Hier meine Saisonanalyse:
Dass Alba Geld sparen musste ist bekannt, trotzdem meinte ich vor der Saison ein (damals) stimmiges Konzept erkannt zu haben: Wood, Schaffartzik und Allen als offensive Schlüsselspieler; dazu relativ junge, unerfahrene, aber charakterlich einwandfreie und entwicklungsfähige Leute (und Schulze dazu). Man hat darauf gesetzt, dass Herbert daraus eine hart verteidigende, fightende Truppe schmiedet, die einiges erreichen kann. Das war durchaus riskanter als auf Erfahrung zu setzen (Julius, Mc und Co), aber – wie ich finde – kein ganz schlechter Plan. Stellt sich die Frage warum es dann so gründlich in die Hose gegangen ist?
Ich würde dabei (ausnahmsweise) bei den “Rollenspielern” anfangen: Die Flügelspieler (Weaver, Taylor, Staiger, Simonovic) müssen (neben diesen Schlüsselspielern) außen stark und körperlich verteidigen, fighten und offensiv von der Dreierlinie gefährlich sein bzw. gute Entscheidungen treffen. Das hat meiner Ansicht nach beides überhaupt nicht funktioniert: Gegen Würzburg (und sonst) wurden viel zu viele einfache Drives abgeben, viel zu viele schlechte defensive Entscheidungen getroffen und es fehlte schlicht Präsens. Offensiv war man immer dann gut, wenn der eine oder andere Selbstvertrauen von draußen hatte (oft Simonovic; Weaver z.B. in Bamberg) und so das Feld weit wurde. (P&R, Drive oder Innenspiel funktionieren halt nur, wenn die Hilfen bestraft werden. Das ist bei allen Trainern so und hat mit Herberts System wenig zu tun).
Viel schwerwiegende (und unverständlicher) finde ich aber die seit langem absolut schwache (Flügel-) Defense. Das ist absolut untypisch für Herbert und auf den ersten Blick auch für diese Spielertypen. Ich kann mir das nur so erklären, dass manche für den europäischen Basketball zu unerfahren (Weaver, Staiger), zu “nett” (eigentlich alle) oder etwas überheblich (“das wird dann schon…”) waren. Gerade neben Wood/Allen hätte da aber viel, viel mehr kommen müssen.
Weaver: leider ein mentaler Totalausfall, schien vor lauter Talent und Basketballverstand die einfachen, entscheidenden Sachen zu vergessen. Herbert hat ihm leider (menschlich verständlich) bis zum Schluss vertraut.
Staiger: tragisch, scheint immer noch nicht zu verstehen, dass er nur mit 120% Defense und einfachster Offense (in der Ecke warten…) dem Team hätte helfen können (Tadda und deMello letztes Jahr machen es vor).
Taylor: schwieriger Fall; guter Spieler, aber niemand der defensiv wirklich voran geht, außerdem strahlt er keine konstante Dreiergefahr aus.
Simonovic: auch schwierig; sehr extrem, je nachdem wie der Dreier fällt…
Bleib innen Francis: war als athletischer Defensiv-Anker leider auch ein großer Ausfall, weil er das P&R schlecht verteidigt und dadurch viel Spielzeit “verloren” hat. Insgesamt und beim Rebound viel zu passiv. Ich denke, wir alle müssen einsehen, dass bei Alba in der O2-World nicht jeder klar kommt…
Bei Idbihi und Schaffartzik gibt’s für mich (auch ohne Deutschenquote) nichts zu diskutieren!
Natürlich kann man Wood und Allen kritisieren (ich habe Allen dieses Jahr oft verflucht), allerdings denke ich, dass beide nachgewiesen haben, in einem hart verteidigenden und Dreier treffendem Team einiges geben zu können. (Allen würde ich allerdings trotzdem nicht weiter verpflichten, er ist ohne Dreier und wirklich guter D sehr schwierig einzubauen).
Herbert hat meiner Ansicht auf die falschen Spielertypen (manchmal ist weniger Talent und Freundlichkeit halt mehr) und auf Staiger als Shooter vertraut und konnte/wollte diese Irrtümer nicht völlig rückgängig machen. Die Verpflichtung von Kalampokis war ja schon das Eingeständnis das Staiger und die ganze Flügelkonstellation nicht geht. Aber Weaver und die Wackelkandidaten Taylor und Simonovic waren einfach zu viel. Ich denke, er hat gehofft, dass die Jungs es defensiv irgendwann (z.B. gegen Würzburg – man beachte die Aussagen vor dem Viertelfinale: “perfekter Gegner” usw.) verstehen. Offensiv wäre dann vielleicht trotzdem genug da gewesen. Ich denke er muss sich konkret vorwerfen, Weaver und Francis nicht früher zugunsten von Kalampokis und Schulze rausgenommen zu haben. Aber Meister wird man so wohl auch nicht…
Unterm Strich fehlte es an Flügelspielern, die defensiv wissen was zu tun ist, gleichzeitig offensiv ihre Rollen kennen (und können) und die mental in der Lage sind beides auch in Berlin auf`s Parkett zu bringen. (in Bamberg sieht man was Jungs wie Gavel, Tadda, Goldsberry oder “Arschlöcher” wie Suput wert sind…). Ein dritter, größerer Außenspieler mit Playmakerqualitäten wäre schon, ist aber meiner Ansicht nach nicht entscheidend. Ansonsten braucht es am Brett neben Yassin mindestens eine zweite Präsens und Athletik.