Olympiaquali Tokyo 2020
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Qlympiaqualifikation, OQT oder TQO, wie man will. 3 Orte, 4 Gruppen, 16 Mannschaften, 10 Plätze für das olympische Turnier in Tokyo zu vergeben, die bereits qualifizierten USA und Japan sind auch dabei. Das Ganze findet vom kommenden Donnerstag, 06.02. bis Sonntag, 09.02. in Belgrad, Oostende (Belgien) und Bourges (Frankreich) statt.
2 Gruppen spielen in Belgrad, nachdem das in China geplante Turnier wegen des Coronarvirus kurzerhand nach Serbien verlegt wurde.
In der ersten Gruppe spielen Europameister Spanien, China, Südkorea und Großbritannien 3 Plätze aus. Für mich die schwächste der 4 Gruppen. Spanien nicht in bester Besetzung und trotzdem klarer Favorit vor den drei anderen Teams, die in jeder der anderen Gruppen Probleme hätten. Für die britische Mannschaft wird es vielleicht die letzte Gelegenheit sein für lange Zeit, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. China und Südkorea sind in Asien nur zweite und dritte Wahl hinter Japan, beide aber mit je einer WNBA Spielerin: Xu Han (NY Liberty) und Ji-su Park (Las Vegas).In der 2. Belgrader Gruppe stehen sich die Gastgeberinnen, Serbien, die USA (als Weltmeister bereits qualifiziert) sowie Mozambik und Nigeria gegenüber. Die Rückkehr von Breanna Stewart nach langer Verletzung und vielleicht der letzte Auftritt von Sue Bird und Diana Taurasi in Europa. Serbien als Bronzemedaillengewinner in Rio 2016, wird sich das Ticket nach Tokyo nicht nehmen lassen, auch wenn Sonja Petrovic (Vasic) erst kürzlich nach langer Verletzung wieder zurückgekehrt ist. Nigeria hat eine sehr gute Mannschaft zusammen, in der Ezinne Kalu, zur Zeit mit starken Leistungen im Verein, eine Schlüsselrolle spielt. Dazu einige andere in Europa seit Jahren gut bekannte Spielerinnen: Evelyn Akhator (Flammes Carolo), Adaora Elonu (Girona) …. Mozambik ist Außenseiter.
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Die 3. Gruppe spielt in Bourges, so ziemlich in der Mitte von Frankreich, seit über 25 Jahren Damenbasketballhochburg mit enormer Konstanz des heimischen Klubs auf hohem Niveau und einer auf 5000 Platze ausgebauten Halle, in einer Provinzstadt, wo Damenbasketball unangefochten Nummer 1 ist. Gastgeber Frankreich, vermutlich in stärkster Aufstellung mit Bria Hartley, Marine Johannès, Sandrine Gruda, Héléna Ciak und anderen Europaligaspielerinnen trifft auf Australien, Brasilien und Puerto Rico. Australien auch in bestmöglicher Besetzung mit Liz Cambage, Alanna Smith, Leilani Mitchell, Bec Allen (Teamkollegin von Marie Gülich, Sonja Greinacher in Gdynia), Cayla Geoerge und Coach Sandy Brondello. Dazu Brasilien, wieder etwas stärker als in den letzten Jahren mit WNBA Spielerin Damiris Dantas, aber wohl ohne Clarissa dos Santos (Lyon). Puerto Rico ist klarer Außenseiter.
Die ausgeglichenste und stärkste Gruppe spielt im belgischen Küstenbad Oostende. Die Gastgeberinnen um WNBA-Finals MVP Emma Meesseman, Veteranin Ann Wauters, Julie Allemand und Kim Mestdagh wollen vor heimischem Publikum ihre guten Jahre mit der allerersten Olympiaqualifikation krönen. Ann Wauters, in den 2000er Jahren eine der besten Centerinnen Europas ist mit 40 Jahren für dieses eine Ziel noch dabeigeblieben. Für Schweden geht es auch um die erste Olympiaqualifikation und der Kader mit den Eldebrink-Zwillingen, Amanda Zahui, Kalis Lloyd, Regan Margarity und Binta Drammeh steht den Belgierinnen kaum nach. Was auch für die Kanadierinnen um Kia Nurse, Nayo Raincock-Ekunwe, Miranda Ayim, Natalie Achonwa… gilt. Zwei Plätze sind für diese drei Teams zu vergeben, da die 4. Mannschaft, Japan, als Gastgeber, ihr Ticket sicher hat. Eine ideale Vorbereitung für die Asiatinnen, deren Spielerinnen mir zugegeben weniger geläufig sind! Die Tickets in Oostende waren übrigens innerhalb weniger Tage nach Vorverkaufsbeginn vergriffen: 3 Tage vor ausverkauftem Haus und 5000 Zuschauern… Extrem vielversprechend, wenn ihr mich fragt.
