Euroleague Power-Ranking - Saison 2023/2024 Teil II
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Euroleague Power-Ranking - Saison 2023/2024 Teil II
9. Fenerbahce Istanbul
Einen ähnlich großen Absturz wie Kevin Pangos hat auch Nick Calathes in den letzten beiden Spielzeiten erlebt, sogar noch etwas größer. Barcelona jagte ihn vom Hof und zahlte Fenerbahce die Hälfte seines Gehalts, damit er nicht mehr bei ihnen ist, und jetzt will auch Fenerbahce ihn nicht mehr. Und genauso wie Pangos ist jetzt auch Calathes in der Position, dass sein Klub auf ihn setzen muss, nachdem sich der neue Starter auf der Eins, Raul Neto, bei der WM langfristig verletzt hat. Der Grieche ist aber nicht die einzige Baustelle im Team. Nationalmannschaftskollege Tyler Dorsey will den Verein nach nur einem halben Jahr ebenfalls verlassen und zu Panathinaikos wechseln, Fenerbahce und Itoudis würden ihn aber gerne behalten. Frustriert über die Entscheidung, entschied sich Dorsey gegen eine Teilnahme an der Weltmeisterschaft mit Griechenland, sein Trainer dort - Dimitris Itoudis. Nach der enttäuschenden letzten Saison hat GM Derya Yannier das Team umgebaut. Ex-MVP Nemanja Bjelica wurde in seine Heimat transferiert, ihn ersetzt Nathan Sestina, der als Stretch-Four und Rollenspieler besser ins System passen wird. Auf der Eins verpflichtete man Yam Madar und Raul Neto, um Calathes zu ersetzen, und auf der Fünf kamen Sertac Sanli und Georgios Papagiannis. Der Kader für die kommende Saison ist sehr tief und stark, aber auch mit vielen Egos. Nachdem Itoudis bereits letzte Saison Probleme hatte, ein Team zu formen, auch aufgrund der Verletzungsprobleme, bleiben Zweifel, wie es diese Saison weitergehen wird.8. AS Monaco
Die Sonne im Fürstentum kann gar nicht so stark scheinen, um die dunklen Wolken bei der AS Monaco zu überstrahlen. Dabei sieht der Kader auf dem Papier sehr stark aus. Der Kern wurde gehalten, mit Terry Tarpey, Mam Jaiteh und Petr Cornelie wurde hochkarätig und einheimisch eingekauft und Kemba Walkers Verpflichtung machte weltweit Schlagzeilen. Was stimmt also nicht? Schon während der vorangegangenen Saison, die in der erstmaligen Final Four-Teilnahme endete, hielten sich die Gerüchte, dass Sasa Obradovics Stuhl mehr als wackelt. Xavi Pascual und Pablo Laso waren die prominenten Namen im Frühsommer, Obradovic selbst gab ein sehr kryptisches Interview zu seiner Zukunft. Zwar stärkte GM Oleksiy Yefimov seinem Trainer im Juni den Rücken, doch seit der Entlassung von Sergio Scariolo brodelt die Gerüchteküche wieder. Und dann ist da noch Mike James. Der Star-Guard kritisierte das Vorgehen des Vereins und insbesondere die Verpflichtung von Kemba Walker so deutlich wie er konnte, verteidigte dabei auch seinen Trainer und ließ durchblicken, dass er gerne den Verein verlassen würde. Viel Unruhe in einem Team, das in der kommenden Saison durchaus wieder ins Final Four einziehen könnte. Die Qualität ist da, was und vor allem wer am Ende auf dem Parkett passiert, ist aktuell aber die große Frage.7. Olympiacos Piräus
Es waren vermutlich die bittersten zwei Monate im Frühsommer 2023 seit langem für alle Anhänger von Olympiacos. Vom klaren Favoriten auf den Titel beim Final Four zu einem großen Umbruch in der Off-Season. Mit Kostas Sloukas und Sasha Vezenkov hat Coach Georgios Bartzokas nicht nur seine beiden besten Spieler verloren, sondern auch die Eckpfeiler seiner Spielidee, die er über drei Saisons implementiert hat. Mit Nigel Williams-Goss, Luke Sikma, Ignas Brazdeikis und Nikola Milutinov hat man sich zwar hochkarätig verstärkt, doch die beiden großen Lücken können diese nicht stopfen. Es fehlt im Backcourt an einem Anführer, jemandem, der das Spiel an sich reißen kann oder mit seinem Scoring das Team führt. Bartzokas muss sich auch eine komplett neue Spielidee überlegen, denn Vezenkov lässt sich nicht Eins-zu-Eins ersetzen. Sikma bringt zwar viel Kreativität in die Mannschaft, doch er ist ein komplett anderer Spielertyp. Es ist allerdings von Vorteil, dass Piräus durch die frühe Rückkehr seiner WM-Spieler schnell wieder komplett war, doch bis die Mannschaft eine neue Spielidee hat, wird es dauern. Bis dahin wird die Mischung aus Qualität und bestehenden Automatismen die Mannschaft tragen.6. FC Barcelona
