Es liegen auf jeden Fall noch interessante Wochen vor uns. Aufgrund der aktuellen Tabellensituation ist im Prinzip jedes der verbleibenden sieben BBL-Spiele ein Endspiel um die Playoffs. Wenn man mal davon ausgeht, dass gegen Bayern vermutlich nichts zu holen ist, müssen wahrscheinlich alle übrigen Spiele gewonnen werden, um die Playoffs sicher zu erreichen. Das Gute ist, dass wir fast ausschließlich gegen direkte Playoff-Konkurrenten spielen. Somit haben wir unser Schicksal in diversen „Vier-Punkte“ Spielen selber in der Hand. Gerade gegen Bonn, Ludwigsburg und Gießen ist ein Sieg jetzt Pflicht. Die Auftritte in den letzten Wochen verbreiten diesbezüglich natürlich wenig Zuversicht. Insgesamt gibt es im Team einfach mittlerweile diverse Baustellen, die zum Teil nur mit einer gewissen Neuausrichtung in der Sommerpause zu lösen sein werden. Dies betrifft gerade die deutschen Positionen. Da hier aber alle Verträge auslaufen, besteht hier zum Glück nach der Saison viel Gestaltungsspielraum.
Bei der Behebung einiger Baustellen setze ich kurzfristig eine große Hoffnung in die Rückkehr von Vaughn Duggins, der hoffentlich in den nächsten zwei Wochen wieder integriert wird und dann so schnell wie möglich in eine gute Form kommt. Das betrifft einmal die Umwucht in der Guard-Rotation, die seit seiner Verletzung besteht und auch die Problematik, dass von der Bank mittlerweile kaum noch Entlastung kommt. Auch wenn Duggins vor seiner Verletzung in dieser Saison noch nicht wieder so richtig ins Rollen gekommen war, hat er immerhin bei 30 gespielten Minuten im Schnitt 13 Punkte pro Partie beigesteuert und war damit einer der wichtigsten Scorer. Zudem ist er in der Lage sich Abschlüsse selbst zu erarbeiten. Das Fehlen dieser Qualitäten macht sich seit Wochen bemerkbar. Von einem Mihailovic kommt da einfach insgesamt viel zu wenig. In seinen 11 BBL-Spielen kommt er nur auf 4,8 Punkte bei ca. 20 Spielminuten und hat in 4 Spielen überhaupt nicht gepunktet. Außer ein paar weiten Dreiern vom Parkplatz ist mir da offensiv wenig positives in Erinnerung geblieben und er strahlt auch insgesamt wenig Gefahr aus. Das gilt leider ebenfalls für Frantz Massenat, der außer seinem stabilen Dreier eigentlich überhaupt nichts zu bieten hat. Wenig Spielübersicht, keine Athletik und ein oftmals zaghafter Zug zum Korb. Seine Quote aus dem 2er Bereich von nur 34% spricht Bände. Kramer und Paulding müssen ja schon seit langem 35+ Minuten durchziehen, was eben nicht auf Dauer gut gehen kann. In Anbetracht dessen ist die Konstanz ihrer Leistungen durchaus sehr beeindruckend. Ein Chris Kramer ist eben offensiv bekanntermaßen limitiert und er kann es eben dann auch nicht auffangen, wenn mit Massenat und Mihailovic zwei Totalausfälle auf den Guard-Positionen neben ihm spielen. Und das der Spielaufbau und die Konzentration unter dieser langen Spielzeit auf Dauer leiden, dürfte doch niemanden wundern. Ich will jetzt Massenat und Mihailovic gar nicht zu schlecht dastehen lassen, da auch sie sich voll reinhängen und sicherlich alles geben. Jedoch passt leider die Kombination aus Kramer, Massenat und Mihailovic auf den Guard-Positionen im Moment überhaupt nicht, da alle in irgendeiner Form limitiert sind und sich gegenseitig auch nicht besser machen. Lockhart habe ich jetzt gar nicht erst miteinbezogen, da er eben bedauerlicherweise gar kein Faktor ist und auch überhaupt kein Selbstvertrauen da ist. Er wirkt mit dem Ball in der Hand leider meistens ziemlich überfordert und scheint froh, wenn er diesen möglichst schnell wieder los ist. Das macht es dann eben nicht einfacher mit der Guard-Rotation. Ich hoffe sehr, dass Duggins hier wieder wichtige Abhilfe leisten kann.
