Der Albatros ist, laut dem von kosmos herausgegebenen “Naturführer BBL”, bekanntlich das Tier, das nicht höher flattert als es muss. Auch heute war für die gegenüben den letzten zum Teil desolaten Auftritten deutlich verbesserten Ludwigsburger eigentlich nie was zu holen. Berlin hat sich in der ersten Hälfte ohne große Mühe in für meinen Augen wunderbar stinklangweiliger, routinierter Weise in Führung gespielt; in fast jedem Angriff wurde der Wurf gefunden, den man wollte, stets ausgehend vom hohen Pick’n’Roll, das in der Folge konsequent mit zwei, drei guten Pässen bis zum guten Wurf zu Ende gespielt wurde. Auch das Timing beim seitlichen Pick’n’Roll nach Seitenverlagerung war beeindruckend: Backscreen für Jenkins oder Wright, der geht über die Grundlinie zur Weakside und der zuvor screenende Big Man kommt just in dem Moment zum PnR wieder beim Guard an, als der den Ball kriegt. Keine Chance für den Verteidiger, um den Block herumzukommen. Für Berliner Fans vielleicht jahrealte Routine, aber für mich, der diese Saison viel zu viel blödes Streetballgezocke ertragen musste, ein Grund für eine neidbedingte Verfärbung.
Ein Knackpunkt war die Auswechslung von Visser. Damit ging jegliche Gefahr unter dem Korb verloren und ALBA wurde es möglich, aggressiver auf die Guards zu gehen und in den Passwegen zu stehen. Daraus resultierte der erste kleine Run. Bei Ludwigsburg verfiel in dieser Zeit die zweite Garde wieder in die bewegungsfreie Schockstarre, die schon die letzten Spiele geprägt hätte. Besonders hypernervös in dieser Phase: Heyden.
Die zweite Halbzeit hat Berlin das Ding eben nach Hause geschaukelt, im dritten dann eher mit der Suche nach Missmatches und folgendem eins-gegen-eins. Hier wieder etwas, was mir in Ludwigsburg nicht gefällt, noch nie gefallen: Jedes Pick’n’Roll wird ohne Not geswitched. Nicht, dass Center einen Schritt rausmacht, um der Verteidigung eine Extrasekunde mehr Zeit zu geben, nein, es wird sofort geswitched. Visser ist niemand, der zur Not auch mal vor einem kleinen Spieler bleiben kann, er hängt dann draußen fest und fehlt bei Rebound oder muss den Drive zulassen.
Berlin mit sehr ausgeglichenem Scoring, Sonderlob an Golemac, der mit viel leidenschaft dabei war, und an Zwiener, der nach Dojcins Ausfall wie die Jungfrau zum Kinde zu Minuten kam und einen guten Job auf der 4 gemacht hat. Bei Lubu ein großartiger Quad Lollis, dessen Vertragsverlängerung nur noch Formsache sein kann, ein deutlich verbesserter King (auch mit guter Defense) und ebenfalls stark Richard Chaney, unser Imac für Arme.
PS:
Warum man an der Halle, die zum ersten Mal voll war, nur wieder zwei Türen beim Einlass offen hatte obwohl 2000 Leute mehr als sonst gekommen sind, wird mir wohl niemand erklären können.
Und wenn die Hallenbetreibergesellschaft nicht endlich an Lampe an der Treppe anbringt, die von Haupteingang gesehen links zur Schwieberdinger Straße führt, hoffe ich, dass sie jemand auf den letzten Cent verklagt, der sich in dieser stockfinsteren Todesfalle die Hüfte bricht.