Für mich sah das nicht nach einem Kraft- oder Einstellungsproblem bei den Bayern aus. Also Einstellung schon, aber nicht im Sinne von Einsatzwillen, sondern im Sinne von sich auf Göttingen einstellen. Das ist den Bayern meiner Meinung nach nämlich nicht gelungen. Das ist vermutlich auch der kurzen Vorbereitungszeit geschuldet. Göttingen hat hinten wie vorne recht unorthodox gespielt, und daraus viel Kapital geschlagen.
Im Bayern-Angriff fiel mir auf, dass es den Bayern schwer fiel, die Dreier gegen die Göttinger Zone in der 2. Halbzeit nicht zu nehmen. Außer Heiko haben eigentlich alle mit guten Quoten getroffen, und doch waren es meiner Meinung nach schlechte Entscheidungen. Bayern hätte die schmale Göttinger Rotation effektiv ans Brett bringen können und hätte sie dort wohl dominieren können. So erlaubte man Göttingen, erstens Foultrouble in der Zone zu verstecken und weiteren Faultrouble zu vermeiden. Ich würde denken, dass die Göttinger auch vorne anders agiert hätten, wenn sie hinten permanent körperlich angegangen worden wären.
Defensiv konnte man sich nicht entscheiden, ob man ihnen den Zug zum Korb nimmt oder die Dreier. Eines von beiden hätte vermutlich genügt.
Insgesamt, haben die Bayern nie ihre Stärken ins Spiel gebracht. Dreier werfen kann Hagen auch, das ist aber nicht das, was zwangsläufig den Unterschied zu Göttingen ausmacht. Das sind vielmehr körperliche und individuelle, spielerische Vorteile auf jeder Position und eine wesentlich tiefere Rotation. Das hat Pesic aber heute nicht zur Wirkung gebracht. Da gehört natürlich eine Menge Respekt und Glückwunsche für Göttingen dazu, solch ein Spiel abzuliefern, aber das muss sich der Coach schon auch mit ankreiden.
Edith meint noch, dass wir demnächst wohl mehr Underdogs mit der Zone gegen Bayern sehen werden. Bei so vielen Schützen, wird es denen weiter schwer fallen, Würfe nicht zu nehmen. Am Brett sollte Bayern gegen viele körperlich unterlegene Gegner mehr als 60% machen und dazu den einen oder anderen Gegner in Faultrouble bringen. Nimmt man Dreier, braucht man 40% oder mehr um das zu matchen und gibt dem Gegner dennoch die Chance, foularm zu spielen. Das wird in vielen Fällen sicher dennoch gut gehen. Aber wie man in den letzten Jahren gesehen hat, entscheiden die Niederlagen gegen die Underdogs meist, wo man in der Tabelle endet. Viele sollten sich die Bayern da nicht mehr leisten.