes Jahr hatte Zalgiris die größten Probleme in der Offense. Meines Erachtens fehlt auch in diesem Jahr ein Spieler, der in schwierigen Phasen das Heft auch mal selbst in die Hand nehmen und für sich selbst verlässlich kreieren und scoren kann. -
Damit hast du das ganze Elend doch sehr schön auf den Punkt gebracht – im Gegensatz zu den Tagträumern hier: https://www.eurohoops.net/en/trademarks/942606/euroleague-power-rankings-by-eurohoops-vol-1-3/3/ Die Mannschaft ist überbewertet, aufgrund des von dir skizzierten Aderlasses. Also wenn Bayern und Valencias „roster quality“ je mit 6 bewertet wird, kann Kaunas, Piräus, St.Peterburg und Belgrad nicht bei 7 stehen! Efes übrigens auch nicht bei 9.
Zudem wird sich der gute alte Jasikevicius irgendwann mal mit der Frage auseinandersetzen müssen, wann er den Absprung wagt. Erfahrungsgemäß hält die in der Vergangenheit erworbene Dankbarkeit nicht bis in alle Ewigkeit an. Demzufolge macht es durchaus Sinn, auf dem Höhepunkt seines Erfolges abzuspringen – wo man die Bedingungen noch diktieren kann.
Zudem wird ihm auch klar sein, dass das, was ihm letztes Jahr wiederfahren ist, ihm jedes gute weitere Jahr wiederfahren wird. Will man wirklich über Jahre hinweg den alten Sisyphos geben, wohlwissend, dass die Leistungsträger Jahr für Jahr abgeworben werden? Und irgendwann wird eh - ganz unausweichlich - die Saison kommen, wo man aus mäßigem Talent eben kein gefügiges Team mehr formen kann, welches bereit ist 120% zu geben. Danach wird die Legende anfangen zu bröckeln und so fern dürfte dieser Tag auch nicht mehr sein.
Sein Gesundheitszustand dürfte ein weiteres Problem werden. Der Mann zerrt sich auf in seiner Emotionalität. Die Kerze brennt mit Sicherheit an beiden Enden!
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Nach dem sechsten Spieltag ist - wie bei vielen anderen Teams - noch nicht so recht klar, wohin die Reise in diesem Jahr für Zalgiris gehen wird. Die Spiele gegen Villeurbanne (gewonnen) und St. Petersburg (nach OT verloren) waren offensiv sehr gruselig, gegen Mailand hat man das erste Viertel mit 7-23 abgegeben und hat es am Ende nicht mehr ganz geschafft, den Rückstand zu verkürzen. Dagegen stehen zwei Siege gegen Madrid und Fenerbahce Istanbul, also gegen zwei Teams mit zumindest großem Namen, die maßgeblich durch sehr starke Schlussviertel bedingt wurden.
Die Mannschaft deutet an, so etwas wie eine Wundertüte werden zu können. Probleme bestehen insbesondere in der Offensive, die manchmal völlig zusammenbricht. Das war letztes Jahr auch schon so.Was die Spieler angeht, so hat sich Leday inzwischen auf gutem Niveau eingependelt (13 Punkte, 7 Rebounds im Schnitt). Auch Grigonis hat bislang immer zweistellig gescort. Positiv überrascht bin ich auch von Jankunas, der öfter mal gute Minuten geben kann. Dreierspezialist Milaknis trifft bislang hochprozentiger als letztes Jahr.
Eher unkonstant sind dagegen bislang die Leistungen von Hayes und - insbesondere - von Landale, der wohl noch das meiste Steigerungspotential hat und ggf. noch einige Spiele brauchen wird. Mit Hayes, Jankunas, Leday, Geben und Landale ist der Frontcourt aber zumindest einigermaßen tief aufgestellt.Noch ein Wort zu Jasikevicus: Ewig wird er sicherlich nicht bei Zalgiris bleiben, dafür sind seine Ambitionen wohl zu groß. Auch schon vor dieser Spielzeit gab es ja Wechselgerüchte. Ob für ihn der Erfolg des Halbfinaleinzugs und Sieg im Platzierungsspiel mit Zalgiris zu wiederholen ist, erscheint sehr fraglich.
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Seit meinem letzten Posting hat Zalgiris leider zwischenzeitlich eine desaströse Niederlagenserie hingelegt und erst im zehnten Spiel mal wieder einen Sieg - gegen Bayern - erringen können. Einen Spieltag vor Abschluss der Hinrunde steht man so mit 4-12 ziemlich am Ende der Tabelle da.Dabei waren einige der Niederlagen äußerst knapp, kein Spiel ging mit mehr als 10 Punkten Differenz verloren. Insgesamt hat Zalgiris derzeit nur 6 Punkte weniger erzielt als die Gegner - auch unter Berücksichtigung des Umstandes, dass das Korbverhältnis durch den hohen Sieg in München etwas aufgehübscht werden konnte, ist das Korbverhältnis vor dem Hintergrund der Platzierung auf dem vorletzten Tabellenplatz beachtlich.
Das Hauptproblem von Zalgiris liegt meines Erachtens eindeutig in der Offense - defensiv zählt Kaunas sicherlich zu den besseren Teams; nur Roter Stern hat weniger Gegenpunkte kassiert. Vor dem Bayern-Spiel war Zalgiris das Team mit der schlechtesten Dreierquote, was auch deshalb weh tut, weil Kaunas in dieser Saison nach meinem Empfinden deutlich mehr Dreier nimmt als in den Vorsaisons, als man unter dem Korb stärker aufgestellt war.
Wenig hilfreich war sicherlich auch die Verletzung von Grigonis, der noch einige Wochen ausfallen wird. Nachverpflichtet wurde KC Rivers, der jedoch primär den geschassten Alex Perez ersetzen sollte und erstmals im Bayern-Spiel richtig in Fahrt gekommen ist. Ob Jock Landale, der gegen Bayern erstmals fehlte, länger ausfällt, wird sich erst noch zeigen.
Zalgiris hat sich mit der Niederlagenserie ersichtlich ein sehr tiefes Loch gegraben, hatte dabei jedoch in einigen Spielen auch etwas Pech bzw. hat dem Team in entscheidenden Situation die Cleverness gefehlt. Zalgiris kann an guten Tagen mit allen Teams mithalten und zeichnet sich durch Einsatzwillen und Kampfgeist aus - wie schon in den Jahren zuvor. In der Rückrunde dürfte es darum gehen, das untere Tabellenende zu verlassen und die Saison auch platzierungstechnisch zu einem versöhnlichen Ende zu bringen. Zu mehr dürfte es nicht mehr reichen…