@qnibert:
Dabei ist Umgekehrtes wohl eher der Fall - hätte die BBL nicht in den letzten Jahren zu einer bescheidenen sportlichen Attraktivität gefunden, hätte Uli H. doch vermutlich nie den Geldbeutel aufgemacht, sondern weiterhin (wie schon in der Vergangenheit) den sportlich erreichten Aufstieg wirtschaftlich unterbunden.
Ehrlich, ich wundere mich. Über den Inhalt. Dass diese Meinung soviel Lob bekommt. In dem oben zitierten Teil ist sie falsch bzw. nicht ernst zu nehmen.
Zum einen ist Uli Hoeneß erst seit November 2009 Präsident des FCB e.V. Vorher war er Fußball-Manager und damit leitender Angestellter der FCB AG. Er hatte kein Mandat und keine Zuständigkeit für die sog. Nebenabteilungen. Wer glaubt, dass Uli Hoeneß als personifizierter FCB sich für unangreifbar hält, der kann lernen, wenn er rekapituliert, wie dieses Projekt gestartet wurde. Ca. ein dreiviertel Jahr nach seiner Wahl hat er den ca. 140.000 innerhalb Deutschland verschickten Bayern-Magazinen, die zu jedem Fußball-BL-Heimspiel erscheinen, einen Fragebogen an die Mitglieder beilegen lassen. Wollt Ihr, dass der FCB das BB-Projekt startet, habt Ihr Interesse BB zu sehen und soll der Verein eine Anschubfinanzierung leisten? 75% der 23.000 Antworten waren positiv. Ohne (klarer) Mehrheit hätte auch der “mächtige Präsident” Uli Hoeneß die Finger davon gelassen. Deshalb ist die Behauptung, Uli Hoeneß habe in der Vergangenheit den sportlichen Aufstieg wirtschaftlich unterbunden, schlicht falsch. Der Verein hatte lange Zeit eine Lichtgestalt als Präsident, der vom Basketball nur gesprochen hat, wenn er zu einem Fußball-Zweikampf befragt wurde und er den o.k. fand, man sei schließlich nicht beim Basketball. Das zeigt sein Interesse für Basketball und seine Kenntnisse. Die meisten Fußballer würden beim Kampf um den Rebound schreiend davon laufen, die “harten” Kerle.
Es entspricht Uli Hoeneß` Selbstverständnis, wenn er Dinge macht, dann macht er sie richtig. Der sportliche BBL-Aufstieg, also der Verzicht auf eine Wildcard, geschah nicht aus Angst vor einem SD-Thread “Wildcard für Bayern ist eine Sauerei”, sondern um in Ruhe das Projekt zu testen. Die Infrastruktur musste wachsen, die mediale Aufmerksamkeit geweckt werden und das alles zu überschaubaren Kosten in der ProA. Wären auch dann nur 1.000 Zuschauer im Schnitt gekommen, gäbe es keinen Profibasketball mehr beim FCB. Als Bayern dann souveräner ProA-Meister war, hatten die Medien ein halbes Jahr Zeit, sich auf die Bayern in der BBL vorzubereiten. Diese Taktik ist aufgegangen, hätte im Sommer 2010 nie so schnell funktioniert.
Dass Uli Hoeneß gute Kontakte in die Wirtschaft hat und diese clever nutzt, ist ihm nicht vorzuwerfen. Kein BBL-Verein ist so stolz auf seinen 3 Mio-Etat, dass er diesen vorziehen würde, auch wenn er durch Sponsoren einen Etat von 7 Mio haben könnte. Der nächste Punkt, der ihm ein Dorn im Auge ist, ist der undotierte Fernsehvertrag. Das Thema ist aus Fußballsicht so bitter, dass es lächerlich erscheint, dass Uli Hoeneß WEGEN der bescheidenen, doch gestiegenen sportlichen Attraktivität den Geldbeutel aufgemacht habe. Ich bin zuversichtlich, dass Uli Hoeneß MIThilft, dass die BBL beim neuen Fernsehvertrag Geld bekommt. Dann wird es bestimmt wieder Kritik hageln, tatsächlich helfen diese Einnahmen, Strukturen weiter zu verbessern, bessere Basketballer in die BBL zu holen und international konkurrenzfähiger zu werden.
