Ausländerregelung
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Heute hat der Europäische Gerichtshof der Klage eines russischen Profifußballers auf Gleichstellung mit EU-Bürgern stattgegeben. Damit ist de facto die Ausländerrregelung im Fußball gekippt.
Spiegel Online: EU-Gerichtshof kippt Ausländerbegrenzung
Ich bin kein Experte für die Ausländerregelungen im deutschen Basketball, aber das hat doch sicher Auswirkungen auf die BBL?
Weiß da jemand schon eine Antwort?
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So gibt es unter anderem Verträge mit 77 Entwicklungsländern Afrikas, der Karibik und des Pazifiks (AKP-Staaten). Sollten Spieler aus diesen Ländern vergleichbare Klagen anstrengen, um ihr Recht auf arbeitsrechtliche Gleichstellung in der EU durchzusetzen, könnte dies den europäischen Fußball ähnlich verändern wie das Bosman-Urteil aus dem Jahr 1995.
Sind das die Cotonou-Staaten? Ist dann die Basketball-Bundesliga nicht schon auf dem Stand des Urteils?
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Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, aber der Cotonou-Vertrag ist ein anderer als der mit den Nachfolgestaaten der UDSSR, auch wenn es gewisse inhaltliche Parallelen gibt. Soweit ich weiß gilt die Cotonou-Regelung in der BBL nur für die Cotonou-Staaten und eben nicht für Russen etc.
Ich bin ja mal gespannt, ob man sich zu einer Positivquote für in Deutschland ausgebildete Sportler durchringt oder ob man in vorauseilendem Gehorsam alle Begrenzungen über Bord wirft.
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On 2005-04-12 15:03, Pucki wrote:
(…) Also ändert sich bei uns nicht soviel.Indirekt schon. Denn die anderen EU-Ligen werden ihre härteren Ausländerregelungen zurücknehmen müssen, insbesondere Spanien und Italien. Für diese Länder werden dann EU-Spieler weniger interessant. Vielleicht erwartet uns die Rückkehr von so manchem deutschen Auslandslegionär. Anders herum spielt wohl der eine oder andere Cotonou-BBL-Spieler nächste Saison im EU-Ausland.
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Wie kicker.de zu entnehmen ist…
“Ähnliche Partnerschaftsabkommen wie mit Russland unterhält die EU beispielsweise mit den Maghreb-Staaten (Algerien, Marokko, Tunesien) sowie mit insgesamt 77 sogenannten AKP-Staaten (Afrika, karibischer Raum und pazifischer Ozean).”
Daraus erschließt sich mir persönlich eine weitere Lockerung der Ausländerbeschränkungen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch mal ein US Sportler gegen die vorherrschenden Praktiken und Regularien Europäischer Verbände vorgeht.
Globalisierung sei Dank! (Achtung IRONIE!)
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das bedeutet “schleusen auf” für alle osteuropäer in der bbl, nicht heute, aber vielleicht schon nächste saison. da hat der brandbrief der bbl neulich gegen bauermann/Dbb/gewerkschaft inhaltlich 100% richtig gelegen. der fußballer simutenkow wurde da auch schon erwähnt. dem brandbrief wurde vorgeworfen, daß er keine lösung aufzeige, sondern nur misstände. meine meinung. es gibt wirklich keine lösung, denn jeder bundesligist, der sich freiwillig beschränkt (zugunsten deutscher nachwuchsspieler), steigt mangels klasse ab. beschränken sich alle, müssen sich auch alle vor gericht verantworten, denn sie diskriminieren die ausländer. diese globalisierung und eu-erweiterung macht richtig spaß (vorsicht: ironisch gemeint!)
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@twabata: Negativquoten sind in der Tat kaum rechtlich zu halten, zu Positivquoten gibt es aber noch keine relevanten Gerichtsurteile und sobald es eine “Qualitätsquote” ist, die auf die Ausbildung der Spieler zielt, dürfte jeder Kläger den kürzeren ziehen - und selbst wenn nicht dauern die Verfahren noch Jahre. Wer sagt, daß jetzt alle Schleusen aufgemacht werden müssen, der WILL, daß alle Schleusen aufgemacht werden!
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@twabata
das sehe ich anders, als Arbeitgeber, kann ich mir doch ein Limit setzen wieviele Ausländer ich einstellen will und selbst wenn alls BBL Clubs sich ein Limit setzen würden, könnte da niemand etwas gegen machen! Soll ein Gericht einen BBL Club zwingen einen klagenden Ausländer einzustellen?
Das Fussball Urteil besagt nur, das die Clubs nun mehr Freiheiten haben, was sie daraus machen bleibt ihnen überlassen! Wenn ihn kein Club will hat er weiterhin Pech und kann da nicht spielen! -
positivregelung: ich glaube nicht daran, dass unsere bbl-clubs alle sich freiwillig zugunsten eines hehren und tollen ziels (zb bessere nationalmannschaft) verpflichten, max. viele deutsche jugendspieler zu fördern. da man es ihnen bald aufgrund des eu-urteils nicht befehlen kann, kann es nur so laufen (wenn überhaupt), wie ihr vorschlagt. aber die teams, die in europa auflaufen, was sollen die machen? abschlachten lassen für eine gute deutsche nationalmannschaft? mein eindruck ist, dass es die fans in karlsruhe oder köln oder berlin drissegal ist, welche nationalitäten für ihr team auflaufen, wenn das team kämpft und erfolgreich ist. wenn ausländische spieler preiswerter sind als deutsche nachwuchshoffnungen und meistens noch die bessere einstellung mitbringen, wird es cool wirtschaftlich laufen: dann keine deutschen! ich glaube, das eu-urteil erfreut alle zweit- oder drittklassigen osteuropäer, denn die haben nun einen wertzuwachs, weil sie besser sind als unsere a2-nationalmannschaft, wahrscheinlich auch einstellungsmäßig. ich finde diese entwicklung auch nicht gut, aber ich sehe nicht, was oder wer sie verhindern kann. ich glaube, die meisten in deutschland haben nicht kapiert, was europa bedeutet. einheitlicher markt, nur das zählt. profisportler gehören zu diesem markt, ganz normale arbeitnehmer. hätte nichts dagegen, wenn das thema nationalmannschaft in allen sportarten und ländern zu einem anti-eu-brüssel-kurs führt.
