Die Wechselwochen sind vorbei, die Saisonvorbereitung ist mitten im Gang. Das hat einen eigenen Diskussionstrang verdient, zumal einige Tendenzen des neuen Teams nach 3 Wochen Trainigslager und zwei (gewonnenen) Testspielen absehbar sind.
1: Rashad Wright, Steffen Hamann
Wright zuletzt verletzt (Zerrung), im Spiel gegen Braunschweig geschont, davor Hamann in China - das macht es nicht ganz leicht, die Aritmethik der vielleicht wichtigsten Position zu bewerten. Hamann hat sich erstaunlich schnell eingefügt, er bringt die gleiche, kritisch gesagt: autoritätsfixierte Art mit, wie bei Bauermann. Er macht, was Pavicevic will, aber das macht er bislang erstaunlich gut. Keine wilden Würfe, viel Setplay und Penetration. Schon jetzt erkennbar, dass er als Motivator und Aufputscher eine wichtige Rolle übernimmt. Treibt an, muntert auf, verteidigt aggressiv. Alleine dadurch hilft er dem Team weiter. Das Zusammenspiel Hamann-Nadjfji, so viel ist schon erkennbar, wird uns noch viel Spaß machen.
Wright: Mehr Scorer als Hamann, guter Wurf, ballsicher. Defense und Druckresistenz sind noch offen. Ich schätze, sie werden sich die Spielzeit ziemlich paritätisch teilen. Wieviel Genialität a la Bobby Brown dazu kommt, für die eher Wright zuständig ist, werden wir sehen.
2: Jenkins, McElroy, Herber
Unfassbar, wie ungebrochen Jenkins dominiert. Er blüht in Pavicevic’ Systemen auf, sein Selbstbewusstsein ist überragend, ohne arrogant zu werden. In dieser MVP-Form ALBAs erste Option in der Offense, er kann das Team tragen, einfach unbezahlbar gut.
Wer gedacht hat, McElroy würde in der neuen Konstellation rausfallen, sieht sich eines besseren belehrt. iMac spielt nach wie vor eine sehr, sehr wichtige Rolle. Gegen Braunschweig mal wieder der Mann mit der meisten Spielzeit, noch wichtiger im Rebound. Man kann auf dem Feld sehen, dass sich sien Wert in Kategorien bemisst, die nicht auf dem Scoutingbogen auftauchen - auch im neuen Team.
Seine Rolle ist die des Manns für alles, aber am wenigstens notwendig fürs Punkten. Das übernimmmt bei den Guards neben Jenkins Jacobsen. Herber wird nach und nach heranrücken und für bissige Defense und ein paar eingestreute 3er zuständig sein.
3: Jacobsen, McElroy, Zwiener
Jacobsen: noch nicht integriert, aber es scheint schon auf, was er kann. Entzückend. Vor allem seine Wurfsicherheit sowohl von draußen wie in der Mitteldistanz werden eine erstklassige Ergänzung zu JJ sein. Das ist eine unglaublich gute Guard/Forward-Kombination, für jede andere Mannschaft wird es sehr schwer, sich auf die beiden einzustellen. Jacobsen wirkt sehr teamorientiert, uneitel, zumindest bislang.
Zwiener wird ein Rollenspieler für 5 Minuten, für harte Verteidigung plus Systeme laufen für andere.
4: Sesay, Nadjfeji, Dojcin
Spannende Position, neben der 1 die mit den meisten Unwägbarkeiten, was vor allem an Sesay liegt. Er ist ein sehr athletischer Spieler mit unglaublich krakenartig langen Armen. Gutes Timing beim Blocken, flink auf den Beinen, verteidigt am Perimeter fast wie ein Guard, läuft Fastbreaks. Er hat noch keinen Touch und ist nicht richtig integriert, gegen Braunschweig miserabele Wurfquote (1/7). Fragezeichen beim Rebounding. Er ist vielleicht nicht ganz so solide wie Nikolic, aber dafür athletischer und etwas genialer, er kann jederzeit im eins-gegen-eins ziehen. Beim 3er ist er von den Quoten her etwas schwächer, vom Auftreten her emotionaler. Insgesamt macht das ALBA auf der 4 variantenreicher, deshalb halte ich ihn für ein Upgrade zu Nikolic.
Zu Nadjfeji muss man nicht viel sagen, eine echte Bank, kluges Passpiel, mit den üblich 15-20 Minuten. Dojcin ähnlich, vielleicht noch mehr Rollenspieler, als letzte Saison, aber ähnlich wie McElroy mit einer wichtigen Rolle, vor allem in der Verteidigung. Er wird eher 10-15 Minuten bekommen.
5: Femerling, Chubb
Femerling hat praktisch die gesamte Vorbereitung gefehlt (erst China, jetzt verletzt), deshalb schwer, ihn aktuell einzuschätzen. Verlässlich, zentral, Turm unter Brett, so wird seine Rolle aussehen. Interessanter ist Chubb. Er kann unterm Korb ein erhebliches Upgrade zu letzter Saison sein, aber er hat noch Schwierigkeiten, Tritt zu fassen. Sehr gute Moves, sehr motiviert, aber noch etwas tapsig und ungelenk, gegen Braunschweig ausgefoult mit, wenn ich das richtig gehört habe, zum Teil offenbar sinnlosen Fouls. Wenn er seinen Rythmus findet, werden sich die beiden prima ergänzen, der eine (Chubb) eher mit Stärken im Angriff, der andere (Femerling) in der Verteidigung. Spielzeit dürfte ziemlich ausgeglichen sein, wahrscheinlich mit leichten Vorteilen für Chubb.
Die Bank
Simon, Fassler, Seiferth, Clay werden keine Rolle spielen. Trotz der verletzten Wright, Femerling und Herber hat Pavicevic gegen Braunschweig nur mit einer 9er-Rotation gespielt.
Zwischenfazit: Auf den kleinen Positionen halte ich das Team für extrem variantenreich, da können gleich 3 Leute vom Talent her Topscorer werden, ohne, dass es im Moment so wirkt, als störe das die anderen. JJ sticht dabei ein bisschen heraus, er kann mit CJ ein kongeniales Duo bilden. Insgesamt wird es mehr als vergangene Saison ein Team mit Rollen werden, die vor allem Hamann, Herber, Zwiener und Dojcin zufallen. Chubb und Sesay sind die neuen für den X-Faktor. Von der Stimmung her ist viel Respekt voreinander zu spüren, das wirkt nicht so unreif wie Brwon und Thompson letzte Saison. Einer oder zwei Spieler können immer mal ausfallen, das verkraftet diese Mannschaft, die bislang insgesamt das zu halten scheint, was sie auf dem Papier verspricht.