Herbstkrise bei den Broses??
Es sieht so aus.
Es gibt einen neuen Trainer, der sein System bei Brose implementieren möchte, dafür hat er sich zwei alte Bekannte für die 1 und 2 mitgebracht, der gedachte Kopf auf der 1, Goldsberry, fällt wohl noch einige Spiele verletzt aus, der zweite, Rivera, unter Fleming im Artland auf der 1 sollte bei Brose auf der 2 starten und Goldsberry auf der 1 entlasten.
Rivera spielte 2007 bis zu seiner Verletzung grossartige Playoffs, hatte aber vorher auch nur eine solide bis gute Hauptrunde gespielt.
Quackenbrück wurde im letzten Jahr Hauptrundenerster, und 7 Spieler aus der regelmässigen Rotation scorten zwischen 7,5 und 13,6 Punkten, geführt wurde das Team meiner Meinung nach schon vor allem von Goldsberry auf der 1 und auch speziell im Ulebcup von den Offensivqualitäten von Chubb.
Goldsberry(Forte)-Rivera-Greene-Garrett-Newson-Suput-Taylor-Wyrick-Johnson-Ohlbrecht
Aus dieser Rotation sollten sich auch 7 oder 8 Spieler finden, die im Schnitt über 8 Punkte erzielen könnten, allerdings fehlt bisher zumindest anscheinend ein Spieler (bis auf vielleicht Rivera), der in kritischen Momenten Verantwortung übernehmen kann und auch einmal deutlich zweistelling punkten kann.
Die Hauptprobleme liegen durch die Verletzung von Goldsberry auf der 1 und auch auf der 2, da Rivera nun nicht auf der 2 starten kann, sondern wieder Greene, und auf der 4, denn auch für mich ist Suput kein Power Forward, auf der 5 hat man vielleicht mit Johnson keinen typischen Center, während Fleming im Artland mit Chubb/Hall zwei echte Center hatte. Man kann in der BBL erfolgreich ohne echten Center spielen (Bonn gewann ohne Bowler Spiel 5 im Halbfinale, Alba spielte in den Playoffs ca. 20 Min/Sp mit Nadjfeji auf der 5).
Ich finde es allerdings bedenklich, wenn ein spät verpflichteter Spieler (Johnson) offensichtlich mit erheblichen Fitnessproblemen eintrifft, denn eigentlich erwarte ich von einem arbeitssuchenden Basketballer, dass er sich für ein neues Engagement vorbereitet. Da sind bei mir zumindest Zweifel an der generellen Einstellung dieses Spielers gegeben.
Brose hatte in der Vorbereitung Schwierigkeiten (Verletzungen und Abstellungen an Nationalteams), das ist richtig und auch ein Kriterium bei der Bewertung der bisherigen Leistungen, allerdings ist der immerwieder kehrende Verweis auf schwierige Bedingungen zur Entschuldigung schlechter Leistungen ein wenig Billig, denn diese Schwierigkeiten gibt es in verschiedenen Ausprägungen bei eigentlich allen Teams.
Zumal einige Probleme wie späte Verpflichtungen (Johnson) auch hausgemacht sind, oder bewusst in Kauf genommen worden sind (neue Verträge von Garrett und Rivera trotz deren Nationalmannschaftsplänen).
Am ersten Spieltag spielte Brose gegen Ulm, da fehlten bei Brose lediglich Goldsberry und Taylor, während bei Ulm ebenfalls der Startingpointguard fehlte, und so Günther (20) in seinem BBL-Debüt 33 Minuten spielte, ausserdem erhielten die bei Brose aussortierten “Nachwuchsspieler” Betz und Schröder zusammen 24 Spielminuten.
Brose verlor das Spiel knapp, und zwar gegen ein Team, das Brose mit seinen Möglichkeiten (der Spieleretat sollte trotz der vielleicht teuren Bauermannschen Endzeit unter den TOP3 der Liga liegen) auch unter Berücksichtigung der Ausfälle und der schwierigen Vorbereitung als Mitfavorit und Herausforderer von Meister Alba hätte gewinnen “müssen”.
Spiel 2 ging in Göttingen verloren, Göttingen übrigens mit einem auch ziemlich komplett neugestalteten Kader. Diesmal fehlten Goldsberry, Taylor und Johnson, so dass Brose unter dem Korb mit Suput und Ohlbrecht (+ Wyrick und Schneider) dünn besetzt war, aber immerhin spielte Flemins absoluter Wunschspieler und der von Fleming sehr geschätzte Nachwuchsspieler. In diesem Fall möchte ich die Ausfälle als Grund für die Niederlage gelten lassen, wenngleich man vielleicht von einem Mitfavoriten auf den Titel auch unter diesen Bedingungen verlangen kann, auf eigene Stärken zu vertrauen statt sich hinter Verletzungssorgen zu verstecken.
Spiel 3 schliesslich ging gestern gegen Ludwigsburg verloren, auch Ludwigsburg musste ein fast völlig neues Team bilden. Ludwigsburg hat einen passablen Kader, nicht mehr und nicht weniger, aber ein Titelfavorit sollte auch ohne Goldsberry mit dem fast kompletten Kader solch ein Spiel gewinnen.
