Ich möchte meinen ersten Beitrag ergänzen und ein wenig ausführen, warum mir Sanktionen im Sport zumeist nicht zusagen.
Ich bin u.a. geprägt durch meine Reisen in andere Länder. Durch die Menschen, die mir dort begegneten und durch die Erfahrungen, die ich dort gemacht habe. Als Jugendlicher ging es mit den Eltern/der Schule ins Ausland (AUT, FRA, ESP, URS), später dann als junger Basketballtrainer/-Ref in weitere Länder (DEN, NIE, BEL, SWE) und noch später kamen u.a. beruflich weitere Länder hinzu (POR, ITA, LET, CZE, SVK, HUN, SLO). Als durchgängige Erfahrung, habe ich für mich festgestellt: ganz am Ende sind wir alle gleich.
In jedem Land gibt es Laute und Leise, Sympathische und weniger Sympathische, Religiöse und weniger Religiöse, Politische und weniger Politische, Musikalische und Unmusikalische, Sportliche und Unsportliche. Was uns trennt ist manches Mal die Sprache, aber auch dabei habe ich bemerkt, dann man sich immer verständigen kann - wenn man nur möchte. Neben der Erkenntnis, dass wir alle gleich sind, meine ich bemerkt zu haben, dass niemand Krieg will. Niemand, nirgendwo. Jeder lebt gern in Frieden.
Meine Erfahrungen mit Menschen aus anderen Ländern konnte ich machen, weil man mich mit anderen zusammenkommen ließ. Ich wurde besucht - ich durfte andere besuchen. Ich habe von anderen gelernt - vielleicht haben auch andere von mir etwas mitgenommen. Sport ist dabei unglaublich wichtig, denn sportliche Begegnungen führen einen zu anderen Menschen und bringen einen mit diesen Menschen zusammen. Das betrifft sowohl die Sportler (ich liebe das Deutsch-Französische Jugendwerk sowie die Deutsch-Israelischen Sportbeziehungen; beide tragen zu “nie wieder” bei) wie auch die Fans.
Hätte ich nicht woanders hinfahren dürfen und hätte ich nicht Menschen aus anderen Ländern kennenlernen dürfen, dann wüsste ich nicht aus eigener Erfahrung, wie die sind und dann könnte mir vielleicht der Riesenfehler unserer Vorfahren passieren, dass ich es glaube, wenn man mir erzählt, dass “die anderen” böse sind und man sie bekämpfen muss. Ich bin fest davon überzeugt, dass es richtig und wichtig ist, wenn man miteinander redet und wenn man miteinander Sport treibt. Sport verbindet, Sport schafft Erfahrungen, Sport vermittelt - das ist gerade in schwierigen Zeiten verdammt wichtig.
Nichts an der aktuellen Situation wird besser, wenn man den Zuschauern in Moskau, St. Petersburg und Kazan jetzt EL-Basketball weg nimmt, denn damit nimmt man Kontaktmöglichkeiten weg. Dadurch fehlt Begegnung, dadurch fehlt Austausch. In Barcelona, Istanbul und München würde übrigens auch nichts besser werden. Wahrscheinlich würde es eher schlimmer werden, denn jede Regierung kann die andere Seite als Feindbild aufbauen, wenn die Menschen untereinander nicht mehr im Kontakt sind. Ich möchte gern in Kontakt bleiben. Ich möchte gern weiter die Chance haben, dass Andere bemerken können, dass ich ein netter Typ bin, der für sie ungefährlich ist und mit dem man reden kann. Auch über kritische Themen, auch über Dinge, die mir an meinem Gegenüber nicht gefallen.
Verzeiht mir die Länge - aber das musste jetzt mal raus.