Zur erdrückenden Aufmerksamkeit des FCB Basketball derzeit in den Medien. Wenn irgendein Prinz eine neue Freundin hat, die vorzeigbar ist, sind die Titelseiten am Anfang auch voll davon. Das gibt sich mit der Zeit. Der Reiz des Neuen. In welcher BBL-Halle ist die Promidichte so hoch wie in München? Man mag darüber schmunzeln oder schimpfen, in welcher anderen Halle sitzt ein ehemaliger Ministerpräsident regelmäßig am Spielfeldrand? Oder frühere Fußballweltmeister? Oder aktuelle Fußballnationalspieler? Klar, berichten die Medien darüber, denn sie erzielen damit Aufmerksamkeit. Wäre das nicht so, würdet ihr euch nicht so darüber aufregen. Schweinsteiger ist ein international anerkannter Fußballer. Dass der sich mit dem Basketball-Kapitän gut versteht und sich Zeit nimmt für “Homestories” im neuen Dome, interessiert die Medien. Wer hat Vergleichbares anzubieten? Ich glaube nicht, dass es in einem Jahr interessant ist, wenn der fünfte Fußballer einen Nachmittagsbesuch im Dome macht. Das gibt sich. Was vermutlich bleibt, ist der “sehen und gesehen werden”-Faktor im VIP-Bereich.
Ich würde mir wünschen, dass es gelingt, entspannter mit der Situation umzugehen. Auf der rechten Seite wirbt BIG auf seinem ersten Titel (natürlich) mit einer Titelgeschichte über den FCB Basketball. Das machen die nicht aus proktologischem Interesse an Uli Hoeneß, sondern weil sie glauben und hoffen, dadurch schneller bekannt zu werden und mehr Hefte zu verkaufen.
Täuscht es mich oder sind es die Bonner Fans, die mit dem Thema nun entspannter umgehen? Sie haben den Medienliebling geschlagen und werden bei der EM-Quali der Fußballer im Fernsehen vor einem Millionenpublikum positiv erwähnt. Schweinsteiger bejubelt seinen Treffer mit einer Sprungwurfimitation? Vor kurzem alles noch undenkbar. Weniger Jammern, mehr “denen werden wir es zeigen”, würde wohl helfen. Im Fußball ist das St.Pauli-T-Shirt Kult geworden “Weltpokalsiegerbesieger”. Ich glaube, den Fans, die das gekauft haben, hatten Spaß daran und der Klubkasse hat es auch gut getan. Es kommt mir ein wenig so vor, als hätten einige Phantomschmerzen (hat nichts mit Braunschweig zu tun). Es tut weh, wegen der Bayern Aufmerksamkeit nicht zu bekommen, die es ohne die Bayern gar nicht gegeben hätte.
Zum Schluß noch ein Beobachtung aus der Pressekonferenz nach dem Braunschweig-Spiel. Machowski wird nach seiner Einschätzung gefragt. Anschließend die Frage an die gut zweidutzend Journalisten nach Fragen an ihn. Schweigen im Walde. Das war peinlich. Für die Medienvertreter. Das zeigt, dass da jetzt viele Pressevertreter hingehen, die (noch) keine Ahnung vom Basketball haben. ist das jetzt schlecht? Andernfalls wären sie gar nicht gekommen. So spricht sich jetzt rum, die Bonner, das sind doch die, die den FCB geschlagen haben. Die Braunschweiger haben sich doch im Dome teuer verkauft und beinahe gewonnen. Nächstes Jahr werden die Medienvertreter auch an den Gästecoach gute Fragen haben. Gut Ding will Weile haben, aber die Richtung stimmt.