Also, ich habe weder das Statement der Löwen noch jene der BB und der teilnehmenden Vereine gelesen. Unabhängig davon kann ich die beabsichtige Wiederaufnahme des Spielbetriebs überhaupt nicht nachvollziehen. Es mag um die wrtschaftliche Rettung der Vereine gehen, die uns allen am Herzen liegt. Ich denke aber, dass die gesundheitlichen und sozialpsychologischen Aspekte, die gegen einen Spielbetrieb sprechen, gewichtiger sind. Mir fallen drei Punkte ein:
Punkt 1: Jede einzelne Eins-zu-Eins-Spielsituation im körperlichen Nahraum ist ein Statement gegen den Solidargedanken “Ich halte mich an die soziale Distanzregel, weil ich damit Ansteckung unterbinde und dadurch Hochrisikopersonen schütze, uns außerdem Zeit gewinne, in der Medikamente getestet und Impfstoffe gefunden werden können”. Wer meint, man könne in einem BB Spiel das Ansteckungsrisiko gering halten, der träumt. Mehr noch: Es ist mittlerweile doch erwiesen, dass Infizierte bereits zweieinhalb Tage vor Symptomentwicklung ansteckend sind und dass rund 44% der Ansteckungen in diesem Zeitraum erfolgen. Wie soll man diese infizierten Spieler erkennen? Durch nahezu tägliche Testungen? Der Virus ist doch nur in einem sehr begrenzten Zeitraum im Rachenabstrich nachweisbar …
Punkt 2 ist wichtiger: Von jedem einzelnen Profi-Sportspiel, das jetzt stattfindet, geht eine fatale Signalwirkung für Jugendliche und Kinder, aber auch für Erwachsene, aus. Die werden sich zu recht fragen “Wieso soll ich mich noch an die soziale Distanzregel halten, wenn das nicht einmal die Profisportler tun? Wieso soll ich meine Kumpels nicht treffen? Wie gefährlich kann dieser Virus sein, wenn die Profis spielen?” Ich weiß nicht, wie es bei Euch in BS aussieht, aber hier in Kölle alaaf seh ich beim Rausgehen mannigfaltig Verstöße gegeh die sozialen Kontaktregeln, von Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen. Ist schlimm genug.
Punkt 3: Lass mal nur einen einzigen Spieler dabei sein, der sich beim Training oder im Spiel ansteckt und zu jenen jungen und gesunden Erwachsenen gehört, die aufgrund einer überschießenden Immunreaktion einen schweren Krankheitsverlauf nehmen, der stirbt oder auch nur wochenlang intensivmedizinisch behandelt werden muss. Ist es das wert?
Klar: Profisport bedeutet Arbeitsplätze und Unterhaltung. Er ist aber nun mal nicht essenziell, besonders nicht jetzt. Bei Waldhof Mannheim hat man es augenscheinlich geschnallt, weil eine Person aus dem Familienumfeld eines Spielers an Covid-19 gestorben ist, und sich gegen den Spielbetrieb in der 3. Fußballliga ausgesprochen. Ich hoffe, ehrlich gesagt, dass die Politik die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in allen Profisportarten untersagt. Sofern sie genug Eier hat (Chapeau, Merkel und Söder). Und dass die Vereine irgendwie einen anderen Weg finden, wirtschaftlich zu überleben. Auf dass wir uns nächste Saison wieder am BB erfreuen können.