Es war der 26. Dezember 2009. In der erstmals bei einem Basketballspiel ausverkauften Halle West (750 Zuschauer) traf der SC Rasta Vechta auf die Artland Dragons. Der damals 14. der 2. Bundesliga ProB gegen den damals Drittplatzierten der Beko Basketball Bundesliga – ein ungleiches Duell.
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Die damals vom heutigen Ulmer Trainer Thorsten Leibenath gecoachten Drachen gewannen mit 100:38 mehr als standesgemäß. Patrick Elzie, im Dezember 2009 erst ein paar Wochen auf der Vechtaer Bank, kommentierte in der Oldenburgischen Volkszeitung so: „Das war eine Lehrstunde.“
Damals hätte ich sicherlich kein Wochenende wie das vergangene für möglich gehalten.
Samstag sitze ich kopfschüttelnd in der Artland Arena. Schwer vorstellbar, aber das spielerische Debakel auf dem Parkett wirkt fast noch harmlos im Vergleich zu dem Fiasko auf Vereinsführungsebene. Ein Stück Kulturgut wird in Schutt und Asche gelegt, auf der Tribüne erlebe ich nur Fassungslosigkeit mit. Für mein Gefühl kippt es mittlerweile beinahe in Häme um.
Und gestern Kontrastprogramm in Vechta. Die Organisation wirkt endgültig in der 1. Liga angekommen, hat spürbar Oberwasser, scheint bleiben zu wollen. Die Stimmung in der Halle ist positiv und fruchtbar (und teilweise sicherlich auch behopft). Im Verein sind professionelle Köpfe am Werk. Es existiert ein lebhaftes Vereinsumfeld. Das Fundament Jugendprogramm spielt jahrgangsübergreifend in der nationalen Spitze mit. Und, aus Quakenbrücker Sicht ein wunder Punkt, die neue Halle steht in den Startlöchern. Noch sehe ich die Dragons durch die Vizemeisterschaft und den Pokalsieg historisch netto als erfolgreicheren Verein an, was mir zumindest ein Stück Rest-Selbstbewußtsein als Drachenfan im Rasta-Dome lässt. Aber in Vechta ist vermutlich das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.
Diese Erkenntnis ist jetzt nicht neu, aber wurde nochmal deutlich: Die Machtverhältnisse haben sich vor Ort längt umgekehrt. Lange hab ich Rasta und die Zuschauerschaft als ahnungsloses Party- und Eventpublikum belächelt, nichtsdestotrotz hat sehr vieles dort Hand und Fuß. Und als Dragons-Vereinsführung sollte man sich nun überlegen, wie es mittel- und langfristig weitergehen soll und wie man sich positionieren möchte. Und ich denke nicht, dass diese dazu in der Lage ist.
Stand jetzt ist für 23/24 die Pro B nicht unwahrscheinlich. Und während es vor 8 Jahren noch eine “Jetzt erst recht”-Stimmung gab, kann ich mir das noch ein weiteres Mal nicht vorstellen. Der aktuelle Umgang mit Fans und scheinbar auch Sponsoren lässt sich diese gerade ziemlich vom Verein entfernen. Und je länger es ein Weiter-so geben wird, desto tiefer wird das Loch. Und eben nicht nur sportlich, sondern auch existentiell…
Go Dragons Go…