Erst mal: Ein sehr schöner Beitrag! Da merkt man auch nochmal, wie schnell dieser Aufstieg jetzt eigentlich war. Dass das Eurocup Finale erst 5 Jahre her sein soll ist schon ziemlich unglaublich, wenn man überlegt was seitdem so passiert ist.
Wo ich jetzt gerne mal ansetzen würde, weil es ja gestern im Live-Thread während des Spiel 5 schon angeklungen ist, ist die Trainerfrage.
Ich bin ja schon eher auf der Seite der Kritiker, vor allem in dieser Saison. Dann gibt es aber so Spiele wie gestern, in der er wieder Ansätze zeigt, die einen gewissen Mut erfordern und die ganze Mannschaft geht diesen Weg mit. Das hat mich dann eben schon wieder an die erste Saison mit ihm erinnert, wo er gerade in schwierigen Zeiten schon immer einen Weg gefunden hat, doch noch erfolgreich zu sein. Und das endete ja auch mit dem erfolgreichsten Playoff Run der ganzen Zeit, der Basketball war auf beiden Seiten ein Traum.
Ein Beispiel was ich gestern eigentlich am überraschendsten fand: Im wichtigsten Spiel der Saison unter den schwerstmöglichen Bedingungen spielt die Mannschaft plötzlich wieder extrem schnell, nachdem man sich die ganze Saison auf einen langsameren, Halbfeldbasketball mit Post Fokus versteift hat, der weder sonderlich schön, noch konstant erfolgreich war. Bean, Delow und Thomas haben immer wieder sofort das Spiel schnell gemacht mit jedem Rebound. Der Post wurde eher als letztes Mittel benutzt, statt als erste Option. Vor allem in der 2. Halbzeit, in der man das Spiel gedreht hat, sah es schon wieder sehr nach Alba Basketball aus. Auch weil die Spieler viel freier in ihren Abläufen wirkten.
Die Frage die ich mir da eben stelle: Wo hört Aito auf und wo fängt Gonzalez an? Woher kommt in dieser Saison der Fokus auf den strukturierten Basketball? Was ist der Grund für den Fokus auf Horns Sets und Postplay, selbst wenn das Personal es nicht wirklich kann? Und warum kann man von einem Spiel oder einer Halbzeit zur anderen komplett den Schalter umlegen?
Man hat ja gestern auch gesehen, das der Kader für diesen Basketball eher gemacht ist. Delow, Bean, Thomas, Koumadje haben alle wahrscheinlich ihre besten Saisonspiele gemacht. Selbst JT auf einem Bein sah offensiv noch souverän aus, da er in die harte Arbeit im Post nur im Notfall gehen musste.
Dieses enge Korsett, in dem die Spieler durch die Saison immer wieder steckten, hat am Ende keinem so wirklich etwas gebracht.
Also welchen Stil sehen wir dann in der nächsten Saison? Den Bean-Delow-Turbo oder die 20 Postups pro Spiel mit ausbaufähigen Quoten? Eigentlich sollte man bei der Stichprobe in dieser Saison vom letzteren ausgehen und dann weiß ich nicht, wie man (wahrscheinlich) ohne JT eine große Verbesserung sehen sollte.
Dazu sieht man auch noch die schlechter gewordene Defense, wo vieles scheinbar Vorbereitungsthemen sind und die Vertragssituationen der Spieler, die kaum Handlungsspielraum lassen. Man wird nicht drum herum kommen seine Ansätze im Vergleich zu dieser Saison zu ändern, wenn man sich irgendwie verbessern möchte.
Das zweite Thema ist die Personalpolitik: Den Weg der jüngeren Verpflichtungen würde ich so definitiv nicht mehr sehen wollen, da das Risiko einfach zu groß ist. Klar sind die finanziellen Vorteile schön, aber sollten sich die Spieler nicht so entwickeln wie erhofft, hängen sie durch die langfristigen Verträge wie ein Klotz am Bein. Also wenn man diesen Weg schon gehen möchte, muss man vielleicht mehr mit vereinsseitigen Optionen arbeiten und diese auch nutzen, dann ist wieder die Frage ob man diese Talente noch bekommt. Große Zugeständnisse für Spieler und Agenten haben dem Verein in den letzten 2 Jahren aber auch nicht wirklich etwas gebracht. Da war der Weg der Mitte 20er doch eigentlich sowohl durch Buyouts, Spielweise und auch Erfolg vielversprechender.
Die neue Führung der Euroleague scheint nochmal etwas schärfer zu sein und viele Saisons wie diese, kann man sich wahrscheinlich nicht mehr leisten ohne Konsequenzen.