Die weiteren Baustellen werden sich in dieser Saison ohnehin nicht mehr beheben lassen und könnten uns im schlimmsten Fall dann auch die Playoffs kosten. Das betrifft einmal die Tatsache, dass außer von Schwethelm überhaupt keine Entlastung von den deutschen Positionen kommt und das noch viel größere Problem, dass unter dem Korb so ziemlich alles zusammenbricht, wenn Qvale nicht auf dem Feld steht. Die Tatsache, dass hinter Qvale gar kein wirklich fester Back-Up vorhanden ist und Mädrich, Freese und D.Kramer in gefühlt jedem Spiel jeweils ca. 3-5 Minuten erfolglos ausgetestet werden, spiegelt das Dilemma und vor allem die Hilflosigkeit dieser Situation wieder. Es hat noch nicht einmal einer dieser Spieler die Möglichkeit Selbstvertrauen zu sammeln und somit eine feste Stütze zu werden. Leider sind die schnellen Auswechslungen jedoch fast immer nachvollziehbar, da sich Mladen eben die zusammenbrechende Defense unter dem Korb nicht lange anschauen kann. Und offensiv kommt hier höchstens etwas, wenn Mädrich an der Dreier-Linie parkt. Das sollte eigentlich nicht die Aufgabe eines Centers sein. Insgesamt wird man sich hier eingestehen müssen, dass alle drei Spieler nicht genügend Qualität für ein Playoff-Team haben und völlig zurecht kaum spielen. Das kann aber eben der Kader nicht auffangen. Deshalb werden sich auch die Verantwortlichen im Sommer einmal hinterfragen müssen, weshalb man damals innerhalb weniger Tage zwei identische Spielertypen wie Mädrich und D.Kramer unter Vertrag genommen hat. Weshalb dann auch noch Jannik Freese geholt wurde, ist das bislang größte Geheimnis und wird wohl auch bis zum Schluss eines bleiben. Er ist zwar ein ganz anderer Spielertyp, kommt aber kaum zum Einsatz und wirkt dann wie ein Fremdkörper. Das alles ist natürlich eine Folge des Ausfalls von Robin Smeulders. Es zeigt sich hier sehr gut, wie bitter auch der Wegfall eines vermeintlich kleinen Rollenspielers für die gesamte Struktur des Kaders sein kann. Seine Qualitäten in Defense und Rebounding auf den großen Positionen gehen dem Kader im Moment komplett ab. Hier muss dringend etwas unternommen werden, nur leider klappt das eben nicht mehr in dieser Saison.
Trotz allem bleibt zu hoffen, dass sich die Mannschaft in den kommenden Wochen nochmal voll fokussieren kann und sich aus diesem Tief herausarbeitet. Mir kommt es vor allem daraus an, in welcher Art und Weise sich in den kommenden Spielen verkauft wird. Das Stichwort Überlastung für schwache Auftritte zählt nach zwei Wochen Pause nicht mehr. Ich möchte unser Team auch dieses Jahr in den Playoffs sehen, auch wenn es vermutlich nur von Platz 7 oder 8 möglich sein wird. Natürlich kann es dann sehr schnell zu einem Sweep kommen, aber auch hier kommt es dann auf die Art und Weise an. Ich möchte wieder mehr Kampf und attraktiveren Basketball sehen und nicht dieses hilflose Gezocke der letzten Wochen. Dann fände ich auch eine Revanche gegen Ulm nicht ganz uninteressant. Wer weiß, ob man nicht auch die ungeschlagenen Ulmer in einer Serie, bei der alles auf Null steht, etwas kitzeln könnte. Erstmal müssen wir aber überhaupt dort hinkommen. Von daher in diesem Sinne auf erfolgreiche sieben BBL-Spiele in den kommenden Wochen.