Vom Powerhouse zum großen Fragezeichen. Beim FC Barcelona war die Off-Season wohl die komplizierteste von allen. Um jeden Preis versuchte man sich möglichst günstig vom Monster-Vertrag von Nikola Mirotic zu trennen, am Ende bezahlt man ihm sein volles Gehalt dafür, dass er woanders Körbe wirft, und das vermutlich nicht zu knapp. Auch bei einigen anderen hieß es, dass sie für den richtigen Preis zu haben sind. Außer Cory Higgins und Sertac Sanli verließ aber keiner mehr das Team. Kyle Kuric und Mike Tobeys Arbeitspapiere waren ausgelaufen und schlossen sich anderen Klubs an. Der Sommer blieb aber paradox. Schon früh hieß es, dass der Verein den Basketballern die Mittel kürzt oder eher kürzen muss. Daraufhin statteten sie Willy Hernangomez erst einmal mit einem der teuersten Verträge Europas aus und blätterten jeweils siebenstellige Ablösen für Joel Parra und Dario Brizuela hin. Als letztes stieß dann Jabari Parker aus der NBA hinzu. Neu ist auch der Chef-Coach. Sarunas Jasikevicius drei Jahre in Barcelona waren zwar überaus erfolgreich, doch auch mit einem permanenten Rauschen begleitet: Knappe Playoff-Serien, Kritik am eigenen Team, die Causa Satoransky, wiederkehrende Gerüchte um Probleme mit dem Team und das immer wieder Verfehlen des ganz großen Wurfs, zweimal sogar gegen den Erzrivalen, prägten Saras Ära. Roger Grimau hat zwar Stallgeruch, ist aber ein unbekannter Name auf der europäischen Landkarte. Es bleibt abzuwarten, was Grimau mit dem Team macht und aus ihm herausholt, zumal die Vier im Kader noch mit einem Fragezeichen besetzt ist. Die Achse Tomas Satoransky, Nicolas Laprovittola, Nikola Kalinic, Jan Vesely und Hernangomez wird aber einen allzu großen Absturz verhindern.5. Maccabi Tel Aviv
Oded Katash hat in Maccabi alle Erwartungen übertroffen. Der Israeli ist zum zweiten Mal auf der Bank beim Traditionsverein und hat aus dem strauchelnden Klub wieder ein Powerhouse gemacht, auch weil er es geschafft hat, eine Spielphilosophie zu entwickeln in der Lorenzo Brown und Wade Baldwin sich nicht gegenseitig limitieren. Im Sommer hat man die wenig passenden Teile entfernt, teilweise mit ordentlichem Rauschen, und hat den Kader punktuell verstärkt. Tamir Blatt und Antonius Cleveland sollen der dünnen Guard-Rotation aus der letzten Saison mehr Tiefe geben. James Webb III hat letzte Saison in Valencia überzeugt und wird die Rolle als Stretch-Four besser ausfüllen als Jarell Martin, der Probleme in der Guard-dominanten Offensive mit seiner kleinen Rolle hatte. Jasiel Rivero wird mit seiner Physis und dem Einsatz ein Upgrade gegenüber Alex Poythress sein. Dem Kader fehlt es zwar an Tiefe und Upside, doch warum auch ein funktionierendes System sprengen?4. Panathinaikos Athen
Nach Jahren des Misserfolgs schickt sich Ergin Ataman in Athen an, eine neue Dynastie aufzubauen, worauf die Fans der Grünen seit dem Abgang von Zeljko Obradovic im Sommer 2012 sehnlichst warten. Mit Juancho Hernangomez, Mathias Lessort, Luca Vildoza, Kyle Guy, Jerian Grant und Olec Balcerowski ist der Kader vielfältig und gut verstärkt worden, die Rückkehrer Ioannis Papapetrou und Kostas Mitoglou runden den Kader gut ab. Doch erst der Königstransfer von Pana macht diesen Kader erst so richtig rund und stark. Der Wechsel von Kostas Sloukas vom Erzrivalen schlug ein wie eine Bombe in Europa, und sein Echo übertraf sogar den Wechsel vom damals 28-jährigen Vassilis Spanoulis von PAO zu Piräus. Sloukas allein macht dieses neu formierte Athen zu einem Powerhouse in der kommenden Saison, denn der 33-jährige ist nicht nur ein elitärer Floor-General, er ist auch ein exzellenter Anführer und vor allem eines, ein Gewinner. Etwas, was Panathinaikos die letzten Jahre gefehlt hat. Auch wenn Ataman Zeit brauchen wird, um all die neuen Teile zusammenzusetzen, bis der Motor richtig läuft, wird Kostas Sloukas das Team zu den Siegen führen, die das Team braucht, um wieder auf den Kurs Final Four zurückzukehren.3. Anadolu Efes
