@Flash_Fan das ist etwas kurz gedacht meiner Meinung nach. Natürlich kann man weder als Redner, noch als Mit-Demonstrant und in manchen Teilen nichtmal als Organisator steuern, wer genau auf die Demos geht. Das ist ja der Sinn der Meinungs- und Demonstrationsfreiheit, die es in diesem Land gibt, die viele Leute, die auf diesen Demos unterwegs sind, beschnitten sehen.
Wie gesagt: auch als Redner kann man nur bedingt steuern, wer da mithört und die gleichen Sachen vertritt. Da auf der Demo, auf der Saibou geredet hat, Reichsflaggen und andere Erkennungszeichen der rechtsextremen Szene vertreten waren, kann man nicht sagen, dass er davon nichts gewusst hätte. Er hätte in seiner Rede klarstellen können, dass er gegen diese Leute ist. Er hätte die Rede abbrechen können, weil er gemerkt hat, dass er auf einer Demonstration mit Nazis unterwegs ist und vor ihnen Reden schwingt, die diese feiern. Dass er all dies nicht getan hat, kann man sogar noch mit “im Eifer des Gefechts” bis zu einem gewissen Grad entschuldigen.
Saibou hat aber auch danach nicht ein bisschen Selbstreflektion gezeigt. Er hat sich nicht dazu geäußert, welche Demonstranten da waren. Er hat vielmehr Kritiker auf Instagram blockiert, Verschwörungsvideos seiner Freundin toleriert und verbreitet, sich mit Kennedy jr. - einem bekannten Verschwörungstheoretiker - ablichten lassen. Er hat nichtmal in dem Video des DBB Einsicht gezeigt und über die Mitdemonstranten oder Ausrutscher in die Verschwörungs-Ecke reflektiert. Er hat es verharmlost, indem er seine Werte aufzählt.
Gegen diese Werte, die er angeblich vertritt, sprechen aber seine Taten, die ich oben aufgelistet habe und die allseits bekannt sind. Ich kann auch sagen, dass ich Wert xy vertrete - wenn ich aber nicht reflektiere, ob ich das auch in Taten umsetze oder ob meine Taten genau gegen diese Ideen sprechen, kann es sein, dass das einfach Unwissen ist und meine Taten gegensätzliches zeigen.
Und ja, jetzt kommen die Saibou-Verteidiger wieder damit, dass er ja nichts illegales gemacht hat und man ihm nicht den Beruf verbieten kann und dass man ja andere Meinungen akzeptieren muss. Das stimmt alles. Erstens hat er ja nichts illegales gemacht, sondern - wie ich oben dargestellt habe - nur uneinsichtig gehandelt, sodass seine Taten nicht mit den Werten einer deutschen Mannschaft vereinbar sind. Zweitens gibt es kein Berufsverbot. Nationalspieler sein ist kein Beruf, sondern ein Privileg. Dass ihn kein deutscher Verein anstellt, ist marktwirtschaftliche Freiheit. Drittens gilt die Meinungsfreiheit und ich möchte niemandem seine Meinung verbieten. Wenn diese Meinung aber darin besteht, dass man vor Verfassungsfeinden redet und mit ihnen demonstriert, sollten sich der DBB und Henrik Rödl ein allerletztes Mal fragen, ob das eine Meinung ist, die der DBB durch die Berufung Saibous in die Nationalmannschaft weiterverbreiten und legitimieren möchte.