Es werden hier mitunter Äpfel mit Birnen verglichen.
Die Stadion GmbH gehörte ursprünglich dem babyblauen Vierziffernverein und dem FCB zu gleichen Teilen. Abweichend von den “normalen” Tickets, deren Einnahmen dem jeweiligen Heimverein zustanden (gegen Miete an die GmbH, die ja wiederum beiden Vereinen gehörte), werden die Logen von der Stadion GmbH vermietet. Von FIFA/UEFA-Veranstaltungen (NFL weiß ich nicht) abgesehen, dürfen Logenmieter 365 Tage im Jahr 24 Stunden täglich in ihre Loge. Bei Spielen gibt es pro Sitzplatz vor der Loge ein Ticket, man kommt nur mit Ticket zu Veranstaltungen.
Die Logen wurden (nahzu) nur wegen des FCB nachgefragt, da hat der kleine Partner massiv vom großen profitiert. Der Mühlstein um den Hals des kleinen war, dass sie im Businessbereich eine viel zu hohe Zahl von Cateringeingeiten vertraglich fest abgenommen hatten. In der 2. Liga haben sie nicht annähernd alle Businessplätze verkauft, mussten aber das nicht gebrauchte Essen trotzdem auch noch bezahlen. Geringere Einnahmen bei sinnlosen Kosten macht ein dickes Minus.
Die Konstellation beim Garden ist eine andere. Das Engagement von SAP (inkl. die Loge, die Allianz hat beim Fußball eine Vierfachloge überhalb des Ehrengastbereichs) mag vergleichbar sein. Red Bull gehört aber der Garden. Da auch Eishockey sich in München nicht mit dem Fußball vergleichen kann, ist die langfristige Kooperation mit dem FCBB finanziell essentiell. Man kann sicher sein, dass der FCB sich ausreichend Einnahmepotentiale vertraglich gesichert hat, damit sich dieser lange Mietvertrag rechnet. Stichwort Uli Hoeneß. Auch ohne die Verträge zu kennen, kann man davon ausgehen, dass er weiß, wie das geht und wie man das schriftlich fixiert.
Rummenigge ging davon aus, dass in den ersten 3 Jahren alle Spiele in der Allianz Arena ausverkauft sein würden. Zu seiner eigenen Überraschung ist das 18 Jahre später immer noch so. Die nicht ausverkauften Pflichtspiele der Herrenprofimannschaft kann man immer noch an einer Hand abzählen. Energie Cottbus an einem Dienstagabend war mal, glaube ich, das erste. Die Nachfrage ist immer noch so groß, das keinerlei Wartelisten für Dauerkarten mehr geführt werden. Klar, wenn man weiß, dass man nie wieder eine Dauerkarte bekommt, trennen sich die Wenigsten davon. Bei den Logen ist die Warteliste länger als die Anzahl der Logen in der Arena. Da ist immer noch ein wahnsinniger Sog, knappes Gut erzeugt großes Prestige für den, der es hat.
Dass der Basketball das in absehbarer Zeit nachbilden kann, ist zu bezweifeln. Dennoch wird die Neugier auf den Garden viele Leute am Anfang veranlassen, Tickets zu kaufen. Spannend wird sein, ob dann die Nachfrage nach Karten für den Dome stark nachlässt, weil man grauen BBL-Alltag noch weniger sehen mag in der alten Halle, wenn man Real Madrid im Garden gesehen hat. Man wird sehen.
Klar ist auch, dass man sich hohe Ziele setzt für den Garden. Ob dauerhaft Top6 in Europa in näherer Zukunft realistisch ist? Auch das wir man sehen. Aber man kann auch nicht verkünden, dass man als Ziel ausgibt, im Garden endlich mal wieder Deutscher Meister zu werden.
Meine Kritik ist, dass man keinen roten Faden bei der sportlichen Entwicklung erkennt. Lucic ist lange dabei, aber auch schon 33. Der wird nicht lange im Garden spielen. Wer hat denn sonst vor Corona schon für den FCBB gespielt? Zipser und Sisko. Beide spielen weniger bzw. gar nicht aktuell. Hat man irgendetwas sportlich aufgebaut im Team? Eine DNA, eine mia san mia-Mentalität? Irgendetwas? Das Vertrauen in eigene Jugendspieler wäre eine Komponente. Irritierend, dass von Manchen so getan wird, als würde man deren Einbau (gleich) in der Euroleague fordern. Es geht darum im BBL-Alltag den Leistungsträgern wertvolle Verschnaufpausen geben zu können. Aber auch dafür reicht es nicht.
Deshalb meine Frage, was wird sich bis zum Frühjahr/Sommer 2024 sportlich ändern, wenn die ersten Spiele im Garden ausgetragen werden sollen? Mir fehlt die Vorstellungsgabe, dass das aktuelle Team in der jetzigen Verfassung den Garden auch nur annähernd voll bekommen würde. Realistisch betrachtet besteht für eine Renovierung des Kaders bis dahin nur noch der kommende Sommer zur Verfügung. Verdammt wenig Zeit. Ob öffentliches Lamentieren a la “Das System Basketball ist faul” irgendeinen positiven Beitrag leisten wird, darf bezweifelt werden.