Super Spiel, toller Abend. Intensiver Abstiegskampf kann ebenso reizvoll sein wie ein Spitzenspiel. Der Sieg ist höher einzuschätzen als der gegen Bonn. Gegen Bonn kann zur Zeit jeder gewinnen , diese Crailsheimer muss man erstmal niederkämpfen. Göttingen musste verdammt viele Schlüssel rumdrehen. Alle Spieler haben in verschiedenen Phasen wichtige Impulse gesetzt und Verantwortung übernommen - bis auf die beiden, denen Roijakkers nicht mehr vertraut hat und in der zweiten Halbzeit auf der Bank Anschauungsunterricht genommen haben. Um die beiden mache ich mir aber keine Sorgen. Die Trainingswoche wird ihnen helfen - dafür wird ab jetzt nicht nur ihr Trainer sorgen .
Einige Schlüssel wurden schon genannt, andere leider gar nicht. Coach Roijakkers filtert aus seiner gigantischen Datenerfassung&Analyse für sein Team bekanntlich immer ein paar Ziele heraus. Den Gegner unter 45% fg zu halten ist das Wichtigste. Er hat in der PK darauf hingewiesen, dass dies zum dritten Mal in Folge gelungen sei: Crailsheim 40%, Würzburg 44%, Bonn 37%.
Über die anderen „goals“ spekuliere ich gerne.
Vorschlag: Turnover!
Sechs im ersten Viertel waren der Horror! Danach wurde es sehr viel besser. Bis zum Ende kamen nur noch weitere sechs hinzu, so dass am Ende 12 Ballverluste zur Buche standen. Ich meine, es wären 10 zur Halbzeit gewesen, was weiter für eine Steigerung im Spielverlauf spricht. Zwei Turnover in der zweiten Halbzeit sind extrem gut. Crailsheim hatte am Ende 16 TO. Das ist nicht katastrophal, aber weit entfernt von gut. Der Unterschied wird noch deutlicher, wenn man die TO mit den Assists ins Verhältnis setzt. Auf jeden Assist kommt bei Crailsheim ein Ballverlust. Eine Assist/ TO- Verhältnis von 1:1 ist ein Desaster. Der Quotient von Göttingen ist mit 2,16 mehr als doppelt so gut: Extrem gute 26 (!) Assists! Wer viel passt, darf auch mal den Ball verlieren. Damit bin ich schon beim nächsten Punkt…
Vorschlag Assists:
26 Assists bezeugen ein überragendes Teamplay. Die Spieler lieben es den Extrapass zu spielen und freuen sich wie blöd, wenn ihnen ein gutes Zuspiel gelingt. Folgerichtig ist das Scoring sehr ausgeglichen. Alle 10 eingesetzten Spieler haben gepunktet. Sogar Godbold immerhin an der Freiwurflinie! Vier Spieler haben zweistellig gepunktet, dazu noch einer mit 8 Punkten. Keine Ahnung, wo Roijakkers die Schwelle angesetzt hat: 20 Assists?
Overpassing habe ich kaum gesehen. Sogar Spohr und Kulawick haben den Korbleger nicht verweigert und letzterer hat den Ball sogar reingelegt. Die auch im TV mehrmals wiederholte Szene mit der geduldigen Passstafette mit Spohrs Dreier am Ende ist was für Lehrbuch. Da weint der Trainer vor Glück. Ich auch.
Vorschlag: Die Crailheimer Überlegenheit auf den großen Positionen neutralisieren oder zumindest in vertretbaren Grenzen halten.
Chubb und Stainbrook sind beide 2.08 und kriegen gut zu essen. Flomo haben sie auch noch. Chubb macht 11 Punkte im Schnitt. Stainbrook kann heißlaufen wie im letzten Spiel, wo er 17 Punkte gemacht hat.
Das Reboundduell hat die BG mit 37:30 für sich entschieden. Super Mannschaftsleistung, auch wenn Godbold mit 10 Rebs hervorzuheben ist. Wenn man so klein aufgestellt ist wie die BG, müssen alle zum Rebound. Es war beeindruckend zu sehen, wie der Ball oft von drei lila Spielern getippt und dann von einem vierten irgendiwe gesichert wurde. Perfekt!
Team - schön und gut, aber der Rest der Aufgabe musste hauptsächlich von einem einzigen Spieler gelöst werden. Dieser Spieler hat den Crailsheimer Frontcourt mehr oder weniger im Alleingang zermürbt, in den Wahnsinn getrieben und letztlich vernichtet. Er hatte dabei relativ wenig Hilfe. Boykin war defensiv unfähig, Edwards über weite Phasen im 1:1 auch.
Darum ist Harper Kamp für mich "man of the match“.
Chubb hat null Punkte gemacht! 00000000000 Das konnte selbst Wysocki im Interview nicht fassen! Stainbrook 4 Punkte - einen Korb gegen den überforderten Boykin und am Ende einen Korb nach Offensivrebound. Flomo auch 0. Glaubt jemand, dass wir gewonnen hätten, wenn Chubb und/ oder Stainbrook gescort hätten? Harper hat das im 1:1 geregelt. Hätte man regelmäßig doppeln müssen, hätte es freie Dreier gegeben usw.
Harper Kamp war MVP der ProA u.a. weil er der beste Lowpost-Verteidiger der Liga war und diese Qualität zeigt er trotz der fehlenden cm nun in der BBL. Er ist seitdem noch viel kräftiger geworden. Er hat einen enorm hohen Basketball-IQ und weiß genau was er tut. Er hat ständig die Abstände variiert, positioniert sich immer richtig. Er ist wahnsinnig beweglich und schnell, verteidigt super das Pick&Roll. Eben an der Dreierlinie, zack!, schon wieder zurück in der Zone. Mal stört er die Passwege, frontet den Gegner, dann steht er schon wieder zwischen Ball und Korb und gibt die Mauer. Das hat Harper das komplette Spiel über durchgezogen ohne auch nur einen Deut nachzulassen! Über 32 Minuten! Das alles ohne Fouls! Das war nicht immer so… Seine zwei Fouls hat er nicht in der Zone kassiert.
Dass er nur mehr als doppelt so viele Punkte gemacht hat wie seine drei Gegener (10) ist kein Makel, sondern zeigt Harpers Intelligenz. Er wurde ständig gedoppelt, manchmal sogar getrippelt. Da war kaum ein Durchkommen. Andere mussten scoren. Wenn er Fouls anhängen konnte, hat er das gemacht.
Einziges Manko bleibt bei Harper leider das Thema TO…. Weiß er selber. Er möchte so gerne ein Poinguard sein. In traffic von coast to coast dribbeln zu wollen, war eine seiner weniger guten Ideen.
Statistik-Fazit Kamp: Effektivitätswert nur 7, aber +/- Wert +13 (top zusammen mit Godbold)
Ach ja… Chubb -3 und -8
Hat jemand ein perfektes Spiel gemacht? Aber ja! Robert Kulawick! Kann selbst bei schlechtestem Willen und nach langem Videostudium keinen Fehler finden. Knappe Fehlwürfe sind für mich keine Fehler. Verweigerte Würfe sind Fehler und er hat einen Korbleger gemacht!!!