@Jens:
Corona verhält sich in Deutschland bisher (nach knapp 2 Wochen Erfahrung damit) anders als in Italien. Warum weshalb, kann ich Dir nicht erklären. Vielleicht kannst Du mir erklären, warum es sich genauso in Deutschland verhält oder verhalten wird wie in Italien. Am besten natürlich auch mit Analysen von mind 2 unabhängigen Experten.
Corona (das Virus) verhält sich in Italien sicher nicht anders als in Deutschland. Die Auswirkungen des Corona-Ausbruchs in Italien sind bislang jedoch andere als in Deutschland.
Einen der Gründe hierfür sieht Prof. Drosten u.a. in der unterschiedlichen diagnostischen Qualität in beiden Ländern. In Deutschland ist die diagnostische Infrastruktur besser als in Italien, so dass Verdachtsfälle hierzulande relativ (verglichen mit Italien) zuverlässig(er) überprüft werden können bzw. konnten. Die Dunkelziffer nicht diagnostizierter Ansteckungen ist vermutlich in Italien erheblich höher als in Deutschland. Daraus resultierte dann logischerweise auch eine signifikant höhere Anzahl an schweren Krankheitsverläufen, was dann in Folge momentan die Intensivkapazitäten der dortigen Krankenhäuser massiv überfordert. Daher kann dann teilweise - ähnlich wie wohl in Hubei (China) in der Anfangsphase - nur noch eine Triage, also eine Auswahl der Patienten, die realistisch behandelbar sind, vorgenommen werden. Die Patienten, die keine ausreichende medizinische Perspektive haben, werden dann (bestenfalls) noch palliativ betreut. Daher schnellt die Anzahl der Verstorbenen bei einer an der Kapazitätsobergrenze arbeitenden Intensiv-Infrastruktur schlagartig in die Höhe.
Die unterschiedliche Auswirkung des Ausbruchs in D und IT hat ihren Grund wohl also zum einen in der besseren Verfügbarkeit der Labortests in Deutschland verbunden mit (noch) nicht überlasteten Krankenhauskapazitäten und - nach meiner persönlichen Einschätzung und Beobachtung - zum anderen auch im deutschen “Glück”, dass der erste großflächige Ausbruch außerhalb Chinas nicht hierzulande auftrat. Wenn man sich die öffentliche Wahrnehmung rückblickend betrachtet, dann hat man in Deutschland - ebenso wie in den meisten anderen westlichen Industrieländern - auf die Geschehnisse in China wochenlang in einer Mischung aus Ungläubigkeit, Ratlosigkeit und nicht zuletzt auch auf Wunschdenken basierender Hoffnung geschaut, es würde doch ein chinesisches Problem bleiben und sich nicht international verbreiten.
Das Virus ist in seiner (statistischen) Auswirkung auf das Individuum in Italien und Deutschland gleich, die Letalität ist unter der Annahme gleicher Rahmenbedingungen in der medizinischen Versorgung gleich hoch.
Die momentan noch unterschiedlichen Ausmaße der Auswirkungen liegen also nicht in unterschiedlicher Wirkungsweise des Virus sondern in den Rahmenbedingungen und das ist eben zu einem guten Teil das “Geschenk” des späteren Auftretens in Deutschland. Es wäre also grob fahrlässig, dieses Geschenk nicht zu nutzen.
In Deutschland sind echte Präventivmaßnahmen, die das Risiko einer schnellen Ausbreitung reduzieren, aber auch erst erkennbar angelaufen, nachdem der Einschlag in Italien in seinen Dimensionen (wenn auch nicht den heutigen) als ziemlich heftig erkannt wurde und Fallzahlen in Deutschland ebenfalls anstiegen. Ich hoffe, dass die Verantwortlichen hier schnell auch unpopuläre Lösungen umsetzen und auf Bundesebene Sondervermögen geschaffen werden, die es den Entscheidern auf Landes- und Kommunalebene ermöglichen, verantwortliche Entscheidungen treffen zu können, ohne dramatische finanzielle Langzeitfolgen für die entscheidenden Behörden befürchten zu müssen.
