Uni Baskets Paderborn 2016/2017
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Die Saison ist vorbei und hat erstaunlich viel Spaß gemacht. Gegen den MBC gab es eine insgesamt verdiente, aber am Ende doch knappe Niederlage. Das Team hat sich nochmal bemüht und alles gegeben, am Ende aber in der zweiten Halbzeit zu wenig getroffen. Der MBC hat mit der vollen Kapelle gespielt und seine Stars nicht geschont, konnte aber (zum Glück) nicht einfach im Schongang über uns drübermaschieren.
Leider fielen die Dreier gestern überhaupt nicht und auf Hatten/Kerusch/Warren hatten wir einfach keine Antwort. Das ist legitim und kann man dem Team auch nicht übel nehmen. Das Spiel selbst ist abgehakt. Was bleibt von der Saison?Kommuniziert wurde immer, dass es gegen den Abstieg geht, damit hatten wir aber realistischerweise niemals in der Saison allzuviel am Hut. Es gab einfach andere Teams, die deutlich schlechter aufgestellt waren und sich viel mehr nach unten orientieren mussten als wir. Ohne großes Verletzungspech (und das hatten wir in der Saison nicht) war es meiner Meinung nach überflüssig, zu weit nach unten zu schauen. Das sollte und darf auch eigentlich nicht das Ziel in Paderborn sein. Das Mittelfeld der ProA ist die Region, in der sich der Verein natürlicherweise zu Hause fühlen soll. Mit temporären Ausschlägen nach oben und nach unten.
Die Playoffs wurden nicht in Köln verspielt, sondern am Anfang der Saison. Nürnberg, Trier, Kirchheim: Das waren alles gewinnbare Spiele, die dann zu Hause abgegeben wurden. Im Laufe der Saison lief es dann besser. Am Ende hinter Köln zu landen, trifft mich persönlich nicht so.
Wenn man sich mal die Teams anschaut, dann gibt es einige Teams, die ich vor der Saison vor Paderborn erwartet hätte: Den MBC, Gotha, Hamburg(!), Köln, Crailsheim. Alles dahinter war meiner Prognose nach in Reichweite und nicht besser aufgestellt als wir. Deswegen kann ich mich nicht so richtig über den Ausgang der Saison freuen, allzu unzufrieden bin ich aber auch nicht, da wir am Ende in dem Bereich abgeschnitten haben, wo man es erwarten konnte. Platz 6 hätte ich aber auch nicht zu sehr überrascht…Was mich sehr gefreut hat, war die Kaderpolitik vor der Saison. So viele bekannte Gesichter wiederzusehen war in meinen Augen der richtige Ansatz. Ich würde mir wünschen, dass man dies soweit möglich weiterführt. Ausnahmslos jeder Spieler hat zumindest phasenweise Spaß gemacht und das geliefert, was man so erwarten konnte. Bei niemandem wäre ich bei einer Weiterverpflichtung enttäuscht oder überrascht, und das will schonmal etwas heißen. Ich weiß nicht, wer da alles noch Vertrag hat, das hat mich während der Saison nicht interessiert. Ich gehe mal davon aus, dass man mit einem weißen Blatt Papier anfängt.
Die Amerikaner:
Matt Vest ist basketballerisch Herz und Seele dieses Teams. Ich glaube nicht, dass wir ihn noch ein Jahr in Paderborn sehen werden, sollte dies aber möglich sein, hätte seine Verpflichtung für mich oberste Priorität.
Chase Adams sehe ich etwas zwiegespaltener. Häufig musste oder wollte er auch mal einen Wurf erzwingen, dafür war er einer von denen die auch mal etwas kreieren können. Auch hier: mal schauen, ob er bezahlbar ist/bleibt und wer da sonst Interesse hat. In der BBL sehe ich ihn nicht, in einem besseren ProA-Team mit etwas weniger Verantwortung aber eventuell schon.
Nick Tufegdzich hatte keine allzu große Rolle im Team. Diese hat er aber gut ausgefüllt. Er war klar der “Amerikaner Nr. 4” und ich kann mir gut vorstellen, dass er entweder wechselt oder mit einer größeren Rolle bei uns bleibt.
Morgan Grim ist der Kapitän dieser Mannschaft und nun schon lange hier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein gesteigertes Interesse innerhalb der Liga weckt. Wenn man mit ihm zufrieden ist, sollte man ihn halten können. Als (amerikanischer) Center ist und bleibt er nur Mittelmaß. Rein aus Identifikationsgründen hätte ich aber nichts gegen ein Bleiben einzuwenden.Die Deutschen:
Dübbelde, Hemschemeier und Kahl lasse ich mal außen vor. Vielleicht winkt da nächste Saison mehr Spielzeit.
Dominik Wolf: Starting Five und voller Einsatz, das macht schon Spaß. Im nächsten Jahr würde ich mir einen sichereren Dreier wünschen, dann würde seine Rolle im Team direkt nochmal größer werden.