Ulm kann vielleicht die Playoffs erreichen, eine Playoffteilnahme Göttingens oder Ludwigsburgs wäre in meinen Augen schon eine Überraschung.
3 Startniederlagen, davon 2 in Heimspilen, da kann von einem Fehlstart sprechen.
Wie geht es weiter?? In der BBL in Paderborn, gegen Nördlingen und in Trier, mit 3 Siegen wäre man nach 6 Spieltagen irgendwo im Mittelfeld der Tabelle, ohne auch nur auf einen der Favoriten getroffen zu sein, nur noch hat Brose diese 3 Spiele nicht gewonnen, und nur 3 Siege lassen eigentlich Fleming und sein Team in Ruhe arbeiten, jede weitere Niederlage wird in den nächsten Wochen für weitere Unruhe sorgen.
Was kann Fleming machen?
Zuerst einmal sollte Fleming Fleming bleiben und jetzt nicht Bauermann Eigenarten kopieren, dann wird Fleming vermutlich stark hoffen, dass Goldsberry bald wieder zurückkehrt und möglichst schnell seine Form findet.
Vielleicht wird Fleming auch Suput auf die 3 stellen und noch einen zusätlichen 4er verpflichten, vielleicht wird sich auch Brose vor dem Eurocupstart noch von Suput trennen.
Brose steht schon in der BBL ein wenig mit dem Rücken zur Wand, die nächsten Spiele gegen vermeintliche Durchschnittsteams werden keine Selbstläufer.
Ich erwarte eine Nachverpflichtung auf der 4, wenn die Finanzen es nicht zulassen und/oder Fleming und Suput tatsächlich nicht zueinander passen, dann für Suput, ansonsten zusätzlich zu Suput, was das Team dann schon anders aussehen lassen würde:
Goldsberry-Rivera-Greene-Garrett
(Suput)-Newson-X-Taylor-Johnson-Ohlbrecht-(Wyrick)
Mit einem zusätzlichen Powerforward plus Suput sehe ich den Kader in der BBL-Spitze, der jetzige Kader scheint in der Zusammenstellung nur (besserer) Durchschnitt zu sein.
Und jetzt noch zu FreakCity:
Brose(GHP) wurde als Underdog Vizemeister, beendete die Ära Alba und wurde dann schliesslich 2005 Meister, die Zuschauer und Fans strömten in die Halle und feierten ihr Team als den Aussenseiter, der er schon 2005 nicht mehr war und so wurde irgendwann der Name FreakCity geboren, Freakcity war für mich immer nur ein Name, der vom Verein gerne als positives Image genutzt worden ist und von einigen/vielen Fans und SD-Nutzern auch gerne immer ein wenig zur eigenen Selbstbeweihräucherung verwendet worden ist.
Jetzt ist Brose selbst ein Big Player in der BBL, mit dem wohl schon zweitgrössten Etat, den zweitmeisten Zuschauern und einem respektablen Werbepartnerpool.
Irgendwie passen Freakcityattidüde und BigPlayerFavoritenDasein nur schwer zueinander.
Ich als Zuschauer erwarte von einem teuereren/besseren Team selbstredend mehr als von einem billigen mit weniger Talent gesegneten Team, und für ein gutes und teures Team ist eigentlich sogar ein “Hauptsache, sie haben gekämpft” zu wenig, denn ich will natürlich dann auch schönen Basketball sehen, wobei auch gute Defense für mich schönen Basketball ausmacht.
Jeder Zuschauer sollte selbst entscheiden, ob und wie er sein Team unterstützt oder eben nicht, und sicherlich hilft es einem Team nicht, wenn während des Spiels schlechte Aktionen oder mangelnde Bereitschaft ausgepfiffen wird, aber andererseits sollten das Spieler auch verkraften können, denn in Auswärtsspielen erleben sie so etwas mehr oder weniger regelmässig.
Nach dem Spiel habe ich überhaupt kein Problem damit, das Team auszupfeifen, wenn ich unzufrieden war, ich bin schliesslich Fan und kein Sektenmitglied.
Letztendlich ist eine tolle Atmosphäre sicher für Spieler und Zuschauer schön, aber nur sehr selten spielentscheidend.
Brose ist also in der Krise, die Zuschauerzahlen sind für BBL-Verhältnisse immer noch hoch, allerdings für Broseverhältnisse nur bescheiden, nicht zu vergessen, dass Namensgeber Brose den Vertrag auch nur für 1 Jahr verlängert hat.
Brose ist, Krise hin oder her, immer noch ein Playoffkandidat, Titelfavorit sind sie zur Zeit nicht, sie können sich aber immer noch zum Mitfavoriten entwickeln, und diese Entwicklung könnte durch ein oder auch zwei Nachverpflichtungen unterstützt werden.
Ein Selbstläufer wird diese Saison aber nicht, man sollte den Frankfurter Fehler von 2007 vermeiden und die Ergebnisse und die Tabellensituation ignorieren, und man sollte vor allem nach innen und aussen seine eigenen Stärken betonen und sich nicht Ausreden verstecken, so berechtigt sie teilweise auch sein sollten.