Hier ein Bereicht aus der Mainzer Rhein-Zeitung von Peter Eisenhuth zu dem verpfiffenen Spiel gegen Gießen.
Die Fortsetzung der Pöbelei mit anderen Mitteln
ASC- Basketballer haben Aufstiegskandidaten VfB Gießen im Griff, bis Schiedsrichter Mate Kovacs die Initiative ergreift
MAINZ. Irgendwann schien Mate Kovacs die Schnauze voll zu haben. Offenbar mochte er nicht länger mit ansehen, wie der ASC Mainz, eine Mannschaft aus dem Tabellenmittelfeld der Basketball- Regionalliga Südwest, den Tabellenzweiten VfB Gießen beherrschte, wie die Gastgeber auf dem besten Weg waren, den Hessen drei Spieltage vor Schluss eine womöglich entscheidende Niederlage zuzufügen. Und also ergriff Kovacs die Initiative, riss das Spiel an sich und sorgte mit spektakulären Aktionen für die Wende. Dass die Mainzer am Ende eine 73:81 (56:60, 45:39, 21:18)- Niederlage beklagten, war zu einem Großteil Kovacs Verdienst.
Dabei könnte man es, was Kovacs Anteil an dieser Partie betrifft, bewenden lassen. Dass dieses Thema einiger Worte mehr bedarf, liegt daran, dass es sich bei Mate Kovacs nicht etwa um einen Gießener Akteur handelte - sondern um den ersten Schiedsrichter. Und was der am Samstagabend im Theresianum vom dritten Viertel an pfiff, war mindestens unverschämt, eher skandalös.
Langjährigen Besuchern von ASC- Spielen könnte der Referee aus Trier noch aus früherer Zeit bekannt sein, als seine Schwester Zita mit den Frauen des TV Hofheim im Theresianum gastierte und er auf der Tribüne gegen die Mainzer pöbelte. Seine Leistung am Samstag war die Fortsetzung der Pöbelei mit anderen Mitteln.
Kovacs überzog die Mainzer mit einer Fülle von Fehlentscheidungen, Unsportlichen und Technischen Fouls, die man nur dann als kleinliche Regelauslegung hätte interpretieren können, wären er und sein Schiedsrichterkollege Frank Niedrig, der sich mit der Zeit dem geringen Niveau anpasste, auf der anderen Seite ähnlich durchgegriffen. Davon aber konnte nicht die Rede sein - sonst hätten zumindest Zeljko Pavlovic und Felix Rotaru, zwei der wichtigsten VfB- Spieler, schwerlich auch nur das letzte Viertel erlebt. Tatsächlich hatte Rotaru am Ende nur vier Fouls gegen sich stehen, der ungestraft knüppelnde Pavlovic gar nur deren drei.
Während ASC- Vorsitzender Rainer Datz nach Spiel- ende mit hochrotem Kopf wütend auf die Referees schimpfte, bemühte sich Wolfgang Ortmann um einen sachlichen Ton. “Man muss sagen, dass uns die Pfiffe aus dem Rhythmus gebracht haben”, kommentierte der Trainer die vorangegangenen 40 Spielminuten, in die seine Mannschaft nicht nur wegen der Vorrundenklatsche und der Tabellensituation, sondern auch aufgrund des Fehlens von Center Andreas Hornig sowie der Flügelspieler Nik Koltai und Kevin Luyeye als klarer Außenseiter gegangen war.
“Wir wollten uns nicht noch einmal auseinandernehmen lassen wie in Gießen”, sagte Stephan Beck. Der Center stand exemplarisch für den wesentlichen Unterschied zwischen Vor- und Rückrundenspiel: Beim VfB waren die Mainzer mit der physischen Spielweise der Hessen völlig überfordert, diesmal setzten sie schnelles, mutiges Offensivspiel und eine extrem bewegliche, lauffreudige Defensive dagegen. Beck selbst glänzte im ersten und im letzten Viertel an den Brettern und setzte sich mit seiner Sprungkraft auch gegen die körperlich überlegenen Gegner durch.
“Ich habe eine Weile gebraucht, um mich ans Regionalliganiveau heranzuarbeiten”, sagte der 23- Jährige, der vor der Saison vom Oberligisten VfL Bad Kreuznach zum ASC gekommen war. “Stephan zeigt im Training immer eine gute Einstellung”, lobte Ortmann. “Und heute hat man deutlich gesehen, dass er in dieser Liga spielen kann.”
Auffälligster Mainzer Akteur war allerdings Patrick Heckmann. Befreit von der monatelangen Dreifachbelastung aus Regionalliga, NBBL und Nationalmannschaft bot der 18- Jährige seine beste Saisonleistung. Heckmann zog über weite Strecken das Mainzer Spiel auf, glänzte mit neun zum Teil herausragenden Assist, zwei spektakulären Blocks, war mit 24 Punkten auch bester Schütze der Partie und zog obendrein acht Fouls.
Zwei Mankos hatte das ASC- Spiel: Zu viele Rebounds gingen an die Gäste, und in der Offensive vergab der gegen Pavlovic sehr stark verteidigende Johannes Schulz zu viele einfache Korbleger. “Ihm hat nach seiner schweren Magen- Darm- Erkrankung die Kraft gefehlt”, entschuldigte Ortmann den jungen Center. Trotzdem lagen die Mainzer noch im dritten Viertel konstant mit bis zu acht Punkten vorne.
Bis Mate Kovacs sich in einen Rausch pfiff.
Peter H. Eisenhuth