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On 2005-04-12 21:58, twabata wrote:
es gibt wirklich keine lösung, denn jeder bundesligist, der sich freiwillig beschränkt (zugunsten deutscher nachwuchsspieler), steigt mangels klasse ab.Was mich zu der Frage veranlasst. Warum ist das so. Wird unser Nachwuchs nicht gut genug ausgebildet? Man sieht es ja in unzähligen Vereinen quer durch das Land. Kinder werden von Kindern trainiert, die selber noch nicht voll ausgebildet sind. Wie ist Eure Meinung?
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Es kommt wie es kommen muß: Die BBL wird über kurz oder lang fast nur noch mit Ausländern auflaufen, und die 2. Ligen werden zu 1. Deutschen Bundesligen.
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Solange Vereins-Basketball nur eine Randsportart ist in Deutschland, und das wird wohl noch sehr lange so sein, und die Lehererausbildung mangelhaft bleibt, wird sich in Deutschland keine andere Einstellung bilden können. Es gibt viel zu wenig Basketballstützpunkte, weil den Vereinen und Verbänden das Geld dafür fehlt. Wie und mit welcher Perspektive soll man denn da Jugendliche zu einer professionellen Einstellung bringen, wenn die Chancen, später tatsächlich damit evtl. mal Geld mit diesem Spoet zu verdienen sehr gering sind!? In vielen Osteuropäischen Staaten ist Basketball Sportart Nummer eins und für viele Jugendliche auch der Strohhalm für ein besseres Leben.
Wenn ein deutscher Nachwuchsspieler dann tatsächlich mal sehr gut ist, dann verlangt er gleich eine viel größere Summe, als ein Osteuropäer, für den der Euro ja eh schon viel mehr wert ist, da in seinem Land viel weniger verdient werden kann. Solange es auch diesen Klassenunterschied weiterhin gibt und die Bundesligavereine sich keine allgemeine Begrenzung selbst auferlegen, werden wir nicht viel mehr deutsche Spieler in der BBL sehen. Im Gegenteil, es werden immer weniger werden! -
sicherlich werden in deutschland sehr gute jugendtrainer benötigt. und konzepte, wie förderung grade in den spitzenbereich hinein geschehen kann und soll.
aber es liegt auch an den deutschen jugendlichen, sich der herausforderung zu stellen und es mit der europäischen konkurrenz aufzunehmen, sowohl einstellungs als auch vergütungsmässig. natürlichkann ein deutscher jugendspieler, der hoffnungsvoll ist, nicht plötzlich viel mehr verlangen als ein osteuropäischer auf gleichem niveau. aber muss er dass denn? leben muss auch ein osteuropäer in deutschland, er wird sicherlich nicht für zweimark-fünfzig nach deutschland kommen, dann kann er nämlich auch in seiner heimat bleiben. und mit dem gehalt, was dieser bekommt, sollte auch ein in deutschland aufgewachsner jugendlicher durchaus zurecht kommen können.
strukturell gibt es aber viel mehr probleme als die ausländerregelung. die frage ist doch viel mehr, wie man erreichen kann, dass es sich für vereine lohnt, auch grade deutsche jugendliche auszuboilden. darum muss es doch gehen! -
On 2005-04-13 12:49, tosoul wrote:
die frage ist doch viel mehr, wie man erreichen kann, dass es sich für vereine lohnt, auch grade deutsche jugendliche auszuboilden. darum muss es doch gehen!Vielleicht wäre eine Ablösesumme wie im Fußball eine Alternative. Der Verein, der qualifizierte Trainer (gibt es nicht kostenlos) beschäftigt und in seinen Nachwuchs investiert, muß auch die Möglichkeit haben das Geld für die Ausbildung bei Erfolg zu bestimmten Teilen wieder reinholen zu können.
Was nutzt es einem Verein einen vielleicht 2ten Nowitzki auszubilden, wenn man davon später nichts hat? -
@tosoul
Sicherlich würde auch ein Deutscher mit dem (sagen wir mal geringeren) Gehalt, das ein gleichwertiger Osteuropäer hier bekommen würde leben können. Aber wohl nur, solange er aktiv Basketball spielt. In einem Land mit niedrigerem Preis/Lohnniveau kann ich mir von meinen für deutsche Verhältnisse geringen Ersparnissen viel leichter ein Geschäft aufbauen und so meinen Lebensunterhalt sichern. Das ist doch auch ein Grund, warum ein deutscher Jugendlicher im Zweifelsfall dann doch eher Ausbildung/Studium vorzieht, um auf der sicheren Seite zu sein, als alles auf die Karte Basketball zu setzten. -
Rosig sieht es wohl wirklich nicht aus.
Uns Dirk sieht es wohl ähnlich.