Drei Väter der letzten erfolgreichen Jahre haben im vergangenen Sommer die Bosporus-Metropole verlassen: Vasilije Micic, Ergin Ataman und Bryant Dunston. Mit Erdem Can ist ein neuer Coach an der Seitenlinie, der ausgerechnet beim großen Rivalen Fenerbahce dessen Blütezeit als rechte Hand von Zeljko Obradovic eingeleitet hat. Doch Can kommt als Trainer des Jahres in der Türkei und des EuroCups zu Efes, mit ihm im Gepäck eine bunte Mischung an neuen Spielern. Im Fokus steht Darius Thompson. Der Guard dominierte in seiner Rookie-Saison bei Baskonia als exzellenter Floor-General und League-Leader in Assists. Manche Experten sagen, er passt noch besser in das Efes-Team als Micic. Mit Ercan Osmani, Derek Willis und Tyrique Jones kommen drei Euroleague-Rookies neu in den Frontcourt, die mit ihrer Athletik, Beweglichkeit und ihrem Shooting (zumindest Willis und Osmani) den Kader tiefer und variabler machen. Und dann gibt es mit Shane Larkin und Will Clyburn absolute Star-Power in dieser Mannschaft, die noch immer vor Erfahrung und Star-Power strotzt. Can wird erst im Laufe der Saison die ganze Tiefe seines Kaders voll entdecken, doch das Anadolu Efes in Saison Eins nach Ataman bläst wieder zum Angriff auf den Titel, von Tag Eins an.
2. Olimpia Milano
Ist Milano der Gewinner der Off-Season mit der Verpflichtung von Nikola Mirotic? Eigentlich ja, doch die Verpflichtung überdeckt auch einiges. Gleich sieben starke Spieler tummeln sich im Frontcourt der Italiener, es wird einen heißen Kampf um jede Minute dort geben. Head-Coach Ettore Messina hat aber bereits angekündigt, sehr variabel spielen zu wollen, das Line-Up aus Mirotic, Johannes Voigtmann und Nicolò Melli auf Drei-Fünf könnte sich zum Alptraum aller Gegner entwickeln. Auch im Backcourt gibt es noch Fragen. Kevin Pangos bleibt nach einer schwachen und von Verletzungen geplagten Saison der Starter auf der Eins, obwohl Milano lange versucht hat, ihn abzugeben. Dessen Nachverpflichtung, Shabazz Napier, sollte weiterverpflichtet werden, doch weil Pangos keinen neuen Verein fand, konnte dieser nicht gehalten werden. Eine unglückliche Situation für den Kanadier. Mit Luigi Datome hing eine europäische Legende die Schuhe an den Nagel, sein Abgang, wie der von Timothe Luwawu-Cabarrot, reißt eine Lücke auf der Forward-Position. Da helfen auch die Verpflichtungen des ehemaligen Münchner Backcourts, Maodo Lo und Diego Flaccadori, nicht weiter, auf der Eins bis Drei ist Milano klein und nicht sehr physisch. Die Qualität im Kader ist trotzdem enorm und mit Messina an der Seitenlinie ist Milano wieder einer der Favoriten auf den Titel. Wenn nicht wieder Verletzungen dazwischen kommen.1. Real Madrid
Der amtierende Champion hat im Sommer seine größte Baustelle schließen können: die Point-Guard-Position. Facundo Campazzo kehrt nach knapp 3 Jahren zu den Königlichen zurück und füllt die Lücke, die er damals mit seinem Wechsel selbst geschaffen hatte. Noch ist man allerdings im Frontcourt etwas dünn besetzt. Anthony Randolph und Petr Cornelie haben Madrid den Rücken gekehrt, es bleiben nur noch Edy Tavares, Vincent Poirier und Guerschon Yabusele, der seine Sperre bereits verbüßt hat. Mit Gabriel Deck, Mario Hezonja und Eli N’diaye stehen zwar drei Spieler bereit, die die Lücke auch schließen können, doch nicht umsonst hat man an einer Rückkehr von Usman Garuba gearbeitet, der sich allerdings für ein Engagement bei den Golden State Warriors entschied. Aus dem eigenen Nachwuchs steht mit Hugo Gonzalez ein Spieler bereit, um in der kommenden Spielzeit Teil der Rotation zu werden. Nichtsdestotrotz startet Real als stärkstes Team in die Saison.