Hier folgt nun mein zweiter Teil des Saisonfazits.
Teil 2: Wo geht die Reise hin mit… ?
SF Alvaro Munoz: Für den Deutsch-Spanier war es sicherlich keine einfache Saison. Aus Ludwigsburg gekommen, wo er eine ähnliche Rolle hatte und ihm der Ruf eines Dreierschützen vorauseilte, konnte er diese Erwartungen nur teilweise bestätigen. Seine Defensive, vor allem sein Einsatz, waren jederzeit in Ordnung, aber offensiv hätte man sich etwas meh erwünscht. Gleichzeitig hatten wir in ihm neben Philmore einen zweiten Deutschen, dem man bedenkenlos auch mal 20 und mehr Minuten geben durfte. Erstaunlich die unterschiedlichen Statistiken in Ludwigsburg und Tübingen: Von 36,7% Dreierquote fiel er auf mickrige 29,8% (teamintern schlechteste Quote aller Tigers!), dafür schraubte er die Freiwurfquote von schwachen 65,4% auf 83,3%. Die übrigen Werte (5,5 Punkte, 2 Rebounds, 1 Assist, 1 Turnover) blieben in etwa gleich. Die Chancen, ihn zu halten, dürften nicht schlecht stehen, aber unklar ist, ob die Tigers nicht auf einen anderen Spielertyp setzen werden.
SF Julian Washburn: Der junge Mann wurde angepriesen als starker Verteidiger, der die Positionen 1-4 abdecken kann - und genau das hat er gezeigt. Defensiv war er von Anfang an da und bestätigte, warum man ihn geholt hat. Offensiv kam sein Motor nur langsam ins Rollen, aber gerade de Wurf aus der Mitteldistanz und jenseits der Dreierlinie fiel immer besser und auch ansonsten wurde Washburn offensiv auffälliger. Problematisch ist ein Stück weit, dass man ihn nicht wirklich auf irgendeiner Position fest verorten kann. Ist er ein sehr groß gewachsener 2er? Ein etwas schmächtiger 4er? Mit 8,3 Punkten und 3,3 Rebounds hat er keine Wahnsinns-Statistiken aufgelegt und dennoch darf man sich nicht wundern, wenn er statt in der Paul-Horn-Arena vielleicht im kommenden Jahr in einer anderen Halle in Deutschland die Schuhe schnürt. 39,8% Dreierquote, fast 92% von der Freiwurflinie, dazu mehr Steals (1,2) als Ballverluste (0,9) und gute Shotblock-Fähigkeiten ergeben eine Effizienz von +10 und ein ziemlich interessantes Gesamtpaket, das mit 25 Jahren seinen Zenit noch längst nicht erreicht hat.
SF Stanton Kidd: Wie sehr der Ausfall von Kidd in den ersten Monaten der Saison wirklich schmerzen würde, konnten nur die wenigsten ahnen. Dass die Tigers an ihm festgehalten haben und das in seinen 20 Partien durchaus zurückbezahlt bekamen, zeigt ein Blick auf eindrucksvolle Statistiken: 13 Punkte und 5 Rebounds in 27 Minuten, einen hervorragende Dreierquote von 40,7%, dazu ein gutes Auge für den Mitspieler, eine gute, wenngleich nicht immer herausragende Defense machen ihn zum zweiteffektivsten Spieler und zweitbesten Scorer im Team. Er wird sich in Ruhe aussuchen können, wohin ihn der Weg führt. Dass der GEA ihn nach Jordan und Stewart als dritte mögliche Verlängerung aufgeführt hat, werte ich mal als Zeichen dafür, dass man nicht gänzlich chancenlos ist.
C Gary McGhee: An ihm scheiden sich nach dem Ende der Saison genauso die Geister wie bei seiner Verpflichtung. Für ihn sprachen zunächst seine (BBL-)Erfahrung sowie seine defensiven Qualitäten. Diese spricht ihm auch niemand ab und selbst seine größten Kritiker attestieren ihm eine gute Saison. Was fehlt - und von vielen zu Recht bemängelt wird - ist eine größere Banbdbreite an offensiven Qualitäten. Hier kam McGhee zwar im Laufe der Saison besser zurecht bzw. Jordan und Stewart verstanden es immer besser, ihn in Szene zu setzen und vor allem mit vielen Anspielen auf Ringniveau einfache Punkte zu ermöglichen. Wenn er aber aus mehr als 1-2 Metern Entfernung werfen musste, traf der Ball nicht selten nicht einmal den Ring. Am Ende stehen für ihn in 25 Minuten 9,1 Punkte und 6,4 Rebounds zu Buche, eine starke 2er-Quote von 59,5% - von der Linie trifft er schlechter (58,3%). Ob man ihn halten kann und will, ist letztlich auch eine Systemfrage. Wenn man ihn nicht mit Kolo ergänzt, sondern mit einem Forward-Center, der seine stärken offensiv im Insidegame hat, dann kann man ihn verlängern. Dass McGhee keine guten Angebote bekommt, halte ich nach einer für ihn insgesamt doch guten Saison für ausgeschlossen.
Im dritten und abschließenden Teil wende ich mich den Spielern zu, die definitiv nicht mehr zurückkehren werden: Isaiah Philmore, Eric McClellan, Anthony Myles, Davion Berry und Garlon Green.