Von mir gibt es ein klares Pro. Das ist nicht das Pro eines Erfolgsfans, ich gehe erst seit 2005 zu Alba, und kenne folglich echten Erfolg nicht.
Aber ich sehe diese Saison eine Veränderung, die mir gefällt. Mit Luka Pavicevic hat Alba als erster Club seit Jahren einen Trainer aus Südeuropa geholt. Die Mannschaft die Luka gebaut hat, habe ich mal als “nach Deutschland verpflanzte Adrialeague Mannschaft” verschrien. Mit den Fehlverpflichtungen von Bradley, Stefanovic und Subotic (nun wieder Leistungsträger bei Roter Stern) und dem Trainingspartner Pantic hatte Berlin bis Mitte der Saison eine Mannschaft, die in der BBL und europäisch keinen Blumentopf gewinnen konnte. Über weite Teile der Saison war der Basketball, den Alba spielte unansehnlich, lethargisch und zum Haare raufen. Ein Team sieht anders aus. Dass nun diverse Altfans zu den Playoffs nicht mehr in die Halle kommen, ist eine Folgewirkung.
Aber ist dies schlimm? Nein. Neue Besen kehren gut. Aber auch neue Besen müssen erst einmal flexibel werden und sich einspielen. Luka hatte meines Erachtens massive Fehlvorstellungen des Leistungsvermögens und Stils der Liga, des erwarteten Basketballs, der Mentalität von Presse und Schiedsrichtern. Schlicht: Akklimatisierungsprobleme.
Luka scheint sich im laufe der Saison an die Liga angepasst zu haben bzw. das Management ihm bei der Anpassung geholfen haben. Die “Kölner” McElroy und Nadjfeji brachten sportlich nach einer Zeit den Umschwung. Sie waren nicht mehr aber auch nicht weniger als die fehlenden Bausteine um aus dem bestehenden Gerüst ein Team zu bauen. Wer sein Interview nach dem Auswärtsspiel in Bremerhaven gesehen hat, weiß, dass er auch jenseits der Platitüde mit Medien umgehen kann. Wann bekam er das letzte T? Selbst dies Problem ist gemildert. Und die Lorbeeren für die Entwicklung von Zwiener und Brown sollte man ihm auch nicht absprechen. Es gehört Mut dazu einen soliden Scorer und Rebounder wie Thompson zu feuern und auf das Team und einen deutschen Rookie zu setzen. Es gehört ebenso Mut dazu, einem jungen Pointguard zu vertrauen und diesen vom Chaosspieler zum Leistungsträger zu entwickeln.
Konsequenz gegenüber Bradley, Subotic, Stefanovic, Jeretin und zuletzt auch Thompson mag weh tun und nicht mit dem Familie-Alba-Konzept d’accord gehen, aber es zeigt wohl, dass Luka nicht davor zurückschreckt eigene Fehler zu erkennen und die Konsequenzen zu ziehen.
Was die Idee Lukas Teams war konnte man in der Hauptrunde und europäisch nur immer mal wieder aufblitzen sehen. Es ist ein Stil den ich mag. Es ist moderner Euroball, unspektakuläres Euro-Pick’n Roll im langsamen Setplay gespickt mit guten US-Scorern und spektakulärem Fastbreak aus einer harten Trap-Defense.
Doch Konstanz gibt es erst seit wenigen Spielen, eigentlich erst, seit Thompson gekickt wurde. Aber es deutet sich jetzt erstmals seit der ersten kompletten Rödl Saison wieder eine Mannschaft an, die es “verdient” gelb zu tragen. Doch es besteht ein großer Unterschied: Das Price-Penberthy-Jovo-Ford-Team existierte nur ein Jahr lang. Diese Mannschaft hat schon ihre Eckpfeiler für die Zukunft zusammen. Hierauf kann aufgebaut werden. Egal ob wir die Meisterschaft holen oder nicht, Luka hat diese Saison im Krebsgang ein Fundament für ein neues ALBA Berlin gelegt, auf dem aufgebaut werden kann. Luka war daher die Richtige Entscheidung für den Neuanfang von Alba, auch wenn dieser Neuanfang diese Saison mehrfach mit “zurück auf los” bestraft wurde und selbst wenn er im Finale auch noch ein weiteres Mal bestraft wird.