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Basketball - KORR-Inland: Bonner jagen Topteams - Koch-Abgang vergessen
(dpa) - Bayern, Bamberg, Berlin - die drei großen «Bs» bestimmen in der Basketball-Bundesliga auch in dieser Saison die Schlagzeilen. Doch mit den Telekom Baskets Bonn schickt sich ein weiteres «B» an, in die Phalanx der Großen vorzustoßen.
Seit sieben Spielen sind die Rheinländer in der Liga ungeschlagen, nur der Auftakt gegen München ging knapp verloren. Nun kommt Titelverteidiger Bamberg in den ausverkauften Telekom Dome und stellt die Bonner Erfolgsserie auf den Prüfstand. «Die Brose Baskets sind schon noch eine andere Liga. Das wird ein richtiger Test für uns», sagte Bonns Trainer Mathias Fischer.
Der 42-Jährige hat es geschafft, innerhalb weniger Monate aus dem langen Schatten seines Vorgängers Michael Koch zu treten. Als die Bonner Vereinsführung Ende Mai völlig überraschend die Trennung von Koch verkündete, geriet die Basketball-Welt in der Bundeshauptstadt gewaltig aus den Fugen. Der Europameister von 1993 hatte mit seiner erfolgreichen Arbeit eine Art Kultstatus am Rhein erreicht.
Doch mit ruhiger Hand und kühlem Kopf schafften es Präsident Wolfgang Wiedlich und der neue Sportmanager Michael Wichterich, die kochende Volksseele wieder zu beruhigen. Erst lotsten sie Spielmacher Jared Jordan eine weitere Saison nach Bonn, dann verkündeten sie die spektakuläre Rückkehr von Tony Gaffney. Zudem bewiesen sie mit der Verpflichtung des in Bonn aufgewachsenen Fischer ein gutes Händchen.
«Bonn ist ein toller Standort, es macht großen Spaß, hier zu arbeiten», sagte der Baskets-Coach. Für Fischer selbst ist der Job beim fünfmaligen Vizemeister Chance und Seelenbalsam zugleich. Schließlich hat der Diplom-Basketballtrainer eine schwere Zeit als Coach der LTi Gießen 46ers hinter sich. Die Mittelhessen betreute Fischer in der vergangenen Saison, als sie nur knapp der Insolvenz entgingen und die Rückrunde ohne konkurrenzfähiges Team zu Ende spielen mussten.
«Natürlich ist es jetzt schön, in einer Organisation zu arbeiten, in der alles funktioniert», sagte Fischer. Die erfolgreiche Arbeit seines Vorgängers sah er von Beginn an nicht als Belastung. «Ich habe ein freundschaftliches Verhältnis zu Michael.» Doch in der täglichen Arbeit folgt Fischer seinem eigenen Weg, der auf Disziplin und harter Defense basiert.
Die Erfolgsstory in der Bundesliga, zu der sich zuletzt auch noch drei Siege im Eurocup gesellten, will Fischer nicht überbewerten. «Wir erarbeiten uns gerade ein Polster im Kampf um die Playoff-Plätze. Es werden auch wieder Niederlagen kommen», sagte der ehemalige Point Guard. «Wir haben noch jede Menge Arbeit. Wir schaffen es noch nicht, über 40 Minuten konstant unsere Leistung abzurufen.»
Doch die Tatsache, dass die Rheinländer die Erfolge größtenteils ohne Gaffney einfuhren, spricht für ein intaktes Teamgefüge. Der US-Boy stand in der Vorbereitung im Kader des NBA-Teams Memphis Grizzlies und ist erst seit gut zwei Wochen wieder in Bonn, weil es mit einem Vertrag in den USA nicht klappte. Doch Gaffney fügte sich nahtlos ein und machte die Telekom Baskets noch unberechenbarer. Dies soll auch Bamberg zu spüren bekommen. «Spielerisch ist uns Bamberg voraus. Aber wir werden Leidenschaft und Kampf dagegenstellen», kündigte Fischer die so typischen Bonner Tugenden an. Daran scheiterte in ALBA Berlin dieser Saison bereits ein großes «B».
Dem ist ja kaum etwas hinzu zu fügen. Insgesamt finde ich aber, dass die bisherige Arbeit von Fischer schon noch etwas stärker gewürdigt werden könnte. Von Spox bis Schießmichtot muss nun jeder noch daraufhinweisen, dass Koch hier die Vorarbeit geleistet hat. Mag ja sein, aber Fischer veredelt dieses gerade. Ich bezweifele stark, dass wir mit der Mannschaft unter Koch so spielen und dort stehen würden, wo wir gerade sind.