Die Farce beim DFB
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Eigentlich beschäftige ich mich ja nicht viel mit Fußball, aber das Folgende ist sogar mir eine Thema im Offtopic wert.
Der Journalist Jens Weinreich hatte im Blog www.direkter-freistoss.de den DFB Präsidenten Theo Zwanziger nach seinem Auftritt beim Kongress des DOSB “ein unglaublicher Demagoge” genannt.
Daraufhin hat sich Theo Zwanziger wohl in die Neo-Nazis bzw. Volksverhetzer-Ecke gestellt gefühlt.
Mit dem Antrag auf Erlass einer Einstweiligen Verfügung ist Theo Zwanziger infolge dessen vor dem Landgericht wie vor dem Kammergericht in Berlin abgeblitzt. Eigentlich hatte man nun vor Klage in der Hauptsache beim Gericht in Koblenz einzureichen. Aber anstelle dessen hat sich der DFB mit einer sehr fragwürdigen Pressemitteilung aus der Affäre gezogen.
DFB Pressemitteilung
Das Ganze kann man natürlich auch auf dem Blog von Jens Weinreich und einigen anderen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben, verfolgen.
Dr. Theo Zwanziger ./. Weinreich
Dr. Theo Zwanziger …
Neues zu Theo Zwanzigers Demagogie-Verständnis
Die etwas anderen Demagogen: links, schrill, poetisch
Auswärtsspiel in Koblenz: Zwanziger ./. Weinreich
“DFB missbilligt Diffamierung von Dr. Theo Zwanziger”
Das Lügengebilde des DFBwww.stefan-niggemeier.de - Theo Zwanziger als Schiessdudenfigur
www.stefan-niggemeier.de - Theo Zwanziger als Schiessdudenfigur-2
www.stefan-niggemeier.de - Gericht lehrt DFB etwas über Meinungsfreiheit
www.stefan-niggemeier.de - DFB diffamieren statt klagen -
Und weiter geht es.
N-TV: Klage gegen Weinreich: DFB blamiert sich weiterWirklich peinlich, was Zwanziger da abzieht. Ich wüsste ja mal gerne, wie er erklären will, warum die Aussage des Journalisten (Demagoge) eine Beleidigung sein soll, seine eigene Aussage, der Moderator würde “demagogische Fragen” stellen, nicht…
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Hier bei jensweinreich.de eine Sammlung mit fast 200 Links zum Thema.
Ein besonders schöner Kommentar von Jürgen Roth im Deutschlandfunk.
Ich empfinde es als beängstigend, wie ein mächtiger Sportverband hier versucht die “Kommunikationsherrschaft” zu erlangen und einem freien Journalisten das Wort zu verbieten, “ihn [JW] in Grund und Boden zu diskreditieren”, “Jens Weinreich in einer konzertierten Aktion erledigt und finanziell ruiniert werden soll” , wie Roth kommentiert. Erschreckend, wie die dpa die letzte Pressemitteilung des DFB unkommentiert als Tickermeldung übernimmt.
Mit Freude sehe ich jedoch, dass die 27. Kammer des Landgerichts Berlin Zwanziger und Kollegen bislang Grenzen aufzeigt.
Wenn Sportverbände auf diese Art und Weise mit Öffentlichkeit umgehen, freie und kritische Berichterstattung einschränken wollen, ist es notwendig, dass die Öffentlichkeit, gerade die kritische und unabhängige auch in Blogs, Foren dieses nicht hinnimmt, sondern wir uns äußern. Denn wo kämen wir hin, wenn dies Schule machen würde, jeder etwas handfestere oder bildliche Blog- und Forenkommentar, der noch von der Meinungsfreiheit gedeckt ist, Anlass eines Rechtsstreits des Verbands-Goliaths gegen den schreibenden David ist.
Ich stelle mir mit Grausen vor, wie es wäre, wenn mir wegen eines Kommentars oder Gastbeitrags auf Schönen-Dunk so etwas passieren würde. Ich kann die Unmengen an Sympathiebekundungen und Spendenangebote für Jens Weinreich in der Sache DFB ./. J. Weinreich sehr gut verstehen.
@Pucki & Co.: Dieses Thema ist ja ziemlich versteckt. Wie wäre es mit einem “Gastschreiber”-Beitrag?
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Wegen Zeitmangels habe ich von der ganzen Angelegenheit nur am Rande erfahren. Sehr schön von @ TheBloob, daß sich hier ein höchst informativer OT-thread über dieses Thema findet. Den Aussagen von @gruebler kann ich mich nur anschließen: Wehret den Anfängen!!
Unglaublich ist auch, wie wenig sich zu diesem Thema bei renommierten Fußballmagazinen (kicker) findet, aber bei dem “Kuschelkurs” auf den DFB-Pressekonferenzen muß dies eigentlich nicht weiter verwundern. Fundamentalkritik wird eben oft als “Nestbeschmutzung” angesehen und daher solidarisiert man sich dann gegen einzelne unerwünschte Ansichten.
