@Auripigment:
Es gab doch Mal einen Handballer, ich weiß leider den Namen nicht, der ist bei der Geburtstagsfeier seiner Großmutter von der Nada kontrolliert worden.
Die von ihm eingereichte Klage ist abgewiesen worden.
Und selbst in diesem Fall bin ich persönlich der Meinung, dass es zwar sicher nicht angenehm, aber letztlich trotzdem noch hinnehmbar ist. Wusste jener Handballer überhaupt, wie viele ganz normale Arbeitnehmer Tag für Tag, auch am Wochenende, bspw. Bereitschaftsdienst haben? Da ist es vollkommen egal, auf welcher noch so wichtigen Familienfeier die gerade sind. Kommt der Anruf vom Arbeitgeber, muss man los und im Ernstfall passiert da deutlich mehr als ein “Missed Test”.
Je mehr ich über das Thema lese, umso dekadenter finde ich die künstliche Empörung einiger Sportler. Einmal im Vierteljahr 6:30 Uhr rausgeklingelt werden? Einmal im halben Jahr auf einer Geburtstagsfeier gestört? Einmal im Jahr etwas Papierkram bewältigen und wenn es hoch kommt, einmal pro Woche eine SMS über einen geänderten Schlafort abschicken? Oh ja, die armen Spitzensportler haben schon ganz schön was auszuhalten. Da müssen Millionen deutscher Arbeitnehmer wesentlich größere Unannehmlichkeiten in ihrem ganz alltäglichen Berufsleben hinnehmen und verdienen nicht den Bruchteil des Gehaltes eines Profisportlers, werden nie von tausenden Menschen abgefeiert, sind nicht in der Zeitung oder im TV zu sehen, aber der ach so bedauernswerte Profisportler soll ja bitteschön mit keiner einzigen Unannehmlichkeit belästigt werden…? Finde ich mehr als seltsam.
Unterm Strich gibt es für mich nur drei Punkte, die man wirklich diskutieren sollte:
1. Ist es notwendig, dass die NADA 365 Tage im Jahr weiß, wo man voraussichtlich zwischen 23 und 6 Uhr schläft? Hinsichtlich der Persönlichkeitsrechte jedes Einzelnen sicher sehr kritisch zu betrachten. Aber gibt es wirklich Alternativen, wenn man genau weiß, dass im Zweifel wenige Stunden oder Tage ausreichen, um so zu dopen, dass es keiner mehr nachweisen kann?
2. Muss die Kontrollzeit wirklich auch mal 6:30 Uhr in der Früh oder 21 Uhr am Abend sein? Offenbar schon, wenn man liest, wie flüchtig manche Dopingmittel sind.
3. Ist es notwendig, dass wildfremde Personen den Sportlern ein paar Minuten auf ihren Intimbereich schauen und Informationen über etwaige Medikamenteinnahmen abfragen? Finde ich persönlich auch sehr strange, aber letztlich gibt es momentan kaum eine Alternative und das hat auch Kostengründe. Man könnte ja stattdessen auch umfassende Bluttests durchführen, die aber um ein vielfaches teurer als die bisherigen Urintests sind. Und wer bezahlt das dann? Die Vereine? Die Zuschauer und Sponsoren? Der Steuerzahler? Oder ziehen wir das einfach jedem Profisportler von seinem Gehalt ab? So weit muss man dann auch mal denken, wenn man bestimmte Dinge kritisiert.
Jedenfalls sind sauberer Sport, möglichst große Privatsphäre der Aktiven und kostenschonende Methoden nicht ohne weiteres zu vereinbaren. Wer eines davon unbedingt will, muss nahezu zwangsläufig auf das andere verzichten. Ich selbst würde als Zuschauer, Sponsor, Trainer, Manager, Politiker, Journalist, Gegner oder Teamkamerad aber nur sehr ungern auf möglichst sauberen Sport verzichten wollen. Und ihr?
Eine Sache noch: Basketball ist eine Sportart, die sehr hohe Anforderungen an Kraft, Athletik, Kondition und Regeneration stellt. Deshalb kann hier Doping ohne Zweifel leistungssteigernd wirken. Zwar würde aus einer Blinse dadurch kein Supersportler werden, aber gerade in der absoluten Leistungsspitze entscheiden heutzutage eben Nuancen und da ist es schon von Vorteil, wenn du auch im letzten Viertel noch volles Tempo gehen und drei Zentimeter höher springen kannst oder eben Leistungsträger dank Dopings nach Verletzungen bereits zwei Wochen eher wieder topfit sind.
Abschließend möchte ich mich noch der Bitte von Seaman anschließen: Bleibt doch einfach bei den Fakten. Selbst der hier so hochstilisierte Fall, mal ganz spontan bei einem Freund oder einer Freundin zu übernachten und dadurch seinen Job zu riskieren, ist doch völlig an den Haaren herbeigezogen. Wie hier schon mehrfach geschrieben, da reicht im Ernstfall eine SMS und gut ist. Diesbezüglich noch eine Frage an Seaman: Was passiert, wenn der NADA-Kontrolleur bei dir klingelt und keiner an die Tür geht? Da wird er doch sicher erst nochmal versuchen, mich anzurufen, bevor es zum “Missed Test” kommt, oder? Tja, und wenn ich dann gerade ein paar Kilometer weiter in einem fremden Bett liege, dann sage ich dem Kontrolleur halt, dass ich gerade an der Tankstelle, am Bankautomat, beim Bäcker, mit dem Hund draußen oder sonstwo bin und 20 Minuten später wieder zu Hause wäre. In so einem Fall würde der Kontrolleur doch sicher warten und es würde im Grunde überhaupt nichts passieren, oder? Wenn ich mich den Abend zuvor natürlich spontan entscheide, von Berlin mal rüber nach Hamburg zu düsen und vergesse dann die SMS, bin ich aber irgendwo auch selbst schuld.