@Jens:
Corona ist schlimmer als die Grippe. Grippe gibt es Impfstoffe…
So, trotz Impfstoffen gibt es alleine in Deutschland in dieser Saison über 200 Grippetote. Aktuell gibt es nur 3 Grippetote. Dass tote Menschen immer etwas schlechtes sind, davon gehe ich aus. Oder sieht das hier jemand anders?! Nur sind 3 Tote doch immer besser, weil weniger, als über 200 Tote (trotz Impfstoff). Bei der Grippe gab es zwischen Oktober und dem 6.3.20 119.280 labordiagnostisch bestätigte Influenza-Fälle, von denen wiederum 17% so schwerwiegend waren, dass die Betroffenen ins Krankenhaus mussten. Das waren demnach 20.278 Menschen im Krankenhaus. Bei der Grippewelle 17/18 starben über 25.000 Menschen.
Bei Grippewellen VOR der Verfügbarkeit von Impfungen teilweise aber auch zehnmal so viele Menschen. Wenn man schon auf Biegen und Brechen den eher unsinnigen Vergleich mit der Influenza strapazieren möchte, sollte man zumindest halbwegs vergleichbare Umstände in Relation setzen. Nur weil es einige Parallelen zwischen beiden Viruserkrankungen gibt, sollte man angesichts der diversen leicht zugänglichen und hier auch wiederholt verlinkten Quellen vielleicht auch einfach mal damit aufhören, diesen verharmlosenden Vergleich anzustellen.
@Jens:
Wenn sich 24 Spieler + Schiedsrichter + Anschreiber nicht mehr treffen dürfen, dann darfst Du in keinen Bus mehr einsteigen, in keinen Supermarkt mehr gehen, keine Geburtstage mehr feiern, in kein Restaurant mehr gehen, in keine Fußgängerzone mehr bummeln gehen, etc.
Es wäre wünschenswert, dass uns das erspart bliebe, aber angesichts der erkennbaren Weigerung mancher, zu unterscheiden was vermeidbare (weil verzichtbare) Verbreitungsrisiken sind und was tendenziell notwendige gesellschaftliche Notwendigkeiten sind und in Folge beide dann ständig gegeneinander aufwiegen zu wollen (wenn A nicht, dann darf B zwingend auch nicht), befürchte ich, dass auch unsere Politik absehbar zu ähnlichen Verboten greifen müssen wird, wie es in Italien nun passiert ist.
@Jens:
Im Winter 18/19 sind ind Deutschland 12 Obdachlose erfroren… Interessiert keine S#*. Es sind 1.900 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken. Bitte bitte verschone mich mit Deiner Doppelmoral und versuche mir hier nicht etwas zu unterstellen. Frag mich einfach, wenn Du wissen willst, wie ich zu etwas stehe.
Abgesehen davon, dass es grundsätzlich ziemlich unredlich ist, verschiedene Todesopfer gegeneinander aufwiegen oder aufrechnen zu wollen und dem Umstand, dass niemand, der geistig gesund ist und einen funktionierenden moralischen Kompass hat, tragische Todesfälle nicht bedauert sondern gar gutheißt, wird durchaus von vielen klar erkennbar dafür eingestanden, dass solche Umstände eben nicht billigend hingenommen werden. Das disqualifiziert auch die regelmäßig in diesem Kontext zu lesenden Aufrechnungen mit Opfern von Alkoholkonsum, Fehlernährung, Hungesnöten, Verkehrsunfällen und sonstigen Umständen, die leider auch viele Opfer fordern. In all diesen Bereichen gibt es nämlich ein gewisses Problembewusstsein und zumindest Versuche einer Verbesserung der Missstände.
Dann ist es auch noch so, dass nichts von alledem durch Ansteckung andere gefährdet und ein Vergleich aus deshalb ziemlich kurzsichtig ist.
Am schwersten wiegt aber der Vorwurf der Doppelmoral, denn der ist nicht nur unreflektiert, er ist auch unglaublich frech. Letztlich hätte nach dieser sonderbaren Logik nämlich niemand eine Berechtigung, Verbesserungen in irgendeinem Bereich zu wollen, weil niemand sich immer und einhundertprozentig für alle denkbaren Anliegen einsetzen kann.
Niemand wird die Welt retten, aber deswegen zeugt der Versuch, sie etwas besser zu machen, noch lange nicht von Doppelmoral!
Sorry, wenn ich das so deutlich sagen muss, denn ich halte sonst von vielen deiner Beiträge fachlich wirklich viel, aber dieser letzte Absatz entsetzt mich dann doch, weil er aus so vielen verschiedenen Gründen falsch ist.