Um die Rolle und die Perspektiven für Deutsche in Tübingen einschätzen zu können,lohnt vielleicht ein Blick in die Vergangenheit.
Klar, Tübingen ist jetzt nicht unbedingt als großartiger Ausbildungsstandort für junge deutsche Spieler bekannt, aber dass sie hier gebremst wurden und anschließend anderswo unter anderen Bedingungen und Trainern explodiert sind, kann man auch nicht behaupten.
Zunächst hat Tübingen in den letzten Jahren in Oehle, Jönke, Albus und Spoden Spieler gehabt, die durchaus Spielzeit bekamen, nach ihrem Abschied aber in der Pro A gelandet sind und dort auch keine Über-Rollen spiel(t)en.
Dann waren mit Nadjfeji, Mittmann, Herber und Lischka erfahrene Spieler dabei, die bei uns ihre Karriere beendeten bzw. den Höhepunkt hatten (Lischka natürlich ein sehr besonderer Fall).
Bleiben aus der jüngeren Vergangenheit einmal Agva und Radosavljevic.
Ersterer hat bei uns in 17 Minuten bei 52% FG und 68% FW 6,5 Punkte und 3,4 Rebounds aufgelegt. Im Folgejahr in Frankfurt waren es in 13 Minuten 4,5 Punkte und 2,8 Rebounds bei 43% FG und 62% FW.
Letzterer hat (in einer zugegeben anderen Rolle) bei uns 20 Minuten gespielt, dabei 9,4 Punkte und 4,4 Rebounds bei 53% FG, 32% Dreier und 80% FW. In Berlin legte er in der Hälfte der Zeit 5,3 Punkte und 2 Rebounds bei 55% FG, 17% Dreier und 74% FW auf.
Was ich sagen will: Die Zahlen sind kaum unterschiedlich und die Spieler nicht explodiert.
Wenn man noch ein paar Jahre zurück geht, gibt es eine sehr erfolgreiche und dennoch spezielle Mannschaft, in der zwei mittlerweile etablierte BBL-Spieler spielten: Akeem Vargas und Nicolai Simon.
Vorweg schicken sollte man jedoch, dass in diesem Kader mit Josh Young, Louis Campbell, Vaughn Duggins und Reggie Redding vier sehr starke Guards (Redding spielte seinerzeit SF, aber “kostete” natürlich auch Guards Spielzeit) spielten und somit die Rollen der noch jungen Deutschen selbstverständlich limitiert waren.
Dennoch sah Simon durchschnittlich 14 Minuten, legte 5,4 Punkte, 1 Reb. und 0,6 Ass. bei 50% FG, 52% Dreier (!) und 74% FW auf.
Tübingen verlängerte Duggins und Redding (zwei Top-BBL-Spieler) und Josh Young auf PG, holte Cameron Wells und Simon ging nach Bayreuth, wo er sein stärkstes Jahr hatte.
In 25 Minuten gelangen ihm 9,3 Punkte bei 45% FG, 47% Dreier (!) und 87% FW, dazu 2 Reb. und 1 Ass. Diese Leistungen konnte er nicht mehr halten. In Braunschweig letztes Jahr waren es in 17 Minuten 2,6 Punkte, 1,5 Rebounds, 1 Assist bei 24% FG (!), 16% Dreier (!) und 77% FW.
Vargas schließlich ging ebenfalls nach der Saison, mit der Begründung,er spiele nicht genug. Wiederum: bei dieser Konkurrenz im Team m.E. die richtige Entscheidung von Coach Petrovic.
Über den Umweg Göttingen (Pro A), wo er eine sehr starke Saison hatte, legt er in Berlin bei etwas mehr als der doppelten Spielzeit (durchschnittlich 15 Minuten) 3-5 Punkte, 2 Rebounds, 1 Assist bei 40% FG, 35-40% Dreier und 70% FW auf.
In seinen 10 Spielen in TÜ kam er in 8 Minuten auf 2 Punkte, 1 Rebounds, 0,4 Assists bei 54% FG, 60% Dreier. Seine Defense war auch da schon stark.
Marin wird - davon gehe ich aus - in Gießen unter Freyer eine gute Rolle spielen, um die 15 Minuten sehen und zeigen können, dass er ein guter BBL-Spieler ist. Dass er das hier nicht gesehen hat, ist sein gutes Recht. Ich habe McCoy letzte Saison auch in einigen Spielen kritisiert, wieso ein Berry oder ein McClellan den Vorzug erhielten. In manchen Situationen war es aber auch die richtige Entscheidung.
Dennoch hätte ich für dieses Jahr für Marin eine größere Rolle gesehen und es kann nicht das Geld allein sein, das Spieler wie Philmore, Munoz, Marin und dieses Jahr bisher Heyden, Theis,Monninghoff zu uns bringt.
Daher bin ich auch überzeugt, dass wir noch einen guten vierten Rotationsdeutschen sehen werden und dass diese vier bei uns eine gute Saison spielen können.
Ob derjenige Mangold sein kann - um auf den letzten Post einzugehen -, weiß ich nicht. Dass er zwei Göttinger Angebote ausgeschlagen hat, ist das eine. Dass Roijakkers immer vom soooo kleinen Spieleretat spricht, das andere. Mangold dürfte auf jeden Fall in unserer Preisklasse liegen, aber mir persönlich wäre Robert Zinn (perspektivisch und aus Heimatverbundenheit) oder Daniel Schmidt nach seiner guten letzten Saison auch nicht unrecht.