@dunkingduchess sagte in Medialisierung Basketball:
Meine Fragen wären:
- Wann wurden die Übertragungsrechte von Basketballspielen von den öffentlich-rechtlichen Sendern an private Sender bzw Streaming Dienste abgegeben?
Wenn du was zitierfähiges brauchst, dann kannst du z.B. die Analyse “Wie kommt Sport ins Fernsehen” verwenden. Das stammt jetzt nicht alles aus dieser Quelle, ansonsten helfen vermutlich am ehesten alte BBL-Magazine und Websites weiter:
1990 und 1995 wurden vom DBB für die Übertragunsgrechte der BBL ein jeweils ein fünfjähriger Vertrag mit SportA geschlossen (der Sportrechteagentur von ARD und ZDF). Meines Wissens nach hatte dann das damalige DSF von SportA eine Sublizensierung für jeweils ein Live-Spiel pro Spieltag am Sonntagnachmittag erhalten.
Im Jahr 2000 wurde dann der Vertrag zwischen der (1996 gegründeten) BBL GmbH und Taurus Sport (einer Tochter des Kirch-Konzerns) abgeschlossen. Der Vertrag enthielt damals mehr als nur Übertragungsrechte, weil in dem Paket auch mehrere Ligasponsoren enthalten waren, welche die Produktionskosten für die Livespiele und das Ligamagazin auf Sat.1 übernommen haben (s.Oliver, DAB Bank, Deutsche Bahn).
2002 kam es dann zur Pleite von Kirch-Media und der ursprünglich für 5 Jahre geltende Vertrag wurde vorzeitig beendet bzw. auf sehr viel kleinerer Flamme weiter gefahren. Insbesondere das Liga-Magazin wurde eingestellt, weil generell die gesamte Marke ran bei Sat.1 auf den Prüfstand kam (vorallem mit der Fußball-Bundesliga, deren Nachberichterstattung wieder zur ARD wechselte).
In der Saison 2003/04 gab es dann einigen “Wildwuchs” in den Übertragungen, wobei teilweise auch einige Regionalsender die Chance für BBL-Liveübertragungen nutzten (z.B. tv.Berlin, deren Chefredakteur bereits damals Überlegungen für eine Übertragung aller BBL-Spiele per eigenem Satellitenkanal hatte).
Kurz nach Saisonbeginn 2004 konnte dann die BBL doch noch einen Erfolg vermelden, nachdem man sich mit PREMIERE über die Übertragung mit einem Livespiel pro Woche plus zusätzlichen Playoff-Übertragungen geeinigt hatte.
So richtig happy waren die BBL-Klubs mit diesem Vertrag nicht. 2007 nutzte man dann ein Angebot von SPORTFIVE, die Verwertungsrechte im Sport einfach selbst auszuwerten (vermutlich war einer der Treiber die immer günstigeren Übertragungskosten, vorallem übers Internet). SPORTFIVE gründete dann mit der BBL, der HBL und der DVL jeweils eigene Ligasender für Übertragungen im Wesentlichen im Internet.
Einer der Köpfe hinter diesem Projekt war Albrecht Schmitt-Fleckenstein, der später auch ganz Wesentlich Telekom Basketball bzw. MagentaSport mit voran gebracht hatte (von der Produktionsseite). Allerdings war 2007 noch nicht die Zeit für IP-TV-only. Also fand man zumindest für die Playoffs mit Eurosport noch einen Sender im klassischen Fernsehen.
Das Ganze lief dann für zwei Jahre, und auch hier waren beide Seiten nicht richtig happy. Vielleicht wollte man als Liga auch wieder mehr Free-TV-Präsenz, um wieder einen Ligasponsor zu finden (das gelang 2010 mit Beko). Auf jeden Fall war die Zeit zwischen 2010 und 2014 geprägt von den berüchtigten (weil leider sehr mittelmäßigen und ziemlich unambitionierten) Sport1-Übertragungen einerseits, aber auch vielen Versuchen von BBL-Teams mit eigenen Web-Übertragungen (z.B. Frankfurt, Trier, etc.).
Diese Zeit endete mit der Meldung im Frühsommer 2014, dass man mit der Telekom einen Partner gefunden hatte, welcher alle Ligaspiele in hoher Qualität und live übertragen wird. Damit hatte der damalige BBL-Geschäftsführer Jan Pommer für die Liga einen ziemlichen Quantensprung durchsetzen können, wobei man ehrlicherweise auch gestehen muss, dass der Aufstieg des FC Bayern Basketball auch einen wesentlichen Einfluß auf diese Entwicklung hatte.
Tja, und da ist man jetzt mit MagentaSport, bzw. den sublizensierten Spielen auf Sport1. Interessanterweise gab es dann im letzten Sommer einen ersten “Bieterwettbewerb” auch für die zweite Bundesliga, wo in Folge auch den ersten “Senderwechsel” gab (von Airtango zu Sportdeutschland.tv).
- Denkt ihr, die Spieler und Trainer werden zunehmend mehr zu Persönlichkeiten/Stars gemacht wie das bspw im Fußball der Fall ist?
Auch hier hilft vermutlich eine Recherche in Artikeln zu BBL-Übertragungen rund um das Jahr 2000. Schon damals hatten Kirch-Media und der damalige BBL-GF Reintjes postuliert, dass die Liga einzelne Spieler als Persönlichkeiten herausarbeiten muss, weil die Zuschauer sich eher mit Einzelpersonen als mit Teams identifizieren.
Interessanterweise hört man in den letzten Jahren, dass diese Strategie auch nicht zwingend funktionieren muss und der reine Personality-Ansatz nicht immer ausreicht.
- Was ist eure generelle Einschätzung: Hat sich der Basketball in den letzten 10/20 Jahren durch die Medien stärker verändert?
Auch da würde ich die oben genannte Analyse empfehlen. Insbesondere Anfang der 2000er hat der Basketball einige Regeln vorallem für TV-Übertragungen angepasst. Im Gegensatz zu anderen Sportarten wurde damit aber ein großer Schritt gemacht, dadurch ist es im Basketball zu diesem Thema vergleichsweise ruhig.