Frauenbasketball international
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Ich habe keine passende Schublade bei SD für meinen Beitrag gefunden (eventuell “Weiterentwicklung des Damenbasketball”, so dass ich jetzt einen eigenen Thread eröffne. Falls die Herren Mods etwas finden, wohin man verschieben könnte: gerne!
Morgen Nachmittag (Mittwoch, 17.30 Uhr) werde ich mir in der weiten Welt des Internets wieder einmal ein Spiel eines meiner internationalen Lieblingsteams anschauen, von “RGUOR MINSK”.
Dabei handelt es sich um eine Talentschmiede des belorussischen (weißrussischen) Verbands aus 14- bis 17-jährigen Mädchen, die in Minsk internats-ähnlich zusammengezogen und stationiert sind und ganz regulär im Spielbetrieb der ersten nationalen Frauenliga teilnehmen.
Ich beobachte dieses Projekt (ähnelt den deutschen Volleyball-Internaten oder der Entwicklung der Belgian Lotto Cats) nun schon seit vier Jahren, seit während der Pandemie der belorussische Sport der Einzige war, der im April/Mai 2020 keine Pause gemacht hat. Seither habe ich ca. 60 Spiele der belorussischen Liga und 25 von RGUOR angeschaut.
Interessant ist, dass diese Talente zwar den meisten Frauenmannschaften in ihrer Liga körperlich unterlegen sind (es gibt auch Mädchen, die mit 16 schon 1,90 sind), aber im Laufe einer Saison tolle sportliche Fortschritte machen. In der Hinrunde verlieren sie ihre Spiele oft mit 20 bis 30 Punkten Unterschied (gegen Topteams wie BC Minsk mit US-Profis und WM-Teilnehmerinnen sogar mit 70 Punkten Differenz), ein halbes Jahr später gewinnen sie aber teilweise gegen die gleichen Gegner, weil sie anstatt frustriert aufzugeben, lernen, weiterentwickeln und sich sehr schnell anpassen.
In dieser Saison har RGUOR Platz fünf unter zehn Teams belegt und startet morgen in die Playoffs.
Extrem schade finde ich, dass der belorussische Basketball derzeit aufgrund der weltpolitischen Lage international komplett außen vor ist und sich diese Mädchen höchstens mit Gegnern aus Russland, Kasachstan oder Aserbaidschan messen können.
Auf jeden Fall hat mir RGUOR einen Einblick ermöglicht, warum der belorussische Frauenbasketball vor zehn Jahren so stark in die europäische Spitze vorgestoßen ist.
Ich bin schon extrem gespannt auf die Jugend-Nationalteams, wenn sie auf die europäische Bühne zurückkehren.
Diese 14 bis 17-jährigen Mädchen von RGUOR sind definitiv zwei Klassen besser, als alles was ich jemals in der deutschen WNBL gesehen habe.
Was ich ausdrücklich mit meinen Beobachtungen nicht sagen möchte ist, dass dieses System und dieses Projekt 1:1 bei uns möglich wäre. Belorus ist als Land einfach viel kleiner und viel zentralistischer als Deutschland. Wobei es im Volleyball bei uns ähnlich funktioniert (VI Frankfurt, Olympia Dresden, BSP Stuttgart) -
Dieser Faden kommt wie gerufen und eignet sich auch sehr gut, um über das neue Wunderkind des Basketballs, Caitlin Clark, zu diskutieren. Dem Frauenbasketball wird in den USA ein sehr grosses Wachstumspotenzial eingeräumt und das kann mit einer solchen Story nochmals einen kräftigen Schub erhalten. Sie wird auch als Teilnehmerin bei den Olympischen Spielen gehandelt und um einen Hype um einen Sport zu erzeugen sollte dies besonders mit Personen verbunden werden. Das Dream Team 1992 in Barcelona z. B. vor allem mit Michael Jordan hat sehr viel Aufmerksamkeit für den Basketballsport generiert.
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Um Caitlin Clark wird ein riesiger Hype gemacht, weil 98 Prozent aller Angriffe von Iowa durch ihre Hände gingen und sie komplette Narrenfreiheit auf dem Feld hatte.
Das ist eine tolle Basketballerin, aber die wird von den ganzen eifersüchtigen Mitspielerinnen in der WNBA sehr schnell geerdet und auf Normalmaß zurückgestutzt.
Vor ein paar Jahren wurde Kelsey Plum als die beste Collegespielerin aller Zeiten und als absolute Überfliegerin gefeiert und heute ist sie in der Liga eine von vielen.
Clark hat dem College- und Frauenbasketball in den vergangenen drei Jahren sehr viel Gutes beschert, aber ich sehe sie noch lange nicht auf Augenhöhe mit Taurasi, Stewart oder Candace Parker.
Und wenn statt 60 Angriffen nur noch 25 über sie laufen, dann macht sie auch nicht mehr 40 Punkte im Schnitt. -
In Frankreich gibt es mit dem ISNEP(?) und in Australien mit nationalen Sportinstitut(?)(bitte mich jetzt nicht auf die genauen Namen festnageln) ähnliche Ansätze.
Deren Teams laufen glaube ich in unteren Spielklassen mit und bleiben in den Ligen ungeachtet ihrer Bilanz.
Die förderale Struktur in Deutschland dürfte sowas allerdings nicht zulassen. -
Gibt es eigentlich vergleichbares zum AST/ANGT/BCL YOUTH im Mädchenbreich?