Maximilian Kuhle: Vor der Saison gekommen, gestern die Nase lädiert, hat immer mit vollem Einsatz und teilweise auch etwas dreckig gespielt. So etwas braucht ein Team auch, am Ende war er aber nicht mehr als ein typischer “deutscher Rollenspieler”. Bei ihm weiß man genau, was man bekommt und ich sehe nicht, dass da großes Potenzial für Leistungssprünge ist. Die Frage wird wohl sein, ob Wolf diese Rolle langfristig mit übernehmen kann.
Philip Daubner: Ihn würde ich gerne nochmal ein Jahr hier sehen. Ich glaube, der Junge hat deutlich mehr Potenzial als er bisher gezeigt hat. Für Spieler mit seiner Klasse gibt es aber bestimmt mehrere Interessenten in der ProA.
Ivan Buntic: Für ihn gilt das gleiche mit vielleicht etwas weniger Raum nach oben für Leistungssprünge. Er kann den meisten ProA-Teams irgendwie weiterhelfen, wird aber wohl kein großer Star in Basketball-Deutschland mehr. Er darf gerne bei den Uni-Baskets “alt werden”.
Till Gloger: Ich bin da unentschieden. Ich finde, er hat unser Team überhaupt erst zu einem möglichen Playoff-Team gemacht, andererseits weiß ich nicht, ob Paderborn der Ort ist, wo er der bestmögliche Basketballspieler werden kann, der so in ihm schlummert. Sollte es irgendeine Chance geben, dass er bei uns bleibt, darf er gerne für so lange unterschreiben, wie er bereit ist, hier zu spielen. Abgesehen vom Dreiergewerfe gestern war er neben Vest mein absoluter Lieblingsspieler in der Saison. Er kann aber so ziemlich jedem Team in der ProA qualitativ weiterhelfen. Mal sehen, ob er bleibt. Ich hoffe es.Wenn man sonst so nach möglichen Kandidaten sucht, habe ich viel weniger Überblick als die Verantwortlichen. Was macht eigentlich Luis Figge in Braunschweig? Hat der Spaß?
Wie gut ist der Leavitt aus Salzkotten? Ist das eventuell jemand, wo man zumindest weiß, was man bekommt?
Ist Lars Kamp in Hamburg zufrieden und plant man da mit ihm auch im nächsten Jahr?Ich vertraue da erstmal den Verantwortlichen, dass sie auch im nächsten Jahr ein sympathisches und potenziell erfolgreiches Team zusammenstellen werden und verabschiede mich gedanklich erstmal in die Sommerpause. Das Wetter spielt ja schonmal mit.
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Meine Erwartungen an die Saison wurden übertroffen. Nach Jahren größter Abstiegssorgen, Rettungen in letzter Sekunde trotz Windows-Update oder 20-Punkte-Rückstand im entscheidenden Spiel gegen Rhöndorf hatte der Klassenerhalt aus meiner Sicht oberste Priorität. Dass wir diese Saison nicht eine Sekunde in Abstiegsgefahr waren, ist insofern eine große Leistung. Es ist lange her, dass wir vom ersten bis zum letzten Spieltag Basketball ohne Zittern und Zagen, ohne Bangen und Beben genießen konnten. Das rechne ich dem Verein und dem Trainerteam hoch an!
Und obwohl wir ein kleiner Verein mit einem vergleichsweise geringen Etat sind, hat diese Saison einen Meilenstein in Sachen Professionalisierung gebracht. Die technische Infrastruktur hat einen Sprung nach vorn gemacht: von Würfeln bis Leuchtstreifen, von der Anzeigentafel bis zu den Pausenaktionen. Auch das Marketing und die Pressearbeit sind sichtbar besser geworden. Die Präsenz der Baskets in der Region ist deutlich wie nie. Die Trikotaktionen mit den beiden Bundespräsidenten waren zum Beispiel erste Sahne! Und es ist eine Freude, die Mannschaft auswärts in Blau mit dem weißen Uni-Logo auflaufen zu sehen. Meine Uni – mein Verein! College-Feeling pur.
Die Zuschauerzahlen haben sich sensationell entwickelt. Sie sind kontinuierlich nach oben gegangen. Was immer dafür ausschlaggebend war, ob die Kooperation mit der Uni, der Niedergang des SCP oder anderes, auch hier ist in jedem Falle vieles richtig gemacht worden. Volle Halle, klasse Stimmung und viele Basketballfeste!
Wie in den letzten Jahren begann und endete die Saison begeisternd, unterbrochen von einer langen Delle. Der Unterschied zu den letzten Jahren war, dass der möglicherweise unvermeidliche(?) Spannungsabfall im Laufe einer langen Saison ohne negative Auswirkungen blieb. Grandioser Beginn in Baunach, das Wahnsinnspiel mit 130 Punkten und doppelter Overtime in Dresden, später die feinen Siege gegen die Playoff-Kandidaten Trier und Köln sowie die Demonstration in Hanau. Wenn man mal von dem Stimmungskiller im Heimspiel gegen Nürnberg absieht, liefen die ersten beiden Monate der Saison wie von selbst.