Ich glaube nicht, dass die Spiele über den FIBA-Youtube-Kanal übertragen werden, bin aber nicht ganz sicher.
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PS: Sami Hill geht übrigens für Kanada in Oostende an den Start.
… und auch Nayo Raincock-Ekunwe (CAN, ex-Nördlingen und ex-Wasserburg) sowie Binta Drammeh (SWE, ex-Bamberg)
gönne mir übrigens das Turnier in Belgien, am Montag gab´s übrigens noch je eine Restkarte im “opponent´s block” für alle drei Tage
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So, jetzt hab ich mir die ersten beiden Spiele aus Belgrad angeschaut (Sport-Klub TV Serbien, falls es jemand empfängt). Später geb ich mir dann noch meine beiden Lieblingsteams, die Belga-Cats und die Opals…
Ich muss sagen, ich finde es immer noch bockstark, wie sich die britische Frauennationalmannschaft in den vergangenen zehn Jahren gemacht hat (trotz der heutigen Niederlage gegen China). Klar spielen die finanziellen Unsummen, die sie im Hinblick auf Olympia 2012 in London gekriegt haben und die naturalisierten Stars eine Rolle. Ein großes Kompliment geht aber auch am Tom Maher und Chema Buceta für Weltklasse-Arbeit. Da könnte man im DBB echt lernen und Deutschland irgendwann auch wieder von EM-Endrunde oder sogar WM und Olympia träumen, aber dazu müsste man sich in Hagen ja erstmal für das interessieren, was in der Welt passiert und nicht gerade NBA heißt. -
Ausländische Trainer… Das provoziert geradezu eine Radio-Erewan-Antwort: kann klappen, kann aber auch in die Hose gehen. Dass die Britinnen letztlich an Korea gescheitert sind und nicht in Tokyo dabei sein werden, nimmt dabei nichts von der Feststellung, dass Tom Maher und Chema Buceta, Letzterer mit sehr viel weniger Mitteln als Ersterer, wirklich gute Arbeit geleistet haben und dass das eher ein positives Beispiel ist. Auch wenn es schon sehr bitter war gegen eigentlich berechenbare Koreanerinnen, die mit einer 6er-Rotation spielen, das alles entscheidende Spiel zu vergeigen und auch wenn man sieht, dass die britischen Jugendteams mittlerweile wieder abgehängt bei der B-EM dümplen, also sehr wenig nachkommt.
Aktuelles negatives Beispiel ist für mich Schweden. Die qualifizieren sich bei der EM immerhin gegen Olaf Langes russische Mannschaft, für das olympische Qualifikationsturnier und tauschen konsequenterweise ihren ausländischen Trainer (Francois Gomez) gegen einen anderen Ausländer (Marco Crespi). Der hat dann 2 EM-Qualifikationsspiele im November zur Vorbereitung auf die Olympiaqualifikation, d.h. die große Chance schlechthin für mehrere Geberationen von schwedischen Spielerinnen…. Und in Oostende ging es der schwedischen Offensive keineswegs besser als bei der EM, wo diese oft und hart kritisiert wurde. Ob dann der, na ja, sehr „emotionale“ Italiener Crespi die richtige Wahl war? Beim ersten Qualispiel der Schwedinnen, war ich jedenfalls geradezu entsetzt. Das hat sich dann zumindest phasenweise in den anderen Spielen gebessert, aber es hat eben bei weitem nicht gereicht, trotz einer eigentlich sehr talentierten Mannschaft.Ein ausländischer Trainer für die deutsche Mannschaft? In Ermangelung eines einheimischen Philipp Mestdagh, einer Natalia Hejkova oder eines Lucas Mondelo, why not? Wie schon vor Jahren, denke ich immer noch an Stefan Svitek. Für Erfolge im FIBA-Basketball, halte ich einen Coach mit starker US-Orientierung nicht für erste Wahl. Sogar im Gegenteil und das trotz der College-Ausbildung vieler Nachwuchsspielerinenn. Die Mitwirkung und Ausbildung des deutschen Trainerstabes ist für mich bei solch einer Konstellation ein Muss. Ein ausländischer Coach dürfte nicht seinen Co mitbringen dürfen, so wie Tom Maher in China zum Beispiel. Davon sind die Chinesen auch schnell wieder abgekommen. Vielleicht mal Marie Gülich und Sonja Greinacher fragen, was sie von Gundars Vetra halten, ihrem aktuellen Trainer in Gdynia. Der hat einen sehr ordentlichen Damen-Trainer-Lebenslauf vorzuweisen. Aber halt: das liebe Geld…
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Wenn man die belgischen Spielerinnen gestern gehört hat, die es durch die Bank noch gar nicht richtig fassen konnten, dass sie in ein paar Monaten in Tokyo unter den besten und berühmtesten Sportlern der Welt sein werden, heute die belgische Presse liest, die daran erinnert, dass vor 4 bis 5 Jahren noch keiner daran gedacht hätte, dass die Belgian Cats sich in ein paar Jahren für die Spiele qualifizieren würden, frage ich mich, was oder wen (!) es denn bedarf, dass auch in Deutschland eine solche Geschichte ins Laufen kommt?