Ich werde das Thema auf jeden Fall weiterverfolgen, nochmal Danke @ TheBloob! -
Und weiter geht es, der Jurist Zwanziger gibt nicht auf:
FAZ: Zwanziger erwägt Rücktritt
Kicker: Zwanziger: Ich bin nicht der Schulmeister
Spiegel: DFB-Boss Zwanziger erwägt Rücktritt
Frankfurter Rundschau: Zwanziger droht mit Rücktritt
sueddeutsche: Zwanziger erwägt Rücktritt.Nach Egidius “Pater” Braun hatte der DFB sich mit “MV” ja schon einmal für eine polarisierende Figur entschieden, bei Zwanziger hatte ich bisher eher den Eindruck, ihm würde es etwas an Konturen fehlen…
Man kann sich wirklich in etwas verrennen -
Ich habe es heute auch gelesen, dass Zwanziger mit Rücktritt droht. Nur frage ich mich, wo da die Drohung ist. Den Gegnern von Zwanziger kann es ja nur recht sein. Die 6 Mio Mitglieder des DFB werden wohl kaum aufspringen und Zwanziger ihre Unterstützung kund tun.
Irgendwie verrennt sich Zwanziger da in etwas, aus dem er nicht mehr herauskommt. Es bleibt ja fast nur noch gewinnen vor Gericht oder wirklich zurücktreten.
Noch ein Wort zum Kicker. Chefredakteur des Kickers ist Rainer Holzschuh. Dieser war in 80igern Pressechef des DFB. Da wird man wohl eher weniger kritisch über Zwanziger berichten.
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On 2008-12-08 22:01, TheBloob wrote:
Ich habe es heute auch gelesen, dass Zwanziger mit Rücktritt droht. Nur frage ich mich, wo da die Drohung ist. Den Gegnern von Zwanziger kann es ja nur recht sein. Die 6 Mio Mitglieder des DFB werden wohl kaum aufspringen und Zwanziger ihre Unterstützung kund tun.Ich denke, genau das ist es aber, was Zwanziger erwartet. Die Selbstwahrnehmung sagt ihm, daß er selbst so wichtig ist und bisher nichts falsch gemacht hat (leider auch fast nichts richtig), da seine zurückhaltende und bisher - so weit ich weiß - eher taktierende Art ihn für interne Gegner kaum angreifbar gemacht hat.
Da muß erst einer von außerhalb kommen und dafür sorgen, daß auch mal bei PKs nicht nur nach der Sockenfarbe von Ballack und dem Bärtchen von Kuranyi (hat sich mittlerweile ja erledigt ) fragt [ich habe mir während der Europameisterschaft mal für 5 Minuten eine solche PK gegeben, da kamen von beinahe allen ähnliche Fragen, wenn mal einer etwas nicht ganz stromlinienförmiges gefragt hat, wurde gleich die Auskunft verweigert].
Aufspringen und Zwanziger seine Unterstützung kundtun würde in Wirklichkeit natürlich keiner, weil er es sich sonst gleich mit dem Nachfolger verscherzen würde.
Imo geht der Trend beim DFB ganz klar in Richtung “unmündiger Funktionär”, der zu den Vorfällen jetzt schweigt, Zwanziger sein Ding machen läßt und sich danach beim Gewinner (Zwanziger, oder wenn er nicht gewinnt bei seinem Nachfolger) wieder im Schoß zusammenringelt und weiter schnarcht.
Abhalten von seinem Verrennen wird ihn beim DFB sicher keiner! -
Interessant finde ich in diesem Zusammenhang, wie sich die Presse dazu äußert bzw. wie sie teilweise dazu Partei ergreift.
Und: Im ARD-Videotext war gestern gar nichts zu den Rücktrittsdrohungen zu lesen, obwohl in anderer Sache über Zwanziger berichtet wurde. Der RTL-Videotext hat (natürlich) über den Rücktrittsgedanken berichtet…
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Tja, da scheint jemand über die Winterpause in sich gegangen zu sein:
Zwanziger wechselt die Sportart und rudert nun zurück:Offensichtlich gabs vom Christkind/Weihnachtsmann einen Internetanschluß und er hat fleißig geübt:
„Das Gefühl der Ohnmacht, mit solchen neuen kommunikativen Mitteln nicht fertig zu werden, hat sich mittlerweile gelegt. Das verändert meine Zukunftsperspektive“
Auch ist noch nicht entschieden, ob es überhaupt zu einer Verhandlung im Hauptverfahren kommt, denn die Klageschrift ist noch nicht eingereicht.
Aber es gibt auch etwas, das mich aufhorchen läßt:In der Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes am vergangenen Freitag seien die Voraussetzungen geschaffen worden, um sich im Internet künftig "besser gegen ungerechtfertigte Angriffe wehren zu können. Das ist der Schutz, den ich erwarte und der in erster Linie durch aktive und verbesserte Internet-Kommunikation gewährleistet werden muss und kann. Wenn dies geschieht, dann hat das Amt des DFB-Präsidenten weiter die Faszination, die es immer für mich hatte."
“Ungerechtfertigte Angriffe”?
“Sich besser dagegen wehren können”?Klingt nicht so ganz nach Einsicht, sondern wohl eher danach, daß man ihm klar gemacht hat, daß er mit der Klage kaum durchkommen würde.
Tbc… -
Nachdem Weinreich zwischenzeitlich schon zu Spenden aufgerufen hat, bei denen der Spruch "Ein Zwanziger gegen Zwanziger” zum Leitbild wurde, haben heut mal wieder die Gerichte gesprochen.
Dienstreise nach Frankfurt: Weinreich ./. DFB
Das Frankfurter Landgericht hat positive für Weinreich entschieden. Es hat den Widerspruch des DFB gegen die Gegendarstellung von Weinreich abgewiesen. Weinreich obsiegt also weiter.
Ein schnelles Ende ist damit aber wohl noch nicht in Sicht. -
Wie es Weinreich selbst nennt: Das Finale.