Ich kann erst einmal den gedanklichen Zusammenhang nicht verstehen. Es wird ja - natürlich überspitzt - dargestellt, dass die Art und Weise, wie ein Trainer einen Spieler in der Öffentlichkeit angeht (oder auch nicht angeht) etwas mit dem Erfolg zu tun hätte. Vielleicht liegt das aber an ganz anderen Qualitäten?! Wie ich ein Team zusammenstellen kann. Oder wie gut ich auf Systemwechsel des Gegners eingehen kann. Ob ich meine Spieler 100% motivieren kann. Etc.
Man könnte auch mal hinterfragen, welche Qualitäten ein Trainer hat, wenn er nur diesen einen öffentlichen Weg sieht. In gewisser Weise muss ein Trainer für sein Handeln einstehen und ist von Natur aus eher beratungsresistent oder auch als Dickkopf zu bezeichnen. Kann man da trotzdem keine anderen Wege finden? Den Spieler mal mitten im Training heim schicken. Den Spieler eine Woche freistellen. Den Spieler mit der Jugend oder 2. Mannschaft (natürlich nicht in Coronazeiten) trainieren lassen. Mit dem Berater des Spielers sprechen. Evtl. auch mit den Eltern. Einen Jugendspieler, der mehr Einsatz zeigt dem “lahmen Profi” vorziehen. Den Spieler konsequent nicht einsetzen, bis er wieder bessere Leistung zeigt. Macht man natürlich nur, wenn man darauf Lust hat, auch klar.
Umgekehrt könnte man auch sagen, das gehört dazu. Darf dann auch ein Spieler Kritik am Trainer äußern? -> Wir spielen immer den gleichen Sch***. Unser Trainer kennt nur 5 Plays. Der Assistant muss die Plays aufzeichnen, weil es der Trainer nicht kann. Etc. Wenn alles offen diskutiert werden darf, müsste das doch auch legitim sein. Bei solcher Kritik am Vorgesetzten würde man aber wohl eher hören, dass sowas intern besprochen werden sollte oder es gibt eine Strafe. In der klassischen Jugo-Schule gibt es keinen Widerspruch oder Fragen. Man erinnert sich vielleicht noch wie Obradovic Renfroe an die Gurgel gesprungen ist in einer Auszeit.
“ich nehme an, dass er schon alle anderen Wege probiert hat…” -> und was, wenn man annimmt, dass es nicht so war? Es gibt dazu ja mal so gar keine Quellen. Oder stand in der jeweiligen Presse schon mal ein wenig zwischen den Zeilen?
Herbert hatte bei den Skyliners enorme Erfolge mit seiner Art. John Patrick, Thomas Iisalo, Pedro Calles, Pete Strobl. Raoul Korner sind sehr erfolgreich, lassen sich hier aber weder der deutschen noch der jugoslawischen Schule zuordnen. Auch Aufsteiger Chemnitz dürfte mit 3 Siegen aus 10 Spielen mit der Arbeit von Rodrigo Pastore zufrieden sein.
Denke der Ausbruch von Roijakkers hat eher mit Druck zu tun. Brose hat vielleicht weniger Geld als zuvor, aber immer noch deutlich mehr als viele andere Teams in der Liga (alle haben weniger). Da sind 8:12 Punkte bei denen die Siege gegen Bonn (13), Würzburg (14), Chemnitz (16) und Giessen (17) ausschließlich gegen “Kellerkinder” geholt wurden doch etwas mau. Dazu das unglückliche Ausscheiden im BBL-Pokal. Bis auf die CL kann man dieses Jahr nicht so viel bei Bamberg vorweisen. Auch ein Roijakkers muss erst mal zeigen, dass er außerhalb seiner Komfortzone Göttingen funktioniert. Bis jetzt hat das für mich (noch?) nicht funktioniert. Oder bezeichnet man jetzt jemanden mit großem Etat in der Liga und negativen Punktestand schon als “Erfolgstrainer”? DIe Bewertung kommt für mich zu früh in der Saison.
Zu guter Coach/schlechter Coach: Man erkennt einen sehr guten Coach daran, dass er seine Spieler auf dem Feld gut auf den Gegner eingestellt hat. Wenn jetzt ein Spieler auf dem Feld steht und nicht weiß, was der Gegner da spielt oder wie man das verteidigen soll, dann kann ihm ein anderer Spieler helfen (alle haben das Handwerkszeug vom Trainer mitbekommen). Wenn sie sich gegenseitig ratlos ansehen, dann hat der Coach ihnen nichts mitgegeben. Passiert tatsächlich mal was unvorhergesehenes, dann kann man die Reaktion nach der nächsten Auszeit zur Bewertung nutzen.