Mal aus Sicht eines Schiedsrichters (SR) ein paar Gedanken dazu:
Über die eine oder andere Regel oder Interpretation kann man sicherlich trefflich streiten, aber kein SR stellt eine Regel oder Interpreation oder Saisonvorgabe für sich alleine auf. Dies alles sind Dinge, die unser gemeinsames Hobby betreffen und damit den “Zeichensatz” darstellen, der von allen die diesen Sport aktiv ausüben, als das verbindende Element verstanden werden muss.
Es gibt in allen Sportarten und -bereichen regelnde Dinge, die dazu führen sollen, dass der Sport annähernd gleich verstanden und ausgeübt wird.
Über Unterziehhemden, -shirts und/oder -hosen kann man auch trefflich streiten, aber welchen Sinn haben diese Kleidungsstücke eigentlich?
Wenn ich mich als Auswechselspieler ausreichend aufwärme und warmhalte (lange Hose / Überziehjacke), dann gibt es keinen Grund, während des laufenden Spiels als aktiver Spieler, diese Kleidungsstücke sichtbar zu tragen. Denn da bewege ich mich (zumindest meistens) doch auch deutlich mehr und schneller als auf der Wechselbank, oder?
Wenn man sich zudem mal vergleichbare andere Hallensportarten anschaut (Hand-/Volleyball), dann ist das Tragen zusätzlicher Bekleidungsstücke dort gar kein Thema. Thema ist es nur bei uns Basketballern!
Temperaturen sollten auch nicht ausschlaggebend sein, denn was machen dann zig Hundertausende Hobbyfussballer tagtäglich im Winter auf den Fussballplätzen? Klar, die ziehen Handschuhe oder lange Hosen bzw. langärmelige Trikots an (oder auch nicht), aber unter freiem Himmel kommen eben manchmal auch im Winter Temperaturen zustande, die sich immer noch deutlich von mehr oder weniger gut geheizten Sporthallen unterscheiden. Wird die Mindesttemperatur von 16 Grad in einer Halle unterschritten, wird das Spiel eben abgesagt bzw. verlegt. Das Recht dazu hat jeder Spielbeteiligte.
De facto ist es aber so, dass (quer durch alle Ligen) eine mittlerweile ziemlich “wilde Anzugsordnung” herrscht, die es in anderen Sportarten so nicht gibt. Und das gänzlich unabhängig von Hallentemperaturen. Die Saison beginnt Mitte/Ende September bei zweistelligen 20er-Plusgraden und endet im April/Mai erneut bei 20er-Graden. Das beeinflusst das Tragen von zusätzlichen Hemden und Hosen aber in keiner Weise.
Ich selbst habe aber z.B. im Jugendfussball noch nie ein Team gesehen, bei dem die Spieler zu einem Pflichtspiel in drei unterschiedlichen Sporthosenmodellen auflaufen. Das gibt es dort einfach nicht. Hat vielleicht damit zu tun, dass Fussball auch einfacher ist als Basketball. In unserer Sportart ist dies aber leider sehr oft der Fall.
Wir haben mittlerweile eine einfache Vorgabe, und die ist doch recht locker einzuhalten: Das Tragen von SICHTBARER Unterbekleidung (Shirt / Hosen) ist nicht statthaft. Und die SR sollen diesen Mangel feststellen und für Abhilfe sorgen.
In den unteren Ligen besteht dies darin, dass sie die betroffenen Spieler zum Ausziehen der entsprechenden Kleidungsstücke auffordern. In den höheren Ligen unterbleibt diese Aufforderung, aber stattdessen wird dies auf dem Anschreibebogen vermerkt und die Spielleitung belegt jeden Verstoß mit Ordnungsstrafen. Ab einer gewissen Höhe stellt sich dann i.d.R. nach dem Erhalt einiger Strafen ein “gewisser Lernprozess” ein und das Tragen sichtbarer Unterziehkleidung wird eingestellt.
Ebenso ist die Vorgabe, dass ein Einwechselspieler sich spielbereit auf dem Wechselstuhl bereitzuhalten hat, da er durch eine Spielunterbrechung jederzeit damit rechnen muss, dass eine Wechselgelegenheit entsteht. Aber wie oft fangen dann die Spieler erst einmal an, sich noch die Shcuhe zu binden, die Überziehhose und -jacke auszuziehen, das trikot noch einmal in die Hose zu stecken und das Stirnband zu richten. Während alle anderen Spielbeteiligten stumpf auf ihn/sie warten müssen. Aber auch hier gibt es mittlerweile keine Diskussionen mehr darüber, wenn der SR dann abpfeift, die Nichtspielbereitschaft des Wechselspielers feststellt und das Spiel ohne Auswechslung fortsetzt. Aus mehrfacher eigener Erfahrung kann ich behaupten, dass dies in einem Spiel genau einmal und danach nie wieder vorkommt. Manchmal lernt der Mensch eben doch durch Einsicht.
Noch einmal: Über den Sinn und zweck von Regeln kann man sich immer streiten. Einiges macht Sinn, anderes nicht oder nur wenig. Aber wir sollten doch bitteschön eins unterlassen: Die SR sind für die Regeln nicht verantwortlich, sondern müssen das um- und durchsetzen, was sich andere überlegt haben.
Das ist auch so mit den Saisonvorgaben, die in den höheren Bundesligen entwickelt werden und dann nach und nach auch Einzug in den niedrigeren Ligen halten. Wenn man dies nicht akzeptieren mag, so gibt es doch immer auch die Möglichkeit bei Kreis- oder Bezirkstagen und/oder bei Ligaausschüssen anderslautende Regularien aufzustellen. Der DBB hat über seine Landesverbände keine Hoheit, und innerhalb der Landesverbände sind die Bezirke und Kreise in Dingen der Spiel- oder Wettbewerbsordnung ebenfalls autark. Da könnte also etwas beeinflusst werden. Als Beispiele dafür können die Sitzordnung von Heim- und Gästeteam sein, die anders sein kann als in der Regel vorgeschrieben ist. Ebenso wie gemäß Regel die grundsätzliche hellere Trikotfarbe immer vom Heimteam getragen werden muss, man dies aber auch anders per Spielordnung festlegen kann usw. usw.
Wenn man diese Möglichkeit der Einflussnahme aber nicht in Anspruch nimmt, dann muss man eben einfach akzeptieren, dass die grundsätzlichen Regeln befolgt werden müssen. Und diese sehen im Regelwerk das Tragen von SICHTBARER Unterziehkleidung nicht vor. So einfach ist es. Theoretisch!
In diesem Sinne noch einen schönen Tag in diesem Forum.