Es hängt natürlich davon ab, dass der Verband da mitzieht, aber auch in Belgien ist das ganz sicher nicht von oben verordnet worden, sondern hat eine Eigendynamik entwickelt, wo der Verband ab einem bestimmten Zeitpunkt mitziehen musste. Da ist Coach Philipp Mestdagh, Ausbilder seiner beiden Töchter Hanne und Kim sowie von Emma Messemann, die alle aus Ypern kommen und ganz klar der Kern des belgischen Erfolgs sind. Da ist der erste belgische U18-Europameistertitel 2011 für die Generation 1992/93 um Emma Meesseman, ein Schub für die Jugendausbildung und dem noch weitere Titel gefolgt sind mit anderen Generationen, z.T. mit College-Erfahrung, z.T. ohne, zuletzt die 2000/2001er Generation der Massey-Zwillinge. Dazu kommen die beginnenden internationalen Karrieren einer ganzen Reihe von jungen Spielerinnen, die Rückkehr von Ann Wauters als Mentor der jungen Generation, mit der sie der Traum der Olympischen Spiele verbindet.Was ich sagen will ist, dass es keiner außergewöhnlichen kosmischen Konstellationen oder extrem glücklicher Umstände bedarf, um solche eine Entwicklung ins Rollen zu bringen. Auch in Deutschland halte ich so etwas im Prinzip für möglich und warum nicht mit der Generation 2000/2001/2002? Die Belgierinnen haben das über Jahre entwickelt (EM, WM dann Olympia) und die Möglichkeiten und Träume der Spielerinnen sind mitgewachsen. Natürlich braucht es Verbandsunterstützung, aber welcher Entscheidungsträger will denn, und mit welcher Begründung (!), den Spielerinnen, die das Potential haben, solche Träume und Chancen verwehren? Zumal am Ende alle davon profitieren und sei es nur, so einen Augenblick zu erleben, wie die Belgierinnen Sonntagabend und in ein paar Monaten in Tokyo. Wer sieht, was da in den letzten Tagen in Oostende abgelaufen ist, für den sollte das doch schon Grund genug sein, sich vor Träumen und Ambitionen nicht zu verstecken und versuchen möglichst viele mitzuziehen.
Es wird sicher jetzt einige geben, die ganz genau und scheinbar unwiderlegbar erklären können, wieso so etwas in Deutschland unmöglich ist. Die berühmten drei Regeln eben: „Das haben wir ja noch nie gemacht“, „Das war schon immer so“ und „Da könnte ja jeder kommen“. Natürlich passt da in Belgien gerade vieles zusammen, aber die ganze Entwicklung hat schon vor gut 10 Jahren begonnen, und zwar fast bei null. Inspirieren lassen…
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Blairy, ich hab ja schon immer gesagt, dass du der Beste, Klügste und Bestinformierteste hier bist und ich alles gerne lese, was du schreibst, aber jetzt hast dich mal wieder übertroffen. Mit Stefan Svitek und BelgaCats hast du genau die richtigen Namen erwähnt. Schade nur, dass die Verantwortlichen beim DBB deine Posts nicht lesen…
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Schade nur, dass die Verantwortlichen beim DBB deine Posts nicht lesen…
Da wäre ich mir nicht sicher. Ich weiß aus zuverläsiger Quelle das es vor einigen Jahren durchaus Versuche der Kontaktaufnahme gab. Vielleicht denkt da ja beim DBB noch mal jemand dran