@Pullunder80:
Heute war Topspiel der BBL. Bamberg-Bayern. 75-76. Dieses Spiel ist ein Beispiel für die Probleme der BBL und warum ich dieses 6+6 hasse. Es sind 8 deutsche (Ex-)Nationalspieler auf dem Bogen. Minuten für die Nationalmannschaft einsetzbarer Spieler: 88:40 von 400:00 = 22,2%. Spieler bei Bamberg: 35:18 min (17,7%), Bayern: 53:22 min (27%).
In der Starting 5 stand keiner der Spieler! Punkte: Bamberg: 18 Bayern: 14. 32/151 Punkten. Würfe: Bayern gesamt: 67, für NM spielberechtigt: 13. Bamberg: 52, für NM berechtigt: 7.
Diese Zahlen finde ich einfach schlecht. Wenn es deutsche Nationalspieler nicht in die Starting 5 eines BBL-Topclubs schaffen, noch dazu als Ballträger und Verteidigungsspezialisten fungieren dürfen, dann frage ich mich, woher der Nachwuchs kommen soll, der die BBL bis 2020 nach vorn bringen soll. […]
6+6 macht aus den aktuellen deutschen Spielern keine besseren Basketballer, das ist aber mit keiner Regelung der Welt zu erreichen. Vielleicht wenn Ausländer mit Gewichten an den Füßen spielen müssten … aber auch dann wären die lediglich schlechter.
Ernsthaft, diese Regel soll einzig und allein zu “Leidensdruck” bei den Vereinen führen.
Dieses Thema ist ja nicht exklusiv beim Basketball beheimatet. Vielmehr ist es überall in Mannschaftssportarten zu finden, wo es ein übergroßes Angebot von Spielern gibt, die über dem nationalen Leistungsschnitt stehen. Das ist im Eishockey in vergleichbarem Maße der Fall und war bis vor zehn Jahren auch im Fußball so.
Ein Verein wird immer den nach seinen Möglichkeiten sportlich besten Kader zusammenstellen wollen. Gäbe es hier keine Einschränkungen, so würden nicht wenige Clubs Ausländer bevorzugen, die oftmals erfahrener, besser ausgebildet und - gemessen am Standing der BBL im Vergleich zum europäischen Spitzenbasketball - dennoch oftmals erschwinglich sind.
Durch die 6+6 Regel und die geringe Menge an über-BBL-durchschnittlichen Deutschen setzt eine Verknappung ein. Dadurch werden die besten deutschen Spieler, die auf Spitzenniveau selbst kaum mehr als rotationsfähige Basketballer sind, gefragt und teuer.
Großer Bedarf und geringe Verfügbarkeit führt dazu, dass die Vereine ein gesteigertes Interesse haben selbst deutsche Spieler auszubilden, entweder weil sie sich teure deutsche Spitzenspieler nicht leisten können, oder weil sie bei den eigenen “Kaderdeutschen” ein gewisses Niveau voraussetzen.
Kurzfristig hat das sicher auch negative Auswirkungen, überbezahlte deutsche Spieler, gesteigerter Wettbewerb um die bislang wenigen Talente, eingeschränkte sportliche Leistungsfähigkeit.
Aber wenn das gut geht, und das hoffe ich, dann geht die Saat irgendwann auf und dann hat sich das Thema Quotenregel erledigt, weil deutsche Spieler dann der Identifikation und vor allem der Qualität wegen im Kader stehen.
Weil das alles aber seine Zeit braucht, werden wir davon erst in einigen Jahren was sehen.
Bis dahin müssen der Verband und die Clubs auf breiter Front für den Sport arbeiten, mit Schulen, regionalen Vereinen, Länderkadern, Lehrgängen, Vorspielen und Turnieren, Trainerausbildung, Hospitationen, Nachwuchsligen etc. pp.
Da muss auch Geld in die Hand genommen werden, aber wenn die Vereine vor die Wahl gestellt werden teure Deutsche zu “kaufen” oder eigene Talente auszubilden, dann wird es auch eine Bereitschaft für letzteres geben.