@Sir_Dircan_MacLeod:
Zwar fiktiv, aber nicht ausgeschlossen:
Am 8. Spieltag sind plötzlich nach einer Auszeit 6 Spieler des Gegners auf dem Feld. Statt den Regel entsprechend auf technisches Foul zu entscheiden, lassen die Schiris den Regelverstoß durchgehen (zur Motivation später mehr). Wir bekommen also nicht zwei Freiwürfe plus Offense, sondern der Gegner bekommt den Ball zurück. Am Ende verlieren wir mit zwei Punkten.
Am 9. Spieltag läuft nach einer Auszeit mein Mannschaftsträumer als sechster Mann mit aufs Feld. Die Schiris entscheiden strikt nach den Regeln. Wir kassieren zwei Freiwürfe und aus dem folgenden Angriff einen weiteren 2-Punkte-Treffer. Am Ende verlieren wir mit zwei Punkten.
Was ist hier passiert? Nun, etwas was ich jedes zweite Spiel erlebe. Die Schiris maßen sich an, die Regeln nach eigenem Gutdünken ‘zugunsten des Spiels’ oder ‘zugunsten des Spielflusses’ oder ‘zugunsten unseres Sports’ (hab ich alles schon so gesagt bekommen!) zu verändern bzw. frei zu interpretieren. Ich nenne das Willkür. Außerdem können ich und die Spieler uns nicht einstellen, was geht bzw. was nicht geht. Regeln sind dazu da, von allen Beteiligten eingehalten zu werden. Dann weiß jeder, woran er ist; was er darf und was nicht. Komischerweise sind es meist die älteren Schiris, die dieses ‘Ich weiß besser was für das Spiel gut ist als die Regeln’ - Verhalten an den Tag legen. Solche Schiris sind auch völlig beratungsresistent. Spricht man sie nach dem Spiel auf Fehler oder Fragwürdigkeiten an, dann kriegt man als Spieler oder Coach selten mehr als eine arrogante Abfuhr. Meine Lieblingsantwort in der vergangenen Saison: ‘Ich pfeife schon seit 35 Jahren Oberliga.’ Als Schirikollege findet man aber auch kein Gehör. Meine Lieblingsreaktion aus dieser Saison: ‘Willst Du mir etwa sagen, wie ich pfeifen soll?’ Da hätte ich vielleicht mit JA antworten sollen, habe ich mir aber geschenkt und nur bei der ansetzenden Stelle darum gebeten, mit diesem Kollegen nicht mehr zusammengespannt zu werden.
Ich habe schon mal an anderer Stelle gesagt:
Die Forderung, dass alle SR immer gleich pfeifen, um sich darauf einzustellen, ist insofern unsinnig, da jedes Spiel anders ist, und man deswegen auch in jedem Spiel anders pfeifen kann.
Grundsätzlich halte ich dies auch weiterhin für die bessere Vorgehensweise.
Aber: nicht immer gelingt es den Spielbeteiligten, hier zusammen zu finden, was dann in den o.g. Vorfällen resultiert.
Was die Gespräche nach dem Spiel angeht, so ist immer die Frage, in welcher emotionalen Situation alle sind. Da mag es den Trainer/Spieler geben, wo man als SR direkt merkt, egal was ich sage, es wird ihn nicht zufriedenstellen. Da wird jede Reaktion schnell als arrogant oder so eingestuft.
Konstruktive Gespräche mag es auch geben.
Es sind halt immer Menschen beteiligt, und die sind nicht perfekt.
mfg
Jens Speh