Weniger schön anzusehen waren die folgenden drei Monate. Angesichts der hohen Erwartungen, die der Verein und vor allem der Trainer bewusst geschürt hatten, verliefen Dezember, Januar und Februar zum Teil enttäuschend. Bittere Niederlagen gegen unmittelbare Konkurrenten (Hamburg!) und eine lange Durststrecke, während der selbst Siege nicht unbedingt schön anzusehen waren. So etwas nennt man wohl Jammern auf hohem Niveau!
Die Wende zum Besseren kam Ende Februar: zunächst der mit glänzendem Teambasketball überzeugend herausgespielte Sieg gegen Baunachs Einzelspieler, dann die Feierstunden gegen Chemnitz und Hanau sowie gestern zum Schluss das gute Spiel gegen den Tabellenführer. Ein toller März-Monat als Abschluss einer insgesamt schönen Saison.
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Mit der Weiterverpflichtung fast des kompletten Teams und den klugen Ergänzungen durch Gloger und Kuhle habe ich die Erwartung verknüpft, dass sich bis auf Adams, den ich am oberen Limit seiner Möglichkeiten sah, alle Spieler im Vergleich zur vorherigen Saison steigern. Von Kahl, Daubner und Buntic erwartete ich sogar einen großen Sprung. Richtig an dieser Prognose war die Top-Entwicklung von Matt Vest, der sich in dieser Saison zum fünftbesten Shooting Guard der Liga entwickelt hat und Allrounderqualitäten vorweist, die in manchen Belangen an die Werte der Spezialisten heranreichen.
Till Gloger hat sich als die Topverpflichtung erwiesen, die ich mir erhofft, die mich aber auch überrascht hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns einen Spieler seiner Qualität, der seit Jahren Furore am College machte, leisten können. Mit konstanter Leistung ist er zweitbester deutscher Power-Forward der Liga geworden und viertbester Power-Forward insgesamt.
Adams hat nicht nur mir gezeigt, was in ihm steckt. Er hat sein Egoshooting aus der Saison zuvor zurückgefahren und ist zu einem mannschaftsdienlichen Leader gereift, der die Bälle oft gut verteilt, in Krisensituationen (oft als einziger) das Heft aber auch selbst in die Hand nehmen kann.
Alle übrigen Spieler sind in etwa auf ihrem Leistungsniveau geblieben und haben sich nicht ganz so weiterentwickelt, wie ich das erhofft hatte. Zumindest ist der ganz grosse Sprung ausgeblieben. Insofern mussten unsere vier „Amerikaner“ in etwa genauso viel spielen wie alle acht deutschen Spieler zusammen. Das ist mehr als die mindestens geforderten 40% (2 von 5 Feldspielern) und weniger als die fast 60% in manch anderem ProA-Verein, die fünf oder sechs Amerikaner in ihrem Kader haben – aber die derzeit viel diskutierte Nachwuchsförderung junger deutscher Spieler ist dies seit Luis‘ Abgang leider nicht mehr. Unter den U22-Spielern findet sich mit Luca Kahl der beste Paderborner erst auf Platz 27.
Blickt man auf die Mannschafts-Stats sind wir Achter nach Zweierquoten, Sechster nach Dreierquoten und sogar Vierter nach Freiwurfquoten, Assists, Steals und Effektivität. Dass wir dennoch „nur“ Zehnter und nicht Achter geworden sind, liegt möglicherweise an mangelhafter Rebound-Ausbeute (Zwölfter) und dass wir zu oft den Ball weggeworfen haben. Letztlich hat uns, denke ich, die lückenhafte Defense zwischen Dezember und Februar eine bessere Platzierung gekostet. In dieser Zeit sind wir auch mehrmals auf Teams getroffen haben, die unser schönes Mannschaftsspiel vom Anfang und Ende der Saison durch gute Vorbereitung zunichte gemacht haben, indem sie immer wieder die Hände zwischen unseren Passwegen hatten.
Ich bin gespannt, wie es weiter geht. Wer bleibt, wer geht? Welchen Etat können wir auf die Beine stellen? Die Worte von Christoph Schlösser vor dem letzten Spiel lassen hoffen. Meine Priorität bei den Weiterverpflichtungen läge auf Till Gloger (noch vor Matt Vest oder Chase Adams). Qualität und Zentimeter zusammen mit einem deutschen Pass sind schwer zu bekommen. Ivan Buntic hat noch Vertrag, und vielleicht will ja auch Phillip Daubner dem Paderborn Publikum noch zeigen, was wirklich in ihm steckt. Es wird spannend! Ich freue mich auf die neue Saison und hoffentlich viele positive Nachrichten in Form von Weiterverpflichtungen in der Offseason.