Ach, lasst mal Dampf ab, es ist eh so heiß …
Ich finde solche Diskussionen immer ganz lehrreich. Warum: Gerade der Sport als “internationaler Dienstleistungsbereich” ist natürlich prädestiniert für anrüchige oder angreifbare Konstrukte. Stehen den Zahlungen eines Sponsors wirklich “angemessene” Werbeleistungen gegenüber, oder wird da was verschoben? ist es fair, wenn ein Sportler einen Vertrag im Ausland unterschreibt und dort nur geringe Steuern anfallen, während der Fan vor dem Bildschirm die Bezüge aus seinem 9 to 5 Job höher versteuern muss?
Die NBA findet in einem einheitlichen Rechts- und Wirtschaftsraum statt und hat finanzielle Transparenz. Die EL verteilt sich über die verschiedensten Länder und Rechts-/Wirtschafts-/Steuersysteme, so dass es zwangsläufig zu Brüchen kommt. Besonders krass ist das übrigens in den EL-Staaten, die nicht zur EU gehören, wie Russland (o.k., das Problem stellt sich aktuell nicht), oder Serbien. In beiden Ländern gilt für ausländische Sportler ein Steuersatz von 13% (!).
Wie ich gestern gelernt habe, ist der “Skandal” aber vielleicht gar nicht so groß. Denn zwar hilft dieses System z.B. einem deutschen Spieler (ja, ja). Aber ein US-Amerikaner muss die Differenz in den USA nachversteuern, und das aufgrund seiner Staatsangehörigkeit und nicht aufgrund seines Wohnsitzes … spannend, und man kann das völlig emotionsfrei diskutieren.
Wie heißt es so schön in Johannes 8, 1 - 11: Wer von euch ohne Sünde sei, der werfe den ersten Stein. Denn auch Europa leistet sich “Steueroasen” wie Monaco (da gibt es gar keine Einkommensteuer), Italien (die haben jetzt einen “Super-Mario”, der wohlhabende Ausländer mit Steuerrabatten ins Land holt - was dem Land gut tut (!)) oder auch Irland - die locken US-Konzerne aus dem Silicon Valley, und die kommen gern.
Und auch im Leistungs-Musterland Deutschland ist nicht alles nur das Gelbe vom Ei. Wie wird es denn besteuert, wenn ein Sponsor - nehmen wir ruhig einen der Bayern, also z.B. die Allianz oder den Uni-Credit - sackweise Eintrittskarten ankauft und diese seinen Mitarbeitern kostenlos weitergibt (Tipp. Es fällt eine Steuer an, Lohnsteuer, aber die ist eventuell niedriger als die, die auf die Weihnachtsgratifikation zu bezahlen ist).
Aber was soll der arme, geschundene Konzern denn auch sonst mit den Tickets machen? Geschäftsfreunden darf man sie kaum noch schenken, wegen “compliance” …
Wie gesagt, spannende Fragen. Wenn man versucht, auf das Vorposting inhaltlich zu antworten, ohne gleich mit der Morakeule zu kommen (BILD-Zeitung! Antieuropäisch!), kann man sogar was lernen.