Finde ich eine super Diskussion (als Mann). Um mal Beispiele aus der Praxis anderer Bereiche beizusteuern:
Im Vereinigten Königreich gibt es seit ein paar Jahren die Entwicklung, den Begriff “Lady” (z.B. “Liverpool Ladies”), also die englische Version der “Dame” aus den Verbandsbezeichnungen und dem allgemeinen Sprachgebrauch rauszubekommen. Da England nicht in vielem, aber im Bereich berufliche/gesellschaftliche Gleichberechtigung führend ist (z.B. Prozentsatz arbeitender Mütter), könnte man das als Zeichen betrachten.
Ich habe Mitte der 2000er Jahre im tiefsten Bayern an einer Uni mal mit meiner damaligen Freundin versucht, geschlechterneutrale Sprache in einen Seminarband (uni-interne Publikation) zu bringen. Das wurde uns alles rausredigiert. Heute, 15 Jahre später, hat Die Zeit entschieden, geschlechterneutral zu formulieren. Das einzige, was sich wirklich geändert hat, ist das Alter der Verantwortlichen. Für die eigentlichen Adressaten (bewusst Adressaten) der Änderung, sind solche Zeiträume zu lang- vielleicht sind sie schon in Rente. Ein Argument, nicht zu lange zu fackeln.
Hier ist der Begriff “Behinderte” / disabled people gefallen. Der Begriff wird ebenfalls langsam ausgephast. Und zwar nicht zugunsten “behinderter Menschen”, sondern im britischen Sprachraum längst in Richtung [people with] “special needs” und in Deutschland seit den 2000ern umgewandelt in “Menschen mit Förderschwerpunkt”. Interessanterweise ist das damals führende Bundesland in der Förderung gleichzeitig dasjenige, welches den Begriff zuerst umgestellt hat in der behördlichen Kommunikation: Berlin.
Was ich sagen möchte: Begriffe und Veränderung hängen, meiner Erfahrung nach, schon stärker zusammen als wir denken. Was auf was folgt, ist nicht so entscheidend und lässt sich auch nicht wirklich auseinanderklamüsern. Das zeigt diese Diskussion schon