Bei mir überwiegt auch eher das Unverständnis über den erneuten Trainerwechsel anstatt die Vorfreude auf einen „neuen Besen“, der mal wieder „gut kehren“ soll.
Natürlich kann man Steven Clauss vorwerfen, dass ein bisschen mehr Demut vor der Aufgabe ProA im Vorfeld gut gewesen wäre. Ich erinnere mich da an ein Interview zu Saisonbeginn in dem es ja bereits um das Kratzen an den Play Offs anstatt um das Verlassen des Tabellenkellers ging. Und natürlich muss man ihm vorwerfen, sein angiffslastiges „Run & Gun“-Spielsystem nicht mehr umgestellt zu haben, nachdem die ersten Spiele damit verloren gegangen sind. Wobei es ja fast unmöglich ist, ein Angriffssystem mitten im Saisonverlauf umzustellen. Es hätte von Anfang an quasi eine Alternative geben müssen, in die dann vielleicht auch hier viel gescholtene Spieler wie beispielsweise Max von der Wippel oder Walter Simon besser eingebunden gewesen wären. Beide leben ja offensiv davon, sich klug im Rücken der Verteidigung zu bewegen. Ein Stärke, die natürlich nicht zur Geltung kommt, wenn der Angriff max. 8 Sekunden dauert oder der Ball selten geteilt wird.
Trotzdem empfinde ich den neuerlichen Trainerwechsel mitten in der Saison als ganz schlechtes Zeichen. Liam Flynn wird in der kurzen Zeit weder ein neues Spielsystem implementieren, noch aus eigener Kraft die Lücke am Korb füllen können. Dazu ist er vom Profil her der Trainertyp, von dem sich die Titans ja erst vor einem Jahr getrennt haben: jung, charismatisch und national verhältnismäßig unerfahren. Letztlich ist er also nur ein beliebiger Lückenfüller, der spätestens nächste Saison nach einer Niederlagenserie wieder zur Disposition steht. Damit verhalten sich die Titans mittlerweile wie 80% der anderen Profivereine. Das ist sehr Schade, denn Ursprung (kleiner Amateurverein @Titan91) und Idee waren ja mal grundsätzlich anders – an die Präsentation dazu kann ich mich noch gut erinnern: mittel- und langfristige sportliche Entwicklung geht vor kurzfristiger Ergebnisorientierung, Kontinuität und Bindung beim handelnden Personal, Motivation und Hilfsbereitschaft vor allem in schlechten Zeiten. Blöd ist jetzt, wenn bspw. Nachwuchsmannschaften solche Werte noch vermittelt bekommen, diese beim Aushängeschild des Vereins aber nur eine untergeordnete Rolle spielen. Hier wäre also allein im letzten Jahr mehrfach die Möglichkeit gewesen, eine Vorbildfunktion einzunehmen und sich von einem Großteil der Mitbewerber abzuheben. Diese Chance hat die Geschäftsführung mit den beiden Trainerwechseln leider „verspielt“.
Was bleibt nun? Zumindest ein paar interessante Puzzleteile, die sich vielleicht stellenweise zu einem Bild zusammen fügen. Vor allem den Spielern, denen hier auf den letzten Seiten mehrfach die ProA-Tauglichkeit abgesprochen wird, wünsche ich noch mal eine Chance sich zu beweisen. Für Peter Krautwald hoffe ich, dass Liam Flynn ein gutes Händchen hat. Nicht dass das nächste Mal dann sein eigener Stuhl wackelt, wenn die Fans wieder Reaktionen vom Verein fordern…